Howard Griffiths Abschied vom ZKO - Jecklin & Co. AG
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Artist Forum<br />
Julian Bliss (16)<br />
«Mein leben ist Musik, und ich genies<br />
se es.» So charakterisiert sich der jun<br />
ge Klarinettist Julian Bliss. Im April<br />
wird er nun schon zum dritten Mal mit<br />
dem Zürcher Kammerorchester in der<br />
Tonhalle Zürich auftreten.<br />
Er ist gerade mal 16 Jahre jung und führt<br />
schon das Leben eines international gefragten<br />
Solisten, hat bereits einen ExklusivVertrag<br />
mit dem renommierten Label<br />
EMI und wird allerorts mit Superlativen<br />
bedacht. Mit dem Zürcher Kammerorchester<br />
debütierte er 2004 in der Tonhalle<br />
gemeinsam mit Sir James Galway.<br />
Im selben Jahr spielte er an einem Privatkonzert<br />
ebenfalls mit dem <strong>ZKO</strong> unter<br />
<strong>Howard</strong> <strong>Griffiths</strong> Mozarts Klarinettenkonzert<br />
und begeisterte durch seine<br />
nicht nur technisch, sondern auch musikalisch<br />
ausserordentlich reife Interpretation.<br />
Julian, wie sieht bei dir ein «normaler» Tag<br />
aus?<br />
Julian: Bei mir gibt es keinen «normalen»<br />
Tag – jeder sieht anders aus. Mal bin ich<br />
auf Reisen, zu einem Konzert oder zu<br />
Sabine Meyer nach Lübeck, oder ich übe,<br />
besuche die Akademie ... und mache eigentlich<br />
nichts anderes als Musik – entweder<br />
spiele ich selbst oder ich höre<br />
Musik. Musik erfüllt meinen ganzen Tag<br />
und bestimmt mein Leben. Aber ich liebe<br />
es und geniesse dieses Leben, so wie es<br />
ist!<br />
Viele Teenager hören vor allem Popmusik.<br />
Kannst du damit auch etwas anfangen?<br />
Julian: Ja sicher, ich höre alle Arten von<br />
Musik. Ich bin sehr offen für die verschiedensten<br />
Musikstile.<br />
Du bist seit einiger Zeit Schüler von Sabine<br />
Meyer, der wohl berühmtesten und renommiertesten<br />
Klarinettistin.<br />
Julian: Ich bin alle zwei Wochen für einen<br />
Tag dort. Es ist wunderbar, von ihr unterrichtet<br />
zu werden. Sie ist eine so sympathische<br />
und liebenswerte Person. Auch<br />
im Unterricht ist sie stets sehr freundlich.<br />
Ebenso Reiner, ihr Ehemann, der oft dabei<br />
ist. Ihre Art zu unterrichten unterscheidet<br />
sich sehr von anderen Lehrern.<br />
Gibt es besondere Highlights, auf die du<br />
dich freust? Zum Beispiel auf den Auftritt bei<br />
den BBC Proms im Juli in der Royal Albert<br />
Hall?<br />
Julian: Für mich ist jedes Konzert, das<br />
ich spiele, ein Highlight. Es sind jeden<br />
Monat drei bis fünf Konzerte geplant,<br />
aber ich achte darauf, dass mein Terminkalender<br />
nicht zu voll wird, und schaue,<br />
dass ich auch noch genügend Zeit zum<br />
Studieren, Lernen und Üben habe.<br />
Dieses Jahr spielst du unter anderem das<br />
KlarinettenKonzert von Aaron <strong>Co</strong>pland,<br />
ein eher selten zu hörendes Stück.<br />
Julian: Ja, ich liebe dieses Konzert sehr.<br />
Es ist für mich eines der bedeutendsten<br />
jüngeren Werke für Klarinette, es vereint<br />
so viele Stile in sich, und es gibt viele Arten,<br />
es zu spielen.<br />
Im April wirst du mit dem <strong>ZKO</strong> das Klarinet<br />
tenquintett von Weber und die hochvirtuose<br />
Introduktion, Thema und Variationen von<br />
Rossini spielen.<br />
Julian: Ja, auch dieses Stück spiele ich<br />
sehr gerne, es macht grossen Spass. Das<br />
KlarinettenQuintett von Weber, das wir<br />
mit dem <strong>ZKO</strong> in einer Bearbeitung für<br />
Orchester aufführen, eignet sich sehr<br />
auch für diese Besetzung. Ich freue mich<br />
darauf, wieder mit dem <strong>ZKO</strong> zu spielen.<br />
Du hast schon öfters an grossen Anlässen für<br />
die englische Königin gespielt. Wirst du bald<br />
wieder für die «Royals» spielen?<br />
Julian: Da ist im Moment nichts geplant,<br />
aber ich hoffe, es ergibt sich wieder einmal<br />
die Gelegenheit dazu. Sie sind sehr<br />
nette Leute und behandeln mich stets<br />
sehr freundlich. Barbara Honegger<br />
KonzertTipp<br />
Di, 4.4.06, 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel,<br />
Mi, 5.4.06, 20 Uhr, Tonhalle Zürich<br />
Julian Bliss; <strong>ZKO</strong>; Marcus Creed, Dirigent<br />
Mozart: Serenade KV 101; Rossini: Introduktion,<br />
Thema und Variationen; M. Haydn: Sinfonie<br />
GDur; Weber: Klarinettenquintett<br />
CDTipp<br />
Julian Bliss, Klarinette;<br />
Julien Quentin, Klavier<br />
Music for Clarinet and<br />
Piano<br />
1 CD, Fr. 19.90, BestNr. 9<br />
Salome Scheidegger (19)<br />
Salome Scheidegger ist gerade 1 Jahre<br />
alt geworden und zielstrebig auf<br />
dem Weg zu einer internationalen Karriere<br />
als Konzertpianistin. Im Interview<br />
mit «SaisonKlänge» berichtet sie von<br />
ihrem grossen Traum.<br />
Ein kalter Januarmorgen. Das Gespräch<br />
mit Salome Scheidegger findet im «Starbucks»<br />
am Bellevue in Zürich statt. Die<br />
sehr hübsche, zierliche und selbstbewusste<br />
junge Dame erzählt mit Leidenschaft<br />
und Ernst von ihrem grossen Traum.<br />
Beeindruckend, was sie in ihrem jungen<br />
Leben bereits alles getan hat.<br />
Salome, Sie sind in Japan geboren. Waren Ihre<br />
Eltern aus beruf lichen Gründen dort?<br />
Salome: Ja, auch. Meine Eltern lieben<br />
Asien und die asiatische Kultur und<br />
wollten deshalb einen Teil ihres Lebens<br />
dort verbringen. Mein Vater hatte die<br />
Möglichkeit, dort als Biochemiker zu arbeiten.<br />
Ihre Leidenschaft gehörte auch<br />
immer der Musik, wir vier Kinder wurden<br />
darin bereits früh gefördert.<br />
Mein erster aktiver Kontakt mit Musik<br />
war Unterricht in klassischem japani<br />
schem Tanz. Ich hatte als Vierjährige be<br />
reits meinen ersten öffentlichen Auftritt,<br />
in einem traditionellen Kostüm, Perücke<br />
und Maske. Nur die blauen Augen verrieten<br />
meine europäische Herkunft (Bilder<br />
können unter www.salomes.com bestaunt<br />
werden).<br />
Als Sie 1992 in die Schweiz kamen, begannen<br />
Sie aber mit dem Klavierspiel.<br />
Salome: Japanischen Tanz konnte ich natürlich<br />
hier in der Schweiz nicht weiter<br />
ausüben. So ging ich ins Ballett und fing<br />
an, Klavier zu spielen. Ich spürte schon<br />
damals, dass mein Herz diesem wunderbaren<br />
Instrument gehört. Es ist so majestätisch,<br />
hat so viele Ausdrucksmöglichkeiten<br />
– ich liebe es so sehr, dass ich<br />
möglichst viel Zeit mit Klavierspielen verbringen<br />
möchte.<br />
Ihr klares Ziel ist es, eine internationale<br />
Karriere als Konzertpianistin zu machen.<br />
Dazu gehört neben ausserordentlichem Talent<br />
und Fleiss natürlich auch ein gutes<br />
Management. Wenn man Ihre sehr beeindruckende<br />
Website besucht, erkennt man, dass Sie<br />
darüber verfügen. Wer managt Sie?<br />
Salome: Das sind hauptsächlich meine<br />
Eltern. Mein Vater pflegt Beziehungen,<br />
organisiert Konzerte, und meine Mutter<br />
«coacht» mich – und da ist natürlich<br />
noch meine Lehrerin Galina Vracheva,<br />
die für meine musikalische Ausbildung<br />
verantwortlich ist. Sie ist wunderbar. Sie<br />
lehrt mich nicht nur Klavierspiel, ihr<br />
Unterricht ist sehr umfassend. Ich lerne<br />
bei Galina Vracheva auch Harmonielehre,<br />
Kompositionstechnik und Musikgeschichte.<br />
Am 4. März werden Sie mit dem <strong>ZKO</strong> Mozarts<br />
Klavierkonzert CDur KV 415 spielen. Am 25.<br />
Januar spielen sie dasselbe Konzert in Osaka.<br />
Salome: Ja, das ist toll, dass ich auch in<br />
Japan dieses Konzert spielen kann. Das<br />
KV 415 ist eines der schönsten Konzerte<br />
Mozarts, obwohl es nicht so populär ist<br />
wie das dMoll (KV 466) oder das ADur<br />
(KV 414). Je länger ich es spiele, desto<br />
schöner finde ich es. Speziell daran ist<br />
unter anderem, dass es ausser den drei<br />
Hauptkadenzen auch mehrere Nebenkadenzen<br />
enthält – ganz nach der Art dieser<br />
Zeit, als die Pianisten mit improvisierten<br />
Passagen ihr Können darbieten<br />
konnten. Es gibt zwar auch zu diesem<br />
Konzert Originalkadenzen aus Mozarts<br />
Hand, ich aber spiele diejenigen, die Galina<br />
Vracheva extra für mich geschrieben<br />
hat. Sie sind zeitgenössisch, aber nicht<br />
atonal, und doch ganz im Geiste Mozarts.<br />
Ich denke, Mozart würden sie gefallen<br />
– aber auch Paul Sacher, dem ja das<br />
<strong>ZKO</strong> das Konzert <strong>vom</strong> 4. März zu seinem<br />
100. Geburtstag widmet. Barbara Honegger<br />
KonzertTipp<br />
Sa, 4.3.06, 20 Uhr, Tonhalle Zürich<br />
Salome Scheidegger, Klavier; Zürcher<br />
Kammerorchester; <strong>Howard</strong> <strong>Griffiths</strong>, Dirigent<br />
W.A. Mozart: Klavierkonzert CDur KV 415<br />
sowie Werke von R. Strauss, R. Koering und<br />
B. Bartók<br />
Details siehe Konzertkalender<br />
CDTipp<br />
Salome Scheidegger,<br />
Klavier; Anthology:<br />
Chopin, Janáček,<br />
Mendelssohn, Debussy<br />
1 CD, Fr. 30.–, BestNr. 10<br />
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