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Howard Griffiths Abschied vom ZKO - Jecklin & Co. AG

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Zürcher Kammerorchester<br />

Chesapeake Bay <strong>ZKO</strong>­Musiker posieren vor der Carnegie Hall, NYC «Blendende» Aussicht <strong>vom</strong> Empire State Building<br />

Einladung nach dem Konzert in einer typischen Villa von Charlottesville <strong>Howard</strong> <strong>Griffiths</strong> mit dem Gastgeber in Charlottesville und Sharon Isbin<br />

<strong>ZKO</strong> unterwegs in den USA<br />

Nach einer fast 20­jährigen Pause war<br />

das Zürcher Kammerorchester im Oktober<br />

2005 wieder einmal unterwegs auf<br />

US­Tournee. Zusammen mit der gitarristin<br />

Sharon Isbin standen in 24 Tagen<br />

18 Konzerte mit abwechselnd drei unterschiedlichen<br />

Programmen auf dem<br />

Reiseplan.<br />

Morgens um 9 Uhr, knapp drei Stunden<br />

vor Abflug, ist es so weit, die Reise beginnt<br />

(fast). Nach und nach treffen die<br />

Musikerinnen und Musiker zum Einchecken<br />

ein, alles geht reibungslos. Spannend<br />

könnte es dann bei der Einreise in<br />

die USA werden. Was erwartet uns wohl<br />

(frage ich mich, die das Orchester zum<br />

ersten Mal auf einer längeren Reise begleitet)<br />

bei der «Immigration» in Washing­<br />

ton? Die Sache verläuft auch dort er­<br />

staunlich problemlos, sogar die grossen<br />

Instrumentencontainer mit Kontrabäs­<br />

sen und Celli verursachen keinerlei Ex­<br />

tra­Probleme.<br />

Eigentlich verwunderlich (aber natürlich<br />

hoch willkommen), war uns doch im Vor­<br />

feld klar gemacht worden, dass solche<br />

grossen «Behältnisse» extra verzollt und<br />

inneramerikanisch nur auf dem Landweg<br />

transportiert werden dürfen.<br />

12<br />

Unsere erste Station, Charlotte, North<br />

Carolina, erreichen wir mit drei Stunden<br />

Verspätung. Ein Unwetter hatte die ganzen<br />

Flugpläne durcheinander gebracht,<br />

und wir erleben mit, wie ganze Crews<br />

und einzelne Piloten über Lautsprecher<br />

gesucht werden!!! Gegen Mitternacht<br />

kommen wir gut im Hotel an und können<br />

– endlich – schlafen! Das «Eröffnungskonzert»<br />

am übernächsten Nachmittag<br />

war ein Riesenerfolg, Standing<br />

Ovations und begeisterte Kritiken schon<br />

nach dem allerersten Auftritt, das war<br />

wirklich ein Erlebnis!<br />

Im Bus Richtung Süden<br />

Danach ging die Tour erst richtig los: Per<br />

Bus fuhren wir weiter Richtung Süden.<br />

An den meisten Konzertorten gab es<br />

nicht sehr viel zu sehen, vor allem fehlte<br />

die Zeit für Sightseeing. Fast jeder Tag<br />

war Reisetag, die Fahrten dauerten in der<br />

Regel zwei bis sechs Stunden. Während<br />

dieser Fahrten konnte man allerdings<br />

durchaus einen Eindruck von der Landschaft<br />

gewinnen. Wunderschön war die<br />

Landschaft vor allem im Landesinnern,<br />

beispielsweise von North Carolina, in<br />

der Region der Appalachen, der Blue<br />

Ridge Mountains, wo die Herbstfarben<br />

zwar noch nicht voll ausgeprägt waren,<br />

aber die spätere Pracht erahnen liessen.<br />

Im Hotel lagen Prospekte über Trekkingtouren<br />

ins Gebiet der Cherokee­Indianer<br />

auf, welche – bei mir – Lust auf mehr aufkommen<br />

liessen. Aber nach einem kurzen<br />

Spaziergang durch Asheville war es<br />

schon wieder Zeit, in die Konzertkleidung<br />

zu schlüpfen, den Bus zu besteigen<br />

und in die Konzerthalle zu fahren!<br />

Konzerte in der Universität<br />

Die meisten unserer Konzerte fanden in<br />

Universitätsstädten statt, was hiess, dass<br />

in den von uns besuchten Städten die<br />

meisten kulturellen Anlässe in Aulen<br />

oder Konzertsälen auf Universitäts­ oder<br />

<strong>Co</strong>llegegelände abgehalten werden. Es<br />

ist erstaunlich, welche Vielfalt an Baustilen<br />

und ­epochen in Konzertsälen in den<br />

USA zu finden ist: von mit dunkelroten<br />

Plüschsesseln ausgestatteten altertümlichen<br />

(Kino)Sälen mit 400 Sitzplätzen<br />

bis zu modernen Riesenauditorien mit<br />

über 2000 Plätzen. Jedes der 18 Konzerte<br />

war ein grosser Erfolg, die Säle waren<br />

zwar oft nicht ausverkauft, aber der herzliche<br />

Applaus fiel deswegen keineswegs<br />

geringer aus. Die Zuhörerschaft zeigte<br />

sich ebenfalls sehr offen der Programmierung<br />

gegenüber. Sogar das zeitgenössische<br />

Werk, «Labyrinth» von Fabian Mül­<br />

ler, wurde sehr positiv aufgenommen,<br />

geschweige denn die anderen Werke,<br />

allen voran diejenigen für Sologitarre.<br />

Auch in der Presse fanden die Auftritte<br />

des <strong>ZKO</strong> ausgezeichnete Resonanz.<br />

Aus den einen oder anderen Gründen<br />

etwas besser in Erinnerung geblieben<br />

sind mir eine Handvoll Städte: Wilmington,<br />

North Carolina, die Stadt am Wasser<br />

mit der herzigen Uferpromenade, den<br />

Austern­Restaurants und dem Flugzeugträger­Museum.<br />

Dieser Ort strahlt einen<br />

ganz speziellen Charme aus, und wir erlebten<br />

ihn sogar bei Sonnenschein und<br />

heissen Temperaturen.<br />

Highlights und NYC<br />

In Durham, ebenfalls North Carolina,<br />

hatten wir tags darauf unseren ersten<br />

freien Tag. Das Hotel war weit weg <strong>vom</strong><br />

«Schuss», und zu tun gab es nicht viel<br />

ausser einkaufen. Wir bekamen bei der<br />

Rezeption den Tipp, einen Ausflug in ein<br />

nahe gelegenes Naturschutzgebiet zu<br />

unternehmen. Mit einem Taxiunternehmen<br />

wurde ein Pauschalpreis ausgehandelt,<br />

und los ging die Fahrt. Nur – bis<br />

zum schönen Lake Jordan kamen wir<br />

nicht, lediglich bis zur dazugehörigen<br />

Rangerstation (wenigstens nicht irgend­<br />

wo im Nichts). Dort lud uns der Fahrer,<br />

der ganz offensichtlich keine Ahnung<br />

hatte, wo er war, aus und verlangte einen<br />

<strong>vom</strong> abgemachten weit entfernten horrenden<br />

Preis – und fuhr davon! Die beiden<br />

Mitarbeiterinnen der Station trauten<br />

ihren Ohren kaum, dass wir dort am See<br />

spazieren gehen wollten. Die zugänglichen<br />

Stellen waren nämlich kilometerweit<br />

entfernt ... Die nächste Frage war,<br />

wie kommen wir wieder zurück? Weit<br />

und breit kein Bus oder sonstige Möglichkeiten,<br />

ein Auto zu mieten. Schliesslich<br />

bot eine der Damen an, uns in ihrem Privatwagen<br />

die 20 km zum Hotel zurückbringen<br />

…<br />

Dann Atlanta, Georgia, die einzige Riesenstadt<br />

ausser New York City, und Konzernhauptsitz<br />

von <strong>Co</strong>ca­<strong>Co</strong>la. Von der<br />

Stadt selbst haben wir zwar nicht viel gesehen,<br />

aber das Aussergewöhnliche hier<br />

war der Konzertsaal, die Spivey Hall.<br />

Initiiert und gesponsert wurde die Spivey<br />

Hall von einem Ehepaar, auf dem Gelände<br />

der Clayton State University: ein kleiner<br />

Saal mit lediglich 400 Plätzen, aber<br />

akustisch <strong>vom</strong> Feinsten. Viele bekannte<br />

Künstler waren hier schon zu Gast, davon<br />

zeugen hinter den Kulissen signierte<br />

Fotos von unter anderen Fazil Say, Hilary<br />

Hahn, Magdalena Kozena und Ian Bostridge,<br />

den Brüdern Capuçon – und jetzt<br />

ziert auch das Zürcher Kammerorchester<br />

diese Bildergalerie. Hampton, Virginia,<br />

ist ebenfalls am Wasser gelegen. Direkt<br />

neben dem Hotel mit wunderbarer Sicht<br />

aufs Meer und auf den Fischereihafen,<br />

befindet sich ein Ableger des NASA­Weltraumcenters,<br />

irgendwie unrealistisch,<br />

aber faszinierend: einerseits Natur und<br />

andererseits Hochtechnologie.<br />

Für mich endete die Tournee in New York<br />

City. Nach dreistündiger Fahrt wurden<br />

wir direkt zum Konzertsaal gebracht,<br />

denn das Konzert sollte um 15 Uhr beginnen,<br />

vorher war eine Probe angesagt, und<br />

daher war die Zeit zu knapp, zuvor im Hotel<br />

die Zimmer zu beziehen. NYC hat<br />

mich voll erwischt! Zum ersten Mal in<br />

dieser Riesenstadt, fühlte ich mich restlos<br />

verloren – zu Beginn. Später normalisierte<br />

sich die Lage, und am nächsten<br />

Tag war Stadtbesichtigung angesagt: Empire<br />

State Building, Museum of Modern<br />

Arts, Ground Zero. Für mehr hat es leider<br />

nicht gereicht, aber die enorme Anziehungskraft<br />

dieser Stadt wird bestimmt<br />

einen weiteren, längeren und tief ergehenden<br />

Besuch zur Folge haben.<br />

Ingrid Susanne Lüthi<br />

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