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UNGLAUBLICHES INDIEN - Studentenwerk Berlin

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is zwei Wochen. In Indien ist der Anteil an Vorlesungen mit Frontalunterricht<br />

höher. Ich würde sagen die Deutschen legen mehr Wert auf<br />

die praktische Anwendung, dafür muss man weniger in der Uni selbst<br />

anwesend sein. In Indien legen außerdem alle einen großen Wert<br />

auf Ratings. Es gibt vielleicht 16 Top-Business-Schools in Indien und<br />

jedes Jahr bewerben sich über 220.000 junge Menschen. Die Top-Unis<br />

bieten aber nur gut 3.500 Plätze an. Ähnliches gilt für Ingenieure. Du<br />

musst also zu den 1,5 % der Besten gehören, um einen Studienplatz<br />

dort zu bekommen. Das Bildungssystem ist sehr selektiv.”<br />

Sind dir schon Verhaltensweisen aufgefallen, die du für typisch<br />

Deutsch hältst?<br />

„In Indien lachen wir während der Projektarbeiten viel und machen<br />

uns auch mal über die gestellte Aufgabe lustig. Hier sind die<br />

Studenten ernsthafter und mehr auf die Problemlösung fokussiert.<br />

Wenn in Indien eine Person etwas in der Gruppenarbeit zeitlich nicht<br />

schafft, übernimmt einfach ein Anderer die Aufgabe. Dass passiert<br />

in Deutschland zwar auch, aber hier ist jeder zuerst auf seinen Teil<br />

der Aufgabe konzentriert und macht diesen Part für sich alleine<br />

fertig. Jeder tut das, was ihm gesagt wird und pünktlich fertig.<br />

Auch in der Zeitplanung gibt es Unterschiede. In Indien bekommen<br />

wir auch dann Aufgaben wenn klar ist, dass wir vollkommen dicht<br />

sind. In Deutschland haben wie mehr Zeit für die Projekte und das<br />

Präsentieren.“<br />

Wie sieht der Studentenalltag in deiner Heimat aus?<br />

„Wir haben nicht so viel Freizeit. Wenn wir freie Zeit haben, dann<br />

kann man mal mit Freunden ins Kino. Regulär ist das nicht möglich.<br />

Hier in <strong>Berlin</strong> sind viele am Wochenende auf Partys unterwegs.<br />

In Indien haben wir dagegen viele Kulturveranstaltungen oder<br />

technische Ausstellungen auf dem Campus. Da kommen dann auch<br />

Studenten anderen Instituten zu Besuch. Diese Aktivitäten werden<br />

meist von Studierenden organisiert und das kostet auch wieder Zeit.<br />

Hier findet weniger auf dem Campus statt. In den Studiengängen<br />

Wirtschaft und Ingenieurswesen leben praktisch alle Studierenden<br />

im Wohnheim direkt auf dem Campus. Sie sind Residents. Oft<br />

finden bei uns auch spät abends Veranstaltungen statt. Wenn z. B.<br />

Gastdozenten aus Firmen Vorträge halten. Da richtet sich die Uni<br />

dann nach deren Zeitplänen. Die Uni oder die Familie kümmern sich<br />

Julia und Adam, unsere sympathischen Gesprächspartner<br />

REPORTAGE<br />

um alle Dinge wie Essen machen und Wäsche waschen, anders wären<br />

die langen Unterrichtszeiten nicht zu packen. Hier in <strong>Berlin</strong> muss ich<br />

mich um all diese Alltagsdinge selbst kümmern“<br />

Vermisst du derzeit etwas aus deiner Heimat?<br />

„Ja, das Gefühl auf dem Campus zu leben und dort ständig von<br />

Freunden umgeben zu sein. Denn wir sehen uns dort fast 24 Stunden<br />

am Tag und das ist schön.”<br />

Unternimmst du viel mit deinen <strong>Berlin</strong>er Kommilitonen?<br />

„Ja, schon allein durch die vielen Projektaufgaben im Studium,<br />

aber auch zu Feiertagen. Rund die Hälfte meiner Mitstudierenden<br />

stammen aus Deutschland, die anderen kommen aus Ländern wie<br />

China, den USA und der Türkei. Wir sind also eine sehr internationale<br />

Gruppe.“<br />

Fakten über Indien:<br />

[Dirk M. Oberländer]<br />

Der südasiatische Staat ist rund neunmal größer als Deutschland.<br />

In Indien leben ca. 1,2 Mrd. Menschen, davon 13,8 Mio. in der Haupt-<br />

stadt Neu Delhi. Als Amtssprachen gelten Hindu und Englisch, da-<br />

neben sind noch weitere 21 lokale Sprachen gebräuchlich. Während<br />

in Deutschland rund 45 000 Inder leben, zog es bislang nur gut 3000<br />

Deutsche zur Arbeit nach Indien. Beide Länder verbinden solide Wirt-<br />

schaftsbeziehungen, das Handelsvolumen betrug im Jahr 2012 schät-<br />

zungsweise 20 Mrd. Euro. Wobei die Inder vor allem Konsumgüter<br />

wie Textilien, Chemie und Elektrotechnik verkauften, während deut-<br />

sche Unternehmen Investitionsgüter wie Maschinen, Elektrotechnik<br />

und Metallwaren lieferten. Das Bildungswesen ist stark von der bri-<br />

tischen Kolonialzeit geprägt. Nach zwölf Schuljahren kann die Hoch-<br />

schulreife erlangt werden. Indien will seinen universitären Sektor<br />

stark ausbauen. Derzeit existieren an den 613 Universitäten (davon<br />

rd. 140 private Hochschulen) etwa 14 Mio. Studienplätze (zum Ver-<br />

gleich: Dt. 22 Mio.). Die indische Regierung plant das Angebot auf<br />

gut 26 Mio. Studienplätze auszubauen. Seit 2010 dürfen auch auslän-<br />

dische Universitäten in Indien Institute gründen.<br />

Fotos[M]: Dirk M. Oberländer<br />

Reportage 9

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