UNGLAUBLICHES INDIEN - Studentenwerk Berlin
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REPORTAGE<br />
GELERNT WIRD<br />
IN DER NACHT<br />
Youthika Chauhan ist 22 Jahre alt und studiert an der Hochschule für<br />
Wirtschaft und Recht im Master International Business and Consulting.<br />
Die gebürtige Inderin ist zum Wintersemester 2012/13 nach <strong>Berlin</strong> gezogen.<br />
Im werkblatt-Gespräch berichtet sie über die Unterschiede im Studentenleben<br />
und was sie an Indien vermisst.<br />
Was hat dich nach Deutschland verschlagen?<br />
„Meine indische Hochschule kooperiert mit der HWR in <strong>Berlin</strong>. Ich<br />
studiere für den Master ein Jahr hier in Deutschland und werde im<br />
zweiten Jahr nach Indien zurückkehren. Am Ende bekomme ich dann<br />
einen Masterabschluss von beiden Hochschulen. Ich habe mich für<br />
Deutschland entscheiden, weil das Land als Technologiestandort<br />
sehr fortschrittlich gilt. Außerdem muss ich als Studentin im Bereich<br />
International Business natürlich Auslandserfahrung sammeln. Zum<br />
Glück werden die Lehrveranstaltungen in Englisch angeboten, denn<br />
ich finde für Ausländer ist es sehr schwer, schnell deutsch zu lernen.“<br />
Ist Englisch in Indien auch Schulsprache?<br />
„Ja, zumindest an den weiterführenden Schulen. In den Klassen zehn<br />
bis 12 wird meistens auf Englisch unterrichtet. In der Unter- und Mittelstufe<br />
wird der Unterricht sowohl in der Sprache der jeweiligen Region<br />
als auch auf Englisch gegeben. In Indien existieren 22 verschiedene<br />
Sprachen und Dialekte, fast jede Region hat eine eigene. Wobei<br />
Hindi in fast allen Teilen Indiens verbreitet ist. Die lokalen Sprachen<br />
unterscheiden sich stark, es sind also nicht nur Dialekte. Jede Sprach<br />
hat eigene Schriftzeichen und wenn ich von meiner Region in eine<br />
andere reise, verstehe ich kein Wort. Deshalb hat sich Englisch praktisch<br />
als Landessprache durchgesetzt.“<br />
8 Reportage<br />
Youthika Chauham auf dem TU-Campus in <strong>Berlin</strong> .<br />
Hattest du vorher schon einen Bezug zu Deutschland?<br />
„Mein Vater war bereits vier Mal hier. Er arbeitet in der Pharmazeutischen<br />
Industrie und seine Firma hat Geschäftsbeziehungen zu Partnern<br />
in Deutschland. Deshalb wusste ich schon etwas über das Land.<br />
Aber damals hatte ich hier keine Verwandten oder Freunde.“<br />
Wie unterscheidet sich das Studentenleben in Indien und Deutschland?<br />
„Mein MBA-Studium in Indien ist sehr hektisch und anstrengend,<br />
denn wir haben einen extrem vollgepackten Zeitplan. Das beginnt<br />
damit, dass wir die gesamte Woche über Veranstaltungen haben. Also<br />
auch manchmal samstags und sonntags, es gibt keine freien Tage.<br />
Meist startet der Unterricht um neun morgens und endet um sieben<br />
Uhr am Abend. Dazwischen sind nur ein bis zwei Stunden Pause. Danach<br />
sitzen wir noch am Computer um Präsentationen vorzubereiten<br />
oder Projektarbeiten fertigzustellen. Auch das Lernen für Klausuren<br />
müssen wir nachts erledigen. Oft schlafe ich nur 4,5 bis 5,5 Stunden<br />
pro Tag. Uns wird immer gesagt: Ihr müsst als zukünftige Manager<br />
lernen mit Stress umzugehen. Hier in <strong>Berlin</strong> sind wir nur an vier Tagen<br />
pro Woche an der Uni. Allerdings ist der Anteil an Projektarbeit<br />
deutlich höher. Es wird erwartet, dass sich die Studierenden viel selbst<br />
erarbeiten und dann präsentieren. Meist laufen die Projekte über ein<br />
Foto: Dirk Oberländer