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Zum Dialog berufen - Missionszentrale der Franziskaner

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che ist keine Gesellschaft, die auf ihre<br />

eigenen Strukturen und ihren eigenen<br />

Bestand konzentriert ist, son<strong>der</strong>n Volk<br />

Gottes auf dem Wege (LG 2; 8; 9; 48-51;<br />

UR 2). Sie orientiert sich nicht an <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

son<strong>der</strong>n soll unter <strong>der</strong> Führung<br />

des Heiligen Geistes (LG 7; UR 1; 4)<br />

werden, was sie ist (UR 4; vgl. Enzyklika<br />

Ut Unum Sint (UUS) 11-14). Sie strebt<br />

nach „Katholizität“ (UR 4). In kontinuierlicher<br />

Reflexion wird sie sich dessen bewusst,<br />

dass sie durch den Austausch <strong>der</strong><br />

Geistesgaben immer mannigfaltiger wird<br />

(UUS 28; 57). Die eschatologische Dynamik<br />

versetzt sie in die Lage, sich stets neu<br />

mit dem Gewicht <strong>der</strong> Institutionen und<br />

<strong>der</strong> Realitäten des jeweiligen historischen<br />

Augenblicks auseinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />

Ein weiterer innovativer Ansatz ist<br />

das Selbstverständnis, das die Kirche<br />

zum Ausdruck bringt, wenn sie bei dem<br />

Bemühen, ihre Beziehung zur einzigen<br />

Kirche Christi zu bestimmen, durch einen<br />

leidvollen Prozess von <strong>der</strong> puren, exklusiven<br />

Identifikation – definiert durch<br />

das „est“ – zur inklusiven Formel des<br />

„subsistit in“ gelangt (LG 8, UR 4). Wir<br />

wissen, wie umstritten dieser Schritt gewesen<br />

ist und wie heftig immer noch die<br />

Frage diskutiert wird, welche Intention<br />

die Konzilsväter mit <strong>der</strong> Formel verfolgten.<br />

Mit dem neuen Selbstverständnis,<br />

das sich im „subsistit in“ zum Ausdruck<br />

bringt, hat man den Kern des ökumenischen<br />

Problems erfasst. Denn die katholische<br />

Kirche isoliert sich nicht mehr<br />

durch ihre Selbstgenügsamkeit, son<strong>der</strong>n<br />

bemerkt, dass die eine Kirche Jesu Christi<br />

auch in den an<strong>der</strong>en Kirchen anzutreffen<br />

ist (vgl. UUS 11). Damit war <strong>der</strong> Schritt<br />

dazu getan, die ökumenische Bewegung<br />

nicht länger als „Rückkehr“ zu interpretieren.<br />

Die katholische Kirche wird sich<br />

bewusst, dass sie <strong>der</strong> Reinigung, <strong>der</strong> Umkehr<br />

und <strong>der</strong> Erneuerung bedarf, um sie<br />

selbst sein zu können (LG 8; UR 3.4.5-12;<br />

vgl. UUS 34f.; 83f.)<br />

Mit <strong>der</strong> Aussage über das Prinzip von<br />

<strong>der</strong> Hierarchie <strong>der</strong> Wahrheiten (UR 11)<br />

eröffnet sich eine weitere Möglichkeit für<br />

den <strong>Dialog</strong>, weil nun jede Ausdrucksform<br />

des Glaubens am Zentrum und Fundament<br />

des christlichen Lebens, nämlich<br />

an Christus, gemessen werden muss.<br />

Ein weiteres fundamentales Prinzip<br />

– mehr hermeneutischen Charakters<br />

– für den <strong>Dialog</strong> ist die Unterscheidung<br />

zwischen <strong>der</strong> Wahrheit und den Formulierungen<br />

<strong>der</strong> Wahrheit (UR 17). Damit<br />

wird es möglich, Fakten und Formulierungen<br />

objektiver zu interpretieren, indem<br />

man die zahlreichen Konditionierungen<br />

historischer, linguistischer bzw.<br />

kultureller Art berücksichtigt, die in ihnen<br />

Gestalt gewonnen haben.<br />

Aber das wahrhaftig entscheidend<br />

Neue ist das Kirchenbild, das im Konzil<br />

entstand, nämlich die Kirche als Mysterium<br />

<strong>der</strong> Kommunion. Nachdem man die<br />

Ekklesiologie definierter Merkmale hinter<br />

sich gelassen hatte, konnte man eine<br />

Ekklesiologie <strong>der</strong> comunio skizzieren, die<br />

die Kirche in <strong>der</strong> trinitarischen Gemeinschaft<br />

verwurzelt und durch die sakramentale<br />

communio auch die comunio<br />

zwischen den Christen entstehen sieht.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> „comunio“ in <strong>der</strong><br />

Taufe gehören alle Christen zur einen Kirche<br />

Jesu Christi (LG 11; 14; UR 22). In all<br />

dem ist die Taufe die Grundlage und die<br />

Eucharistie verweist auf die Fülle.<br />

Mit dieser ekklesiologischen Vision<br />

sieht die katholische Kirche auf die reale<br />

Einheit, die im Glauben, in den Sakramenten<br />

und im Amt bereits sichtbar ist<br />

(LG 14; UR 2f.).<br />

b) Das Ökumene-Dekret in den Beziehungen<br />

zu den an<strong>der</strong>en Kirchen<br />

Bereits die Einführung des „subsistit<br />

in“ weist auf ein verän<strong>der</strong>tes Selbstverständnis<br />

in <strong>der</strong> Beziehung zu den an<strong>der</strong>en<br />

Kirchen hin, insofern diesen ein eige-<br />

Grüne Schriftenreihe Nr. 100 – <strong>Zum</strong> <strong>Dialog</strong> <strong>berufen</strong>

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