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Howard Griffiths Abschied vom ZKO - Jecklin & Co. AG

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Klaidi Sahatci:<br />

Ein unermüdlich Reisender<br />

Albanien, Italien, Frankreich, lugano,<br />

Zürich – Klaidi Sahatci ist weit herum­<br />

gekommen. Seit dem Jahr 2004 ist er<br />

Konzertmeister des Zürcher Kammerorchesters<br />

und möchte sich nun bald in<br />

der limmatstadt niederlassen. Porträt<br />

eines unermüdlich Reisenden, der immer<br />

wieder nach einer neuen Herausforderung<br />

und nach der Erweiterung<br />

seines Horizontes sucht.<br />

«Die Musik ist immer in Bewegung, insofern<br />

ist sie ein bisschen wie das Leben»<br />

– eine symptomatische Äusserung Klaidi<br />

Sahatcis, denn die Bewegung ist heute<br />

ein elementarer Teil seines Lebens. Aufgewachsen<br />

ist der Violonist in einer Gesellschaft,<br />

die von reaktionärem Stillstand<br />

gezeichnet war. Während seiner<br />

Jugend herrschte in Tirana, der Hauptstadt<br />

Albaniens, wie im ganzen Land das<br />

kommunistische Regime, das nicht nur<br />

die räumliche, sondern auch die geistige<br />

Bewegungsfreiheit seiner Bevölkerung<br />

einzuschränken suchte.<br />

Von Albanien nach Italien<br />

Mit sechseinhalb Jahren trat Klaidi<br />

Sahatci ins künstlerische Gymnasium<br />

ein, froh, dass sein Wunsch, Musik zu<br />

machen, in Erfüllung ging. Doch auch<br />

da herrschte der despotische Überwachungsstaat,<br />

der bewirkte, dass die jungen<br />

Studierenden die russische Instrumentaltechnik<br />

erlernen und zum Beispiel auf<br />

die Musik des 20. Jahrhunderts verzichten<br />

mussten, weil der Staat sie als reaktionär<br />

und minderwertig einstufte.<br />

Die Wende und mit ihr die Bewegungs­<br />

freiheit kamen 1992. Klaidi Sahatci war<br />

20 Jahre alt und sah keine beruf liche<br />

Zukunft in Albanien, denn die Über­<br />

gangssituation nach dem Regimewechsel<br />

war existentieller Art – für kulturelle In­<br />

teressen blieb kein Platz. So reiste Sa­<br />

hatci nach Mailand ans <strong>Co</strong>nservatorio<br />

Giuseppe Verdi, fest entschlossen, sein<br />

Leben der Musik zu widmen.<br />

Ein weiter Horizont<br />

Nach etlichen Jahren des Eingeschlossen­<br />

seins dürstete Klaidi Sahatci nun nach<br />

neuen Perspektiven. Er sammelte Erfahrungen<br />

in Italien, suchte Inspirationen<br />

in Frankreich und landete schliesslich in<br />

Lugano. «Ich reise von Land zu Land, um<br />

mich musikalisch und persönlich zu bereichern.<br />

Überall gibt es wieder Neues zu<br />

lernen», ist er sich sicher. Unterdessen ist<br />

Klaidi Sahatci ein etablierter und vielseitiger<br />

Musiker, der neben dem <strong>ZKO</strong> mit anderen<br />

europäischen Sinfonieorchestern<br />

als Gastkonzertmeister arbeitet und rege<br />

seinen kammermusikalischen Aktivitäten<br />

nachgeht.<br />

<strong>ZKO</strong>­Orchestermitglieder im Porträt<br />

Fussball, Mythologie und Psychologie<br />

Doch 24 Stunden am Tag könne man<br />

sich nicht mit der Musik beschäftigen,<br />

ist Sahatci überzeugt, es brauche auch<br />

Abwechslungsreiches oder Ergänzendes.<br />

Fussball, zum Beispiel, sei so etwas. Ausserdem<br />

hegt Sahatci eine grosse Faszination<br />

für die griechische Mythologie. Die<br />

Geschichten und ihre Akteure seien zwar<br />

fantastisch, aber gerade heute wieder<br />

von brennender Aktualität, findet der<br />

Musiker, der sich gerne mit gesellschaftlichen<br />

Phänomenen auseinandersetzt.<br />

Somit erscheint auch sein drittes Interessenfeld<br />

plausibel: die Psychologie. Diese<br />

bezeichnet er für seine Rolle als Konzertmeister<br />

als unabdingbar, denn er müsse<br />

einerseits führen können und andrerseits<br />

zuhören – zwei Dinge, die nicht<br />

immer Hand in Hand gehen.<br />

Zukunftsvisionen<br />

Klaidi Sahatci hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

die Kultur Albaniens zu fördern indem<br />

er Studierende unterstützt und Werke<br />

von albanischen Komponisten spielt, um<br />

deren Musiksprache auch in anderen Teilen<br />

Europas bekannt zu machen. «Musik<br />

ist ein Geschenk der Natur, das ich weitergeben<br />

möchte. Ich schätze mich glücklich,<br />

eine Sprache gefunden zu haben,<br />

durch die ich mich ausdrücken kann.»<br />

Barbara Pfister<br />

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