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Einzelhandelskonzept der Stadt Mühlhausen (*.pdf 2907 KB)

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<strong>Einzelhandelskonzept</strong><br />

für die <strong>Stadt</strong><br />

MÜHLHAUSEN / THÜRINGEN<br />

Auftraggeber: <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Projektbearbeitung: Dipl.-Geogr. Stefan Wolf<br />

Projektverantwortung: Dr. Manfred Bauer<br />

Erfurt, Januar 2009<br />

Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH<br />

Ludwigsburg | Büros in Erfurt, Köln, München<br />

Geschäftsführer: Dr. Manfred Bauer, Dr. Stefan Holl<br />

Tschaikowskistraße 19, 99096 Erfurt<br />

Telefon: 0361 - 347680 Telefax: 0361 - 3476819<br />

Email: info@gma.biz Internet: www.gma.biz


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Vorbemerkung<br />

Die GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, Büro Erfurt, erhielt im Juli<br />

2008 von <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> den Auftrag zur Erarbeitung eines gesamtstädtischen<br />

<strong>Einzelhandelskonzept</strong>es. Die Untersuchung soll als Grundlage für eine strategische und<br />

städtebaulich verträgliche Einzelhandelsentwicklung im <strong>Stadt</strong>gebiet dienen, wobei <strong>der</strong><br />

Sicherung zentraler Versorgungsbereiche gemäß § 34 Absatz 3 BauGB, § 11 Absatz 3<br />

BauNVO sowie § 9 Abs. 2a BauGB eine herausragende Bedeutung zukommt.<br />

Die Datengrundlage für die im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung zu behandelnden Aufgaben-<br />

stellungen wurde durch eine Primärerhebung im Juli 2008 gewonnen. Für die Ausarbei-<br />

tung <strong>der</strong> Analyse standen <strong>der</strong> GMA zudem sekundärstatistische Materialien <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>ver-<br />

waltung <strong>Mühlhausen</strong>, des Thüringer Landesamtes für Statistik, des Statistischen Bundes-<br />

amtes und zahlreiche weitere Fachpublikationen zur Verfügung. Das verwendete Zahlen-<br />

material wurde einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Sämtliche Daten und Informationen<br />

wurden von Mitarbeitern <strong>der</strong> GMA nach bestem Wissen erhoben, aufbereitet und ausge-<br />

wertet.<br />

Dieser Bericht dient <strong>der</strong> Entscheidungsvorbereitung und -findung in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Mühlhau-<br />

sen. Eine Vervielfältigung o<strong>der</strong> Weitergabe <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung bedarf <strong>der</strong><br />

schriftlichen Zustimmung des Auftraggebers und <strong>der</strong> GMA.<br />

G M A<br />

Gesellschaft für Markt- und<br />

Absatzforschung mbH<br />

Büro Erfurt<br />

Erfurt, Januar 2009<br />

BAU WFT skh web


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

INHALTSVERZEICHNIS Seite<br />

Vorbemerkung<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

I Aufgabenstellung / Untersuchungsdesign 1<br />

II Allgemeine Struktur- und Standortentwicklung im<br />

Einzelhandel 2<br />

1. Tendenzen <strong>der</strong> Einzelhandelsentwicklung 2<br />

2. Entwicklungstrends im Lebensmitteleinzelhandel 9<br />

3. Mittelfristige Einzelhandelsentwicklung 11<br />

III Rechtsrahmen zur Steuerung <strong>der</strong> Standortentwicklung im<br />

Einzelhandel 16<br />

1. Planungsrechtliches Instrumentarium zur Steuerung <strong>der</strong><br />

Standortentwicklung im Einzelhandel 16<br />

2. Baugesetzbuch und Baunutzungsverordnung 17<br />

3. Landes- und Regionalplanung 21<br />

IV Standortbeschreibung / Kerneinzugsgebiet und Kaufkraft 23<br />

1. Standortbeschreibung <strong>Mühlhausen</strong> 23<br />

2. Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 30<br />

3. Kaufkraftvolumen 32<br />

3.1 Systematik <strong>der</strong> Kaufkraftberechnung 33<br />

3.2 Grundlagen <strong>der</strong> Kaufkraftberechnung 34<br />

3.3 Kaufkraftvolumen im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 35<br />

3.4 Kaufkraftprognose für das Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser<br />

Einzelhandels bis 2015 36


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

V Situation des Einzelhandelsstandortes <strong>Mühlhausen</strong> 39<br />

1. Einzelhandelssituation in <strong>der</strong> Gesamtstadt 39<br />

2. Ausgewählte Ausstattungs- und Strukturkennziffern des Mühlhäuser<br />

Einzelhandels 45<br />

3. Leerstandssituation des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong> 47<br />

4. Umsatzleistung und Kaufkraftbewegungen des Mühlhäuser<br />

Einzelhandels 48<br />

4.1 Umsatzleistung des Mühlhäuser Einzelhandels 2007 48<br />

4.2 Kaufkraftbewegungen des Mühlhäuser Einzelhandels 2007 50<br />

4.2.1 Kaufkraftbewegungen bei Nahrungs- und Genussmitteln 50<br />

4.2.2 Kaufkraftbewegungen bei Nichtlebensmitteln 51<br />

4.3 Kaufkraftbewegungen im Einzelhandel insgesamt 51<br />

4.4 Kaufkraftbewegungen im überörtlichen Kerneinzugsgebiet 52<br />

5. Umsatz- und Verkaufsflächenprognose des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

bis 2015 54<br />

VI Branchen- und Standortkonzept für den Mühlhäuser<br />

Einzelhandel 58<br />

1. Zentraler Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“ 60<br />

2. Zentrale Versorgungsbereiche „Nahversorgungslagen“ 70<br />

VII Zusammenfassung <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse 80<br />

Karten-, Tabellen-, Abbildungs- und Übersichtsverzeichnis 83


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

I Aufgabenstellung / Untersuchungsdesign<br />

<strong>Mühlhausen</strong> zählt <strong>der</strong>zeit ca. 36.560 Einwohner 1 und ist von <strong>der</strong> Landesplanung Thürin-<br />

gens als Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums eingestuft. Auf Grund ihrer<br />

gehobenen zentralörtlichen Wertigkeit hat die <strong>Stadt</strong> sowohl für die eigene Bevölkerung als<br />

auch für das dazugehörige Umland umfassende Versorgungsfunktionen im Einzelhandel<br />

zu erfüllen. Vor diesem Hintergrund hat die <strong>Stadt</strong>verwaltung ein Einzelhandelsgutachten<br />

in Auftrag gegeben, das die realen Entwicklungspotenziale dieser Wirtschaftsgruppe bis<br />

2015 definieren soll und daraus Erfolg versprechende Strategien für die Standortentwick-<br />

lung ableitet. In dem Gutachten sind die demographischen Trends im <strong>Stadt</strong>- und Einzugs-<br />

gebiet, aber auch allgemeine strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen des Einzelhandels und Kunden-<br />

verhaltens zu berücksichtigen.<br />

Wesentliche Aufgabe des Einzelhandelsgutachtens ist es, die Angebots- und Nachfrage-<br />

strukturen <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppe zu analysieren und die realen Entwicklungsperspektiven<br />

zu prognostizieren. Im Einzelnen werden dazu folgende Fragestellungen behandelt:<br />

Bestand des Einzelhandels und Ladenhandwerks im <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

Abgrenzung des Kerneinzugsgebietes für den Mühlhäuser Einzelhandel / Berech-<br />

nung und Prognose <strong>der</strong> Kaufkraft für die Jahre 2007 und 2015<br />

Ermittlung <strong>der</strong> aktuellen Marktbedeutung und Umsatzleistung des Mühlhäuser Ein-<br />

zelhandels / Prognose <strong>der</strong> Umsatzleistung bis 2015<br />

Analyse <strong>der</strong> Kaufkraftbewegungen und <strong>der</strong> Versorgungszentralität<br />

Stärken-Schwächen-Profil des Einzelhandelsstandortes<br />

Prognose des wirtschaftlich tragfähigen und städtebaulich verträglichen Verkaufs-<br />

flächenbedarfes bis zum Jahr 2015<br />

Identifikation und Klassifikation „zentraler Versorgungsbereiche“ / Ausarbeitung<br />

einer stadtspezifischen Sortimentsliste mit zentrenrelevanten Waren<br />

Erstellung eines Handlungskataloges, mit Empfehlungen zur Attraktivierung des<br />

Einkaufsortes und seiner zentralen Versorgungsbereiche.<br />

Der Untersuchungszeitraum vorliegen<strong>der</strong> Analyse erstreckt sich bis zum Jahr 2015. Bis<br />

zu diesem Zeitpunkt sollte eine sukzessive Umsetzung <strong>der</strong> gutachterlichen Empfehlungen<br />

angestrebt werden.<br />

1 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, Stand 31.12.2007.<br />

1


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

II Allgemeine Struktur- und Standortentwicklung im Einzelhandel<br />

Eine Beurteilung <strong>der</strong> Einzelhandelssituation in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> kann nicht losgelöst<br />

von allgemeinen Entwicklungstendenzen des Einzelhandels in Deutschland erfolgen.<br />

Deshalb werden nachfolgend einige <strong>der</strong> wesentlichen Aspekte des Strukturwandels dieser<br />

Wirtschaftsgruppe dargestellt.<br />

1. Tendenzen <strong>der</strong> Einzelhandelsentwicklung<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> 1970er Jahre vollzieht sich im deutschen Einzelhandel ein Strukturwan-<br />

del, <strong>der</strong> v. a. zu Lasten unternehmergeführter Fachgeschäfte geht. Als Gewinner zeigen<br />

sich an<strong>der</strong>erseits filialisierte und discountorientierte Unternehmen sowie Franchisekon-<br />

zepte, welche ihre größenbedingten, beschaffungsseitigen und logistischen Vorteile nut-<br />

zen.<br />

Neben gesellschaftlichen und demografischen Wandlungsprozessen (u. a. Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Altersstruktur, Trend zu kleineren Familieneinheiten) hat v. a. die Neubewertung von<br />

Standortfaktoren und Standortqualitäten durch Einzelhandelsunternehmen Verände-<br />

rungen <strong>der</strong> Handelslandschaft induziert. Gleichzeitig hat <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Mobilität die<br />

Standortwertigkeit von Einkaufslagen verän<strong>der</strong>t. Die Massenmobilität zeitigte v. a. folgen-<br />

de Effekte:<br />

Sie löste eine <strong>Stadt</strong>-Umland-Wan<strong>der</strong>ung aus, d. h. es entstanden um die <strong>Stadt</strong>-<br />

zentren herum neue Wohnstandorte. Ab einer gewissen Größe dieser Siedlungs-<br />

bereiche waren die Voraussetzungen für die Entwicklung neuer Versorgungslagen<br />

gegeben.<br />

Sie ermöglichte die Etablierung rein autokundenorientierter Standorte außer-<br />

halb geschlossener Siedlungskörper. Als beson<strong>der</strong>s profitable Einzelhandels-<br />

standorte kristallisierten sich dabei aus Betreibersicht v. a. die Schnittstellen von<br />

Fern- und Bundesstraßen sowie Durchgangs- und Ausfallstraßen mit hoher Ver-<br />

kehrsfrequenz heraus.<br />

2


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Sie bedingte einen stetig wachsenden Stellplatzbedarf und konfrontierte damit<br />

den Handel in den Innenstädten mit schwierig o<strong>der</strong> nur sehr kostenaufwändig zu<br />

lösenden Problemen.<br />

Sie profilierte die Benutzung des Pkw zum Warentransport und erhöhte sukzes-<br />

sive die Bedeutung des sog. „One-Stop-Shopping“. Von dieser Entwicklung profi-<br />

tierten v. a. Großflächenbetriebe mit einem breiten und tiefen Warenangebot, wie<br />

z. B. SB-Warenhäuser und Fachmärkte.<br />

Vor allem infolge eines Bedeutungszuwachses großflächiger Betriebe verzeichnete <strong>der</strong><br />

Einzelhandel in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n ab 1990 einen Verkaufsflächenzuwachs von<br />

ca. 28 Mio. m² (+ 39 %). In den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n verlief die Verkaufsflächenexpansi-<br />

on sogar noch rasanter. Hier entstanden in den Jahren nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung etwa<br />

15 Mio. m² Verkaufsfläche neu (vgl. Abb. 1).<br />

Abb. 1: Verkaufsflächenwachstum im deutschen Einzelhandel 1980 – 2008<br />

Mio. m²<br />

63<br />

58<br />

5<br />

* Prognose<br />

77<br />

71<br />

6<br />

76<br />

12<br />

88<br />

15<br />

80<br />

95<br />

18<br />

91<br />

109<br />

19<br />

92<br />

111<br />

19<br />

93<br />

1980 1990 1993 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

112<br />

20<br />

94<br />

114<br />

95<br />

20<br />

115<br />

21<br />

96<br />

116<br />

Neue Bundeslän<strong>der</strong> Alte Bundeslän<strong>der</strong> Deutschland<br />

21<br />

97<br />

118<br />

21<br />

98<br />

119<br />

99<br />

21<br />

120*<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach HDE<br />

3


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Das Verkaufsflächenwachstum des Einzelhandels vollzog sich in den vergangenen 10<br />

Jahren zu mehr als zwei Dritteln außerhalb traditioneller Geschäftslagen. In <strong>der</strong> Folge<br />

wuchsen die Verkaufsflächen an dezentralen und solitären Standorten stark an, wäh-<br />

rend die Geschäftslagen <strong>der</strong> Innenstädte, die <strong>Stadt</strong>teilzentren und die Nahversorgungsla-<br />

gen einen Bedeutungsverlust hinnehmen mussten. Ihr relativer Anteil am Verkaufsflä-<br />

chenbestand sank um mehr als 10 %.<br />

Im Hinblick auf die spezielle Entwicklung des Einzelhandels in den Innenstädten wa-<br />

ren in den vergangenen Jahren folgende wesentliche Trends festzustellen:<br />

Die Konsumzurückhaltung breiter Bevölkerungsschichten und <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong><br />

Verbraucher v. a. preiswert einzukaufen, hat zu einer Absenkung des Qualitätsni-<br />

veaus <strong>der</strong> Einzelhandelssortimente geführt; vielerorts geraten dadurch Anbieter<br />

des mittleren Preissegments unter Druck.<br />

Die 1b- und 1c-Lagen haben mit einem Bedeutungsverlust zu kämpfen. Hier treten<br />

verstärkt Fluktuation und Leerstandsbildung auf. Meist sind 1a-Lagen von die-<br />

ser Entwicklung noch nicht betroffen.<br />

Die Konzentrationstendenz im Einzelhandel führt in Innenstädten zur Uniformität<br />

des Betriebs- und Warenangebotes (Stichwort: Banalisierung).<br />

Die Warenhäuser und <strong>der</strong> Fachhandel verlieren als Leitbetriebe <strong>der</strong> Innenstädte<br />

an Boden. An ihre Stelle treten zunehmend Handelsmarken (sog. „Retail<br />

Brands“), die bundesweit beworben werden.<br />

Als beson<strong>der</strong>s erfolgreiche Angebotsform kristallisieren sich multifunktionale<br />

Einkaufszentren heraus. Ihr Markterfolg gründet sich u. a. auf ein stringentes Ma-<br />

nagement und aufwändige Marketingmaßnahmen sowie attraktive bauliche Rah-<br />

menbedingungen (Stichworte: Sauberkeit, Sicherheit). Innerstädtische Einkaufs-<br />

zentren erreichten – flächenbereinigt – in den vergangenen Jahren Umsatzsteige-<br />

rungen von bis zu 5 % pro Jahr.<br />

4


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Der Erfolg von Shopping-Centern ist auch statistisch belegbar. Ihre Zahl nahm in den ver-<br />

gangenen 40 Jahren von 2 auf 399 zu und ihre Gesamtverkaufsfläche liegt in Deutsch-<br />

land mittlerweile bei ca. 12,6 Mio. m² (vgl. Abb. 2). Neubauten werden erfreulicherweise<br />

bevorzugt in den Innenstädten realisiert. Rund 60 % <strong>der</strong> Einkaufszentren werden in jünge-<br />

rer Zeit in dieser Standortlage errichtet, immerhin 33 % in <strong>Stadt</strong>teilzentren und nur noch<br />

etwa 7 % in dezentralen Lagen 1 .<br />

Abb. 2: Entwicklung von Shopping-Centern in Deutschland 1965 – 2008<br />

Anzahl <strong>der</strong> Shopping-Center<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0,1<br />

2<br />

0,5<br />

14<br />

1,5<br />

50<br />

2,0<br />

65<br />

2,4<br />

81<br />

2,8<br />

93<br />

6,0<br />

179<br />

9,2<br />

11,4<br />

279<br />

12,6<br />

1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2008<br />

Anzahl Gesamtfläche<br />

In <strong>der</strong> Gesamtbetrachtung resultierte <strong>der</strong> beschriebene Strukturwandel des deutschen<br />

Einzelhandels – wie bereits erwähnt – in einer beachtlichen Verkaufsflächenexpansion.<br />

Gleichzeitig stiegen die Umsätze nominal nur leicht an und gingen real, d. h. unter Be-<br />

rücksichtigung des Wertverlustes durch Inflation, sogar zurück (vgl. Abb. 3). Durch die<br />

disparate Entwicklung von Verkaufsflächen und Umsätzen gaben die Produktivitäten (=<br />

Umsätze je m² VK/Jahr) nach, so dass die ökonomische Auslastung – v. a. in Branchen,<br />

die an kostenintensiven Standorten wirtschaften – nicht mehr durchgängig gewährleistet<br />

ist.<br />

1 Quelle: EuroHandelsinstitut Köln, Handel aktuell 2008 / 2009.<br />

363<br />

399<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

Gesamtfläche in Mio. m²<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach EHI 2008<br />

5


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Abb. 3: Entwicklung des deutschen Einzelhandelsumsatzes 1998 – 2008<br />

Umsatz in Mrd. €<br />

410<br />

400<br />

390<br />

380<br />

370<br />

360<br />

350<br />

374<br />

375<br />

382<br />

388<br />

380<br />

378<br />

386<br />

390<br />

392<br />

395<br />

404*<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

* Prognose Quelle: GMA-Darstellung nach EHI 2008<br />

Abb. 4: Betriebe und Verkaufsflächen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels<br />

1997 – 2007<br />

Betriebe<br />

75.000<br />

70.000<br />

65.000<br />

60.000<br />

55.000<br />

50.000<br />

45.000<br />

73.418<br />

72.497<br />

70.263<br />

25,4<br />

25,9<br />

26,1<br />

68.352<br />

66.819<br />

64.934<br />

26,2<br />

26,4<br />

62.872<br />

27,0<br />

27,7<br />

28,6<br />

61.460<br />

28,8<br />

58.910<br />

28,8<br />

55.026<br />

28,1<br />

51.359<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Betriebe VK<br />

30,0<br />

29,0<br />

28,0<br />

27,0<br />

26,0<br />

25,0<br />

VK in Mio. m²<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach EHI 2008<br />

6


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Auch aus diesem Grund war das Verkaufsflächenwachstum im Einzelhandel begleitet von<br />

einem Rückgang <strong>der</strong> Betriebszahl. Diese Entwicklung betraf v. a. den Lebensmittelein-<br />

zelhandel (vgl. Abb. 4). Als Konsequenz ergaben sich immer größere Betriebseinheiten.<br />

Derzeit erreichen die Ladengeschäfte in Deutschland bereits eine Durchschnittsgröße von<br />

ca. 240 m² VK.<br />

Eine wesentliche Triebfe<strong>der</strong> des Strukturwandels im Einzelhandel war und ist die zuneh-<br />

mende Unternehmenskonzentration. Eine vergleichende Betrachtung <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Betriebsformen zwischen 1990 und heute zeigt, dass <strong>der</strong> filialisierte Einzelhandel seine<br />

Marktanteile gegenüber dem inhabergeführten deutlich ausbauen konnte und in naher<br />

Zukunft wohl noch weiter ausweiten wird (vgl. Abb. 5). Als Beispiel für eine Branche, in<br />

<strong>der</strong> die Betriebs- und Umsatzkonzentration extreme Formen angenommen hat, lässt sich<br />

wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Lebensmitteleinzelhandel anführen. Derzeit erzielen hier weniger als 1 %<br />

<strong>der</strong> Unternehmen mehr als zwei Drittel des Branchenumsatzes. Aber auch im Nichtle-<br />

bensmittelbereich entfällt bereits über 80 % <strong>der</strong> Umsatzleistung auf nur 10 Großunter-<br />

nehmen.<br />

Abb. 5: Marktanteile <strong>der</strong> Betriebstypen des Einzelhandels in Deutschland<br />

6%<br />

2%<br />

12%<br />

18%<br />

55%<br />

6%<br />

14%<br />

18%<br />

22%<br />

35%<br />

Die Tendenz zur Betriebs- und Umsatzkonzentration wird im Nonfood-Sektor vor allem<br />

durch die hohe Entwicklungsdynamik von Fachmärkten getragen. Der Marktanteil die-<br />

ses Betriebstyps lag 1995 erst bei 14 % des Einzelhandelsgesamtumsatzes. Im Jahr 2007<br />

8%<br />

22%<br />

16%<br />

27%<br />

23%<br />

7% 5%<br />

4%<br />

1980 1995 2010<br />

Versen<strong>der</strong><br />

Fachmärkte<br />

Verbrauchermärkte/ SB-<br />

Warenhäuser<br />

Filialisierte Fachgeschäfte<br />

Trad. Fachgeschäfte<br />

Warenhäuser<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach IfO-Institut<br />

7


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

wurde bereits ein Wert von 21 – 22 % erreicht und im Jahr 2010 dürfte die Zahl schon bei<br />

etwa 23 % liegen.<br />

----------------------------------<br />

Im Hinblick auf die spezielle Situation des Einzelhandels in den Neuen Bundeslän-<br />

<strong>der</strong>n sind folgende Tendenzen zu beobachten:<br />

Die Kaufkraft <strong>der</strong> Bewohner liegt in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Städte und Gemeinden<br />

deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Dies resultiert u. a. in einer stärkeren Dis-<br />

countorientierung des Einzelhandels (z. B. Discounter / Son<strong>der</strong>postenmärkte).<br />

Der Verkaufsflächenbesatz pro Einwohner liegt im Vergleich mit den Alten Bun-<br />

deslän<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> ostdeutschen Städte und Gemeinden höher. Durch<br />

die anhaltend negative Bevölkerungsentwicklung in weiten Teilen Ostdeutschlands<br />

nimmt <strong>der</strong> Verkaufsflächenüberbesatz zudem rechnerisch weiter zu. Die häufig<br />

fehlenden Alternativen auf dem Arbeitsmarkt begünstigen überdies eine Weiterfüh-<br />

rung von Grenzertragsstandorten, so dass notwendige Anpassungen des Einzel-<br />

handelsbestandes an die verän<strong>der</strong>te Nachfragesituation hinausgezögert werden.<br />

Großflächige Verkaufseinrichtungen entstanden in den Neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

nach <strong>der</strong> Wende zu mehr als zwei Dritteln an dezentralen Standorten. Eine<br />

kommunale Standortsteuerung fand hierbei oft nur in begrenztem Umfang statt.<br />

Dadurch sind die Einzelhandelsstrukturen in vielen Städten und Gemeinden Ost-<br />

deutschlands durch einen beson<strong>der</strong>s hohen Verkaufsflächenanteil autokundenori-<br />

entierter Lagen gekennzeichnet. 60 – 70 % Verkaufsflächenanteil sind keine Sel-<br />

tenheit.<br />

Die baulichen Strukturen <strong>der</strong> ostdeutschen Innenstädte sind vielfach noch nicht<br />

an die Erfor<strong>der</strong>nisse des mo<strong>der</strong>nen Einzelhandels angepasst worden. Häufig sind<br />

die Ladeneinheiten zu kleinteilig ausgebildet; Flächenzusammenlegungen sind sel-<br />

ten. Auch die erfor<strong>der</strong>lichen städtebaulichen Rahmenbedingungen für den inner-<br />

städtischen Einzelhandel konnten seit <strong>der</strong> Wende vielerorts noch nicht geschaffen<br />

werden (z. B. Parkierung, Regelung des Wirtschaftsverkehrs, Aufenthaltsqualität).<br />

8


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Der Grad <strong>der</strong> Filialisierung im Einzelhandel ist in ostdeutschen Städten i. d. R.<br />

erheblich höher als in Westdeutschland, weil sich <strong>der</strong> unternehmergeführte Einzel-<br />

handel nicht schnell genug entwickeln konnte. Dadurch fehlt ostdeutschen (Innen-)<br />

Städten nicht selten die Individualität im Angebot.<br />

Die finanzielle Basis des Fachhandels ist in Ostdeutschland durch fehlende<br />

Rücklagenbildungen dünner als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n. Dadurch sind die<br />

Möglichkeiten in die Geschäfte zu investieren begrenzt. Folge ist oft ein „trading<br />

down“.<br />

Der Organisationsgrad des ostdeutschen Einzelhandels ist geringer ausgeprägt<br />

als in Westdeutschland. Es gibt weniger Verbandsmitglie<strong>der</strong> in Relation zum Ge-<br />

samtbestand <strong>der</strong> Betriebe und das politische Gewicht <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppe ist<br />

dadurch begrenzt.<br />

----------------------------------<br />

2. Entwicklungstrends im Lebensmitteleinzelhandel<br />

Beson<strong>der</strong>e Bedeutung für die Entwicklung des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland<br />

kommt diskontierenden Angebotsformen zu. Dabei handelt es sich um Vertriebskon-<br />

zepte, die auf eine konsequente Niedrigpreispolitik setzen, wie z. B. Lebensmitteldiscoun-<br />

ter. Letztere haben z. T. als direkte Folge <strong>der</strong> jahrelangen Konjunkturflaute in Deutschland<br />

ihre Betriebszahl seit 1991 um 81 % steigern können (vgl. Abb. 6). Im gleichen Zeitraum<br />

expandierte ihre Verkaufsfläche von ca. 2,99 Mio. m² auf ca. 10,65 Mio. m² 1 . Konsequenz<br />

dieser ökonomischen Erfolgsgeschichte ist ein sehr hoher Marktanteil im Lebensmittelsek-<br />

tor von ca. 42 %.<br />

Die an<strong>der</strong>en Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels haben in den vergangenen<br />

Jahren hingegen eine durchaus unterschiedliche Entwicklung genommen. Expansiv zeig-<br />

ten sich die SB-Warenhäuser. Hingegen verzeichneten Supermärkte und kleinere Le-<br />

bensmittelgeschäfte einen Bedeutungsverlust (vgl. Tab. 1).<br />

1 Quelle: EHI 2008.<br />

9


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Abb. 6: Entwicklung <strong>der</strong> Lebensmitteldiscounter in Deutschland 1991 – 2007<br />

Betriebe<br />

16.000<br />

15.000<br />

14.000<br />

13.000<br />

12.000<br />

11.000<br />

10.000<br />

9.000<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

8.388<br />

9.342<br />

10.073<br />

10.630<br />

12.220<br />

11.580<br />

14.806 15.219<br />

14.610<br />

14.214<br />

13.235<br />

12.813 12.970 13.180<br />

14.745<br />

13.750<br />

13.400<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Tabelle 1: Entwicklung <strong>der</strong> Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels<br />

2000 - 2007<br />

Jahr<br />

Daten 2000 2007<br />

Anzahl <strong>der</strong> Betriebe<br />

Verän<strong>der</strong>ung 2000/2007<br />

abs. in %<br />

Lebensmitteldiscounter 12.970 15.219 2.249 17,3<br />

Supermärkte 9.230 8.137 - 1.093 - 11,8<br />

SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte 2.363 3.233 870 36,8<br />

Übrige Lebensmittelgeschäfte 45.900 24.770 - 21.130 - 46,0<br />

Verkaufsfläche in Mio. m²<br />

Lebensmitteldiscounter 6,93 10,65 3,72 53,7<br />

Supermärkte 6,89 6,56 - 0,33 - 4,8<br />

SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte 4,92 6,36 1,44 29,3<br />

Übrige Lebensmittelgeschäfte 7,38 4,49 - 2,89 - 39,2<br />

Quelle: GMA-Zusammenstellung nach EHI 2008<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach EHI 2008<br />

10


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Als Standorte werden sowohl von Lebensmitteldiscountern als auch von Supermärkten,<br />

Verbrauchermärkten und SB-Warenhäusern Areale mit guter Erreichbarkeit für den moto-<br />

risierten Individualverkehr und mit großem Stellplatzangebot präferiert (vgl. Tab. 2).<br />

Tabelle 2: Standortanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels<br />

(Auswahl)<br />

Daten<br />

Lebensmitteldiscounter<br />

Supermarkt<br />

(inkl. Getränkemarkt)<br />

Verbrauchermarkt /<br />

SB-Warenhaus<br />

Verkaufsfläche 800 m² 1.500 m² 2.500 m²<br />

Parkplätze 100 100 250<br />

Grundstücksgröße 5.000 m² 5.000 m² 8.000 m²<br />

Marktgebiet 5.000 EW 5.000 EW 15.000 EW<br />

Quelle: GMA-Standortforschung, ca.-Werte gerundet<br />

Innenstadtstandorte o<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil- und Nahversorgungszentren, mit ihren relativ hohen<br />

Standortkosten, werden an<strong>der</strong>erseits weniger oft belegt; dies auch auf Grund <strong>der</strong> recht<br />

geringen Umsatzrendite des Lebensmitteleinzelhandels von durchschnittlich nur ca. 1 –<br />

2 %. Sie macht diese Branche beson<strong>der</strong>s kostensensibel.<br />

3. Mittelfristige Einzelhandelsentwicklung<br />

In den kommenden Jahren ist als mögliches Hemmnis für ein nachhaltiges Anspringen<br />

<strong>der</strong> Einzelhandelskonjunktur <strong>der</strong> Trend zur Ausgabenumschichtung vom Einzelhandel in<br />

an<strong>der</strong>e Kostenbereiche anzuführen (vgl. Abb. 7 und 8).<br />

Eine Relativierung seines Stellenwertes wird <strong>der</strong> Einzelhandel auch durch die weiterge-<br />

hende Entwicklung zur Freizeitgesellschaft erfahren, denn in Zukunft wird <strong>der</strong> Einkauf<br />

von den Verbrauchern noch stärker unter dem Aspekt seines Freizeit- und Erlebniswertes<br />

beurteilt. Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass <strong>der</strong> Einzelhandel diesem Trend durch neue<br />

Betriebstypen und Präsentationsformen zunehmend Rechnung trägt.<br />

11


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Abb. 7: Entwicklung des privaten Verbrauchs und Einzelhandelsumsatzes in<br />

Deutschland 1997 – 2007<br />

1995 = 100<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

1997<br />

1998<br />

36%<br />

34%<br />

11%<br />

16%<br />

3%<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

Abb. 8: Entwicklung des privaten Verbrauchs in Deutschland 1990 / 2010<br />

1990 2010<br />

Einzelhandel<br />

Wohnungsmiete und<br />

Haushaltskosten<br />

Verkehrszwecke und<br />

Nachrichten<br />

Bildungs- und Unter-<br />

haltungszwecke<br />

Sonstige<br />

2002<br />

2003<br />

25%<br />

41%<br />

13%<br />

19%<br />

2%<br />

2004<br />

2005<br />

privater Konsum Einzelhandelsumsatz<br />

2006<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach EHI<br />

2007<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach HDE, Statistisches Bundesamt<br />

12


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

In Zukunft wird es sicher noch größerer Anstrengungen des Einzelhandels bedürfen, um<br />

die Verbraucher an bestimmte Einkaufsorte o<strong>der</strong> Geschäfte zu binden, zumal sich die<br />

Konsumenten immer mehr in unterschiedliche Zielgruppen aufsplitten:<br />

Trendsensible, konsumfreudige und genussorientierte Verbraucher mit starkem<br />

Interesse an Prestigemarken, innovativen Produkten und schönem Design.<br />

Biokonsumenten, mit ausgeprägtem Interesse am Kauf umweltfreundlicher o<strong>der</strong><br />

naturreiner Produkte und <strong>der</strong> Bereitschaft, für diese Waren auch mehr Geld als für<br />

herkömmliche Sortimente auszugeben 1 .<br />

Preis-Leistungs-Käufer, mit hohem Qualitätsbewusstsein und starkem Interesse<br />

an detaillierten Produktinformationen (z. B. Warentests, Internetvergleiche) sowie<br />

einer hohen Preissensibilität.<br />

Billigkäufer, mit starker Discountorientierung aus finanziellen Gründen, ohne be-<br />

son<strong>der</strong>e Berücksichtigung von Umweltbelangen.<br />

Das Spektrum <strong>der</strong> Konsumenten wird zukünftig voraussichtlich den Bereich vom Ultra-<br />

verbraucher bis zum Konsumasketen abdecken. Dadurch wird die Zielgruppenfokussie-<br />

rung für den Handel erschwert. Zudem hat sich in den letzten Jahren <strong>der</strong> Typus des<br />

„hybriden Verbrauchers“ herausgebildet. Er erwirbt beim selben Einkaufsgang einer-<br />

seits teure Markenware und unmittelbar im Anschluss Billigprodukte beim Discounter. Die<br />

sich aus <strong>der</strong> Entwicklung dieses volatilen Konsumententyps ergebenden Trends sind in<br />

Abb. 9 überblicksartig zusammengefasst.<br />

1 Die Ausgaben für Biowaren stiegen im ersten Halbjahr 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

um ca. 10 %. Hohe Anteile von Biowaren gibt es insbeson<strong>der</strong>e bei Milchprodukten<br />

und Brot.<br />

13


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Abb. 9: Konsumtrends im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Ausbildung des „hybriden“<br />

Verbrauchers<br />

Netz statt Tüte<br />

E-Commerce als Direkt-<br />

vertrieb <strong>der</strong> Industrie<br />

E-Commerce als Fun-/<br />

Entertainmenterlebnis<br />

Sicherheits- und<br />

Sauberkeitsbedürfnis<br />

teilw. beeinträchtigt durch<br />

Bagatellisierung des Laden-<br />

diebstahls<br />

Verschmutzung durch Fast-<br />

Food-Verpackungen<br />

Bettler, Crusties, Punks,<br />

Glatzen<br />

Zunahme <strong>der</strong><br />

Einkaufsfahrten<br />

Parkplatzbedarf<br />

„no parking, no business“<br />

Quelle: GMA Konsumentenforschung 2008<br />

Vor dem geschil<strong>der</strong>ten Hintergrund wird sich die Entwicklung des Einzelhandels in <strong>der</strong><br />

mittelfristigen Perspektive nach Einschätzung <strong>der</strong> GMA folgen<strong>der</strong>maßen darstellen:<br />

Verkaufsflächen wachsen weiter<br />

Discount-Shopping<br />

Billigläden und Fast-<br />

food auf dem Vormarsch<br />

Purismus im Ladenlayout<br />

Trading down<br />

Hybri<strong>der</strong><br />

Verbraucher<br />

Smart-Shopping<br />

keine „billigen Marken“,<br />

son<strong>der</strong>n „Marken billig“<br />

Handeln und Feilschen bei<br />

allen Anbietern<br />

Restpostenmärkte<br />

FOC<br />

Fun- / Entertainment-<br />

Shopping<br />

Freizeitnutzungen nehmen zu<br />

Lasten des Handels zu<br />

Retail-Theatre<br />

Thematisierte Immobilien<br />

Convenience Shopping<br />

Bedeutungszunahme von<br />

Tankstellen<br />

Zunahme von Heimdiensten,<br />

Zustelldiensten<br />

Innenstadtstandorte als „Oasen<br />

in <strong>der</strong> Servicewüste“<br />

Bereits Ende 2007 war in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n ein Verkaufsflächenbestand<br />

von rd. 98 Mio. m² erreicht. In den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n waren bis dato ca. 21<br />

Mio. m² etabliert. Der weitere Verkaufsflächenzuwachs wird sich auch zukünftig zu<br />

14


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

etwa zwei Dritteln außerhalb <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>zentren vollziehen. In <strong>der</strong> Folge verschärft<br />

sich <strong>der</strong> Verdrängungswettbewerb zu Lasten des City-Handels und <strong>der</strong> städtebau-<br />

lich integrierten <strong>Stadt</strong>teilzentren und Nahversorgungszentren weiter.<br />

Konzentrationstendenz im Einzelhandel setzt sich fort<br />

Der Marktanteil von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 2,5 Mrd. €<br />

wird mittelfristig auf fast 85 % anwachsen. In <strong>der</strong> Folge werden v. a. kleinflächige<br />

und unrentable Betriebe in ungünstigen Standortlagen aus dem Markt ausschei-<br />

den. Dies gilt in beson<strong>der</strong>em Maße für die neuen Bundeslän<strong>der</strong>, wo viele Betriebe<br />

über eine unzureichende Eigenkapitaldecke verfügen.<br />

Fachmärkte und Discounter boomen<br />

Die Umgestaltung <strong>der</strong> Einzelhandelslandschaft wird auch in den kommenden Jah-<br />

ren v. a. durch Fachmärkte und Discounter bestimmt. Beide Betriebstypen werden<br />

ihre Marktanteile noch weiter ausbauen. Auch bei innerstädtischen Shopping-<br />

Centern ist mit einer weiteren Expansion zu rechnen. Beleg hierfür sind 51 <strong>der</strong>zeit<br />

bekannte Planungen mit einer Gesamtfläche von rd. 1,4 – 1,5 Mio. m² 1 .<br />

Filialisierungswelle hält an<br />

Die Filialisierungstendenz setzt sich in nahezu allen Branchen fort. Dabei wird die<br />

Marktbedeutung von Franchiseunternehmen, welche Existenzgrün<strong>der</strong>n vielfach<br />

den Weg in die Selbstständigkeit ebnen, noch wachsen.<br />

Internet-Shopping gewinnt an Bedeutung<br />

Das „E-Commerce" (Internet-Handel) zeigt selektiv hohe Zuwachsraten, insbeson-<br />

<strong>der</strong>e in den Sortimentsbereichen Computer, Bücher und Tonträger. Bis 2010 ist<br />

ein Marktanteil von ca. 7 – 8 % zu erwarten. Bei Büchern und Tonträgern sind so-<br />

gar Anteilswerte von bis zu 30 % möglich. Voraussetzung für den Erfolg des E-<br />

Commerce ist allerdings <strong>der</strong> weitere Ausbau von Logistik- und Distributionsstruktu-<br />

ren, die als sehr kostenintensiv einzustufen sind.<br />

1 Quelle: EHI 2006.<br />

15


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

III Rechtsrahmen zur Steuerung <strong>der</strong> Standortentwicklung im Ein-<br />

zelhandel<br />

1. Planungsrechtliches Instrumentarium zur Steuerung <strong>der</strong> Standortent-<br />

wicklung im Einzelhandel<br />

In <strong>der</strong> Frage, welche Standorte für die Einzelhandelsentwicklung in einer <strong>Stadt</strong> geeignet<br />

o<strong>der</strong> nicht geeignet sind, klaffen die Vorstellungen von Unternehmern und Entscheidungs-<br />

trägern <strong>der</strong> öffentlichen Hand oft auseinan<strong>der</strong>. Städte bewerten Einzelhandelsansiedlun-<br />

gen vorwiegend unter städtebaulichen Aspekten. Einen hohen Stellenwert nimmt dabei<br />

die Sicherung <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt, aber auch <strong>der</strong> wohngebietsnahen Versorgung ein.<br />

Bei den Unternehmen stehen hingegen Überlegungen zur optimalen Marktdurchdringung<br />

und Umsatzoptimierung im Vor<strong>der</strong>grund (vgl. Übersicht 1).<br />

Übersicht 1: Zielkonflikte zwischen unternehmerischem Standortwahlverhalten<br />

und einer an städtebaulichen Leitbil<strong>der</strong>n orientierten <strong>Stadt</strong>planung<br />

UNTERNEHMEN STADTPLANUNG<br />

Oberziel<br />

Gewinnmaximierung geordnete städtebauliche Entwicklung<br />

- Minimierung <strong>der</strong> Standortaufwendungen<br />

- Aufbau bzw. Erhalt <strong>der</strong> Marktposition<br />

- Erreichbarkeit durch Kunden / Zulieferer<br />

- Parkplatzangebot<br />

- Einsehbarkeit / Werbewirksamkeit<br />

- Agglomerationsvorteile / Kundenzuführungseffekte<br />

- Standortaufwendungen, insbeson<strong>der</strong>e Miet-<br />

o<strong>der</strong> Kaufpreis<br />

- Flächenangebot / Flächenzuschnitt / Erweiterungsmöglichkeiten<br />

- Standorte <strong>der</strong> Wettbewerber<br />

- Einordnung in das Logistiknetz des Unternehmens<br />

Quelle: GMA-Standortforschung 2008<br />

Unterziele<br />

- Erhalt <strong>der</strong> Zentralität<br />

- Erhalt <strong>der</strong> Urbanität<br />

- Stärkung <strong>der</strong> Innenstadt<br />

- Sicherung <strong>der</strong> wohngebietsnahen Versorgung<br />

- Verkehrsvermeidung<br />

Standortbeurteilungskriterien<br />

- Koordination und Bündelung des Verkehrsaufkommens<br />

(PKW / ÖPNV)<br />

- <strong>Stadt</strong>bildbeeinträchtigung / Denkmalschutzkriterien<br />

- Flächenverbrauch / Umweltschutz<br />

- Verträglichkeit mit an<strong>der</strong>en Nutzungen (z. B.<br />

Wohnen, Freizeit, Landschaft)<br />

- Vermeidung negativer Auswirkungen auf die<br />

innerstädtische Geschäftsstruktur und die<br />

Nahversorgung<br />

16


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Aufgrund <strong>der</strong> engen Verflechtung von Einzelhandel und <strong>Stadt</strong>entwicklung wurden Rechts-<br />

vorschriften entwickelt, die verbindliche Festlegungen zur wohnort- und verbrauchernahen<br />

Versorgung sowie zu den standörtlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen von Ein-<br />

zelhandelsvorhaben treffen. Zu den Gesetzen und Rechtssätzen, die Standortentschei-<br />

dungen des Einzelhandels mit beeinflussen und ggf. verbindlich festlegen, zählen u. a.<br />

das Baugesetzbuch (BauGB) und die Baunutzungsverordnung (BauNVO) 1<br />

die Landes- und Regionalplanung.<br />

2. Baugesetzbuch und Baunutzungsverordnung<br />

Das Baugesetzbuch und die Baunutzungsverordnung geben Städten und Gemeinden ein<br />

planungsrechtliches Instrumentarium zur Hand, mit dem die Standortentwicklung des Ein-<br />

zelhandels gezielt beeinflusst werden kann. Bei <strong>der</strong> bauplanungsrechtlichen Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Errichtung, Modifikation und Nutzungsän<strong>der</strong>ung baulicher Anlagen für Zwecke des<br />

Einzelhandels werden folgende Gebietskategorien unterschieden:<br />

Gebiete mit Bebauungsplänen (§ 30 BauGB)<br />

In Gebieten mit Bebauungsplänen kommt es auf <strong>der</strong>en Festsetzungen an. Werden<br />

in Bebauungsplänen die in <strong>der</strong> BauNVO bezeichneten Baugebiete festgelegt, sind<br />

Einzelhandelsbetriebe nach Maßgabe <strong>der</strong> §§ 2 bis 9 BauNVO – teils ausdrücklich<br />

als Läden o<strong>der</strong> Einzelhandelsbetriebe, teils allgemein als Gewerbebetriebe – in al-<br />

len Baugebieten zulässig:<br />

─ sie sind zulässig in allgemeinen und beson<strong>der</strong>en Wohngebieten sowie in<br />

Dorf-, Misch-, Gewerbe- und Industriegebieten (§§ 4 bis 9 BauNVO)<br />

─ in Kleinsiedlungsgebieten und reinen Wohngebieten können sie als Aus-<br />

nahme zugelassen werden (§§ 2 und 3 BauNVO).<br />

Für Einzelhandelsgroßbetriebe enthält <strong>der</strong> § 11 Abs. 3 BauNVO eine Son<strong>der</strong>re-<br />

gelung für alle Baugebiete. Einkaufszentren und großflächige Einzelhandelsbe-<br />

triebe mit bestimmten städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen sind<br />

1 Die folgenden Ausführungen dienen ausdrücklich nicht <strong>der</strong> rechtlichen Interpretation,<br />

son<strong>der</strong>n lediglich <strong>der</strong> Darstellung des Instrumentariums im Überblick.<br />

17


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

demnach außer in Kerngebieten nur in speziell ausgewiesenen Son<strong>der</strong>gebieten<br />

zulässig. Der letzte Satz des § 11 Abs. 3 beinhaltet hierbei eine zu wi<strong>der</strong>legende<br />

Regelvermutung. Ihre konkrete Prüfung hat zweistufig zu erfolgen:<br />

─ Liegt ein großflächiger Handelsbetrieb vor? Wenn ja (ab ca. 800 m² Ver-<br />

kaufsfläche) 1 , dann ...<br />

─ Liegen Auswirkungen vor? Wenn ja: Nur im Kerngebiet o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>gebiet<br />

zulässig.<br />

Nicht beplanter Innenbereich (§ 34 BauGB und § 9 Abs. 2a BauGB)<br />

Nach § 34 Abs. 1 BauGB ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und<br />

Maß <strong>der</strong> baulichen Nutzung, <strong>der</strong> Bauweise und <strong>der</strong> Grundstücksfläche, die über-<br />

baut werden soll, in die Eigenart <strong>der</strong> näheren Umgebung einfügt und gleichzeitig<br />

die Erschließung gesichert ist. Gemäß § 34 Abs. 2 BauGB ist hinsichtlich <strong>der</strong> Art<br />

<strong>der</strong> baulichen Nutzung die BauNVO anzuwenden, wenn die Eigenart <strong>der</strong> näheren<br />

Umgebung einem <strong>der</strong> Baugebiete <strong>der</strong> BauNVO entspricht.<br />

Der Abs. 3 ergänzt seit 2004 die Absätze 1 und 2 um die Aussage, dass von Ein-<br />

zelhandelsvorhaben keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungs-<br />

bereiche in <strong>der</strong> Gemeinde o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Gemeinden ausgehen dürfen. Der<br />

Begriff <strong>der</strong> „zentralen Versorgungsbereiche“ gewinnt durch den neuen § 34 Abs. 3<br />

erheblich an Bedeutung, auch wenn er bereits vor 2004 im § 11 Abs. 3 BauNVO<br />

verwendet wurde.<br />

Eine neue Festsetzungsmöglichkeit für den nicht beplanten Innenbereich nach §<br />

34 BauGB bietet seit dem 01.01.2007 <strong>der</strong> § 9 Abs. 2a BauGB. Zum Erhalt o<strong>der</strong> zur<br />

Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche kann in einem einfachen Bebauungs-<br />

plan für ein größeres Gebiet generell festgelegt werden, dass nur bestimmte Arten<br />

1 In seinem Urteil vom 24. November 2005 (BVerwG 4C 10.04) hat das Bundesverwaltungsgericht<br />

die bisherige Grenze <strong>der</strong> Großflächigkeit auf 800 m² VK angehoben. Demnach sind<br />

nunmehr Einzelhandelsbetriebe großflächig im Sinne von § 11 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BauN-<br />

VO, wenn sie eine Verkaufsfläche von 800 m² überschreiten. Bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Verkaufsfläche<br />

sind auch die Thekenbereiche, die vom Kunden nicht betreten werden dürfen,<br />

<strong>der</strong> Kassenvorraum (einschl. eines Bereichs zum Einpacken <strong>der</strong> Waren und zur Entsorgung<br />

des Verpackungsmaterials) sowie evtl. ein Windfang einzubeziehen.<br />

18


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

<strong>der</strong> nach § 34 Abs. 1 und 2 BauGB gestatteten baulichen Nutzungen zulässig o<strong>der</strong><br />

nicht zulässig o<strong>der</strong> nur ausnahmsweise zulässig sind. Dabei können auch unter-<br />

schiedliche Festsetzungen für einzelne Teile des räumlichen Geltungsbereiches<br />

getroffen werden. In <strong>der</strong> Begründung des einfachen Bebauungsplanes ist aller-<br />

dings auf die Aussagen eines städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (= Einzel-<br />

handelskonzept) im Sinne des § 1 Abs. 6, Nr. 11 Bezug zu nehmen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Hinblick auf vorhandene o<strong>der</strong> geplante zentrale Versorgungsbereiche 1 .<br />

Des Weiteren können sich Gemeinden auch gegen Planungen an<strong>der</strong>er Gemein-<br />

den wehren, wenn diese Projekte „Auswirkungen auf ihre zentralen Versorgungs-<br />

bereiche“ haben würden. Zudem ermöglicht <strong>der</strong> § 13 Abs. 2 BauGB ein beschleu-<br />

nigtes Verfahren für B-Pläne <strong>der</strong> Innenentwicklung (§ 34-Gebiete), wenn diese le-<br />

diglich Festsetzungen nach § 9 Abs. 2 a beinhalten.<br />

Außenbereich (§ 35 BauGB)<br />

Im Außenbereich sind Einzelhandelsbetriebe nicht vorgesehen. Sollen dort solche<br />

Betriebe genehmigt werden, erfor<strong>der</strong>t dies die Aufstellung eines Bebauungspla-<br />

nes.<br />

Die Anwendung des § 11 Abs. 3 BauNVO o<strong>der</strong> § 34 BauGB erfolgt stets reaktiv und fall-<br />

bezogen. Demgegenüber kann die Bauleitplanung vorbeugende Regelungen treffen und<br />

dadurch die Standortentwicklung des Einzelhandels konzeptionell gestalten. Die sicherste<br />

Form <strong>der</strong> Problembewältigung für die kommunale Praxis sind hierbei die im BauGB und<br />

<strong>der</strong> BauNVO dargelegten Festsetzungsmöglichkeiten in Bebauungsplänen, im Hinblick<br />

auf den Ausschluss und/o<strong>der</strong> die Glie<strong>der</strong>ung von Einzelhandelsflächen.<br />

Über die Beschränkungen des § 11 Abs. 3 BauNVO hinaus können Gemeinden weiterge-<br />

hende Festsetzungen über die Zulässigkeit von Einzelhandelsbetrieben (auch für nicht<br />

1 In <strong>der</strong> Begründung des Gesetzentwurfes für den Abs. 2a des § 9 BauGB wird <strong>der</strong> Begriff<br />

„zentraler Versorgungsbereich“ grob definiert. Der Begriff umfasst demnach „Versorgungsbereiche<br />

unterschiedlicher Stufen, also insbeson<strong>der</strong>e Innenstadtzentren v. a. in<br />

Städten mit größerem Einzugsbereich, Nebenzentren in <strong>Stadt</strong>teilen sowie Grund- und<br />

Nahversorgungszentren in <strong>Stadt</strong>- und Ortsteilen und nicht städtischen Gemeinden. Die<br />

Erhaltung und Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche soll im Interesse <strong>der</strong> verbrauchernahen<br />

Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> Innenentwicklung <strong>der</strong> Gemeinde erfolgen.“<br />

19


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

großflächige Betriebe) treffen. Nach § 1 Abs. 5 und 9 BauNVO sind – ggf. räumlich be-<br />

schränkt – Einzelhandelsbetriebe generell o<strong>der</strong> bestimmte Arten von Einzelhandelsbetrie-<br />

ben ausschließbar o<strong>der</strong> als nur ausnahmsweise zulässig festzusetzen.<br />

Weiter differenzierende Bebauungsplanfestsetzungen sind möglich, sofern die allgemeine<br />

Zweckbestimmung des Baugebietes gewahrt bleibt. Handelsbetriebe einzelner Branchen<br />

o<strong>der</strong> Warengruppen können flächenbegrenzt o<strong>der</strong> ausgeschlossen werden. Positive wie<br />

negative (Branchen-)Festsetzungen sind gleichermaßen bei Vorliegen <strong>der</strong> „sonstigen ma-<br />

teriell-rechtlichen Voraussetzungen“ nach § 1 Abs. 5 und 9 BauNVO als Glie<strong>der</strong>ungsmög-<br />

lichkeiten innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Baugebiete zulässig. Als „materiell-rechtliche Voraus-<br />

setzungen“ für detaillierte Bebauungsplanfestsetzungen gelten nach § 1 Abs. 9 BauNVO<br />

„beson<strong>der</strong>e städtebauliche Gründe“ 1 .<br />

Insgesamt bietet das Baurecht vielfältige Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Stand-<br />

ortentwicklung des Einzelhandels innerhalb <strong>der</strong> kommunalen Gemarkungsgrenzen, sofern<br />

<strong>der</strong> Einsatz des Rechtsinstrumentariums durch eine qualifizierte Planung abgesichert ist<br />

und das Ermessen <strong>der</strong> Kommune bei <strong>der</strong> planerischen Gestaltung we<strong>der</strong> sachfremd noch<br />

willkürlich gehandhabt wird. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Baurecht nur regeln<br />

darf wo Wettbewerb stattfindet, nicht jedoch in den Wettbewerb an sich eingreifen soll.<br />

Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Rechtsgrundsätze bzw. die Einhaltung des Baurechts setzt darüber<br />

hinaus eine regelmäßige Kontrolle durch die Bauaufsichtsbehörden voraus.<br />

1 Vgl. hierzu H.-J. Birk: Der Ausschluss von Einzelhandelsflächen in Bebauungsplänen. –<br />

In: Zeitschrift für öffentliches Recht und öffentliche Verwaltung, Heft 8, 9. Jg., 1. August<br />

1988, Seite 281 ff.<br />

20


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

3. Landes- und Regionalplanung<br />

Den Rechtsrahmen zur Beurteilung von Einzelhandelsansiedlungen setzen mit Bezug auf<br />

die Landes- und Regionalplanung die Aussagen des Landesentwicklungsplanes Thürin-<br />

gen 2004 (LEP) und des Regionalen Raumordnungsplanes Nordthüringen vom<br />

06.08.1999 1 .<br />

Der Landesentwicklungsplan (LEP) Thüringen (2004) führt in den Zielen im Ab-<br />

schnitt 3.2 zur Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe und EKZ u. a. aus:<br />

„3.2.1 Die Ansiedlung, Erweiterung und wesentliche Än<strong>der</strong>ung von Einzelhandelsgroßprojekten<br />

ist in Zentralen Orten höherer Stufe zulässig.“<br />

„3.2.3 Einzelhandelsgroßprojekte sollen in städtebaulich integrierter Lage und mit<br />

einer den örtlichen Gegebenheiten angemessenen Anbindung an den öffentlichen<br />

Personennahverkehr (ÖPNV) errichtet werden.“<br />

„3.2.4 Die Verkaufsfläche <strong>der</strong> Einzelhandelsgroßprojekte soll sich an <strong>der</strong> zentralörtlichen<br />

Versorgungsstruktur orientieren. Die wohnortnahe Versorgung <strong>der</strong><br />

Bevölkerung, die Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> Innenstädte und die Funktionsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Handelsstruktur des Zentralen Ortes sowie benachbarter Zentraler<br />

Orte sollen nicht wesentlich beeinträchtigt werden.“<br />

Der Regionale Raumordnungsplan Nordthüringen (1999) führt ergänzend zu den Re-<br />

gelungen des LEP im Abschnitt 4.3.3 „Handel und Dienstleistungen“ zum Einzelhandel<br />

Folgendes aus:<br />

„4.3.3.1 Eine bedarfsgerechte Warenversorgung <strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

in allen Teilräumen Nordthüringens mit Waren- und Dienstleistungen<br />

soll angestrebt werden. Dazu soll, basierend auf dem Zentrale Orte-System<br />

auf eine Vielfalt von Handelsbetrieben unterschiedlicher Größen, Betriebsarten<br />

und Angebotsformen hingewirkt werden.<br />

Die gesamte Einzelhandelsfläche eines Standortes und die Sortimentsstrukturen<br />

sollen sich an <strong>der</strong> jeweiligen Zentralität des Ortes sowie an Einwohner-<br />

/ Kaufkraftpotenzialen seines Verflechtungsbereiches orientieren.<br />

Eine Revitalisierung <strong>der</strong> Innenstädte soll angestrebt werden.“<br />

1 Der Regionale Raumordnungsplan Nordthüringen befindet sich <strong>der</strong>zeit in Fortschreibung.<br />

21


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

„4.3.3.2 Die Deckung des kurzfristigen täglichen Bedarfs, insbeson<strong>der</strong>e an Nahrungs-<br />

und Genussmitteln, soll wohnortnah gesichert werden. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />

für dünn besiedelte ländliche Teilräume.“<br />

„4.3.3.3 Großflächige Einzelhandelsbetriebe im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO sollen<br />

in zentralen Orten höherer Stufe (Konzentrationsgebot) vorgesehen<br />

werden.“<br />

„4.3.3.4 Durch die Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben und Einkaufszentren<br />

darf die Funktion benachbarter zentraler Orte und ihrer Versorgungsbereiche<br />

nicht wesentlich beeinträchtigt werden.<br />

Der Bildung von Agglomerationen von nicht großflächigen Einzelhandelsbetrieben<br />

mit innenstadtrelevanten Sortimenten soll an nicht integrierten<br />

Standorten entgegengewirkt werden. Für die Beurteilung <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

ist jeweils <strong>der</strong> Gesamtumfang <strong>der</strong> Verkaufsflächen und die Branchenstruktur<br />

zu Grunde zu legen.“<br />

„4.3.3.5 In den Mittelzentren (…) <strong>Mühlhausen</strong> (…) soll <strong>der</strong> gehobene und spezialisierte<br />

Bedarf <strong>der</strong> Bevölkerung des Verflechtungsbereiches gedeckt werden.“<br />

„4.3.3.6 Im Rahmen <strong>der</strong> Bauleitplanung / Innenstadtentwicklung sollen die Belange<br />

<strong>der</strong> ansässigen Handels- und Dienstleistungseinrichtungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

des innerstädtischen Fachhandels berücksichtigt werden. Eine Beeinträchtigung<br />

<strong>der</strong> Innenstädte als Einkaufs- und Dienstleistungsbereiche durch<br />

überdimensionierte und zu viele großflächige Einzelhandelseinrichtungen<br />

an peripher gelegenen Standorten soll vermieden werden. Dies soll in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße für die Städte gelten, die im Rahmen <strong>der</strong> Städtebauför<strong>der</strong>ung<br />

Zuschüsse zur städtebaulichen Erneuerung ihres Ortskerns erhalten<br />

bzw. erhalten haben.“<br />

22


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

IV Standortbeschreibung / Kerneinzugsgebiet und Kaufkraft<br />

Als wesentliche Einflussfaktoren auf die Entwicklungsperspektiven des Einzelhandels-<br />

standortes <strong>Mühlhausen</strong> haben die demografischen, wirtschaftlichen und siedlungsstruktu-<br />

rellen Rahmenbedingungen, aber auch die Lagekonstellation zu konkurrierenden Zentren<br />

und die Verkehrsanbindung zu gelten. In den folgenden Kapiteln werden diese Aspekte<br />

näher beleuchtet.<br />

1. Standortbeschreibung <strong>Mühlhausen</strong><br />

<strong>Mühlhausen</strong> liegt im Nordwesten Thüringens, rund 30 km nördlich von Eisenach und<br />

45 km nordwestlich <strong>der</strong> Landeshauptstadt Erfurt 1 . Landesplanerisch ist die <strong>Stadt</strong> mit Ihren<br />

ca. 36.560 Einwohnern 2 als Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums eingestuft.<br />

Im Zusammenhang mit dieser zentralörtlichen Einstufung hat die <strong>Stadt</strong> sowohl gesamt-<br />

städtische als überörtliche Versorgungsfunktionen für ihren Verflechtungsbereich wahrzu-<br />

nehmen.<br />

Die Verkehrsanbindung <strong>Mühlhausen</strong>s wird durch die Bundesstraßen B 247 (Gotha –<br />

Bad Langensalza – <strong>Mühlhausen</strong> – Du<strong>der</strong>stadt) und B 249 (Eschwege – <strong>Mühlhausen</strong> –<br />

Son<strong>der</strong>shausen), die sich im <strong>Stadt</strong>gebiet kreuzen, sichergestellt. An das Autobahnnetz<br />

hat <strong>Mühlhausen</strong> allerdings keinen direkten Anschluss. Die A 4 (Frankfurt / Main – Eise-<br />

nach – Dresden) verläuft ca. 30 km südlich des <strong>Stadt</strong>gebietes. Weiterhin besteht ein gut<br />

ausgebautes Busnetz <strong>der</strong> Regionalbus-Gesellschaft Unstrut-Hainich und Kyffhäuserkreis<br />

mbH und <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>bus-Gesellschaft <strong>Mühlhausen</strong> und Son<strong>der</strong>shausen mbH.<br />

Die Siedlungsstruktur <strong>Mühlhausen</strong>s ist insbeson<strong>der</strong>e durch den mittelalterlichen <strong>Stadt</strong>-<br />

kern mit nahezu geschlossener <strong>Stadt</strong>mauer geprägt. Wohnschwerpunkte liegen v. a. in<br />

den Plattenbausiedlungen nördlich <strong>der</strong> Innenstadt sowie im Forstbergviertel im Nordosten<br />

des <strong>Stadt</strong>gebietes.<br />

1 Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.<br />

2 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, Stand: 31.12.2007.<br />

23


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Die Bevölkerungsentwicklung von <strong>Mühlhausen</strong> war in den vergangenen Jahren konti-<br />

nuierlich rückläufig (vgl. Tabelle 3). Insgesamt hat die <strong>Stadt</strong> zwischen 2000 und 2007 ca.<br />

2.135 Einwohner verloren (- 6 %).<br />

Tabelle 3: Einwohnerentwicklung in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> 2000 – 2007<br />

Jahr Einwohner Verän<strong>der</strong>ung in %<br />

2000 38.695 ---<br />

2001 38.360 - 0,9<br />

2002 37.661 - 1,8<br />

2003 37.895 - 0,6<br />

2004 37.615 - 0,7<br />

2005 37.285 - 0,8<br />

2006 36.874 - 1,1<br />

2007 36.560 - 0,8<br />

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik; Stand jeweils 31.12.; GMA-Berechnungen<br />

In den vergangenen Jahren vollzog sich in <strong>Mühlhausen</strong> auch ein demographischer Wan-<br />

del im Sinne eines zunehmenden Alterungsprozesses <strong>der</strong> Bevölkerung (vgl. Abb. 10).<br />

So ist seit 1997 <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> über 64-Jährigen von 16,1 % auf 23,2 % angestiegen.<br />

Gleichzeitig nahm <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> unter 45-Jährigen von 57,2 % im Jahr 1997 auf 49,3 %<br />

im Jahr 2007 ab. Beson<strong>der</strong>s negativ entwickelte sich dabei <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Ju-<br />

gendlichen im Alter zwischen 6 und unter 15 Jahren (1997: 10,4 %; 2007: 6,4 %). Bei den<br />

unter 6-Jährigen konnte hingegen erfreulicherweise eine Zunahme verzeichnet werden.<br />

24


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Abb. 10: Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersstruktur in <strong>Mühlhausen</strong> 1997 – 2007<br />

Anteil Einwohner<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

16,1%<br />

26,7%<br />

30,3%<br />

12,6%<br />

10,4%<br />

18,9%<br />

27,5%<br />

28,7%<br />

13,1%<br />

7,5%<br />

23,2%<br />

27,5%<br />

27,1%<br />

11,2%<br />

6,4%<br />

3,9% 4,3% 4,6%<br />

1997 2002 2007<br />

65 Jahre<br />

und mehr<br />

45 bis unter<br />

65 Jahre<br />

25 bis unter<br />

45 Jahre<br />

15 bis unter<br />

25 Jahre<br />

6 bis unter<br />

15 Jahre<br />

unter 6<br />

Jahre<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach Thüringer Landesamt für Statistik, Stand jew eils 31.12.<br />

Zwischen 2003 und 2007 hat die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am<br />

Arbeitsort <strong>Mühlhausen</strong> abgenommen (- 472 Beschäftigte bzw. - 3,0 %). Parallel dazu<br />

verschob sich die relative Arbeitsmarktbedeutung einzelner Wirtschaftszweige. Während<br />

die Land- und Forstwirtschaft sowie das produzierende Gewerbe und Baugewerbe Einbu-<br />

ßen hinnehmen mussten 1 , nahmen die sonstigen Dienstleistungen um 1,4 Prozentpunkte<br />

zu (Stichwort: Tertiärisierung; vgl. Tabelle 4).<br />

1 Insgesamt -1,2 Prozentpunkte.<br />

25


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 4: Entwicklung <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 1 in <strong>Mühlhausen</strong><br />

2000 – 2006<br />

Wirtschaftszweige<br />

Land- u. Forstwirtschaft,<br />

Fischerei<br />

Prod. Gewerbe /<br />

Baugewerbe<br />

Handel / Gastgewerbe,<br />

Verkehr u.<br />

Nachrichtenübermittlung<br />

Sonst. Dienstleistungen <br />

Insgesamt<br />

Jahr Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl<br />

2003 218 1,5 3.795 25,5 2.932 19,7 7.966 53,4 14.911<br />

2004 182 1,3 3.607 24,9 2.891 19,9 7.829 54,0 14.509<br />

2005 138 1,0 3.507 25,1 2.755 19,7 7.594 54,3 13.994<br />

2006 149 1,1 3.465 25,0 2.749 19,9 7.482 54,0 13.845<br />

2007 145 1,0 3.586 24,8 2.799 19,4 7.909 54,8 14.439<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand jeweils 31.12., GMA-Berechnungen<br />

Eine hohe Arbeitszentralität <strong>Mühlhausen</strong>s spiegelt sich im Pendlersaldo wie<strong>der</strong>. Rd.<br />

7.760 Einpendlern stehen nur ca. 4.300 Auspendler gegenüber. Somit errechnet sich für<br />

das Jahr 2007 eine positive Bilanz von ca. 3.460 Personen 2 .<br />

In Folge zahlreicher Sehenswürdigkeiten (z. B. <strong>Stadt</strong>mauer, Altstadt, Museen) besitzt <strong>der</strong><br />

Tourismus in <strong>Mühlhausen</strong> zunehmend eine wirtschaftliche Bedeutung. Dieser Trend wird<br />

v. a. durch eine Erhöhung <strong>der</strong> Übernachtungszahlen transparent (vgl. Abb. 11). Der Zu-<br />

wachs lag zwischen 1997 und 2007 bei hohen 85 %. Die durchschnittliche Aufenthalts-<br />

dauer <strong>der</strong> Gäste hat dabei, nach einer zunächst rückläufigen Entwicklung bis 2001, in den<br />

vergangenen Jahren ebenfalls zugenommen (2001: 1,8 Tage; 2007: 2,2 Tage).<br />

1 Am Arbeitsort.<br />

2 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: 30.06.2007; ca.-Werte, gerundet.<br />

26


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Abb. 11: Entwicklung <strong>der</strong> Übernachtungen in <strong>Mühlhausen</strong> 1997 – 2007<br />

Anzahl <strong>der</strong> Übernachtungen<br />

120.000<br />

100.000<br />

80.000<br />

60.000<br />

40.000<br />

20.000<br />

0<br />

69.700<br />

67.986<br />

65.383<br />

62.087 64.333 59.603<br />

60.318 55.241<br />

83.809<br />

104.683<br />

96.013<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Jahr<br />

Als Einzelhandels- und Versorgungsstandort präsentiert sich <strong>Mühlhausen</strong> mit einer bipola-<br />

ren Struktur (vgl. auch Karte 1):<br />

Quelle: GMA-Darstellung nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik<br />

Die innerstädtischen Haupteinkaufslagen erstrecken sich entlang <strong>der</strong> Fußgän-<br />

gerzonen Steinweg, Linsenstraße und Stätte sowie in den daran direkt angrenzen-<br />

den Bereichen. Als wesentliche Kundenmagneten fungieren hier mehrere großflä-<br />

chige Einzelhandelsbetriebe (AWG Modecenter, Rewe, Drogeriemarkt Müller, Geier<br />

Schuhe, Kaufhaus Weyrauch und Expert). Ihr Angebot wird ergänzt durch einen<br />

vielfältigen Fachhandelsbesatz und kleinere Filialisten.<br />

Eine hohe Versorgungsbedeutung besitzen auch autokundenorientierte Einzel-<br />

handelseinrichtungen. Räumliche Schwerpunkte befinden sich in den Gewerbe-<br />

gebieten an <strong>der</strong> Ammerschen Landstraße im Norden des <strong>Stadt</strong>gebietes sowie an<br />

<strong>der</strong> Langensalzaer Landstraße im Südosten des <strong>Stadt</strong>gebietes. Allerdings existieren<br />

hier keine Einzelhandelsagglomerationen im Sinne funktional zusammengehöriger<br />

Einkaufs- o<strong>der</strong> Fachmarktzentren. Weitere großflächige Einzelhandelsbetriebe exis-<br />

27


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

tieren unmittelbar außerhalb <strong>der</strong> Mühlhäuser Gemarkungsgrenze in <strong>der</strong> selbständi-<br />

gen Gemeinde Ammern (u. a. OBI).<br />

Im restlichen <strong>Stadt</strong>gebiet existieren darüber hinaus mehrere Standorte des Lebensmittel-<br />

einzelhandels (Lebensmitteldiscounter, Supermärkte; vgl. Karte 7) und großflächige Ein-<br />

zelhandelsbetriebe des Nichtlebensmittelsektors. Zum Teil sind hierbei in Streu- und Ne-<br />

benlagen auch kleinere Agglomerationsbereiche ausgebildet.<br />

Im Vergleich mit an<strong>der</strong>en ostdeutschen Städten ähnlicher Größe und zentralörtlicher Be-<br />

deutung zeigt die Einzelhandelsstruktur in <strong>Mühlhausen</strong> somit einige positive Merkmale:<br />

mehrere großflächige Kundenmagneten in <strong>der</strong> Innenstadt<br />

hoher Verkaufsflächenanteil <strong>der</strong> Innenstadt (vgl. Kap. V)<br />

keine großen Agglomerationsbereiche in dezentraler bzw. autokundenorientierter<br />

Lage<br />

gut ausgebildete Nahversorgungsstrukturen (vgl. Kapitel VI).<br />

28


Karte 1: Wichtige Einkaufslagen und strukturprägende Betriebe des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong><br />

Haus- und Gartencenter<br />

Plus<br />

Aldi<br />

Rewe<br />

Wesch Baumarkt<br />

Agil Baustoffmarkt<br />

Netto<br />

Die Möbelpiraten<br />

Edeka<br />

Lidl<br />

Kaufland<br />

E-Center<br />

Müller<br />

Rewe<br />

AWG<br />

Edeka<br />

Plus<br />

Expert<br />

Geier<br />

TTM<br />

Kaufhaus Weyrauch<br />

Netto<br />

H&T Markt<br />

Rewe<br />

Tegut<br />

E-Neukauf<br />

Tegut<br />

Plus<br />

Baby Kids World<br />

Aldi<br />

Lidl<br />

toom<br />

Innerstädtische Einkaufslagen<br />

Betriebe des Nichtlebensmitteleinzelhandels<br />

ab<br />

800 m² VK<br />

Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels<br />

ab 400 m² VK<br />

Quelle: Kartengrundlage <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong>;<br />

GMA-Bearbeitung 2008<br />

29


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

2. Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

Die Definition des Kerneinzugsgebietes für den Mühlhäuser Einzelhandel bildet eine wich-<br />

tige Voraussetzung zur Ermittlung des Einwohnerpotenzials und damit <strong>der</strong> zur Verfügung<br />

stehenden Kaufkraft. Als Kerneinzugsgebiet wird in Anbetracht <strong>der</strong> inhaltlichen Zielset-<br />

zungen vorliegen<strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong>jenige Bereich definiert, innerhalb dessen die<br />

Verbraucher regelmäßig die Einzelhandelsangebote von <strong>Mühlhausen</strong> in Anspruch neh-<br />

men. Die Intensität <strong>der</strong> Kundenbeziehungen hängt dabei neben <strong>der</strong> Eigenattraktivität des<br />

Versorgungsangebotes natürlich auch von <strong>der</strong> überörtlichen Wettbewerbssituation sowie<br />

<strong>der</strong> verkehrlichen Erreichbarkeit ab.<br />

Die Außengrenze des Mühlhäuser Kerneinzugsgebietes wird v. a. durch die Lagebezie-<br />

hung zu an<strong>der</strong>en zentralen Orten sowie die Verkehrsanbindung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> bestimmt. Eine<br />

beachtenswerte Eigenattraktivität als Einkaufsorte besitzen in diesem Zusammenhang die<br />

Städte Bad Langensalza, Leinefelde-Worbis, Heilbad-Heiligenstadt, Nordhausen, Eise-<br />

nach, Gotha und insbeson<strong>der</strong>e das Oberzentrum Erfurt.<br />

Neben den vorstehend erläuterten Kriterien wurden bei <strong>der</strong> Fixierung <strong>der</strong> Außengrenze<br />

und <strong>der</strong> Zonierung des Kerneinzugsgebietes auch folgende Faktoren berücksichtigt:<br />

Ergebnisse mehrerer GMA-Analysen im Untersuchungsraum (u. a. Erfurt, Heilbad-<br />

Heiligenstadt, Eisenach, Gotha, Leinefelde-Worbis, Nordhausen, Eschwege)<br />

ausgewählte Zeit- und Distanzwerte des Verbraucherverhaltens (= empirische Er-<br />

fahrungswerte) 1 .<br />

Bei Zugrundelegung <strong>der</strong> o. g. Kriterien kann für den Mühlhäuser Einzelhandel ein Kern-<br />

einzugsgebiet abgegrenzt werden, in dem <strong>der</strong>zeit ca. 88.930 Einwohner leben. Die Zone I<br />

repräsentiert das Mühlhäuser <strong>Stadt</strong>gebiet, die Zone II den überörtlichen Verflechtungsbe-<br />

reich (vgl. Karte 2 und Tab. 5).<br />

1 Die GMA hat in ihrer 36-jährigen Tätigkeit mehrere hun<strong>der</strong>t Verbraucherbefragungen<br />

durchgeführt, so dass zum Konsumentenverhalten abgesicherte empirische Erfahrungswerte<br />

vorliegen.<br />

30


Karte 2: Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

Legende:<br />

GMA 2008<br />

Zone I<br />

Zone II<br />

31


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 5: Einwohner im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

Zonen des Kerneinzugsgebietes Einwohner<br />

Zone I <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> 36.560<br />

Zone II überörtliches Kerneinzugsgebiet 52.370<br />

Zonen I-II insgesamt 88.930<br />

Quelle: Thüringer Landsamt für Statistik, Stand 31.12.2007, ca.-Werte gerundet<br />

Es fällt auf, dass <strong>Mühlhausen</strong> selbst nur einen Einwohneranteil von 41 % am Kernein-<br />

zugsgebiet besitzt. Vor diesem Hintergrund sind beson<strong>der</strong>e Ansprüche an die Markt-<br />

reichweite des städtischen Einzelhandels zu stellen, weil sonst das Bevölkerungs- und<br />

Kaufkraftpotenzial im überörtlichen Verflechtungsbereich nicht in ausreichendem Umfang<br />

erschlossen werden kann.<br />

Selbstverständlich stellt die linienhafte Fixierung des Außenbereichs des Kerneinzugsge-<br />

bietes eine Abstraktion dar, die keine klare Grenze im Gelände repräsentiert, son<strong>der</strong>n<br />

lediglich denjenigen Übergangsbereich, in dem die Kundenanbindung an den Mühlhäuser<br />

Einzelhandel an Intensität deutlich verliert. Die Linie beschreibt darüber hinaus einen mitt-<br />

leren Zustand, d. h. nicht alle in <strong>Mühlhausen</strong> ansässigen Betriebe strahlen gleichermaßen<br />

in das Verflechtungsgebiet hinein und nicht alle Orte sind mit gleicher Intensität an den<br />

Einzelhandelsstandort <strong>Mühlhausen</strong> angebunden.<br />

3. Kaufkraftvolumen<br />

Die Berechnung <strong>der</strong> im abgegrenzten Kerneinzugsgebiet für den Mühlhäuser Einzelhan-<br />

del vorhandenen Kaufkraft wird speziell für die Wirtschaftsgruppe Ladeneinzelhandel und<br />

Ladenhandwerk vorgenommen. Dabei werden aktuelle Daten des Statistischen Bundes-<br />

amtes Wiesbaden sowie GMA-Kaufkraftwerte zugrunde gelegt, die auf intensiven Markt-<br />

beobachtungen beruhen.<br />

32


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

3.1 Systematik <strong>der</strong> Kaufkraftberechnung<br />

Die Gegenüberstellung <strong>der</strong> Nachfrage (= Kaufkraft) und des Angebotes (= Umsatz) erfor-<br />

<strong>der</strong>t eine klare definitorische Abgrenzung <strong>der</strong> jeweils einbezogenen Branchen. Zu diesem<br />

Zweck werden <strong>der</strong> Einzelhandel und das Ladenhandwerk nach <strong>der</strong> Periodizität des Ein-<br />

kaufs in einen kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfsbereich differenziert. Dabei ergibt<br />

sich in Anlehnung an das auch von <strong>der</strong> offiziellen Handels- und Gaststättenzählung ver-<br />

wendete Glie<strong>der</strong>ungsschema nachstehende Unterteilung:<br />

Kurzfristiger Bedarfsbereich<br />

Nahrungs- und Genussmittel verschiedener Art (einschließlich Lebensmittelhand-<br />

werk), Reformwaren<br />

Gesundheits- und Körperpflegeartikel, Drogeriewaren, Apotheker- und Sanitätswa-<br />

ren<br />

Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf.<br />

Mittelfristiger Bedarfsbereich<br />

Bücher, Papierwaren, Bürobedarf 1 , Schreibwaren, Spielwaren<br />

Bekleidung, Textilien<br />

Schuhe, Le<strong>der</strong>waren, Sportartikel.<br />

Langfristiger Bedarfsbereich<br />

Elektrowaren (weiße und braune Ware, Ton- und Bildträger, Lampen und Leuch-<br />

ten, Computer und Zubehör)<br />

Haushaltswaren, Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel<br />

Möbel und Einrichtungsgegenstände<br />

Heimtextilien, Raumausstattung<br />

Heimwerker- und Gartenbedarf<br />

Foto, Optik, Uhren, Schmuck<br />

Sonstige Waren (u. a. Autozubehör, Musikalien, Waffen).<br />

1 Ohne Computer und Zubehör.<br />

33


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

3.2 Grundlagen <strong>der</strong> Kaufkraftberechnung<br />

Grundlage für die Berechnung <strong>der</strong> Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen ist das<br />

Nettosozialprodukt zu Faktorkosten, aus dem das verfügbare Einkommen <strong>der</strong> privaten<br />

Haushalte abgeleitet werden kann. Die Nachfrage <strong>der</strong> Konsumenten nach Waren und<br />

Dienstleistungen errechnet sich aus dem verfügbaren Einkommen wie folgt:<br />

Verfügbares Einkom m en<br />

privater Verbrauch Ersparnis<br />

Nachfrage <strong>der</strong> Konsum enten nach<br />

• W aren<br />

• Dienstleistungen<br />

Für den in vorliegen<strong>der</strong> Untersuchung im Mittelpunkt stehenden Einzelhandel können die<br />

Dienstleistungen vernachlässigt werden. Von Bedeutung sind lediglich die Warenkäufe<br />

<strong>der</strong> privaten Haushalte. Dabei ist jedoch zu beachten, dass diese sowohl in Ladenge-<br />

schäften (= Ladeneinzelhandel) als auch in Nicht-Ladengeschäften (z.B. Versandhandel,<br />

E-Commerce, ambulante Märkte) wirksam werden können.<br />

Nach Berechnungen <strong>der</strong> GMA lag die einzelhandelsrelevante Nachfrage (inkl. Apotheken<br />

und Ladenhandwerk) in Deutschland 2007 je Einwohner bei<br />

Davon entfielen auf den …<br />

ca. 5.264,-- €.<br />

─ kurzfristigen Bedarfsbereich ca. 2.542,-- €<br />

─ mittelfristigen Bedarfsbereich ca. 932,-- €<br />

─ langfristigen Bedarfsbereich ca. 1.790,-- €.<br />

34


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

3.3 Kaufkraftvolumen im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> und die Kommunen im abgegrenzten Kerneinzugsgebiet weisen<br />

unterschiedliche Kaufkraftkennziffern auf, in denen sich Unterschiede des regionalen<br />

Kaufkraftniveaus wi<strong>der</strong>spiegeln 1 . Diese Indexwerte wurden bei <strong>der</strong> nachfolgenden Kauf-<br />

kraftkalkulation berücksichtigt (vgl. Tab. 6).<br />

Tabelle 6: Kaufkraft im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 2007<br />

Zonen<br />

Kaufkraft in Mio. €<br />

Warengruppen Zone I Zone II Zonen I – II<br />

Nahrungs- und Genussmittel<br />

Gesundheit, Körperpflege<br />

Blumen, Pflanzen zool. Bedarf<br />

54,0<br />

19,4<br />

3,4<br />

80,1<br />

28,7<br />

5,1<br />

134,1<br />

48,1<br />

8,5<br />

kurzfristiger Bedarf insg. 76,8 113,9 190,7<br />

Bücher, PBS*, Spielwaren<br />

7,8 11,6<br />

19,4<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport<br />

20,4 30,2<br />

50,6<br />

mittelfristiger Bedarf insg. 28,2 41,8 70,0<br />

Elektrowaren<br />

14,2 21,1<br />

35,3<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel<br />

15,6 23,1<br />

38,7<br />

Sonstiger Einzelhandel<br />

24,2 35,9<br />

60,1<br />

langfristiger Bedarf insg. 54,0 80,1 134,1<br />

Nichtlebensmittel insg. 105,0 155,7 260,7<br />

Einzelhandel insg. 159,0 235,8 394,8<br />

* PBS= Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren<br />

Quelle: GMA-Berechnungen, ca.-Werte gerundet<br />

1 Die Gesellschaft für Konsumforschung aus Nürnberg errechnet den Kaufkraftkoeffizienten<br />

auf Grundlage <strong>der</strong> Steuerstatistik und weist diesen für Landkreise, Städte und Gemeinden<br />

aus. Der Kaufkraftkoeffizient für die <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> liegt mit 82,6 rund<br />

17 – 18 % unterhalb des Bundesdurchschnitts von 100. In den Städten und Gemeinden<br />

des überörtlichen Kerneinzugsgebietes (Zone II) liegt die Spanne <strong>der</strong> Kaufkraftkoeffizienten<br />

zwischen 72,9 und 91,0 und damit ebenfalls durchweg unterhalb des Bundesdurchschnitts.<br />

35


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Nach den in Tabelle 6 ausgewiesenen Werten 1 belief sich das für die acht Hauptwaren-<br />

gruppen des Einzelhandels errechnete Kaufkraftvolumen im abgegrenzten Kerneinzugs-<br />

gebiet 2007 auf<br />

ca. 394,8 Mio. €.<br />

Auf Nahrungs- und Genussmittel entfielen davon ca. 134,1 Mio. € (34 %) und auf Nichtle-<br />

bensmittel ca. 260,7 Mio. € (66 %). Nur etwa 40 % des ermittelten Nachfragevolumens ist<br />

in <strong>Mühlhausen</strong> verortet, wo <strong>der</strong> lokale Einzelhandel naturgemäß die stärkste Marktposition<br />

besitzt. Die Tatsache, dass <strong>der</strong> überwiegende Teil <strong>der</strong> Kaufkraft im überörtlichen Kernein-<br />

zugsgebiet vorhanden ist, stellt – wie bereits im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Einwohnervertei-<br />

lung erwähnt – beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an die Marktreichweite des Mühlhäuser Einzel-<br />

handels.<br />

3.4 Kaufkraftprognose für das Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

bis 2015<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Kaufkraftvolumina im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhan-<br />

dels bis zum Jahr 2015 steht vor allem in Abhängigkeit von <strong>der</strong> zukünftigen Entwicklung<br />

des Verbraucher- und Ausgabeverhaltens, vom Konjunkturverlauf sowie von den speziel-<br />

len sozioökonomischen Gegebenheiten im Untersuchungsraum.<br />

Das <strong>der</strong> GMA-Kaufkraftprognose bis 2015 zugrunde liegende Szenario des Verbraucher-<br />

verhaltens lässt sich wie folgt skizzieren:<br />

Die Verbraucher verhalten sich innerhalb des Prognosezeitraums „normal“, d.h. es<br />

werden keine extremen Verän<strong>der</strong>ungen des aktuellen Ausgabe- und Sparverhal-<br />

tens erwartet 2 .<br />

1 Auf Angaben für Brennstoffe und Kraftfahrzeuge wurde in vorliegen<strong>der</strong> Untersuchung<br />

verzichtet, da diese dem Einzelhandel formell zugerechneten Branchen keinen o<strong>der</strong> nur<br />

einen geringen Verkaufsflächenbedarf besitzen.<br />

2 Gegenwärtig liegt die Sparquote im Bundesgebiet bei ca. 11,5 %.<br />

36


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Die Preise für Dienstleistungen werden schneller ansteigen, als die Preise für Ein-<br />

zelhandelswaren. Als Folge dieser Entwicklung wird <strong>der</strong> Ausgabenanteil des Ein-<br />

zelhandels am privaten Verbrauch leicht zurückgehen.<br />

Im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 1 wird die Bevölkerungsent-<br />

wicklung weiterhin rückläufig sein 2 . Insgesamt ist bis 2015 auf Basis offizieller<br />

Prognosen ein Rückgang um ca. 6.790 Einwohner zu erwarten (- 8 %; vgl. Tab. 5<br />

und 7).<br />

Tabelle 7: Einwohner im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 2015<br />

Zonen des Kerneinzugsgebietes Einwohner<br />

Zone I <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> 33.670<br />

Zone II überörtliches Kerneinzugsgebiet 48.470<br />

Zonen I – II insgesamt<br />

82.140<br />

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, 11. koordinierte Bevölkerungsvorausrechnung<br />

Auf Basis <strong>der</strong> genannten Prämissen wird sich die einzelhandelsrelevante Kaufkraft im<br />

Mühlhäuser Kerneinzugsgebiet bis 2015 lei<strong>der</strong> ungünstig entwickeln. Dies liegt vor allem<br />

am erwarteten Bevölkerungsverlust, <strong>der</strong> nur teilweise durch eine leichte nominale Erhö-<br />

hung <strong>der</strong> Pro-Kopf-Ausgaben kompensiert werden kann. Im Kerneinzugsgebiet ist dem-<br />

nach 2015 nur noch ein Kaufkraftvolumen von ca. 371,1 Mio. € zu erwarten. Die Ein-<br />

zelwerte nach Hauptwarengruppen und Zonen sind in Tabelle 8 dargestellt. Gegenüber<br />

2007 entspricht die für 2015 prognostizierte Kaufkraft einem Rückgang von ca. 23,7<br />

Mio. € (- 6 %).<br />

1 Eine relevante Ausweitung des Mühlhäuser Kerneinzugsgebietes hält die GMA im weiteren<br />

Zeitverlauf für unwahrscheinlich. Selbst wenn z. B. durch Ansiedlung von Kundenmagnetbetrieben<br />

eine höhere Attraktivität des Einzelhandelsangebotes erreicht würde,<br />

steht kaum zu erwarten, dass von außerhalb des abgegrenzten Verflechtungsbereiches<br />

in wesentlichem Umfang Kaufkraft gebunden werden kann.<br />

2 Grundlage für diese Einschätzung ist die 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Thüringer Landesamtes für Statistik.<br />

37


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 8: Kaufkraft im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 2015<br />

Zonen<br />

Kaufkraft in Mio. €<br />

Warengruppen Zone I Zone II Zonen I - II<br />

Nahrungs- und Genussmittel<br />

Gesundheit, Körperpflege<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf<br />

50,6<br />

18,4<br />

3,2<br />

75,3<br />

27,5<br />

4,8<br />

125,9<br />

45,9<br />

8,0<br />

kurzfristiger Bedarf insg. 72,2 107,6 179,8<br />

Bücher, PBS*, Spielwaren<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport<br />

7,3<br />

19,1<br />

10,8<br />

28,4<br />

18,1<br />

47,5<br />

mittelfristiger Bedarf insg. 26,4 39,2 65,6<br />

Elektrowaren<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel<br />

Sonstiger Einzelhandel<br />

13,4<br />

14,6<br />

22,5<br />

20,0<br />

21,7<br />

33,5<br />

33,4<br />

36,3<br />

56,0<br />

langfristiger Bedarf insg. 50,5 75,2 125,7<br />

Nichtlebensmittel insg. 98,5 146,7 245,2<br />

Einzelhandel insg. 149,1 222,0 371,1<br />

* PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren<br />

Quelle: GMA-Prognose, ca.-Werte gerundet<br />

38


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

V Situation des Einzelhandelsstandortes <strong>Mühlhausen</strong><br />

1. Einzelhandelssituation in <strong>der</strong> Gesamtstadt<br />

Die Ausführungen des Kapitels V befassen sich speziell mit dem Einzelhandelsangebot in<br />

<strong>Mühlhausen</strong>. Die von <strong>der</strong> GMA aktuell erhobenen Bestandsdaten machen Stärken und<br />

Schwachstellen des Branchenmix deutlich und ermöglichen dadurch Empfehlungen zur<br />

Ergänzung und / o<strong>der</strong> qualitativen Aufwertung des Angebotes.<br />

Die Auswertung des Einzelhandelsbesatzes erfolgt nach geographischen und sachlichen<br />

Kriterien. In räumlicher Hinsicht liegen die Bestandswerte für folgende Standortlagen vor:<br />

─ <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> insgesamt<br />

─ Einkaufsinnenstadt 1<br />

─ Streu- und Nebenlagen<br />

─ autokundenorientierte Lagen.<br />

Eine sachliche Differenzierung <strong>der</strong> Bestandswerte erfolgt:<br />

─ für alle Einzelhandelsbranchen, ohne den Einzelhandel mit Kraftfahrzeugen,<br />

Mineralölerzeugnissen und ähnlichen Waren<br />

─ für das Lebensmittelhandwerk (Bäckereien, Konditoreien, Fleischereien).<br />

Die Bestandswerte des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong> wurden komplett vor Ort erfasst. Im<br />

Rahmen dieser Totalerhebung wurden 425 Betriebe des Ladeneinzelhandels und La-<br />

denhandwerks mit einer Verkaufsfläche von ca. 84.465 m² ermittelt. Davon entfielen<br />

…<br />

126 Betriebe (30 % des Gesamtbestandes) mit einer Verkaufsfläche von ca.<br />

25.445 m² (30 % <strong>der</strong> Gesamtverkaufsfläche) auf den Nahrungs- und Genussmit-<br />

telsektor<br />

1 Zur Abgrenzung <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt siehe Karte 4.<br />

39


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

299 Betriebe (70 %) mit einer Verkaufsfläche von ca. 59.020 m² (70 %) auf den<br />

Nichtlebensmittelsektor (vgl. Tab. 9) 1 .<br />

Tabelle 9: Betriebe und Verkaufsflächen des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong><br />

Daten<br />

Warengruppen Betriebe Verkaufsfläche in m²<br />

Nahrungs- und Genussmittel 126 25.445<br />

Gesundheit, Körperpflege 25 5.145<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 30 2.895<br />

Bücher, PBS*, Schreibwaren 20 2.455<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport 88 16.475<br />

Elektrowaren 31 3.140<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel 44 8.525<br />

Sonstiger Einzelhandel 61 20.385<br />

Nichtlebensmittel insg. 299 59.020<br />

Einzelhandel insg. 425 84.465<br />

* PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren<br />

Quelle: GMA-Erhebungen 2008; ca.-Werte gerundet<br />

In <strong>der</strong> strukturellen und teilräumlichen Betrachtung des Mühlhäuser Einzelhandels fallen<br />

einige Beson<strong>der</strong>heiten auf:<br />

Die rechnerische Durchschnittsgröße <strong>der</strong> Geschäfte liegt bei 199 m² VK je Be-<br />

trieb. Dieser Wert ist viel geringer als <strong>der</strong> Durchschnitt des Bundesgebietes (240<br />

m²), was auf einen relativ hohen Anteil kleinflächiger Geschäfte hindeutet.<br />

In <strong>der</strong> Tat verfügen 48 % <strong>der</strong> Mühlhäuser Geschäfte über Verkaufsflächen von<br />

weniger als 50 m². Diese Betriebe repräsentieren nur einen sehr kleinen Verkaufs-<br />

flächenanteil am Gesamtbestand von 7 %. Demgegenüber weisen 5 % <strong>der</strong> Ge-<br />

1 Die Zuordnung von Einzelbetrieben und Verkaufsflächen zu Warengruppen erfolgte prinzipiell<br />

auf Basis des jeweiligen Umsatz- bzw. Verkaufsflächenschwerpunktes. Bei Lebensmittelmärkten<br />

wurde eine nach Warengruppen differenzierte Erhebung durchgeführt (Ausnahme:<br />

regelmäßig wechselnde Nonfood-Aktionssortimente).<br />

40


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

schäfte Verkaufsflächen von 800 m² und mehr auf. Deren Verkaufsflächenanteil<br />

liegt bei 49 % des Gesamtbestandes (vgl. Abb. 12). In <strong>Mühlhausen</strong> sind insgesamt<br />

22 großflächige Betriebe (> 800 m² VK) ansässig.<br />

Abb. 12: Betriebsgrößenklassen des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong><br />

Anteil<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

48%<br />

7%<br />

22%<br />

8%<br />

24%<br />

37%<br />

5%<br />

49%<br />

unter 50 m² 50 - 99 m² 100 - 799 m² 800 m² und größer<br />

Verkaufsflächen-Größenklassen<br />

Anteil Betriebe Anteil Verkaufsfläche<br />

Quelle: GMA-Erhebungen 2008<br />

Der Einzelhandel in <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt 1 nimmt – trotz seiner 191 Betriebe<br />

(45 % des Gesamtbestandes) – quantitativ nur eine nachrangige Position ein. Dies<br />

wird durch den relativ geringen Verkaufsflächenanteil von 25 % (ca. 21.215 m²)<br />

dokumentiert.<br />

In <strong>der</strong> für Innenstädte generell attraktivitätsbestimmenden Warengruppe Beklei-<br />

dung / Schuhe / Sport erreicht die Mühlhäuser Einkaufsinnenstadt immerhin einen<br />

Verkaufsflächenanteil von 65 %. Auch in den Warengruppen Gesundheit / Körper-<br />

pflege (53 %), Bücher / PBS / Spielwaren (41 %) und Elektrowaren (53 %) werden<br />

angemessene Verkaufsflächenanteile erzielt (vgl. Abb. 13).<br />

1 Zur Abgrenzung <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt siehe Karte 4.<br />

41


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Abb. 13: Verkaufsflächenanteile <strong>der</strong> Mühlhäuser Einkaufsinnenstadt an <strong>der</strong><br />

Gesamtstadt<br />

Warengruppen<br />

Nahrungs- und Genussmittel<br />

Gesundheit, Körperpflege<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf<br />

Bücher, PBS, Spielw aren<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport<br />

Elektrow aren<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel<br />

Sonstiger Einzelhandel<br />

Einzelhandel insgesamt<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Verkaufsflächen-Anteil<br />

Innenstadt übriges <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

Quelle: GMA-Erhebungen 2008<br />

Charakteristisch für die Einkaufsinnenstadt von <strong>Mühlhausen</strong> ist <strong>der</strong> neben 6 groß-<br />

flächigen Betrieben (AWG Modecenter, Rewe, Drogeriemarkt Müller, Geier Schu-<br />

he, Kaufhaus Weyrauch und Expert) überwiegend kleinteilige Einzelhandelsbe-<br />

satz. Die Durchschnittsgröße <strong>der</strong> ansässigen Betriebe liegt hier nur bei rund 111<br />

m² VK. In diesem Wert kommen u. a. die durch die vorhandene Bausubstanz be-<br />

dingten kleinteiligen Ladeneinheiten zum Ausdruck.<br />

In <strong>der</strong> Standortkategorie Streu- und Nebenlagen sind in <strong>Mühlhausen</strong> zwar 41 %<br />

<strong>der</strong> Betriebe etabliert, diese repräsentieren jedoch lediglich einen Verkaufsflä-<br />

chenanteil von 32 % an <strong>der</strong> Gesamtstadt. Die durchschnittliche Größe <strong>der</strong> Ge-<br />

schäfte fällt mit 151 m² Verkaufsfläche gering aus. Bei den Betrieben in dieser<br />

Standortkategorie handelt es sich überwiegend um kleinteiligen Fachhandel sowie<br />

Anbieter des Lebensmittesektors (z. B. Lebensmitteldiscounter o<strong>der</strong> Supermärkte).<br />

42


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 10: Betriebe und Verkaufsflächen des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong> nach Standortlagen<br />

Warengruppen<br />

Standortlagen<br />

Einkaufsinnenstadt Streu- und Nebenlagen autokundenorientierte Lagen<br />

Betriebe VK in m² Betriebe VK in m² Betriebe VK in m²<br />

Nahrungs- und Genussmittel 28 2.075 74 13.235 24 10.135<br />

Gesundheit, Körperpflege 15 2.700 9 1.510 1 935<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 6 585 19 1.540 5 770<br />

Bücher, PBS*, Spielwaren 11 995 7 1.105 2 355<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport 70 10.755 14 4.230 4 1.490<br />

Elektrowaren 18 1.650 9 920 4 570<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel 19 1.170 20 2.385 5 4.970<br />

Sonstiger Einzelhandel 24 1.285 24 1.700 13 17.400<br />

Nichtlebensmittel insg. 163 19.140 102 13.390 34 26.490<br />

Einzelhandel insg. 191 21.215 176 26.625 58 36.625<br />

* PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren<br />

Quelle: GMA-Erhebungen 2008, ca.-Werte gerundet<br />

43


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Eine große Bedeutung besitzen in <strong>Mühlhausen</strong> autokundenorientierte Versor-<br />

gungslagen. Obwohl sich hier nur 14 % <strong>der</strong> Betriebe befinden, entfallen rund<br />

43 % <strong>der</strong> Verkaufsflächen auf diese Standortkategorie (ca. 36.625 m², vgl. auch<br />

Tab. 10). Mit rund 631 m² fällt die durchschnittliche Verkaufsfläche je Betrieb ent-<br />

sprechend hoch aus.<br />

--------------------------------------------<br />

In Ergänzung <strong>der</strong> quantitativen Erfassung wurde <strong>der</strong> Einzelhandelsbestand in Mühlhau-<br />

sen von <strong>der</strong> GMA auch im Hinblick auf die qualitative Gestaltung <strong>der</strong> Betriebsräume und<br />

Schaufensterauslagen, die Innenausstattung, die Warenpräsentation und die optisch<br />

wahrnehmbare betriebliche Organisation analysiert. Dabei wurden die Geschäfte in einer<br />

Bewertungsskala folgenden drei Kategorien zugeteilt:<br />

─ marktgerecht<br />

─ mo<strong>der</strong>nisierungsbedürftig<br />

─ nicht marktgerecht.<br />

Unter Zugrundelegung <strong>der</strong> genannten Kriterien wurden 324 Betriebe (76 % <strong>der</strong> Gesamt-<br />

zahl), mit einer Verkaufsfläche von ca. 59.200 m² (70 % <strong>der</strong> Gesamtverkaufsfläche) als<br />

marktgerecht eingestuft 1 . 93 Betriebe mit ca. 24.300 m² erhielten die Bewertung mo<strong>der</strong>ni-<br />

sierungsbedürftig. Lediglich 8 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 965 m² wurden<br />

als nicht marktgerecht klassifiziert (vgl. Tab. 11). Somit ergibt sich hinsichtlich des qualita-<br />

tiven Marktauftrittes <strong>der</strong> Einzelhandelsbetriebe in <strong>Mühlhausen</strong> ein überwiegend positives<br />

Gesamtbild. Dennoch stimmt <strong>der</strong> offensichtliche Investitionsstau bei den mo<strong>der</strong>nisie-<br />

rungsbedürftigen und nicht mehr marktgerechten Betrieben bedenklich, weil er Vorbote<br />

eines möglichen „trading-down“-Prozesses sein könnte.<br />

1 Die Einstufung erfolgte unabhängig von <strong>der</strong> wirtschaftlichen Gesamtsituation des Einzelhandels<br />

in Mühhausen. Zugrunde gelegt wurde eine einzelbetriebliche Bewertung auf<br />

Basis optisch wahrnehmbarer Kriterien.<br />

44


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 11: Qualitative Bewertung des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

Warengruppen<br />

Bewertung<br />

marktgerecht<br />

mo<strong>der</strong>nisierungsbedürftig<br />

nicht<br />

marktgerecht<br />

Betriebe VK in m² Betriebe VK in m² Betriebe VK in m²<br />

Nahrungs- und Genussmittel 95 18.205 28 10.005 3 65<br />

Gesundheit, Körperpflege 24 3.410 1 40 --- ---<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 21 2.075 9 725 --- ---<br />

Bücher, PBS*, Spielwaren 14 2.040 6 195 --- ---<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport 67 10.770 20 5.370 1 105<br />

Elektrowaren 29 2.880 1 20 1 55<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel 30 3.240 12 4.235 2 720<br />

Sonstiger Einzelhandel 44 16.580 16 3.710 1 20<br />

Einzelhandel insg. 324 59.200 93 24.300 8 965<br />

* PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren<br />

Quelle: GMA-Erhebungen / Einschätzung 2008<br />

2. Ausgewählte Ausstattungs- und Strukturkennziffern des Mühlhäuser<br />

Einzelhandels<br />

In Ergänzung <strong>der</strong> absoluten Angaben zum Einzelhandelsbestand ermöglichen auf Ein-<br />

wohner bezogene Ausstattungs- und Strukturkennziffern im kommunalen Vergleich eine<br />

weiterführende Beurteilung <strong>der</strong> Mühlhäuser Einzelhandelsstruktur. In Tabelle 12 wurden<br />

deshalb die Besatzwerte von <strong>Mühlhausen</strong> den Indexzahlen von Städten vergleichbarer<br />

Größe gegenüber gestellt. Alle Daten stammen aus aktuellen Einzelhandelserhebungen<br />

<strong>der</strong> GMA in den genannten Orten.<br />

Die in <strong>Mühlhausen</strong> ermittelte Verkaufsfläche von ca. 84.465 m² entspricht einer Verkaufs-<br />

flächenausstattung von ca. 2.310 m² je 1.000 Einwohner. Die Kennziffer ist im Vergleich<br />

mit an<strong>der</strong>en Städten als etwas unterdurchschnittlich zu klassifizieren. In dem Wert kommt<br />

sicher die relative Nahlage <strong>Mühlhausen</strong>s zu mehreren Städten mit einer hohen Attraktivi-<br />

tät als Einzelhandelsstandort zum Ausdruck (vgl. hierzu die Ausführungen zur Abgren-<br />

zung des Kerneinzugsgebietes). Darüber hinaus ist auf großflächige Verkaufseinrichtun-<br />

gen in umliegenden Kommunen (insb. OBI in Ammern und Möbel Jäger in Oberdorla)<br />

hinzuweisen, welche die Potenziale dieser Branchen am Standort <strong>Mühlhausen</strong> einschrän-<br />

ken.<br />

45


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 12: Ausstattungskennziffern des Mühlhäuser Einzelhandels im kommunalen Vergleich<br />

<strong>Stadt</strong><br />

Daten<br />

Bundesland<br />

Einwohnerstand<br />

im Basisjahr<br />

Nahrungs-<br />

und Genussmittel<br />

Betriebe je 1.000 Einwohner m² Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner<br />

Nichtlebensmittel <br />

Einzelhandel<br />

insg.<br />

Nahrungs-<br />

und Genussmittel <br />

Nichtlebensmittel<br />

Einzel-<br />

handel<br />

insg.<br />

Verkaufsflächenanteil<br />

Innenstadt<br />

in %<br />

<strong>Mühlhausen</strong> Thüringen 36.560 3,4 8,2 11,6 700 1.610 2.310 25<br />

Bautzen Sachsen 41.880 4,0 10,0 14,0 660 2.410 3.070 16<br />

Eisenach Thüringen 43.915 3,4 8,1 11,5 980 2.700 3.680 15<br />

Gotha Thüringen 46.250 3,6 7,0 10,6 690 1.880 2.570 29<br />

Halberstadt Sachsen-Anhalt 38.960 2,8 7,5 10,3 650 2.680 3.330 16<br />

Schwäbisch Hall Baden-Württemberg 36.690 2,3 5,5 7,8 710 1.980 2.690 21<br />

Tuttlingen Baden-Württemberg 34.800 2,4 6,6 9,0 660 2.040 2.700 27<br />

Wernigerode Sachsen-Anhalt 33.720 3,4 8,3 11,7 810 1.820 2.630 22<br />

GMA-Kennziffer* --- --- 1,8 4,3 6,1 570 1.810 2.380 ---<br />

* GMA-Kennziffernstudie 2007; Vergleichsbasis = 22 Städte mit 30.000 bis 40.000 Einwohnern<br />

Quelle: GMA-Zusammenstellung 2008, ca.-Werte gerundet<br />

46


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Einen erfreulich hohen Wert erreicht <strong>Mühlhausen</strong> – im Vergleich mit an<strong>der</strong>en ostdeut-<br />

schen Städten – beim Verkaufsflächenanteil <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt. Der Wert von 25 %<br />

belegt die Anstrengungen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung diesen Standortbereich gezielt zu stärken.<br />

3. Leerstandssituation des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong><br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Bestandserhebungen wurden im Mühlhäuser <strong>Stadt</strong>gebiet 98 leer ste-<br />

hende Geschäftsräume ermittelt, die überschlägig eine Verkaufsfläche von ca. 10.600<br />

m² repräsentieren 1 .<br />

In <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt existierten zum Erhebungszeitpunkt 28 Geschäftsleerstände<br />

(vgl. Tab. 13). Auf Streu- und Nebenlagen entfielen 67 Einheiten, womit sich hier die mit<br />

über 27 % höchste Leerstandsquote 2 ergibt.<br />

Aus städtebaulicher Sicht beachtenswert ist v. a. eine recht hohe Zahl von Leerständen in<br />

Nebenlagen <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt sowie den daran angrenzenden Bereichen (z. B. in<br />

<strong>der</strong> Erfurter Straße, <strong>der</strong> Felchtaer Straße, <strong>der</strong> Herrenstraße und <strong>der</strong> Görmarstraße). Hier<br />

hat in erster Linie <strong>der</strong> fehlende Kundenstrom dafür gesorgt, dass die ehemaligen Laden-<br />

besitzer ihre Betriebe schließen mussten.<br />

Tabelle 13: Geschäftsleerstände in <strong>Mühlhausen</strong><br />

Lage<br />

Anzahl<br />

Leerstände<br />

Anzahl <strong>der</strong> Ladeneinheiten<br />

insg.<br />

Leerstandsquote<br />

in %<br />

Einkaufsinnenstadt 28 219 12,8<br />

Streu- und Nebenlagen 67 243 27,6<br />

autokundenorientierte Lagen 3 61 4,9<br />

Insgesamt 98 523 18,7<br />

Quelle. GMA-Erhebung 2008, ca.-Werte gerundet<br />

1 Die Betriebsflächen <strong>der</strong> leer stehenden ehemaligen Ladeneinheiten wurde durch Inaugenscheinnahme<br />

grob geschätzt. Bei Ladenflächen, die nicht durch Schaufenster einsehbar<br />

waren erfolgte die Schätzung unter Zugrundelegung <strong>der</strong> überbauten Fläche bzw.<br />

des Gebäudeumrisses.<br />

2 Anzahl <strong>der</strong> Leerstände bezogen auf die Anzahl <strong>der</strong> vorhandenen Ladeneinheiten insge-<br />

samt.<br />

47


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Angesichts <strong>der</strong> bereits erreichten Verkaufsflächenausstattung <strong>Mühlhausen</strong>s und <strong>der</strong> all-<br />

gemeinen Tendenz zur Angebotskonzentration in Hauptgeschäftslagen dürfte es nur in<br />

begrenztem Umfang realistisch sein, die im <strong>Stadt</strong>gebiet aktuell vorhandenen Leerstände<br />

durch neue Einzelhandelsnutzungen zu revitalisieren. Insbeson<strong>der</strong>e in schwach frequen-<br />

tierten Streu- und Nebenlagen ist eine Wie<strong>der</strong>belegung <strong>der</strong> meist kleinen Geschäftsein-<br />

heiten unwahrscheinlich. In solchen Fällen sollten Haus- und Grundeigentümer deshalb<br />

Alternativnutzungen, wie z. B. Dienstleistungen o<strong>der</strong> Wohnen in Erwägung ziehen, auch<br />

wenn diese Nutzungsarten nicht dieselbe immobilienwirtschaftliche Rentabilität besitzen,<br />

wie <strong>der</strong> Einzelhandel und ggf. ein Investitionsbedarf für Umbaumaßnahmen besteht.<br />

4. Umsatzleistung und Kaufkraftbewegungen des Mühlhäuser Einzel-<br />

handels<br />

4.1 Umsatzleistung des Mühlhäuser Einzelhandels 2007<br />

Die Umsatzleistung des Mühlhäuser Einzelhandels im Geschäftsjahr 2007 wurde auf Ba-<br />

sis einer qualifizierten Schätzung ermittelt. Als Grundlage dienten die erfassten Verkaufs-<br />

flächen und an die Standortsituation und Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> einzelnen Betreiber ange-<br />

passte Produktivitäten (= Umsätze je m² VK / Jahr). Insgesamt erzielte <strong>der</strong> Mühlhäuser<br />

Einzelhandel 2007 demnach eine Umsatzleistung von<br />

ca. 192,8 Mio. €.<br />

Davon entfielen ca. 74,7 Mio. € (39 %) auf Nahrungs- und Genussmittel und ca.<br />

118,1 Mio. € (61 %) auf Nichtlebensmittel (vgl. auch Tab. 14). 62 % des Gesamtumsatzes<br />

wurde mit Kunden aus dem <strong>Stadt</strong>gebiet erzielt. Der Kaufkraftzufluss aus dem überörtli-<br />

chen Verflechtungsbereich betrug somit 38 % 1 . Dieser Wert ist im Vergleich mit leistungs-<br />

fähigen Städten ähnlicher zentralörtlicher Funktion als durchschnittlich einzustufen und<br />

macht die beachtliche Versorgungsbedeutung von <strong>Mühlhausen</strong> für Gemeinden im über-<br />

örtlichen Einzugsgebiet deutlich.<br />

1 Touristische Kaufkraftzuflüsse sind in den Marktanteilen bzw. Umsatzdaten <strong>der</strong> Zone II<br />

enthalten. Die GMA schätzt die Umsätze touristischer Kunden in <strong>Mühlhausen</strong> auf ca. 1 – 2<br />

Mio. € / Jahr.<br />

48


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Unter Zugrundelegung <strong>der</strong> Umsatzherkunft kann die Versorgungszentralität von Mühlhau-<br />

sen ermittelt werden. Diese Kennziffer errechnet sich durch Gegenüberstellung des Um-<br />

satzes mit <strong>der</strong> Kaufkraft im <strong>Stadt</strong>gebiet 1 . Demnach erreichte <strong>der</strong> Einzelhandel in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

eine Zentralitätskennziffer von 121 2 . Damit wird in Anbetracht <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>größe, <strong>der</strong> Lage<br />

und <strong>der</strong> zentralörtlichen Stellung <strong>Mühlhausen</strong>s ein durchschnittlicher Wert erreicht 3 .<br />

Die Leistungsfähigkeit des Mühlhäuser Einzelhandels kann auch anhand von Verkaufs-<br />

flächenproduktivitäten eingeschätzt werden. Sie ermitteln sich aus dem Verhältnis <strong>der</strong><br />

branchenbezogenen Umsätze und <strong>der</strong> jeweils vorhandenen Verkaufsflächen. Gegenwär-<br />

tig werden folgende Umsätze je m² VK / Jahr erzielt 4 :<br />

Nahrungs- und Genussmittel ca. 2.940 € / m² VK<br />

Gesundheit, Körperpflege ca. 5.090 € / m² VK<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf ca. 1.520 € / m² VK<br />

Bücher, PBS, Spielwaren ca. 3.340 € / m² VK<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport ca. 1.430 € / m² VK<br />

Elektrowaren ca. 4.460 € / m² VK<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel ca. 1.470 € / m² VK<br />

Sonstiger Einzelhandel ca. 1.440 € / m² VK.<br />

Die errechneten Produktivitäten können sowohl bei Nahrungs- und Genussmitteln, insbe-<br />

son<strong>der</strong>e aber bei den Nichtlebensmitteln als niedrig eingestuft werden. Beson<strong>der</strong>s geringe<br />

Kennziffern erreicht <strong>der</strong> Mühlhäuser Einzelhandel in den Warengruppen Bekleidung /<br />

Schuhe / Sport, Hausrat / Einrichtung / Möbel und Sonstiger Einzelhandel. Sie sind zum<br />

größten Teil auf die bereits hohe Verkaufsflächenausstattung im <strong>Stadt</strong>gebiet und auf ein<br />

1<br />

Die korrekte Formel zur Bestimmung <strong>der</strong> Zentralität lautet: Umsatz x 100 : Kaufkraft in <strong>der</strong><br />

Standortgemeinde (= <strong>Mühlhausen</strong>).<br />

2<br />

Ein Ausbau <strong>der</strong> Einzelhandelszentralität kann aus gutachterlicher Sicht nur bei Schaffung<br />

optimaler Rahmenbedingungen für den Einzelhandel (z. B. verkehrliche Erreichbarkeit,<br />

städtebauliches Umfeld) und bei Ansiedlung national beworbener bzw. bekannter Markenanbieter<br />

gelingen. In diesem Zusammenhang spielt die qualitative Ergänzung <strong>der</strong>jenigen<br />

Branchen, in denen bislang erst niedrige Kaufkraftbindungsquoten erzielt werden, eine<br />

herausragende Rolle.<br />

3 Vergleichswerte: Altenburg = 110; Bernburg (Saale) = 111; Fürstenwalde = 117; Suhl =<br />

121.<br />

4 Bei den Angaben handelt es sich um Bruttoumsätze.<br />

49


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

lückenhaftes o<strong>der</strong> einseitiges Angebotsspektrum (Betriebstypen, Marken, Preissegmente)<br />

zurückzuführen.<br />

4.2 Kaufkraftbewegungen des Mühlhäuser Einzelhandels 2007<br />

Durch Gegenüberstellung des in den Kerneinzugsgebietszonen ermittelten Nachfragepo-<br />

tenzials und <strong>der</strong> um außerörtliche Kaufkraftzuflüsse bereinigten Umsatzwerte können die<br />

Kaufkraftbewegungen des Mühlhäuser Einzelhandels errechnet werden. Die Ermittlung<br />

<strong>der</strong> Kaufkraftzu- und -abflüsse erfolgt dabei getrennt für die Hauptwarengruppen Nah-<br />

rungs- und Genussmittel und Nichtlebensmittel sowie für den Einzelhandel insgesamt.<br />

4.2.1 Kaufkraftbewegungen bei Nahrungs- und Genussmitteln<br />

Nach den angestellten Berechnungen belief sich <strong>der</strong> Mühlhäuser Einzelhandelsumsatz<br />

bei Nahrungs- und Genussmitteln im Jahr 2007 auf:<br />

ca. 74,7 Mio. € (unbereinigter Bruttoumsatz)<br />

./. ca. 25,6 Mio. € (außerörtlicher Kaufkraftzufluss)<br />

= ca. 49,1 Mio. € (Umsatzanteil Wohnbevölkerung <strong>Mühlhausen</strong>).<br />

Durch Gegenüberstellung des bereinigten Umsatzes mit <strong>der</strong> für <strong>Mühlhausen</strong> ermittelten<br />

Kaufkraft errechnet sich die Kaufkraftbindung:<br />

ca. 49,1 Mio. € : ca. 54,0 Mio. € = ca. 91 %<br />

(Umsatz Mühlhäuser Bev.) (Kaufkraft Mühlhäuser Bev.) (Kaufkraftbindung).<br />

Demnach fließen aus <strong>Mühlhausen</strong> ca. 9 % (4,9 Mio. €) <strong>der</strong> Kaufkraft für Nahrungs- und<br />

Genussmittel ab o<strong>der</strong> werden nicht von einzelhandelsrelevanten Betriebsformen abge-<br />

schöpft (z. B. Großhandel, Direktvermarktung, ambulanter Handel) 1 .<br />

1 Hauptgrund für die Kaufkraftabflüsse sind Pendler, die ihren Bedarf z. T. an ihren aus-<br />

wärtigen Arbeitsorten decken.<br />

50


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

4.2.2 Kaufkraftbewegungen bei Nichtlebensmitteln<br />

Analog zu dem bei Nahrungs- und Genussmitteln angewandten Berechnungsverfahren<br />

lassen sich auch die Kaufkraftbindung und <strong>der</strong> Kaufkraftabfluss des Mühlhäuser Einzel-<br />

handels im Nichtlebensmittelsektor einschätzen:<br />

ca. 118,1 Mio. € (unbereinigter Bruttoumsatz)<br />

./. ca. 48,2 Mio. € (außerörtlicher Kaufkraftzufluss)<br />

= ca. 69,9 Mio. € (Umsatzanteil Wohnbevölkerung <strong>Mühlhausen</strong>).<br />

Durch Gegenüberstellung des bereinigten Umsatzes mit <strong>der</strong> für <strong>Mühlhausen</strong> errechneten<br />

Kaufkraft von ca. 105,0 Mio. € im Jahr 2007 lässt sich folgende Kaufkraftbindung ermit-<br />

teln:<br />

ca. 69,9 Mio. € : ca. 105,0 Mio. € = ca. 67 %<br />

(Umsatz Mühlhäuser Bev.) (Kaufkraft Mühlhäuser Bev.) (Kaufkraftbindung).<br />

Die in Höhe von 35,1 Mio. € aus <strong>Mühlhausen</strong> abfließende Kaufkraft bezieht sich sowohl<br />

auf den mittel- als auch langfristigen Bedarf, <strong>der</strong> z. T. an an<strong>der</strong>en Einkaufsorten gedeckt<br />

wird. Beachtliche Kaufkraftabflüsse sind insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Warengruppen Bekleidung /<br />

Schuhe / Sport und Hausrat / Einrichtung / Möbel zu verzeichnen. Aber auch die Marktan-<br />

teile in den Sortimentsbereichen Bücher / PBS / Schreibwaren, Bekleidung / Schuhe /<br />

Sport und Elektrowaren und Sonstiger Einzelhandel sind als eher niedrig einzustufen 1 .<br />

4.3 Kaufkraftbewegungen im Einzelhandel insgesamt<br />

In <strong>der</strong> Gesamtstadt <strong>Mühlhausen</strong> wurden für den Einzelhandel im Jahr 2007<br />

Verbrauchsausgaben in Höhe von ca. 159,0 Mio. € ermittelt, denen eine bereinigte Um-<br />

satzleistung von ca. 119,0 Mio. € gegenüberstand. Von dem in <strong>Mühlhausen</strong> zur Verfü-<br />

1 Hauptgründe für die Kaufkraftabflüsse sind das Fehlen von Betriebstypen in <strong>Mühlhausen</strong><br />

(u. a. größeres innerstädtisches EKZ, vertikal integrierter Einzelhandel, Markenartikelanbieter,<br />

Einrichtungshaus) sowie z. T. attraktive Einzelhandelsangebote in umliegenden<br />

Zentralen Orten, insbeson<strong>der</strong>e im Oberzentrum Erfurt. In den Bereichen Möbel und<br />

Sonstiger Einzelhandel spielen zudem leistungsfähige Großanbieter in den Nachbarkommunen<br />

(Obi, Ammern; Möbel Jäger, Oberdorla) eine Rolle.<br />

51


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

gung stehenden Kaufkraftpotenzial konnten demnach ca. 40,0 Mio. € nicht durch den<br />

ortsansässigen Einzelhandel und das Ladenhandwerk gebunden werden. Über alle Wa-<br />

rengruppen hinweg wurde eine Kaufkraftbindungsquote von ca. 75 % erreicht.<br />

Mit Bezug auf die ermittelten Kaufkraftbindungsquoten können folgende Feststellungen<br />

getroffen werden:<br />

<strong>Mühlhausen</strong> erreicht mit einer Kaufkraftbindung von 75 % im Vergleich mit Städten<br />

ähnlicher Größe und zentralörtlicher Bedeutung eine durchschnittliche Quote. In<br />

einzelnen Branchen sind aber erhebliche Unterschiede <strong>der</strong> Marktbedeutung fest-<br />

zustellen.<br />

In den nahversorgungsrelevanten Warengruppen (Nahrungs- und Genussmittel,<br />

Gesundheit / Körperpflege, Blumen / Pflanzen / zool. Bedarf) erzielt <strong>der</strong> Mühlhäu-<br />

ser Einzelhandel adäquate Marktanteile.<br />

In den Sortimentsgruppen Bücher / PBS / Spielwaren, Bekleidung / Schuhe /<br />

Sport, Elektrowaren, Hausrat / Einrichtung / Möbel und Sonstiger Einzelhandel ist<br />

die Marktbedeutung des Mühlhäuser Einzelhandels etwas zu gering ausgeprägt.<br />

Die in diesen Branchen relativ niedrigen Marktanteile stehen zum einen im Zu-<br />

sammenhang mit dem Fehlen von Magnetbetrieben, zum an<strong>der</strong>en mit dem Vor-<br />

handensein leistungsstarker Großbetriebe in Nachbargemeinden und attraktiven<br />

Angeboten in umliegenden zentralen Orten, insbeson<strong>der</strong>e im Oberzentrum Erfurt.<br />

4.4 Kaufkraftbewegungen im überörtlichen Kerneinzugsgebiet<br />

Innerhalb des überörtlichen Kerneinzugsgebietes (Zone II) errechnet sich im Jahr 2007<br />

ein Kaufkraftvolumen von ca. 235,8 Mio. €. Hier generierten die Mühlhäuser Einzelhan-<br />

delsbetriebe (inkl. Streuumsätze durch Pendler und Touristen) eine Umsatzleistung von<br />

ca. 73,8 Mio. €, d. h. <strong>der</strong> Einzelhandel erzielte hier immerhin einen Marktanteil von ca.<br />

31 % 1 .<br />

1 Auf Grund <strong>der</strong> Integration von Streuumsätzen ist <strong>der</strong> angegebene Wert <strong>der</strong> Kaufkraftbindung<br />

in Zone II rechnerisch leicht überhöht.<br />

52


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 14: Umsatz des Mühlhäuser Einzelhandels 2007<br />

Warengruppen<br />

Daten<br />

Kaufkraft<br />

in Mio. €<br />

Zone I Zone II Zonen I - II<br />

Marktanteil<br />

in %<br />

Umsatz<br />

in Mio. €<br />

Kaufkraft<br />

in Mio. €<br />

Marktanteil<br />

in %<br />

Umsatz<br />

in Mio. € 1<br />

Nahrungs- und Genussmittel 54,0 91 49,1 80,1 32 25,6 74,7<br />

Gesundheit, Körperpflege 19,4 86 16,7 28,7 33 9,5 26,2<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 3,4 84 2,9 5,1 29 1,5 4,4<br />

Bücher, PBS* Spielwaren 7,8 61 4,8 11,6 29 3,4 8,2<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport 20,4 66 13,5 30,2 33 10,0 23,5<br />

Elektrowaren 14,2 57 8,1 21,1 28 5,9 14,0<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel 15,6 46 7,2 23,1 23 5,3 12,5<br />

Sonstiger Einzelhandel 24,2 69 16,7 35,9 35 12,6 29,3<br />

Nichtlebensmittel insg. 105,0 67 69,9 155,7 31 48,2 118,1<br />

Einzelhandel insg. 159,0 75 119,0 235,8 31 73,8 192,8<br />

1 inkl. Streuumsätze<br />

* PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren<br />

Quelle: GMA-Berechnung, ca.-Werte gerundet<br />

Umsatz<br />

in Mio. €<br />

53


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Die überörtliche Marktbedeutung liegt, mit Ausnahme von Hausrat / Einrichtung / Möbel,<br />

in allen Warengruppen auf einem recht einheitlichen Niveau (zwischen ca. 28 % und ca.<br />

35 %). Somit übt <strong>der</strong>zeit keine Einzelbranche eine herausragende Marktwirkung im über-<br />

örtlichen Verflechtungsbereich aus.<br />

5. Umsatz- und Verkaufsflächenprognose des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

bis 2015<br />

Der im Jahr 2015 erzielbare Umsatz des Mühlhäuser Einzelhandels wird in Form einer<br />

Modellrechnung, unter Verwendung des Marktanteilkonzeptes 1 , ermittelt. Bei Ansetzung<br />

<strong>der</strong> voraussichtlich erzielbaren Kaufkraftbindungsquoten wurde unterstellt, dass <strong>der</strong> örtli-<br />

che Einzelhandel seine Marktstellung im Kerneinzugsgebiet insgesamt erhalten kann 2 .<br />

Bis zum Jahr 2015 können unter den genannten Voraussetzungen folgende Umsatzleis-<br />

tungen des Mühlhäuser Einzelhandels erwartet werden (vgl. auch Tab. 15).<br />

Nahrungs- und Genussmittel<br />

Zone I: ca. 91 % von ca. 50,6 Mio. € = ca. 46,0 Mio. €<br />

Zone II: ca. 32 % von ca. 75,3 Mio. € = ca. 24,1 Mio. €<br />

Zonen I – II: ca. 56 % von ca. 125,9 Mio. € = ca. 70,1 Mio. €<br />

Nichtlebensmittel<br />

Zone I: ca. 66 % von ca. 98,5 Mio. € = ca. 65,4 Mio. €<br />

Zone II: ca. 31 % von ca. 146,7 Mio. € = ca. 45,3 Mio. €<br />

Zonen I – II: ca. 45 % von ca. 245,2 Mio. € = ca. 110,7 Mio. €<br />

Auf Basis <strong>der</strong> vorstehenden Prognose ist (inkl. Streuumsätze) im Jahr 2015 eine Gesamt-<br />

umsatzleistung des Mühlhäuser Einzelhandels von ca. 180,8 Mio. € zu erwarten. Im Ver-<br />

gleich zum Jahr 2007 liegt <strong>der</strong> Umsatzwert 2015 somit um 12,0 Mio. € bzw. um ca. 6 %<br />

niedriger.<br />

1<br />

Das Marktanteilkonzept wird u. a. von allen Kauf- und Warenhausunternehmen in Deutschland<br />

zur Umsatzprognose verwendet.<br />

2<br />

Bezogen auf die im Jahr 2007 errechneten Werte <strong>der</strong> Kaufkraftbindung.<br />

54


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 15: Umsatzprognose für den Mühlhäuser Einzelhandel im Jahr 2015<br />

Warengruppen<br />

Daten<br />

Kaufkraft<br />

in Mio. €<br />

Zone I Zone II Zonen I - II<br />

Marktanteil<br />

in %<br />

Umsatz<br />

in Mio. €<br />

Kaufkraft<br />

in Mio. €<br />

Marktanteil<br />

in %<br />

Umsatz<br />

in Mio. € 1<br />

Nahrungs- und Genussmittel 50,6 91 46,0 75,3 32 24,1 70,1<br />

Gesundheit, Körperpflege 18,4 86 15,8 27,5 33 9,1 24,9<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 3,2 84 2,7 4,8 29 1,4 4,1<br />

Bücher, PBS* Spielwaren 7,3 61 4,5 10,8 29 3,1 7,6<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport 19,1 66 12,6 28,4 33 9,4 22,0<br />

Elektrowaren 13,4 57 7,6 20,0 28 5,6 13,2<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel 14,6 46 6,7 21,7 23 5,0 11,7<br />

Sonstiger Einzelhandel 22,5 69 15,5 33,5 35 11,7 27,2<br />

Nichtlebensmittel insg. 98,5 66 65,4 146,7 31 45,3 110,7<br />

Einzelhandel insg. 149,1 75 111,4 222,0 31 69,4 180,8<br />

1 inkl. Streuumsätze<br />

* PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren<br />

Quelle: GMA-Prognose, ca.-Werte gerundet<br />

Umsatz<br />

in Mio. €<br />

55


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Zur Ermittlung des mittelfristigen Verkaufsflächenbedarfs in <strong>Mühlhausen</strong> wird <strong>der</strong> für 2015<br />

prognostizierte Umsatz in den einzelnen Branchen realistischen Produktivitätsleistungen<br />

(= Umsätze pro m² VK) gegenübergestellt, die erreicht werden müssen, um die Verkaufs-<br />

flächen wirtschaftlich zu betreiben (vgl. Tab. 16).<br />

Tabelle 16: Verkaufsflächenbedarf in <strong>Mühlhausen</strong> bis 2015<br />

Warengruppen<br />

Daten<br />

Umsatz<br />

2015 in<br />

Mio. €<br />

Produktivität<br />

in<br />

€/m² VK<br />

Tragfähige<br />

VK 2015<br />

in m²<br />

VK-<br />

Bestand<br />

2008 in m²<br />

VK-<br />

Zusatzbedarf<br />

2015<br />

in m²<br />

Nahrungs- und Genussmittel 70,1 3.300 21.240 25.445 ---<br />

Gesundheit, Körperpflege 24,9 4.600 5.410 5.145 265<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 4,1 1.800 2.280 2.895 ---<br />

Bücher, PBS*, Spielwaren 7,6 3.000 2.530 2.455 75<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport 22,0 2.000 11.000 16.475 ---<br />

Elektrowaren 13,2 4.300 3.070 3.140 ---<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel 11,7 1.500 7.800 8.525 ---<br />

Sonstiger Einzelhandel 27,2 1.500 18.130 20.385 ---<br />

* PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren<br />

Quelle: GMA-Modellrechnung, ca.-Werte gerundet<br />

In Tabelle 16 wird deutlich, dass die aktuell vorhandenen Verkaufsflächen 2015 in den<br />

meisten Branchen ökonomisch wohl nicht mehr ausgelastet werden können. Insbesonde-<br />

re im Lebensmitteleinzelhandel sowie im Bereich Bekleidung / Schuhe / Sport könnten<br />

deshalb teilweise Abschmelzungen des Geschäftsbesatzes die Folge sein. Gleichzeitig<br />

sind angesichts <strong>der</strong> zu erwartenden Verkaufsflächenüberhänge bei weiteren Neuansied-<br />

lungen stets Umverteilungswirkungen gegenüber dem bestehenden Einzelhandelsbesatz<br />

zu erwarten. Sehr begrenzte Expansionspotenziale sind allenfalls in den Warengruppen<br />

Gesundheit / Körperpflege sowie Bücher / PBS / Spielwaren zu identifizieren (insgesamt<br />

ca. 340 m² VK). Sie können problemlos durch Verkaufsflächenerweiterungen bestehen<strong>der</strong><br />

Betriebe realisiert werden.<br />

56


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

In <strong>der</strong> Gesamtschau wird vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Modellrechnung die<br />

Notwendigkeit einer Standortsteuerung des Einzelhandels durch die <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

transparent. Die zu erwartenden Abschmelzungen von Betrieben dürften sich zwar vor-<br />

aussichtlich überwiegend auf schwach frequentierte Streu- und Nebenlagen fokussieren,<br />

jedoch ist auch in <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt <strong>der</strong> Wegfall von Anbietern nicht völlig auszu-<br />

schließen. Zur Stabilisierung des Versorgungsstandortes empfiehlt es sich daher, im<br />

Rahmen gezielter Ansprachen von Händlern in Streu- und Nebenlagen Umlagerungen in<br />

die Einkaufsinnenstadt zu initiieren und damit den anstehenden räumlichen Konzentrati-<br />

onsprozess des Einzelhandels aktiv und städtebaulich sinnvoll zu begleiten.<br />

Darüber hinaus kann durch eine selektive Ansiedlungsakquisition die Attraktivität des Ein-<br />

zelhandelsstandortes <strong>Mühlhausen</strong> gestärkt werden. Angesichts <strong>der</strong> baulichen Strukturen<br />

in <strong>der</strong> Einkaufsinnenstadt erscheint dabei die Ansiedlung von Großanbietern (z. B. Kauf-<br />

haus, größeres Einkaufszentrum) allerdings nicht Erfolg versprechend. Vielmehr empfiehlt<br />

es sich, bekannte Markenwarenanbieter mit kompatiblen Standortanfor<strong>der</strong>ungen anzu-<br />

sprechen und – wenn möglich – in Ergänzung des bereits bestehenden Angebotes anzu-<br />

siedeln.<br />

57


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

VI Branchen- und Standortkonzept für den Mühlhäuser Einzelhan-<br />

del<br />

Auf Basis <strong>der</strong> Bestandsanalyse des Einzelhandels und <strong>der</strong> vorgestellten Entwicklungs-<br />

prognosen kann eine zukunftsorientierte Branchen- und Standortstruktur für die <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Mühlhausen</strong> abgeleitet werden. Ziel dieses Planungskonzeptes ist es, die zum Erhalt <strong>der</strong><br />

Zentralitätsfunktion und zur Sicherung <strong>der</strong> wohngebietsnahen Versorgung erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Strategien und Maßnahmen zu formulieren und „zentrale Versorgungsbereiche“ gemäß<br />

§ 34 Abs. 3 BauGB im <strong>Stadt</strong>gebiet festzulegen. Im Fokus <strong>der</strong> Betrachtung stehen dabei<br />

die Mühlhäuser Einkaufsinnenstadt und die Nahversorgungslagen.<br />

Zur Identifikation und Klassifikation „zentraler Versorgungsbereiche“ in <strong>Mühlhausen</strong> wurde<br />

die in Tabelle 17 dargestellte Anfor<strong>der</strong>ungsliste verwendet. Die darin angeführten Kriterien<br />

machen deutlich, dass die Attraktivität zentraler Versorgungsbereiche zwar maßgeblich<br />

von <strong>der</strong> Einzelhandelsausstattung abhängt, jedoch auch an<strong>der</strong>e Aspekte, wie z. B. Kom-<br />

plementärnutzungen aus dem Freizeit- und Dienstleistungsbereich, Veranstaltungen o<strong>der</strong><br />

die Verkehrs- und Sozialisationsfunktion eine bedeutende Rolle spielen. Zudem ist ein<br />

ausreichendes Maß an räumlicher Konzentration <strong>der</strong> verschiedenen Einrichtungen uner-<br />

lässlich, weil <strong>der</strong> zentrale Versorgungsbereich sonst von den Kunden nicht als zusam-<br />

menhängend wahrnehm- und erlebbar ist. Deshalb wurden auch Aussagen zur maxima-<br />

len räumlichen Ausdehnung <strong>der</strong> zentralen Versorgungsbereiche getroffen.<br />

Unter Zugrundelegung <strong>der</strong> vorgestellten Identifikations- und Klassifikationskriterien für<br />

zentrale Versorgungsbereiche konnten die Mühlhäuser „Einkaufsinnenstadt“ sowie vier<br />

„Nahversorgungslagen“ im <strong>Stadt</strong>gebiet identifiziert werden. Als prioritäres Kriterium für die<br />

Festlegung <strong>der</strong> zentralen Versorgungsbereiche diente dabei das in den jeweiligen Örtlich-<br />

keiten vorhandene Angebotsspektrum (Einzelhandel- und Komplementärnutzungen).<br />

Darüber hinaus wurde geprüft, ob im jeweiligen Kerneinzugsgebiet ausreichend Kaufkraft<br />

vorhanden ist, um die Zentren wirtschaftlich auszulasten und somit eine nachhaltige Ent-<br />

wicklung zu gewährleisten.<br />

58


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 17: Kriterien <strong>der</strong> Identifikation und Klassifikation zentraler Versorgungsbereiche<br />

in <strong>Mühlhausen</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen Zentraler Versorgungsbereich Zentraler Versorgungsbereich<br />

„Einkaufsinnenstadt“<br />

„Nahversorgungslage“<br />

Einzugsbereich gesamtstädtisch / überörtlich Wohnumfeld<br />

ca. 80.000 – 90.000 Einwohner ca. 3.000 – 5.000 Einwohner<br />

Branchenmix alle Bedarfsbereiche Schwerpunkt kurzfristiger Bedarf,<br />

ausschnittweise mittelfristiger<br />

Bedarf<br />

Sortimente breit und möglichst tief breit bei Lebensmitteln<br />

Betriebsgrößenmix ca. 5 Betriebe > 1.000 m² VK 2 Betriebe bis 1.000 m² VK<br />

ca. 5 Betriebe bis 1.000 m² VK<br />

ca. 180 sonstige Betriebe<br />

ca. 5 sonstige Betriebe<br />

Kundenmagneten kleineres Einkaufszentrum<br />

Supermarkt<br />

größere Fachgeschäfte<br />

größere Filialisten<br />

Lebensmitteldiscounter<br />

Betriebstypenmix kleineres Einkaufszentrum<br />

Supermarkt<br />

Filialisten<br />

Lebensmitteldiscounter<br />

Fachgeschäfte<br />

Lebensmittelhandwerk<br />

Lebensmittelhandwerk<br />

Fachgeschäfte<br />

Preissegment mittleres bis gehobenes Niveau unteres bis mittleres Niveau<br />

Komplementärnut- Öffentliche Verwaltung<br />

Postagentur<br />

zungen<br />

Finanzdienstleister<br />

Bankfiliale / Cash-Point<br />

Post<br />

Ärzte<br />

Freie Berufe<br />

Frisör<br />

Gastronomie<br />

Reisebüros<br />

Veranstaltungsräume<br />

Museen<br />

Kino<br />

Touristinformation<br />

Gastronomie<br />

Service /<br />

Möblierung öffentlicher Raum Möblierung öffentlicher Raum<br />

Convenience<br />

Kin<strong>der</strong>spielgeräte<br />

Ruhe- und Erholungszonen<br />

Öffentliche Toilette<br />

Angebotstransparenz/ Leitsysteme / Wegweiser<br />

Firmierung<br />

Orientierung<br />

Standortbroschüre<br />

Branchenführer<br />

Veranstaltungen / Zielgruppenveranstaltungen / Außenverkauf<br />

Animation<br />

Events<br />

Kin<strong>der</strong>- und Familienfeste<br />

Märkte<br />

Musik / Theater<br />

Außenverkauf<br />

Lokalkunst / -kultur<br />

Verkehr Parkraumkonzept<br />

Parkierungsflächen<br />

breite Gehwege (Shopping) ÖPNV-Haltepunkt<br />

verkehrsberuhigte Bereiche Fahrradwegeanbindung<br />

ÖPNV-Zentralhaltepunkt<br />

Fahrradwegenetz / -abstellplätze<br />

Berollbarkeit<br />

Berollbarkeit<br />

59


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen Zentraler Versorgungsbereich Zentraler Versorgungsbereich<br />

„Einkaufsinnenstadt“<br />

„Nahversorgungslage“<br />

Ergänzende Funktio- Identifikationsfunktion<br />

Mittelpunktfunktion für Wohnquarnen<br />

Treffpunktfunktion<br />

tier<br />

Informationsfunktion Gesamtstadt Informations-, Kommunikationsund<br />

Sozialisationsfunktion für<br />

Wohnquartier<br />

Räumliche Ausdehnung<br />

des Zentrums<br />

zwischen den Außenpunkten<br />

max. ca. 700 m max. ca. 200 m<br />

Quelle: GMA-Standortforschung / Standortbegehungen <strong>Mühlhausen</strong> 2008<br />

Nachfolgend werden die in <strong>Mühlhausen</strong> identifizierten „zentralen Versorgungsbereiche“ im<br />

Detail vorgestellt. Karte 3 gibt in diesem Zusammenhang einen Überblick über <strong>der</strong>en Lage<br />

innerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes.<br />

1. Zentraler Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“<br />

Bei <strong>der</strong> Definition des zentralen Versorgungsbereiches „Einkaufsinnenstadt“ wurden ne-<br />

ben den hier ansässigen Einzelhandelsbetrieben auch Komplementärnutzungen (z. B.<br />

Dienstleister, Gastronomie, Freizeit- und Kultureinrichtungen, öffentliche Einrichtungen)<br />

berücksichtigt. Die konkrete Abgrenzung wurde in einem zweiten Schritt mit Vertretern <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong>verwaltung im Detail besprochen und unter Berücksichtigung von Planungsabsichten<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> z. T. modifiziert. Im Ergebnis dieses Abstimmungsprozesses kann das in Karte<br />

4 dargestellte Gebiet als zentraler Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“ ausgewiesen<br />

werden.<br />

Die räumliche Abgrenzung <strong>der</strong> „Einkaufsinnenstadt“ bezieht die bestehenden Hauptge-<br />

schäftslagen im Steinweg, in <strong>der</strong> Linsenstraße und <strong>der</strong> Stätte mit ein. Weiterhin wurden<br />

angrenzende Bereiche mit verdichtetem Besatz an Einzelhandel o<strong>der</strong> ergänzenden Funk-<br />

tionen integriert. Aufgrund ihrer touristischen Bedeutung und den umgebenden Platzsitua-<br />

tionen sind zudem mehrere Kirchen (Marienkirche, Kornmarktkirche, Divi-Blasii-Kirche,<br />

Allerheiligenkirche) integraler Bestandteil des zentralen Versorgungsbereiches.<br />

60


Karte 3: Zentrale Versorgungsbereiche in <strong>Mühlhausen</strong> im Überblick<br />

4<br />

1<br />

3<br />

2<br />

Zentrale Versorgungsbereiche<br />

Einkaufsinnenstadt<br />

Nahversorgungslagen<br />

1 „Feldstraße“<br />

(u. a. Edeka)<br />

2 „Forstbergstraße“<br />

(u. a. Tegut, E-Neukauf)<br />

3 „Thomas-Müntzer-Straße“<br />

(u. a. Rewe, Netto)<br />

4 „Wanfrie<strong>der</strong> Straße“<br />

(u. a. Rewe, Plus)<br />

Quelle: Kartengrundlage <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong>;<br />

GMA-Bearbeitung 2008<br />

61


Karte 4: Zentraler Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“<br />

zentraler<br />

Versorgungsbereich<br />

„Einkaufsinnenstadt“<br />

Haupteinkaufslagen<br />

1a-Lagen<br />

1b-Lagen<br />

potenzielle<br />

Entwicklungsfläche<br />

für den Einzelhandel<br />

Quelle: Kartengrundlage <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong>;<br />

GMA-Bearbeitung 2008<br />

62


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Der zentrale Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“ nimmt Versorgungsfunktionen für<br />

die Gesamtstadt und das überörtliche Kerneinzugsgebiet von <strong>Mühlhausen</strong> wahr. Zum<br />

Erhebungszeitpunkt waren hier insgesamt 191 Betriebe mit ca. 21.215 m² Verkaufsfläche<br />

ansässig. Wesentliche Bedeutung für die Marktreichweite des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

besitzt das Einkaufszentrum „Burggalerie“ (u. a. Expert, Rewe, Intersport; siehe Foto 2)<br />

mit über 4.000 m² Verkaufsfläche. Weiterhin fungieren die großflächigen Anbieter Müller<br />

und AWG am Steinweg sowie Geier Schuhe und das Kaufhaus Weyrauch im Bereich<br />

Görmarstraße / Unter <strong>der</strong> Linde als Kundenmagneten.<br />

Foto 1: 1A-Lage Steinweg Foto 2: Kundenmagnet „Burggalerie“<br />

Das Spektrum <strong>der</strong> Komplementärnutzungen umfasst in <strong>der</strong> Mühlhäuser „Einkaufsinnen-<br />

stadt“ u. a. gastronomische Einrichtungen, Beherbergungsbetriebe sowie zahlreiche sons-<br />

tige Dienstleister (u. a. Finanzdienstleister, Freie Berufe, Reisebüros, Post, Textilreini-<br />

gung, Handwerksbetriebe). Hinzu kommen öffentliche (u. a. Rathaus / <strong>Stadt</strong>verwaltung /<br />

Amtsgericht), kulturelle und tourismusrelevante Einrichtungen (u. a. Kino, Museen, Tou-<br />

rist-Info). Somit ist für die Mühlhäuser „Einkaufsinnenstadt“ ein beachtliches Maß an Multi-<br />

funktionalität zu konstatieren.<br />

In <strong>der</strong> Gesamtbetrachtung deckt das Versorgungsangebot in <strong>der</strong> Mühlhäuser „Einkaufsin-<br />

nenstadt“ praktisch alle Warengruppen ab und bietet den Kunden in den meisten Bran-<br />

chen auch Einkaufsalternativen an. Vor diesem Hintergrund sind es nicht in erster Linie<br />

quantitative Ergänzungen des Versorgungsangebotes, son<strong>der</strong>n überwiegend qualitative<br />

Maßnahmen, die zu einer weitergehenden Attraktivierung beitragen könnten. In diesem<br />

Zusammenhang sind in Teilbereichen des zentralen Versorgungsbereiches mehrere De-<br />

tailprobleme anzusprechen, die z. B. die städtebauliche Qualität, die Familienfreundlich-<br />

keit, die Absatzpolitik o<strong>der</strong> auch die Funktionalität noch beeinträchtigen:<br />

63


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

z. T. sanierungsbedürftige Gebäude, vereinzelt auch in den Hauptgeschäftslagen<br />

(sieht Foto 3)<br />

Nebenlagen mit lückenhaftem Geschäftsbesatz (z. B. Görmarstraße, Jüdenstraße)<br />

vereinzelt Funktionslücken in den Hauptgeschäftslagen<br />

− Wohn- / Büronutzungen<br />

− Leerstände (siehe Foto 4)<br />

keine markante Kennzeichnung <strong>der</strong> Eingangsbereiche zu den Hauptgeschäftsla-<br />

gen (siehe Foto 5)<br />

durch zu kleine Geschäftsflächen begrenztes Sortimentsangebot<br />

heterogene Geschäftsöffnungszeiten<br />

z. T. Graffiti, wilde Plakatierungen und Vandalismus (v. a. an Papierkörben und<br />

Verteilerkästen, aber auch an Privatgebäuden)<br />

z. T. polarisierte Angebotsqualität (hochwertiger Facheinzelhandel und Billiganbie-<br />

ter in unmittelbarer Nachbarschaft)<br />

z. T. absatzpolitische Defizite<br />

− unzeitgemäße Schaufenstergestaltung (siehe Foto 6)<br />

− keine Kennzeichnung <strong>der</strong> Geschäftseingänge (Positivbeispiel siehe Foto 7)<br />

− Defizite beim Außenverkauf (Warenträger, Beschil<strong>der</strong>ung, Positionierung; sie-<br />

he Foto 8)<br />

geringe Familienfreundlichkeit (z. B. Kin<strong>der</strong>spielgeräte, Berollbarkeit)<br />

zu wenig Erlebniseinkauf / keine Spontankultur<br />

größere Parkplätze z. T. in relativ weiter Entfernung zu den Haupteinkaufslagen (z.<br />

B. Parkplatz Blobach, Parkhaus Kiliansgraben / Waidstraße).<br />

Foto 3: Sanierungsbedürftiges Gebäude und Graffiti im<br />

Steinweg<br />

Foto 4: Leerstand im Steinweg<br />

64


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Foto 5: Fehlende städtebauliche Kennzeichnung <strong>der</strong> Foto 6: Unzeitgemäße Schaufenstergestaltung<br />

Eingangsbereiche zur „Einkaufsinnenstadt“ im im Bereich Unter <strong>der</strong> Linde<br />

Bereich Kiliansgraben / Unter <strong>der</strong> Linde<br />

Foto 7: Gestaltung eines Geschäftseingangs im Foto 8: Unattraktiver Außenverkauf in <strong>der</strong> Linsenstraße<br />

Steinweg<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> angesprochenen Mängel verfügt die Mühlhäuser „Einkaufsinnenstadt“<br />

über strukturelle und funktionale sowie touristische Stärken, die eine Stabilisierung und<br />

weitergehende Profilierung ermöglichen. Folgende Aspekte sind in diesem Zusammen-<br />

hang beson<strong>der</strong>s hervorzuheben:<br />

überwiegend sanierte Innenstadt (Gebäude und öffentlicher Raum; siehe Foto 9)<br />

hohes Maß an Multifunktionalität<br />

kleines Einkaufszentrum vorhanden („Burggalerie“)<br />

Food- und Nonfood-Angebote vorhanden<br />

dichter Einzelhandelsbesatz in den Hauptgeschäftslagen<br />

mehrere großflächige Magnetbetriebe vorhanden (Expert und Rewe in <strong>der</strong> Burgga-<br />

lerie, Drogeriemarkt Müller, AWG, Kaufhaus Weyrauch, Geier Schuhe)<br />

Plätze (Untermarkt, Obermarkt) mit Marktfunktion vorhanden<br />

65


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

individuelles Fachhandelsangebot<br />

Außengastronomie mit räumlichem Schwerpunkt im westlichen Teil des Steinwegs<br />

(siehe Foto 10)<br />

gepflegte Begrünung<br />

guter Zustand <strong>der</strong> Bodenbeläge / gute Berollbarkeit durch Niveaugleichheit bzw.<br />

niedrige Bordsteine<br />

Parkmöglichkeiten im zentralen Innenstadtbereich.<br />

Foto 9: Sanierter öffentlicher Raum im Steinweg Foto 10: Außengastronomie am Steinweg<br />

Die aus gutachterlicher Sicht Erfolg versprechenden Ansätze für die Attraktivierung des<br />

zentralen Versorgungsbereiches „Einkaufsinnenstadt“ in <strong>Mühlhausen</strong> sind in Karte 5 ü-<br />

berblickartig dargestellt. Darüber hinaus präsentiert Tabelle 18 einzelne Maßnahmen, die<br />

beson<strong>der</strong>s geeignet erscheinen, die Kundenakzeptanz des Einkaufsbereiches weiter zu<br />

erhöhen. In dieser Auflistung werden auch Aussagen zur Verantwortlichkeit und zur Dring-<br />

lichkeit <strong>der</strong> vorgeschlagenen Maßnahmen gemacht.<br />

66


Karte 5: Ausgewählte Aufwertungsmaßnahmen im zentralen Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“<br />

Legende:<br />

zentraler Versorgungsbereich<br />

„Einkaufsinnenstadt“<br />

Gestaltung <strong>der</strong><br />

Eingangsbereiche<br />

Installation von<br />

Branchenführern<br />

Installation von<br />

Kin<strong>der</strong>kleinspielgeräten<br />

Sanierung von Einzelgebäuden<br />

Attraktivierung <strong>der</strong><br />

Fassadengestaltung<br />

Quelle: Kartengrundlage <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong>;<br />

GMA-Bearbeitung 2008<br />

67


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 18: Maßnahmenkatalog zur Aufwertung des zentralen Versorgungsbereiches „Einkaufsinnenstadt“<br />

Oberziele / Teilziele / Maßnahmen<br />

Oberziel: Städtebauliche Aufwertung / Möblierung des öffentlichen Raumes<br />

− Mo<strong>der</strong>nisierung und Sanierung von Einzelgebäuden (z. B. Steinweg 32 und 41, Brückenstraße 9 –<br />

11, Klosterstraße 18 und 19, Görmarstraße 2, 4, 16, 46 und 48, Röblingstraße 8, Neue Straße 4)<br />

− Revitalisierung / Zwischendekoration von Leerständen (insb. in den Hauptgeschäftslagen, z. B Unter<br />

<strong>der</strong> Linde 12, Steinweg 25, Stätte 8)<br />

− Prüfung <strong>der</strong> Möglichkeiten zur Zusammenlegung von Ladenflächen über Immobiliengrenzen hinweg<br />

− Schaffung zusätzlicher Sitzmöglichkeiten in den Hauptgeschäftslagen<br />

kommunikative, bequeme, witterungsfeste und vandalismusresistente Sitzmöblierung<br />

Stufen, Treppen, Steine etc. als „natürliche Sitzgelegenheiten“<br />

− Installation von Kin<strong>der</strong>spielinfrastruktur (Kleingeräte; z. B. auf dem Untermarkt, im Steinweg)<br />

Oberziel: Inwertsetzung des touristischen Potenzials für Einzelhandel und Gastronomie<br />

− Imagewerbung für den Einzelhandelsstandort „Einkaufsinnenstadt“ an den Ortseingängen<br />

− Ausgabe von Gutscheinen für Einzelhandel und Gastronomie in <strong>der</strong> Tourist-Info und an den touristischen<br />

Hauptattraktionen<br />

Oberziel: Optimierung <strong>der</strong> Absatzpolitik / Verbesserung <strong>der</strong> Geschäftspräsentationen<br />

− Festlegung und Bewerbung von Kernöffnungszeiten<br />

− Auswechslung veralteter o<strong>der</strong> unangepasster Warenträger<br />

− Renovierung <strong>der</strong> Geschäftsfronten / Attraktivierung <strong>der</strong> Fassadengestaltung / Auswechslung veralterter<br />

Werbeelemente (z. B. Steinweg 19 und 36)<br />

− Schaufenstergestaltung und Warenanordnung nach kaufpsychologischen Kriterien<br />

− Professionalisierung des Außenverkaufs (Warenträger, Positionierung, Gestaltung von Preis- / Werbeschil<strong>der</strong>n)<br />

− Dekoration / Kennzeichnung <strong>der</strong> Geschäftseingänge (Positivbeispiel: Steinweg 66)<br />

− Schaffung ebenerdiger Geschäftseingänge (Berollbarkeit)<br />

− absatzpolitische Beratungen für Einzelhandel und Gastronomie (z. B. EH-Verband, Dehoga)<br />

Akteure /<br />

Verantwortung<br />

<strong>Stadt</strong>,<br />

Immobilieneigentümer,<br />

Sponsoren<br />

<strong>Stadt</strong>,<br />

Händler,<br />

Gastronomen,<br />

touristische Anbieter<br />

<strong>Stadt</strong>,<br />

Händler,<br />

Immobilieneigentümer,<br />

Berater<br />

Dringlichkeit<br />

dringend<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

dringend<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

dringend<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

68


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Oberziel: Imagebildung / Kunden- und Besucherorientierung<br />

− einheitliche Gestaltung des Besucherinformationssystems<br />

− attraktive Neugestaltung und Kennzeichnung <strong>der</strong> Eingangsbereiche zu den Hauptgeschäftslagen<br />

Kiliansgraben / Einmündung Unter <strong>der</strong> Linde<br />

Stätte / Burggalerie<br />

Brunnenkreßstraße<br />

Herrenstraße / Bei <strong>der</strong> Marienkirche<br />

− Installation von Branchenführern an den Eingangsbereichen zu den Hauptgeschäftslagen sowie auf<br />

dem Untermarkt und dem Obermarkt<br />

Oberziel: Attraktivierung des Branchenmix<br />

− sukzessiver Ersatz von Billiganbietern durch qualifizierte Fachgeschäfte o<strong>der</strong> Filialbetriebe / strategische<br />

Ansiedlungspolitik (Stichwort: Markenportfolio)<br />

− Verlagerung von Einzelhandelsbetrieben aus Streu- und Nebenlagen in die Einkaufsinnenstadt<br />

Oberziel: Sonstiges<br />

− regelmäßiges Entfernen von Graffiti / Plakatierung<br />

− regelmäßige Säuberung von Sitzgelegenheiten<br />

− regelmäßige Reparatur von Vandalismusschäden (auch an Gebäuden in Privatbesitz)<br />

Quelle: GMA-Vorschläge 2008<br />

<strong>Stadt</strong>,<br />

Händler,<br />

Berater<br />

<strong>Stadt</strong>, Händler<br />

Immobilieneigentümer,<br />

Berater<br />

<strong>Stadt</strong>,<br />

Immobilieneigentümer<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

69


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Im nördlichen Teil des zentralen Versorgungsbereiches „Einkaufsinnenstadt“ wurde eine<br />

potenzielle „Entwicklungsfläche“ ausgewiesen. Auf dem Areal existieren diverse ältere,<br />

sanierungsbedürftige Gebäude. Die potenzielle Entwicklungsfläche wird im Süden vom<br />

Kreuzgraben und im Westen und Norden von <strong>der</strong> Krümme begrenzt. Zwischen dem po-<br />

tenziellen Entwicklungsbereich und <strong>der</strong> südwestlich gelegenen „Burggalerie“ verläuft <strong>der</strong><br />

recht stark befahrene Kreuzgraben. Insbeson<strong>der</strong>e vor dem Hintergrund <strong>der</strong> exponierten<br />

Lage des Areals, direkt benachbart zur historischen Altstadt, wird hier seitens <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Mühlhausen</strong> eine Neugestaltung bzw. Neunutzung angestrebt.<br />

Für die potenzielle Entwicklungsfläche in <strong>der</strong> Mühlhäuser „Einkaufsinnenstadt“ ist aus<br />

gutachterlicher Sicht die Schaffung einer optimalen fußläufigen und funktionalen Anbin-<br />

dung an die Haupteinkaufslagen erfor<strong>der</strong>lich. An<strong>der</strong>enfalls könnte sich ein eigenständiger<br />

Einzelhandelsstandort entwickeln, <strong>der</strong> nur in geringem Maße mit den bestehenden Ge-<br />

schäftsbereichen interagiert (Stichwort: Kundenaustauschbeziehungen).<br />

2. Zentrale Versorgungsbereiche „Nahversorgungslagen“<br />

Während die „Einkaufsinnenstadt“ im Einzelhandels-, Dienstleistungs-, Kultur- und Ver-<br />

waltungssektor die zentralörtlichen Funktionen <strong>Mühlhausen</strong>s bündelt, übernehmen Nah-<br />

versorgungslagen die Aufgabe, städtische Teilräume mit Waren des kurzfristigen Bedarfs<br />

zu versorgen. Unter Zugrundelegung <strong>der</strong> Identifikations- und Klassifikationskriterien aus<br />

Tabelle 17 konnten im Mühlhäuser <strong>Stadt</strong>gebiet vier Nahversorgungslagen als zentrale<br />

Versorgungsbereiche ermittelt werden. Dabei handelt es sich um ...<br />

─ die Nahversorgungslage „Feldstraße“<br />

─ die Nahversorgungslage „Forstbergstraße“<br />

─ die Nahversorgungslage „Thomas-Müntzer-Straße“<br />

─ die Nahversorgungslage „Wanfrie<strong>der</strong> Straße“.<br />

Diese zentralen Versorgungsbereiche decken mit ihren jeweiligen Einzugsgebieten weite<br />

Teile <strong>der</strong> Mühlhäuser Kernstadt ab (vgl. Karte 6). Das restliche Kernstadtgebiet wird durch<br />

solitär gelegene Lebensmittelmärkte versorgt. Der Wettbewerbsdruck dieser Märkte ist so<br />

stark, dass <strong>der</strong> Aufbau komplexer Nahversorgungsstrukturen, im Sinne zusätzlicher zent-<br />

70


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

raler Versorgungsbereiche, nach gutachterlicher Einschätzung nicht realistisch ist (vgl.<br />

auch Karte 7).<br />

Eine detaillierte Beschreibung <strong>der</strong> Nahversorgungslagen, mit individuellen Angaben zum<br />

Einzelhandelsbestand und den Komplementärnutzungen sowie mit Aufwertungsempfeh-<br />

lungen, erfolgt in Form von „Zentrenpässen“.<br />

71


Karte 6: Einzugsgebiete <strong>der</strong> Nahversorgungslagen in <strong>Mühlhausen</strong><br />

NVL „Feldstraße“<br />

ca. 3.580 Einwohner im EZG<br />

NVL „Wanfrie<strong>der</strong> Straße“<br />

ca. 5.790 Einwohner im EZG<br />

4<br />

1<br />

3<br />

2<br />

NVL „Forstbergstraße“<br />

ca. 4.560 Einwohner im EZG<br />

NVL „Thomas-Müntzer-Straße“<br />

ca. 5.150 Einwohner im EZG<br />

Zentrale Versorgungsbereiche<br />

Einkaufsinnenstadt<br />

Nahversorgungslagen<br />

1 „Feldstraße“<br />

(u. a. Edeka)<br />

2 „Forstbergstraße“<br />

(u. a. Tegut, E-Neukauf)<br />

3 „Thomas-Müntzer-Straße“<br />

(u. a. Rewe, Netto)<br />

4 „Wanfrie<strong>der</strong> Straße“<br />

(u. a. Rewe, Plus)<br />

Einzugsgebiete <strong>der</strong><br />

Nahversorgungslagen<br />

Quelle: Kartengrundlage <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong>;<br />

GMA-Bearbeitung 2008<br />

72


Karte 7: Supermärkte, Lebensmitteldiscounter, Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser in <strong>Mühlhausen</strong><br />

Plus<br />

4<br />

Aldi<br />

Rewe<br />

Netto<br />

Edeka<br />

Lidl<br />

Kaufland<br />

E-Center<br />

1<br />

Rewe<br />

Edeka<br />

Plus<br />

Netto<br />

3<br />

Rewe<br />

Tegut<br />

2<br />

E-Neukauf<br />

Tegut<br />

Plus<br />

Aldi<br />

Lidl<br />

Zentrale Versorgungsbereiche<br />

Einkaufsinnenstadt<br />

Nahversorgungslagen<br />

1 „Feldstraße“<br />

(u. a. Edeka)<br />

2 „Forstbergstraße“<br />

(u. a. Tegut, E-Neukauf)<br />

3 „Thomas-Müntzer-Straße“<br />

(u. a. Rewe, Netto)<br />

4 „Wanfrie<strong>der</strong> Straße“<br />

(u. a. Rewe, Plus)<br />

Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels<br />

ab 400 m² VK<br />

Quelle: Kartengrundlage <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong>;<br />

GMA-Bearbeitung 2008<br />

73


Zentrenpass 1: Zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungslage Feldstraße“<br />

VK-Ausstattung nach Hauptwarengruppen in m²<br />

Nahrungs- und Genussmittel 1.305<br />

Gesundheit, Körperpflege ---<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 95<br />

Bücher, PBS, Spielwaren ---<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport 630<br />

Elektrowaren ---<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel ---<br />

Sonst. Einzelhandel ---<br />

Einzelhandel insgesamt 2.030<br />

Komplementärnutzungen<br />

Dienstleistungen<br />

Frisör<br />

Gastronomie<br />

mobiler Imbissstand<br />

Sonstiges<br />

Zigarettenautomat<br />

Edeka<br />

Die Nahversorgungslage „Feldstraße“ befindet sich nördlich<br />

<strong>der</strong> Mühlhäuser Altstadt. Die Siedlungsstruktur dieses Teilraumes<br />

wird durch verdichteten Geschosswohnungsbau<br />

geprägt.<br />

Die verkehrliche Erreichbarkeit <strong>der</strong> Nahversorgungslage<br />

von den örtlichen Hauptverkehrsachsen B 247 und B 249<br />

wird über die Friedrich-Naumann-Straße sowie die Feldstraße<br />

gewährleistet. Parkmöglichkeiten bestehen in Form<br />

zweier Parkplatzareale, wovon sich eines südlich <strong>der</strong> Feldstraße<br />

beim Edeka Supermarkt, das an<strong>der</strong>e im nördlichen<br />

Bereich beim Kik Textilfachmarkt befindet. Die Zufahrt zu<br />

beiden Parkplätzen erfolgt von <strong>der</strong> Feldstraße. Straßenbegleitende<br />

Parkmöglichkeiten sind nicht vorhanden.<br />

Eine Anbindung durch den ÖPNV besteht durch den rd. 150<br />

m südlich <strong>der</strong> Nahversorgungslage gelegenen Busbahnhof.<br />

Die fußläufige Erreichbarkeit aus den umliegenden Wohnquartieren<br />

ist sowohl über Gehwege entlang von Feldstraße<br />

und Friedrich-Naumann-Straße als auch über an<strong>der</strong>e Fußwege<br />

gewährleistet. An die südlich gelegene Mühlhäuser<br />

„Einkaufsinnenstadt“ besteht eine direkte fußläufige Anbindung.<br />

Die Entfernung beträgt lediglich ca. 200 m. Eine funktionale<br />

Verbindung <strong>der</strong> beiden Einkaufsbereiche besteht<br />

indes nicht.<br />

Das Umfeld <strong>der</strong> Nahversorgungslage wird durch mehrgeschossige<br />

Wohngebäude in Plattenbauweise geprägt.<br />

Westlich grenzen eine Schule sowie eine Sporthalle an,<br />

während südlich eine kleinere Parkanlage anschließt.<br />

Die Nahversorgungslage befindet sich beidseitig <strong>der</strong> Feldstraße<br />

östlich des Einmündungsbereiches Friedrich-<br />

Naumann-Straße. Den Angebotsschwerpunkt bilden ein<br />

Edeka Supermarkt sowie ein Kik Textilfachmarkt. Der zentrale<br />

Versorgungsbereich lässt sich in zwei Teilbereiche<br />

unterglie<strong>der</strong>n. Den südlichen Teilbereich bildet <strong>der</strong> Edeka<br />

Markt mit dem dazugehörigen Parkplatzareal. Er ist in einer<br />

eingeschossigen Zweckimmobilie untergebracht. Im nördlichen<br />

Bereich befindet sich ein zweigeschossiger Gebäudekomplex,<br />

in dem neben dem Kik Textilfachmarkt weitere<br />

Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen untergebracht<br />

sind. Das Obergeschoss ist durch Wohnnutzungen<br />

belegt. Die Eingangsbereiche zu den Ladenflächen im Erdgeschoss<br />

sind zur Feldstraße (Südseite) bzw. zur Friedrich-<br />

Naumann-Straße (Westseite) ausgerichtet.<br />

Das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Nahversorgungslage erstreckt sich<br />

auf das verdichtete Wohngebiet an <strong>der</strong> Feldstraße und<br />

umfasst ca. 3.580 Einwohner. Richtung Süden wird es<br />

durch die Marktwirkung des Rewe Supermarktes in <strong>der</strong><br />

„Burggalerie“ begrenzt.<br />

Empfehlungen zur Aufwertung <strong>der</strong> Nahversorgungslage<br />

Ergänzung im nahversorgungsrelevanten Warenbereich<br />

(Drogeriemarkt, Apotheke)<br />

Optimierung <strong>der</strong> Treffpunkt- und Informationsfunktion<br />

für die angrenzenden Wohnquartiere<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Aufenthaltsqualität / Installation von<br />

Sitzgelegenheiten<br />

74


Zentrenpass 2: Zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungslage Forstbergstraße“<br />

VK-Ausstattung nach Hauptwarengruppen in m²<br />

Nahrungs- und Genussmittel 2.040<br />

Gesundheit, Körperpflege 255<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 30<br />

Bücher, PBS, Spielwaren ---<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport ---<br />

Elektrowaren ---<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel ---<br />

Sonst. Einzelhandel ---<br />

Einzelhandel insgesamt 2.325<br />

Komplementärnutzungen<br />

Dienstleistungen<br />

Ärzte, Bankfiliale<br />

Gastronomie<br />

Restaurant<br />

Sonstiges<br />

Litfaßsäule, Telefonzelle<br />

Edeka<br />

Die Nahversorgungslage „Forstbergstraße“ befindet sich im<br />

nordöstlichen Siedlungsbereich <strong>Mühlhausen</strong>s. Die Siedlungsstruktur<br />

dieses Teilraums wird überwiegend durch<br />

verdichtete Wohnbebauung sowie die südlich verlaufende<br />

Hauptverkehrsachse Wagenstedter Straße (B 249) geprägt.<br />

Die verkehrliche Erreichbarkeit <strong>der</strong> Nahversorgungslage ist<br />

über die Forstbergstraße, die eine direkte Anbindung an die<br />

Wagenstedter Staße (B 249) herstellt, gegeben. Parkmöglichkeiten<br />

bestehen in Form zweier Parkplatzareale. Die<br />

Zufahrt erfolgt jeweils von <strong>der</strong> Forstbergstraße. Zusätzlich<br />

ist in den von <strong>der</strong> Forstbergstraße abzweigenden Verkehrswegen<br />

z. T. straßenbegleitendes Parken möglich.<br />

Eine direkte Anbindung an den ÖPNV besteht in Form von<br />

Bushaltestellen an <strong>der</strong> Forstbergstraße. Die fußläufige<br />

Erreichbarkeit aus den umliegenden Wohnbereichen ist<br />

durch mehrere Fußwege und straßenbegleitende Gehwege<br />

entlang von Forstbergstraße und Schlotheimer Ring gewährleistet.<br />

Das Umfeld <strong>der</strong> Nahversorgungslage wird überwiegend<br />

durch zeilenförmig angeordnete Wohngebäude geprägt.<br />

Südwestlich schließt aufgelockerte Reihenhausbebauung<br />

an.<br />

H<br />

H<br />

H<br />

Tegut<br />

Die Nahversorgungslage erstreckt sich entlang <strong>der</strong> Forstbergstraße.<br />

Den Angebotsschwerpunkt bilden zwei Supermärkte<br />

sowie ein Drogeriefachmarkt. Der zentrale Versorgungsbereich<br />

lässt sich in zwei Abschnitte unterglie<strong>der</strong>n.<br />

Den nördlichen Teilbereich bilden ein Edeka Supermarkt<br />

mit dazugehörigem Parkplatzareal sowie ein Gastronomiebetrieb.<br />

Beide sind in einer eingeschossigen Zweckimmobilie<br />

untergebracht. Im südlichen Teilbereich befindet sich ein<br />

größerer Gebäudekomplex, in dem u. a. ein tegut Supermarkt<br />

sowie eine Bankfiliale untergebracht sind. Diesem<br />

Areal ist nördlich ein Parkplatz vorgelagert, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Ostseite von einem Gebäude mit mehreren Arztpraxen<br />

sowie einer Apotheke und auf <strong>der</strong> Nordseite von einem<br />

Schlecker Drogeriefachmarkt begrenzt wird. Zwischen beiden<br />

Abschnitten besteht mit den Gehwegen entlang <strong>der</strong><br />

Forstbergstraße eine fußläufige Anbindung. Die funktionale<br />

Verbindung wird hingegen durch dazwischen liegende<br />

Wohngebäude eingeschränkt.<br />

Das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Nahversorgungslage erstreckt sich<br />

auf den nordöstlichen Teil des Mühlhäuser <strong>Stadt</strong>gebietes<br />

und umfasst ca. 4.560 Einwohner.<br />

Empfehlungen zur Aufwertung <strong>der</strong> Nahversorgungslage<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Aufenthaltsqualität / Installation von<br />

Sitzgelegenheiten<br />

Optimierung <strong>der</strong> Treffpunkt- und Informationsfunktion für<br />

das Wohnquartier<br />

Verbesserung <strong>der</strong> infrastrukturellen Verbindung zwischen<br />

den Teilbereichen tegut und Edeka<br />

75


Zentrenpass 3: Zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungslage Thomas-Müntzer-Straße“<br />

H<br />

Netto<br />

VK-Ausstattung nach Hauptwarengruppen in m²<br />

Nahrungs- und Genussmittel 1.970<br />

Gesundheit, Körperpflege ---<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf ---<br />

Bücher, PBS, Spielwaren 20<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport ---<br />

Elektrowaren ---<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel ---<br />

Sonst. Einzelhandel ---<br />

Einzelhandel insgesamt 1.990<br />

Komplementärnutzungen<br />

Rewe<br />

Agentur<br />

für Arbeit<br />

Dienstleistungen<br />

Versicherungsagentur, Videothek, Physiotherapie-Praxis<br />

Gastronomie<br />

Sportsbar, Restaurant<br />

Sonstiges<br />

Agentur für Arbeit<br />

Die Nahversorgungslage „Thomas-Müntzer-Straße“ befindet<br />

sich im östlichen Siedlungsbereich <strong>Mühlhausen</strong>s. Die<br />

Struktur dieses städtischen Teilraumes wird im nördlichen<br />

Abschnitt durch grün<strong>der</strong>zeitliche Wohnquartiere, im südwestlichen<br />

Bereich durch verdichteten Wohnungsbau und<br />

im südöstlichen Teil durch gewerbliche Nutzungen geprägt.<br />

Die verkehrliche Erreichbarkeit <strong>der</strong> Nahversorgungslage<br />

von <strong>der</strong> Hauptverkehrsachse Langensalzaer Straße (B 249<br />

/ B 247) wird über die Thomas-Müntzer-Straße gewährleistet.<br />

Parkmöglichkeiten bestehen in Form zweier Parkplatzareale.<br />

Die Zu- und Abfahrt erfolgt beim Netto Markt direkt<br />

von <strong>der</strong> Thomas-Müntzer-Straße, beim Rewe Markt über<br />

die Rudolf-Breitscheidt-Straße. Weitere Parkmöglichkeiten<br />

existieren in <strong>der</strong> Karl-Liebknecht-Straße.<br />

Eine direkte ÖPNV-Anbindung besteht durch beidseitige<br />

Bushaltstellen an <strong>der</strong> Thomas-Müntzer-Straße. Die fußläufige<br />

Erreichbarkeit aus den umliegenden Wohnbereichen ist<br />

durch Gehwege entlang von Thomas-Müntzer-Straße, Karl-<br />

Liebknecht-Straße und Rudolf-Breitscheidt-Straße gewährleistet.<br />

Das Umfeld <strong>der</strong> Nahversorgungslage wird im Norden durch<br />

grün<strong>der</strong>zeitliche Wohnbebauung, im Südwesten durch<br />

Geschosswohnbauten und in östlicher Richtung durch ein<br />

mischgenutztes Gebiet mit gewerblichem Schwerpunkt<br />

geprägt. Direkt südlich angrenzend an den zentralen Versorgungsbereich<br />

liegt eine Brachfläche.<br />

Die Nahversorgungslage befindet sich an <strong>der</strong> Thomas-<br />

Müntzer-Straße im Bereich <strong>der</strong> Einmündungen Rudolf-<br />

Breitscheidt-Straße und Karl-Liebknecht-Straße. Den Angebotsschwerpunkt<br />

bilden ein Netto Lebensmitteldiscounter<br />

und ein Rewe Supermarkt. Beide Märkte sind in eingeschossigen<br />

Zweckimmobilien untergebracht. In den umliegenden<br />

Gebäuden befinden sich weitere Einzelhandels-,<br />

Gastronomie- und Dienstleistungsnutzungen. Den westlichen<br />

Abschluss <strong>der</strong> Nahversorgungslage bildet die Bundesagentur<br />

für Arbeit. Zwischen den beiden Lebensmittelmärkten<br />

verläuft die Rudolf-Breitscheidt-Straße; beide<br />

Märkte verfügen über eigene Stellplatzareale mit räumlich<br />

getrennten Zufahrten.<br />

Das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Nahversorgungslage erstreckt sich<br />

auf die östlichen Teilbereiche <strong>Mühlhausen</strong>s und umfasst ca.<br />

5.150 Einwohner. Es wird in westlicher und südlicher Richtung<br />

durch die Hauptverkehrsachse B 247 begrenzt.<br />

Empfehlungen zur Aufwertung <strong>der</strong> Nahversorgungslage<br />

Ergänzungen im nahversorgungsrelevanten Warenbereich<br />

(Drogeriemarkt, Apotheke)<br />

Verbesserung <strong>der</strong> infrastrukturellen Verbindung zwischen<br />

den Teilbereichen Rewe und Netto<br />

Optimierung <strong>der</strong> Treffpunkt- und Informationsfunktion für<br />

die angrenzenden Wohnquartiere<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Aufenthaltsqualität / Installation von<br />

Sitzgelegenheiten<br />

76


Zentrenpass 4: Zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungslage Wanfrie<strong>der</strong> Straße“<br />

Plus<br />

VK-Ausstattung nach Hauptwarengruppen in m²<br />

Nahrungs- und Genussmittel 1.905<br />

Gesundheit, Körperpflege 140<br />

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 35<br />

Bücher, PBS, Spielwaren ---<br />

Bekleidung, Schuhe, Sport ---<br />

Elektrowaren ---<br />

Hausrat, Einrichtung, Möbel 85<br />

Sonst. Einzelhandel ---<br />

Einzelhandel insgesamt 2.165<br />

Komplementärnutzungen<br />

Dienstleistungen<br />

---<br />

Gastronomie<br />

Restaurant, Imbissstand<br />

Sonstiges<br />

Bankautomat, Spielcasino<br />

H<br />

Rewe<br />

Die Nahversorgungslage Wanfrie<strong>der</strong> Straße befindet sich<br />

im südwestlichen Teil <strong>Mühlhausen</strong>s. Dieser städtische Teilraum<br />

wird durch einen heterogenen Nutzungsmix sowie die<br />

in Ost-West-Richtung verlaufende Hauptverkehrsachse B<br />

249 geprägt.<br />

Die verkehrliche Erreichbarkeit <strong>der</strong> Nahversorgungslage ist<br />

durch die Lage an <strong>der</strong> Wanfrie<strong>der</strong> Straße ( B 249) gewährleistet.<br />

Für den östlichen Teilbereich ist eine direkte Zufahrtsmöglichkeit<br />

vorhanden, während <strong>der</strong> westliche Abschnitt<br />

über den Obermühlenweg angefahren werden muss.<br />

Zwei größere Parkplatzareale sind im östlichen bzw. westlichen<br />

Teil <strong>der</strong> Nahversorgungslage vorhanden.<br />

Eine ÖPNV-Anbindung besteht durch eine Bushaltestelle<br />

an <strong>der</strong> Wanfrie<strong>der</strong> Straße. Die fußläufige Anbindung aus<br />

den nördlich <strong>der</strong> Wanfrie<strong>der</strong> Straße gelegenen Wohnquartieren<br />

wird durch einen Fußgängerüberweg im Kreuzungsbereich<br />

Wanfrie<strong>der</strong> Straße / Obermühlenweg / Marcel-<br />

Verfaillie-Allee sichergestellt.<br />

Das Umfeld <strong>der</strong> Nahversorgungslage wird durch verschiedenartige<br />

Nutzungen geprägt. Nördlich <strong>der</strong> Wanfrie<strong>der</strong><br />

Straße befindet sich ein Bereich mit verdichteten Geschosswohnungsbauten.<br />

In südliche Richtung schließt<br />

aufgelockerte Ein- und Zweifamilienhausbebauung an,<br />

während in östlicher Richtung entlang <strong>der</strong> Wanfrie<strong>der</strong> Stra-<br />

ße straßenbegleitende grün<strong>der</strong>zeitliche Bebauung vorherrscht.<br />

Westlich des Obermühlenwegs liegen ausgedehnte<br />

Sportanlagen, während sich in nordwestlicher Richtung<br />

entlang <strong>der</strong> B 249 gemischte Strukturen aus Gewerbebetrieben<br />

und Wohnnutzungen befinden.<br />

Die Nahversorgungslage erstreckt sich südlich <strong>der</strong> Wanfrie<strong>der</strong><br />

Straße (B 249) und wird in westlicher Richtung vom<br />

Obermühlenweg begrenzt. Den Angebotsschwerpunkt<br />

bilden zwei Lebensmittelmärkte. Der zentrale Versorgungsbereich<br />

lässt sich in zwei Abschnitte unterglie<strong>der</strong>n. Den<br />

östlichen Teil bildet ein Rewe Supermarkt mit zugehörigem<br />

Parkplatzareal. Er ist zusammen mit kleineren Einzelhandelsnutzungen<br />

in einer eingeschossigen Zweckimmobilie<br />

untergebracht. Westlich liegt am Obermühlenweg ein langgestreckter<br />

Gebäudekomplex mit vorgelagerten Stellplätzen.<br />

In <strong>der</strong> eingeschossigen Immobilie sind neben einem<br />

Plus Lebensmitteldiscounter auch ein Schlecker Drogeriefachmarkt<br />

sowie kleinere Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen<br />

untergebracht. Beide Teilbereiche sind<br />

zwar direkt benachbart, jedoch befinden sich die Eingangsbereiche<br />

<strong>der</strong> beiden Hauptgebäude genau gegenüberliegend<br />

(„back-to-back“-Situation). Zwischen den Parkplatzarealen<br />

besteht we<strong>der</strong> eine Durchfahrtsmöglichkeit noch ein<br />

Fußweg. Die fußläufige Verbindung beschränkt sich auf die<br />

Gehwege entlang von Obermühlenweg und Wanfrie<strong>der</strong><br />

Straße.<br />

Das Kerneinzugsgebiet <strong>der</strong> Nahversorgungslage erstreckt<br />

sich auf die südwestlichen Teilbereiche <strong>Mühlhausen</strong>s und<br />

umfasst ca. 5.790 Einwohner.<br />

Empfehlungen zur Aufwertung <strong>der</strong> Nahversorgungslage<br />

Ergänzung im nahversorgungsrelevanten Warenbereich<br />

(Apotheke)<br />

Schaffung einer direkten infrastrukturellen Verbindung<br />

zwischen den Teilbereichen Rewe und Plus<br />

Optimierung <strong>der</strong> Treffpunkt- und Informationsfunktion<br />

für die angrenzenden Wohnquartiere<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Aufenthaltsqualität / Installation von<br />

Sitzgelegenheiten<br />

77


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

------------------------------------------<br />

Zur Umsetzung des vorgeschlagenen <strong>Einzelhandelskonzept</strong>es empfiehlt die GMA <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong>verwaltung ein vierstufiges Vorgehen:<br />

1. Beschluss <strong>der</strong> räumlich und inhaltlich definierten zentralen Versorgungsbe-<br />

reiche „Einkaufsinnenstadt“, Nahversorgungslage „Feldstraße“, Nahversor-<br />

gungslage „Forstbergstraße“, Nahversorgungslage „Thomas-Müntzer-<br />

Straße“ und Nahversorgungslage „Wanfrie<strong>der</strong> Straße“ als städtebaulich<br />

schutzwürdige Bereiche und Investitionsvorranggebiete.<br />

2. Beschluss <strong>der</strong> in Tabelle 19 dargestellten „Mühlhäuser Liste“ zentrenrele-<br />

vanter Sortimente. Der Einzelhandel mit zentrenrelevanten Sortimenten<br />

sollte ausschließlich in den definierten zentralen Versorgungsbereichen<br />

angesiedelt o<strong>der</strong> erweitert werden.<br />

Während im zentralen Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“ das ge-<br />

samte zentrenrelevante Sortiment angesiedelt werden kann, ist für die<br />

Nahversorgungslagen eine Fokussierung auf den kurzfristigen Bedarfsbe-<br />

reich, d. h. Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren, Apothekerwaren,<br />

Zeitschriften und Schnittblumen, zu empfehlen. Außerhalb <strong>der</strong> abgegrenz-<br />

ten zentralen Versorgungsbereiche sollte die Ansiedlung von Betrieben mit<br />

zentrenrelevanten Warengruppen nur bis zu einer Verkaufsfläche von 200<br />

m² zugelassen werden. Für Geschäftsagglomerationen sollte eine Ober-<br />

grenze von 400 m² VK gelten 1 .<br />

In Zusammenhang mit dem Mühlhäuser Sortimentskonzept ist die Proble-<br />

matik von Randsortimenten bei Ansiedlung o<strong>der</strong> Erweiterung sog. „Mehr-<br />

1 Diese in Absprache mit <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> definierte Son<strong>der</strong>regelung für "Kleinflächen"<br />

verfolgt das Ziel, (einheimischen) Fachhändlern o<strong>der</strong> Ladenhandwerkern in begrenztem<br />

Umfang auch außerhalb <strong>der</strong> zentralen Versorgungsbereiche eine Weiterentwicklung<br />

zu ermöglichen, insbeson<strong>der</strong>e natürlich solchen Händlern, die im Eigentum wirtschaften<br />

o<strong>der</strong> wirtschaften wollen. Die Verkaufsflächenbegrenzungen sind gleichzeitig so<br />

gewählt, daß sich keine Nonfood-Fachmärkte o<strong>der</strong> Lebensmittelmärkte bzw. -discoutern<br />

außerhalb zentraler Versorgungsbereiche etablieren können. Diese Betriebstypen haben<br />

einen Verkaufsflächenbedarf, <strong>der</strong> die Verkaufsflächenvorgabe von 200 m² deutlich überschreitet.<br />

78


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

branchenunternehmen“ anzusprechen. Um einen geordneten Umgang mit<br />

zentrenrelevanten Randsortimenten zu gewährleisten, sollten diese, z. B. in<br />

Möbelmärkten o<strong>der</strong> Bau- und Gartenmärkten, eine Verkaufsfläche von<br />

max. 200 m² je Einzelsortiment nicht überschreiten. Darüber hinaus sollte<br />

die Summe <strong>der</strong> zentrenrelevanten Randsortimente 10 % <strong>der</strong> Gesamtver-<br />

kaufsfläche des Betriebes nicht überschreiten.<br />

Tabelle 19: „Mühlhäuser Liste“ zentrenrelevanter Sortimente<br />

Nahrungs- und Genussmittel, inkl. Lebensmittelhandwerk, Getränke, Reformwaren<br />

Drogeriewaren, Parfümeriewaren, Kosmetika, Apothekerwaren, Sanitätswaren<br />

Blumen, zoologischer Bedarf<br />

Papier- und Schreibwaren, Büroartikel<br />

Zeitschriften, Bücher, Toto / Lotto<br />

Spielwaren, Bastelartikel<br />

Oberbekleidung, Wäsche, Wolle, Kurzwaren, Stoffe, sonstige Textilien<br />

Schuhe, Le<strong>der</strong>bekleidung, Le<strong>der</strong>waren und Accessoires<br />

Sportbekleidung und -schuhe, kleinvolumige Sportartikel<br />

Unterhaltungselektronik, Elektrokleingeräte (weiße und braune Ware), Elektrogroßgeräte,<br />

Geräte <strong>der</strong> Telekommunikation<br />

Computer, Büroorganisationsmittel, Büro- und Kommunikationstechnik<br />

Ton- und Bildträger, Unterhaltungssoftware<br />

Heimtextilien, Bettwaren, Gardinen und Zubehör<br />

Haushaltswaren, Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel, Antiquitäten / Kunst<br />

Fotogeräte, Videokameras, Fotowaren<br />

optische Waren, Hörgeräte<br />

Uhren, Schmuck<br />

Quelle: GMA-Erhebungen 2008<br />

3. Publikation <strong>der</strong> Beschlusslage zum <strong>Einzelhandelskonzept</strong> und aktive Infor-<br />

mation <strong>der</strong> Immobilien- und Grundeigentümer sowie Gewerbetreibenden,<br />

um Investitionssicherheit bei diesen Zielgruppen herzustellen.<br />

4. Bauplanungsrechtliche Umsetzung des <strong>Einzelhandelskonzept</strong>es.<br />

79


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

VII Zusammenfassung <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse<br />

Die Untersuchungen im Rahmen <strong>der</strong> Erarbeitung des <strong>Einzelhandelskonzept</strong>es für die<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> kommen zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:<br />

Im Kerneinzugsgebiet des Einzelhandels <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> leben gegenwärtig<br />

ca. 88.930 Personen, davon 41 % im <strong>Stadt</strong>gebiet (Zone I) und 59 % im überörtli-<br />

chen Kerneinzugsgebiet (Zone II).<br />

Das Kaufkraftvolumen für alle Einzelhandelsbranchen belief sich im Kerneinzugs-<br />

gebiet 2007 auf ca. 394,8 Mio. €. Davon entfielen ca. 134,1 Mio. € auf den Bereich<br />

Nahrungs- und Genussmittel und ca. 260,7 Mio. € auf Nichtlebensmittel. In Mühl-<br />

hausen selbst beträgt das Kaufkraftvolumen ca. 159,0 Mio. €. In die Kaufkraftbe-<br />

rechnungen flossen die mit Bezug auf den Bundesdurchschnitt relativ niedrigen<br />

Kaufkraftkennziffern des Untersuchungsraumes mit ein. So verfügt <strong>Mühlhausen</strong> im<br />

Bundesvergleich nur über einen Kaufkraftindex von 82,6 (Bundesdurchschnitt<br />

100,0). In <strong>der</strong> Zone II des Kerneinzugsgebietes liegt die Spannweite <strong>der</strong> Kaufkraft-<br />

kennziffern zwischen 79,2 und 91,0.<br />

Für das Jahr 2015 ist innerhalb des Kerneinzugsgebietes ein Kaufkraftvolumen<br />

von ca. 371,1 Mio. € zu erwarten. Dieser Wert entspricht gegenüber dem Jahr<br />

2007 einem Rückgang um ca. 6 % und steht v. a. im Zusammenhang mit einem<br />

Einwohnerverlust im Kerneinzugsgebiet, <strong>der</strong> sich gemäß offizieller Prognosen auf<br />

ca. 8 % belaufen wird.<br />

Der Einzelhandelsbestand in <strong>Mühlhausen</strong> umfasst 425 Betriebe mit einer Ver-<br />

kaufsfläche von ca. 84.465 m². 126 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca.<br />

25.445 m² können dem Nahrungs- und Genussmittelsektor zugeordnet werden.<br />

Auf den Nichtlebensmittelbereich entfallen 299 Betriebe mit einer Verkaufsfläche<br />

von ca. 59.020 m² VK. Die rechnerische Durchschnittsgröße <strong>der</strong> Betriebe liegt bei<br />

199 m² VK und damit deutlich unterhalb des Bundesdurchschnitts (240 m² VK je<br />

Betrieb).<br />

80


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

In <strong>der</strong> Mühlhäuser Einkaufsinnenstadt befinden sich zwar 45 % aller Betriebe, sie<br />

repräsentieren jedoch nur 25 % <strong>der</strong> Gesamtverkaufsfläche. In Streu- und Neben-<br />

lagen sind 32 % <strong>der</strong> Gesamtverkaufsfläche etabliert, auf autokundenorientierte<br />

Standortlagen entfallen 43 % des Verkaufsflächenbesatzes im <strong>Stadt</strong>gebiet.<br />

Im Geschäftsjahr 2007 erzielte <strong>der</strong> Mühlhäuser Einzelhandel eine Umsatzleistung<br />

von ca. 192,8 Mio. €. Dieser Wert entsprach einer Kaufkraftbindung von 75 %. Un-<br />

ter <strong>der</strong> Prämisse, dass die im Jahr 2007 in den einzelnen Zonen des Kerneinzugs-<br />

gebietes erreichten Marktanteile stabil gehalten werden können, wird die Umsatz-<br />

leistung des Mühlhäuser Einzelhandels im Jahr 2015 bei ca. 180,8 Mio. € liegen.<br />

Dieser Wert entspricht im Vergleich mit 2007 einem Rückgang um 6 %.<br />

Bis zum Jahr 2015 wurde in <strong>Mühlhausen</strong> nur ein sehr geringer Verkaufsflächenzu-<br />

satzbedarf (ca. 340 m²) in den Bereichen Gesundheit / Körperpflege und Bücher /<br />

PBS / Spielwaren ermittelt. In allen an<strong>der</strong>en Warengruppen ist hingegen ein Ver-<br />

kaufsflächenüberhang erkennbar, <strong>der</strong> wohl auch zu Abschmelzungen im Ge-<br />

schäftsbesatz führen wird. Es ist notwendig, den anstehenden Konzentrationspro-<br />

zess des Einzelhandels seitens <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung aktiv zu begleiten, z. B. durch<br />

Unterstützung von Betriebsverlagerungen aus Streu- und Nebenlagen in die Ein-<br />

kaufsinnenstadt.<br />

Auf Basis eines Kriterienkataloges wurden in <strong>Mühlhausen</strong> fünf zentrale Versor-<br />

gungsbereiche (gemäß § 34 BauGB und § 11 BauNVO) identifiziert:<br />

─ „Einkaufsinnenstadt“<br />

─ Nahversorgungslage „Feldstraße“<br />

─ Nahversorgungslage „Forstbergstraße“<br />

─ Nahversorgungslage „Thomas-Müntzer-Straße“<br />

─ Nahversorgungslage „Wanfrie<strong>der</strong> Straße“<br />

Unter Berücksichtigung des Einzelhandelsbestandes in diesen Bereichen wurde<br />

eine „Mühlhäuser Liste“ mit zentrenrelevanten Sortimenten erstellt. Es wird emp-<br />

fohlen, die Ansiedlung und Erweiterung von Betrieben mit den darin aufgeführten<br />

Sortimenten zukünftig nur innerhalb <strong>der</strong> zentralen Versorgungsbereiche zuzulas-<br />

sen.<br />

81


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> zentralen Versorgungsbereiche wurden verschiedene Schwä-<br />

chen ermittelt, die sich zum einen auf die Angebotssituation und zum an<strong>der</strong>en auf<br />

die städtebaulichen und verkehrlichen Rahmenbedingungen beziehen. Darauf<br />

aufbauend wurden in Form eines Maßnahmenkataloges Erfolg versprechende An-<br />

sätze für die Attraktivierung <strong>der</strong> Bereiche abgeleitet.<br />

Die GMA empfiehlt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> den Beschluss des Einzelhandelskon-<br />

zeptes (zentrale Versorgungsbereiche / „Mühlhäuser Liste“ zentrenrelevanter Sor-<br />

timente) als Grundlage für die Standortentwicklung des Einzelhandels im <strong>Stadt</strong>ge-<br />

biet bis 2015.<br />

82


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Karten-, Tabellen-, Abbildungs- und Übersichtsverzeichnis<br />

Kartenverzeichnis<br />

Karte 1: Wichtige Einkaufslagen und strukturprägende Einzelbetriebe des<br />

Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong> 29<br />

Karte 2: Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 31<br />

Karte 3: Zentrale Versorgungsbereiche in <strong>Mühlhausen</strong> im Überblick 61<br />

Karte 4: Zentraler Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“ 62<br />

Karte 5: Ausgewählte Aufwertungsmaßnahmen im zentralen<br />

Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“ 67<br />

Karte 6: Einzugsgebiete <strong>der</strong> Nahversorgungslagen in <strong>Mühlhausen</strong> 72<br />

Karte 7: Supermärkte, Lebensmitteldiscounter, Verbrauchermärkte und SB-<br />

Warenhäuser in <strong>Mühlhausen</strong> 73<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Entwicklung <strong>der</strong> Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels 2000<br />

- 2007 10<br />

Tabelle 2: Standortanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betriebstypen des<br />

Lebensmitteleinzelhandels (Auswahl) 11<br />

Tabelle 3: Einwohnerentwicklung in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Mühlhausen</strong> 2000 – 2007 24<br />

Tabelle 4: Entwicklung <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in<br />

<strong>Mühlhausen</strong> 2000 – 2006 26<br />

Tabelle 5: Einwohner im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 32<br />

Tabelle 6: Kaufkraft im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 2007 35<br />

Tabelle 7: Einwohner im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels<br />

2015 37<br />

Tabelle 8: Kaufkraft im Kerneinzugsgebiet des Mühlhäuser Einzelhandels 2015 38<br />

Tabelle 9: Betriebe und Verkaufsflächen des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong> 40<br />

Tabelle 10: Betriebe und Verkaufsflächen des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong><br />

nach Standortlagen 43<br />

Tabelle 11: Qualitative Bewertung des Mühlhäuser Einzelhandels 45<br />

Tabelle 12: Ausstattungskennziffern des Mühlhäuser Einzelhandels im<br />

kommunalen Vergleich 46<br />

Tabelle 13: Geschäftsleerstände in <strong>Mühlhausen</strong> 47<br />

Tabelle 14: Umsatz des Mühlhäuser Einzelhandels 2007 53<br />

Tabelle 15: Umsatzprognose für den Mühlhäuser Einzelhandel im Jahr 2015 55<br />

Tabelle 16: Verkaufsflächenbedarf in <strong>Mühlhausen</strong> bis 2015 56<br />

83


<strong>Einzelhandelskonzept</strong> <strong>Mühlhausen</strong><br />

Tabelle 17: Kriterien <strong>der</strong> Identifikation und Klassifikation zentraler<br />

Versorgungsbereiche in <strong>Mühlhausen</strong> 59<br />

Tabelle 18: Maßnahmenkatalog zur Aufwertung des zentralen<br />

Versorgungsbereiches „Einkaufsinnenstadt“ 68<br />

Tabelle 19: „Mühlhäuser Liste“ zentrenrelevanter Sortimente 79<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Verkaufsflächenwachstum im deutschen Einzelhandel 1980 – 2008 3<br />

Abb. 2: Entwicklung von Shopping-Centern in Deutschland 1965 – 2008 5<br />

Abb. 3: Entwicklung des deutschen Einzelhandelsumsatzes 1998 – 2008 6<br />

Abb. 4: Betriebe und Verkaufsflächen des deutschen<br />

Lebensmitteleinzelhandels 1997 – 2007 6<br />

Abb. 5: Marktanteile <strong>der</strong> Betriebstypen des Einzelhandels in Deutschland 7<br />

Abb. 6: Entwicklung <strong>der</strong> Lebensmitteldiscounter in Deutschland 1991 – 2007 10<br />

Abb. 7: Entwicklung des privaten Verbrauchs und Einzelhandelsumsatzes in<br />

Deutschland 1997 – 2007 12<br />

Abb. 8: Entwicklung des privaten Verbrauchs in Deutschland 1990 / 2010 12<br />

Abb. 9: Konsumtrends im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Ausbildung des<br />

„hybriden“ Verbrauchers 14<br />

Abb. 10: Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersstruktur in <strong>Mühlhausen</strong> 1997 – 2007 25<br />

Abb. 11: Entwicklung <strong>der</strong> Übernachtungen in <strong>Mühlhausen</strong> 1997 – 2007 27<br />

Abb. 12: Betriebsgrößenklassen des Einzelhandels in <strong>Mühlhausen</strong> 41<br />

Abb. 13: Verkaufsflächenanteile <strong>der</strong> Mühlhäuser Einkaufsinnenstadt an <strong>der</strong><br />

Gesamtstadt 42<br />

Zentrenpässe<br />

Zentrenpass 1: Zentraler Versorgungsbereich Nahversorgungslage „Feldstraße“ 74<br />

Zentrenpass 2: Zentraler Versorgungsbereich Nahversorgungslage<br />

„Forstbergstraße“ 75<br />

Zentrenpass 3: Zentraler Versorgungsbereich Nahversorgungslage „Thomas-<br />

Müntzer-Straße“ 76<br />

Zentrenpass 4: Zentraler Versorgungsbereich Nahversorgungslage „Wanfrie<strong>der</strong><br />

Straße“ 77<br />

Übersichtsverzeichnis<br />

Übersicht 1: Zielkonflikte zwischen unternehmerischem Standortwahlverhalten<br />

und einer an städtebaulichen Leitbil<strong>der</strong>n orientierten <strong>Stadt</strong>planung 16<br />

84

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