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Sommer - Schweizerische Gesellschaft für Gebirgsmedizin

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FORUM ALPINUM Nr. 2/12 1


Inhaltsverzeichnis / Table des matières<br />

• Anfragen an die SGGM<br />

Höhenmedizin und refraktive Augenchirurgie 3<br />

Höhenkrankheit auf bis zu 3500 Metern 3<br />

Bis zu welcher Höhe mit Säugling 3<br />

Reise nach Lhasa 4<br />

Spätfolgen der Höhenkrankheit 4<br />

HAPE auf Mönchsjochhütte 5<br />

HAPE auf Mönchsjochhütte II 5<br />

• Höhenmedizinkurs im Expeditionsstil 2012 6<br />

Eckehart Schöll<br />

• Ankündigung der 7. Schweizer Bergrettungsmedizintagung 10<br />

• Agenda der SGGM 12<br />

Editorial IMPRESSUM<br />

Nachdem die letzten beiden heissen <strong>Sommer</strong>tage ohne mich<br />

auskommen mussten – ich sass im Arbeitszimmer und habe Artikel<br />

<strong>für</strong> unsere Zeitschrift verfasst – freue ich mich auf die dringend<br />

notwendige Professionalisierung derselben. Auf der<br />

Vorstandssitzung vom 21.04.2012 kam dieses Thema zur Sprache.<br />

Aber - so wie die Bayrische Regierung bis heute auf die göttlichen<br />

Eingebungen wartet, weil der Dienstmann Alois Hingerl seinen<br />

himmlischen Brief nicht abgab, wartet das Forum Alpinum auf seine<br />

professionellen Zuschriften… Oder - um Goethe zu zitieren: „Der<br />

Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn!“.<br />

Apropos professionell: Die letzten Wochen haben uns wieder<br />

deutlich vor Augen geführt, dass unsere Alpen nicht nur im Winter<br />

eine tödliche Bedrohung darstellen können, auch professionell<br />

geführte Touren bergen immer ein Restrisiko, welches man<br />

einzugehen bereit sein muss. Das Leben an sich ist eine wundervolle<br />

Sache, aber es ist von Geburt an gefährlich, damit müssen wir uns<br />

abfinden.<br />

Darum werde ich mich morgen mit meiner Familie auf den<br />

gefährlichen Weg zum Ende der Welt machen, oder Finis Terrae, wie<br />

die Römer zum bretonischen Ende des Kontinents sagten.<br />

Allen FA-Lesern wünsche ich einen leichtgelebten <strong>Sommer</strong>,<br />

ereignisreiche und unfallfreie Bergerlebnisse und ein Wiedersehen<br />

spätestens zur 7. Schweizer Bergrettungsmedizintagung mit<br />

anschließender Generalversammlung der SGGM am 10. November<br />

2012.<br />

Eckehart Schöll<br />

1. Umschlagseite: Hochlager am Piz Palü (Foto: Reto Pezzoli)<br />

4. Umschlagseite: Über allen Gipfeln ist Ruh…Blick vom Piz Palü<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 2<br />

Herausgeber / Éditeur<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Gebirgsmedizin</strong><br />

Société suisse de médecin de montagne<br />

Società Svizzera di Medicina di Montagna<br />

Präsidium / Présidence<br />

Michèle Mérat<br />

Mobile: +41 79 223 80 73<br />

Email: michele.merat@bluewin.ch<br />

Kassierer / Caissier<br />

Naomi Ventura<br />

Beitritts-Anmeldung / Inscription d’entrée<br />

Mobile: +41 79 294 75 06<br />

Email: venturan@gmail.com<br />

Redaktion / Rédaction<br />

Eckehart Schöll<br />

Mobile: +49 151 42 30 15 56<br />

Email: schoell@forum-alpinum.ch<br />

Layout / Mise en page<br />

Eckehart Schöll<br />

Erscheinen / Parution<br />

4 x jährlich / par an<br />

Redaktionsschluss / Clôture rédactionnelle<br />

25.07.2012<br />

Druck / Impression<br />

Copy- und Schnelldruck-Center AG<br />

Untere Bahnhofstr. 30, CH-9500 Wil<br />

Tel.: +41 71 911 47 11<br />

Email: info@copy-center-wil.ch<br />

www.copy-center-wil.ch<br />

Jahrgang / Année<br />

18, Nr. 2, 07/2012


Höhenmedizin und refraktive Augenchirurgie<br />

Ich habe eine höhenmedizinische Frage insbesondere zur<br />

Verbindung von refraktiver Augenchirurgie und<br />

Höhenbergsteigen. Gibt es Erfahrungen, wie sich Methoden<br />

wie ZB LASIK in grossen Höhen auswirken?<br />

Korrespondenz<br />

Paul Niel<br />

Paul.Niel@gs.com<br />

Antwort der Redaktion<br />

Das ist eine sehr spezielle Frage. Es gibt verschiedene<br />

Studien, die eine Veränderung des Visus in grossen und<br />

extremen Höhen nach refraktärer Chirurgie postulieren.<br />

Ursächlich sind weniger die Druckveränderungen als die<br />

hypobare Hypoxie, welche zu Wassereinlagerungen in der<br />

Cornea führt. Die Daten lassen eine Verschiebung in den<br />

myopen Bereich in extremen Höhen vermuten, was bei<br />

mittleren Höhen nach LASIK jedoch nicht auftritt.<br />

Wahrscheinlich kennen Sie den angehangen Artikel bereits.<br />

Literatur<br />

Nelson et al. Refractive Changes Caused by Hypoxia After<br />

Laser In Situ Keratomileusis Surgery. Ophthalmology<br />

Volume 108, Number 3, March 2001<br />

Höhenkrankheit auf bis zu 3500 Metern<br />

Im Oktober möchte ich nach Bhutan reisen. Meine<br />

Unterkünfte liegen auf 2500 - 3000 Meter Höhe. Es ist, bis<br />

auf zwei Tage Wandern im Gebiet von Bhumtang, eine<br />

Kulturreise mit Besichtigungen von Klöstern etc.; dabei<br />

werden mit dem Auto auch Bergpässe bis 3500 m überquert.<br />

Besteht dabei auf diesen Höhen schon die Gefahr der<br />

Höhenkrankheit?<br />

Korrespondenz<br />

Christa Blessing<br />

christa.blessing@sunrise.ch<br />

Antwort der Redaktion<br />

Herzlichen Dank <strong>für</strong> Ihre Anfrage. Auf die Änderung der<br />

physikalischen Umweltbedingungen hat der menschliche<br />

Organismus physiologische Antworten. Aufgrund der<br />

verschiedenen Anpassungsmechanismen an<br />

Höhenbedingungen werden drei Höhenkategorien unterteilt:<br />

-geringe Höhen (bis 1500 m): keine Anpassung notwendig<br />

-mittlere Höhen (1500 m bis 2500 m): ausreichende<br />

Sofortanpassung des Körpers durch hypoxische Atemantwort<br />

(Hypoxic Ventilatory Response, HVR) und Pulsanstieg<br />

-grosse Höhen (2500 m bis 5300 m): gesundheitliche<br />

Probleme sind möglich, da Sofortanpassung der Körpers<br />

unzureichend ist; Akklimatisierungszeit ist notwendig<br />

-extreme Höhen (über 5300): vollständige Akklimatisation<br />

ist nicht mehr möglich, nur noch Atemanpassung <strong>für</strong><br />

Kurzaufenthalte<br />

Wie Sie sehen, sind auf den Höhen, welche Sie im Oktober<br />

bereisen werden, durchaus AMS-würdige Zonen dabei.<br />

Bis zu welcher Höhe mit Säugling<br />

Wir fahren im Juli mit einem dann 7 Monate alten Säugling<br />

in die Alpen. Meine Frage ist, bis zu welcher Höhe darf ein<br />

gesunder Säugling, ohne größere Probleme zu erwarten?<br />

Dürfte ich mit dem Auto auf 2700 m Höhe fahren und mich<br />

mit dem Baby dort eine kurze Zeit aufhalten?<br />

Korrespondenz<br />

Michaela Macherey<br />

michaelamacherey@gmx.de<br />

Antwort der Redaktion<br />

Danke <strong>für</strong> Ihre Anfrage. Wir haben in den letzten Ausgaben<br />

des Forum Alpinum häufig über ähnliche Themen diskutiert<br />

(siehe Anhang).<br />

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass<br />

-Kinder die Höhe tendenziell besser ertragen als<br />

Erwachsene<br />

-zirka ein Drittel aller Kinder eine leichte bis moderate<br />

Akute Bergkrankheit (ABK) nach raschem Anstieg auf<br />

3500m erleidet (Daten vom Jungfraujoch)<br />

-die Symptome sich in den allermeisten Fällen spontan über<br />

die ersten zwei Tage zurückbilden<br />

-es jedoch Einzelfälle von schweren höhenbedingten<br />

Erkrankungen gibt, die eines sofortigen Abstiegs und einer<br />

Therapie bedürfen<br />

-das subjektive Schmerzempfinden und die<br />

Sauerstoffsättigung schlechte Vorhersageparameter <strong>für</strong> die<br />

Entstehung oder Diagnose der ABK sind<br />

Die Höhe, ab welcher man mit höhenassoziierten<br />

Erkrankungen rechnen muss, beträgt in unseren Breiten<br />

etwa 2500m. Dieser Wert ist natürlich nur ein grober<br />

Anhaltspunkt. Es ist also nicht so, dass man auf 2400m noch<br />

völlig beschwerdefrei war und auf 2600m schwere<br />

Kopfschmerzen entwickelt. In modernen Verkehrsflugzeugen<br />

wird der Kabienendruck daher künstlich aufrechterhalten,<br />

aber nur bis zu einem Luftdruck, der 2500m entspricht. Das<br />

können Sie mit einem druckgesteuerten Höhenmesser sehr<br />

schön nachvollziehen, wenn Sie fliegen. Das heisst, bis zu<br />

dieser Höhe sind Sie eher sicher.<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 3


Nun können ja kleine Kinder gesundheitliche Probleme nicht<br />

so deutlich angeben wie Erwachsene. Vielleicht erscheint Ihr<br />

Baby dann einfach nur lustlos oder scheint Schmerzen zu<br />

haben, die es kurze Zeit vorher im Tal nicht hatte. Allerdings<br />

können Sie davon ausgehen, dass es sich bei Symptomfreiheit<br />

völlig normal verhalten wird.<br />

Sollte Ihr Kind einen Schnupfen oder eine andere<br />

Erkrankung der Atemwege (Bronchitis) haben, kann es eher<br />

zu einer Höhenerkrankung kommen. Denken Sie auch daran,<br />

dass Kinder durch ihre verhältnismässig grössere<br />

Körperoberfläche schneller auskühlen und auch eine direkte<br />

Sonneneinstrahlung in der Höhe gravierendere Folgen<br />

haben kann als bei Erwachsenen.<br />

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, planen Sie, mit dem<br />

Auto in die Höhe zu fahren, dass heisst, Sie könnten auch<br />

schnell wieder runter. Unter diesen Umständen und mit den<br />

gegebenen Vorsichtsregeln müssen Sie sich keine Sorgen<br />

machen.<br />

Reise nach Lhasa<br />

Meine Kollegin und ich planen eine Reise nach Lhasa im<br />

nächsten Jahr. Dabei kam natürlich auch das Thema<br />

Höhenkrankheit zur Sprache.<br />

Ist es ratsam vor der Reise zu einem Arzt zu gehen und sich<br />

nebst den benötigten Impfungen auch auf „Herz und Lunge“<br />

durchzutesten?<br />

Eine andere Variante wäre auch noch eine Übernachtung bei<br />

Zermatt auf dem Gornergrat zu verbringen, um sich mal 24h<br />

in einer grösseren Höhe aufzuhalten?<br />

Korrespondenz<br />

Karin Langenegger<br />

karin.langenegger@ur.ch<br />

Antwort der Redaktion<br />

Prinzipiell ist es nicht verkehrt, sich vor einem solchen<br />

Urlaub von einem Reisemediziner beraten zu lassen. Wenn<br />

Sie ansonsten gesund sind, bringt eine weitergehende<br />

Untersuchung hinsichtlich einer Anfälligkeit auf<br />

Höhenerkrankungen aber nichts. Natürlich sind Sie auf<br />

3600m Höhe bereits einer hypobaren Situation ausgesetzt,<br />

die solche Symptome hervorrufen kann. Das tut sie aber<br />

auch bei bis dahin völlig gesunden Menschen.<br />

24 Stunden auf dem Gornergrat verschaffen Ihnen noch<br />

keine Akklimatisation, allenfalls Kopfschmerzen. Wenn Sie<br />

sich tatsächlich in den Alpen (vor)-akklimatisieren wollen,<br />

müssten Sie einen längeren Aufenthalt einplanen. Hier<br />

wären 4-5 Tage angebracht, also eine typische<br />

Hochtourenwoche. Die Zeit zwischen diesem<br />

Höhenaufenthalt und Ihrer Reise nach Lhasa sollte dann<br />

aber nicht länger als eine Woche sein, sonst ist die<br />

Akklimatisation wieder dahin.<br />

Spätfolgen der Höhenkrankheit<br />

Im <strong>Sommer</strong> letzten Jahres war ich mit meiner Frau <strong>für</strong> drei<br />

Wochen in den Ferien in Peru (Cordillera Blanca) zum<br />

Bergsteigen/Wandern. Wir achteten vor dem<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 4<br />

Höhenbergsteigen auf eine angemessene<br />

Akklimatisierungszeit (max. 500 m pro Tag).<br />

Nach der ersten Akklimatisierungsphase übernachteten wir<br />

eine Nacht auf 4200m, wobei sich bei mir - wohl auch<br />

aufgrund eines nicht ausreichend dimensionierten<br />

Schlafsacks - starke Erschöpfungserscheinungen sowie<br />

Kopfschmerzen, Durchfall und Übelkeit einstellten.<br />

Meine Frau war dagegen beschwerdefrei. Wir stiegen am<br />

nächsten Tag wieder auf 2700 m ab und die Symptome<br />

verschwanden schnell.<br />

Einige Tage später unternahmen wir dann eine Wanderung<br />

auf 4600m Höhe <strong>für</strong> die unsere Akklimatisierung (bis auf<br />

4200 m) noch ausreichen sollte. Durch eine fehlerhafte<br />

Beschilderung und mangels korrekter Karten schloss sich<br />

noch die Überschreitung eines 4900m hohen Passes an, die<br />

mich körperlich nah ans Limit brachte. Die Übernachtung<br />

erfolgte am selben Tag in einer Schutzhütte auf 4765m (im<br />

"Refugio Peru"). Wir beide litten in der Nacht und in den<br />

kommenden Tagen und Wochen (also auch nach Abstieg)<br />

unter schwerem Durchfall (Ursache war vermutlich eine<br />

Fleischvergiftung durch das im Refugio ausgegebene<br />

Abendessen - wir waren die einzigen Gäste die dort ein<br />

Abendessen konsumierten).<br />

Nach unserer Rückkehr in die Schweiz ging es mir zunächst<br />

einige Wochen gut, aber zum Herbst stellte sich halbseitig<br />

(rechte Seite) so etwas wie Kopfschmerz ein. Allerdings<br />

handelt es sich eher um ein Druckgefühl (Innendruck), dass<br />

sich nicht wirklich in Schmerzen im klassischen Sinne<br />

manifestiert. Dieses Druckgefühl ist meist vorhanden - mal<br />

stärker mal schwächer. An einigen Tagen kann ich auch gar<br />

kein Druckgefühl feststellen. Dieser Zustand (Druckgefühl)<br />

ist jetzt seit Herbst unverändert - also seit einem halben Jahr.<br />

Meine Frage wäre daher: Kann dieses Druckgefühl eine<br />

Spätfolge des zu schnellen Aufstiegs auf 4900m und die sich<br />

anschließende Übernachtung auf 4675m sein? Sind generell<br />

Spätfolgen der Höhenkrankheit bekannt? Ist es möglich,<br />

dass es sich um die (Spät)folgen eines (leichten?) Hirnödems<br />

handelt?<br />

Noch zu meiner Person: Ich bin 40 Jahre alt und körperlich<br />

recht fit. U.a. jogge ich sehr regelmäßig seit fast 20 Jahren.<br />

Auch bin ich viel den (Schweizer) Bergen zum klettern und<br />

wandern unterwegs.<br />

Korrespondenz<br />

Lars Meinecke<br />

lars.meinecke@gmail.com<br />

Antwort der Redaktion<br />

Ihre Akklimatisationstaktik von 500 Höhenmetern pro Tag<br />

war sicher gut - manche vorsichtigen Alpinisten propagieren<br />

zwar 300 m/Tag, aber man hat ja auch nicht unbegrenzt Zeit.<br />

Die von Ihnen beschriebenen Kopfschmerzen, Durchfall und<br />

Übelkeit auf 4200 m würde ich in dieser Höhe nicht in erster<br />

Linie einem zu kleinen Schlafsack zuschreiben, sondern eher<br />

einer AMS - es sind die typischen Symptome und eine mehr<br />

als ausreichende Höhe hier<strong>für</strong>. Denn auch im Hochgebirge<br />

gilt: "Das Häufige ist häufig und das Seltene ist selten." Und<br />

dass die Beschwerden nach Abstieg auf 2700 m<br />

verschwanden spricht auch <strong>für</strong> diese Tatsache.<br />

Der Aufstieg auf 4900 m einige Tage später kann sich somit<br />

nicht unter dem "Schutz" einer ausreichenden<br />

Akklimatisation ereignet haben, da zumindest Sie ja auf 4200<br />

m noch Symptome hatten und am Folgetag zum Glück


abgestiegen sind. Weiterhin ist Akklimatisation keine<br />

Garantie da<strong>für</strong>, keine höhenassoziierten Erkrankungen zu<br />

bekommen, man bekommt sie nur weniger häufig.<br />

Mit dem Verdacht einer Lebensmittelvergiftung bei<br />

beiderseitigem Durchfall nach Abendessen im "Refugio<br />

Peru" mögen Sie Recht haben. Aber darüber kann man im<br />

Nachhinein und aus der Entfernung eines mitteleuropäischen<br />

Arbeitszimmers sowieso nur spekulieren, denn Sie haben ja<br />

sicher keine Stuhlproben mitgebracht.<br />

Das Druckgefühl im Kopf einige Wochen nach vorheriger<br />

Beschwerdefreiheit auf Normalhöhe hat sicher nichts mit<br />

Ihrem Aufenthalt in Peru zu tun. Daher würde ich an Ihrer<br />

Stelle einen Arzt vor Ort konsultieren, um auszuschliessen,<br />

dass es sich um eine andere Erkrankung handelt.<br />

Spätfolgen der Höhenkrankheiten sind insofern<br />

unwahrscheinlich, als deren Symptome nach Rückkehr ins<br />

Tiefland fast ausnahmslos verschwinden. Zumindest wenn<br />

Sie beschwerdefrei sind, können Sie ausschliessen, dass Sie<br />

dann noch irgend eine Form der Höhenkrankheit haben. Es<br />

gibt allerdings beim Höhenhirnödem (HACE) ab und zu<br />

kleine punktförmige Blutungen in der weissen Substanz des<br />

Gehirns, die in der Regel klinisch unentdeckt bleiben.<br />

Ausserdem besteht beim HACE eine nicht unerhebliche<br />

Gefahr, dieses nicht zu überleben. In einem solchen Fall<br />

wären die Spätfolgen natürlich endgültig.<br />

HAPE auf Mönchsjochhütte<br />

Als Gelegenheitsbergsteiger hatte ich schon einige Male<br />

Probleme bei Touren oberhalb 3000 Meter über Meer. Ich<br />

konnte bisher keine Regelmässigkeiten feststellen, da ich vor<br />

einigen Wochen mit einem Kollegen auf einer Skitour war<br />

und grosse Probleme hatte, hat er mich auf Ihre Homepage<br />

verwiesen.<br />

Wir waren im Jungfraugebiet unterwegs, sind am<br />

Nachmittag auf die Mönchsjochhütte gefahren (3600<br />

m.ü.M), haben dort übernachtet. Am nächsten Morgen hatten<br />

wir einen Aufstieg, eine Abfahrt, einen Aufstieg und die<br />

Schlussabfahrt bewältigt. Ich konnte nicht gut schlafen und<br />

hatte schon beim ersten Anstieg Mühe. Die Abfahrt war gut<br />

und ich fühlte mich gleich besser. Der zweite Aufstieg war<br />

sehr hart <strong>für</strong> mich, ich kam praktisch nicht vorwärts, hatte<br />

das Gefühl ich hätte einen Gürtel um die Brust geschnürt und<br />

hatte einen sehr hohen Puls. Zudem musste ich den ganzen<br />

Tag nie Wasser lassen und musste mich zum Essen zwingen.<br />

Oben angekommen (3800 m.ü.m) war ich total erschöpft.<br />

Die Abfahrt verlief gut. Mit jedem Höhenmeter weniger<br />

fühlte ich mich besser, musste noch erbrechen und als wir<br />

unten ankamen (1200 m.ü.m) war alles vorbei.<br />

Rückblickend hatte ich das schon mehrere Male, einfach<br />

ohne Erbrechen. Ich hatte aber immer andere<br />

Entschuldigungen gesucht (Stress, wenig Schlaf, zu viel<br />

Sonne, usw.).<br />

Können Sie mir weiterhelfen? Was kann ich dagegen zun?<br />

Korrespondenz<br />

Michael Hauentein<br />

michael.hauenstein@bern-incoming.ch<br />

Antwort der Redaktion<br />

Ihre Beschwerden haben nichts mit den "anderen<br />

Entschuldigungen" zu tun, sondern einfach mit der Tatsache,<br />

dass die Höhe diese Symptome hervorruft. Schlafprobleme,<br />

Verdauungsstörungen und Erbrechen weisen am ehesten auf<br />

die Akute Bergkrankheit (AMS) hin. Hatten Sie auch<br />

Kopfschmerzen? Die gehören eigentlich dazu.<br />

Leistungseinbusse und Luftnot sind bereits Anzeichen eines<br />

Höhenlungenödems (HAPE). Die Ursache <strong>für</strong> diese<br />

Erkrankungen ist der niedrige Luftdruck in der Höhe und<br />

begünstigend bei Ihnen scheint die fehlende Akklimatisation<br />

zu sein. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Sie mit<br />

der Jungfraubahn aufgefahren? Da<strong>für</strong> gibt es das geflügelte<br />

Wort "zu schnell zu hoch". Was <strong>für</strong> Stundenaufenthalter in<br />

der Regel kein Problem darstellt, ist bei nicht<br />

akklimatisierten Übernachtungen in dieser Höhe durchaus<br />

bedeutsam. Dass Sie Schlafprobleme hatten, ist hier ganz<br />

normal. Ebenfalls normal ist der schwerfällige Aufstieg am<br />

nächsten Morgen: Ihre Muskeln hätten <strong>für</strong> die Arbeit gern<br />

etwas Sauerstoff zum Verbrennen gehabt, welcher aber nicht<br />

in adäquater Weise zur Verfügung gestellt wurde, was auf<br />

ein Lungenproblem hinweist. Als Sie wieder ins Tal<br />

abfuhren, stieg der Luftdruck und damit der<br />

Sauerstoffteildruck mit jedem verlorenen Höhenmeter an,<br />

was die Ursache Ihrer Beschwerden verschwinden lies.<br />

HAPE auf Mönchsjochhütte II<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Antwort.<br />

Ich nehme jetzt mal an, dass eine bessere Akklimatisation<br />

helfen wird. Wie gehe ich da am besten vor? Gibt es<br />

Medikamente, die man einnehmen kann?<br />

Korrespondenz<br />

Michael Hauentein<br />

michael.hauenstein@bern-incoming.ch<br />

Antwort der Redaktion<br />

Eine gute Akklimatisation braucht Zeit. Ab der<br />

problematischen Höhe (bei uns ca. 2500 m) nur 300 m pro<br />

Tag (maximal 500 m) hochsteigen. Die Berghütten liegen ja<br />

alle auf etwa dieser Höhe (2800 m).<br />

Bei Symptomfreiheit steigen Sie am nächsten Tag weiter auf<br />

oder eben auf den Gipfel. Wenn Sie nicht ohne Probleme<br />

sind, sollten Sie einen Ruhetag einlegen - da kommt der<br />

Faktor Zeit ins Spiel, und die haben wir ja bekanntlich nicht<br />

bei einem Wochenend-Trip.<br />

Medikamente kaschieren nur die Symptome, helfen aber<br />

nicht bei der Akklimatisation. In Ihrem Fall wäre es möglich,<br />

24 Stunden vor Aufstieg mit 3 x 8mg Dexamethason zu<br />

beginnen, siehe Anhang.<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 5


Höhenmedizinkurs im Expeditionsstil 2012<br />

Langsam hebt sich die Diavolezzabahn über den steiniggrünen<br />

Hang zum Berghaus, welches sich auf knapp<br />

3000 m befindet. Im Inneren der geräumigen Kabine<br />

befinden sich ausser den 14 Teilnehmern des 9.<br />

Höhenmedizinkurses im Expeditionsstil auch einige<br />

Touristen wahrscheinlich japanischer Herkunft. Kurz<br />

unterhalb der Hütte mehren sich die Reste der früheren<br />

Begletscherung dieses Hanges - wenige blaugrüne Seen<br />

Die Diavolezza-Hütte liegt auf einem vorgeschobenen<br />

felsigen Berggrat vor dem beeindruckenden Panorama<br />

der Berninagruppe und ist mehr als ihr Name vermuten<br />

lässt: ein beton-gegossener Umschlagplatz <strong>für</strong> hunderte<br />

Tagestouristen, welche täglich <strong>für</strong> wenige Stunden die<br />

Aussicht, die Höhe und das fantastische Essen auf 3000<br />

Metern geniessen. Kletterer und Tourengänger finden<br />

hier eine ausgezeichnete Ausgangsbasis <strong>für</strong> alle<br />

Aktivitäten rund um den Bergsport. So hat auch die<br />

SGGM vor zwei Jahren beschlossen, den<br />

Höhenmedizinkurs hier abzuhalten. Anders als in den<br />

Jahren vorher müssen wir uns hier den Vortragsraum<br />

abends nicht mehr mit den Essens-Gästen teilen. Die<br />

Ausstattung mit Leinwand, Beamer und Internetanschluss<br />

ist beispielhaft und die Gastronomie - wie schon erwähnt<br />

- einzigartig <strong>für</strong> diese Höhe.<br />

Nach mittlerweile 9 erfolgreichen Kursen kann das<br />

Klientel unserer Kurse folgendermassen charakterisiert<br />

werden: Mediziner um die 40 (MW 39,5; max. 63; min.<br />

24) unterschiedlichster Fachrichtung, wenige<br />

Physiotherapeuten und Studenten, Herkunft<br />

hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Alpenraum,<br />

aber auch Teilnehmer aus Frankreich, Norwegen,<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 6<br />

Eckehart Schöll<br />

schauen zu uns auf; die Abdeckung eines grösseren<br />

Gletscherstückes unterhalb des Bergrückens zeugt vom<br />

frustranen Versuch, das Abschmelzen dieses Gletschers<br />

zu verlangsamen. Der böige Wind lässt die Gondel<br />

tanzen und obwohl MeteoSchweiz <strong>für</strong> die kommenden 4<br />

Tage eine stabile Wetterlage prophezeit hat, prasseln<br />

Schnee und Regen gegen die Scheiben.<br />

Holland und Russland waren schon dabei. Viele<br />

Kursabsolventen wollen in absehbarer Zeit eine<br />

Expedition in extreme Höhen unternehmen oder selber<br />

als Reise- oder Trekkingmediziner und –berater tätig<br />

werden. Unsere erste Ausbildungseinheit wird daher<br />

immer vom emeritierten Leiter des Zentrums <strong>für</strong><br />

Reisemedizin der Universität Zürich, Robert Steffen,<br />

abgehalten. In seinen breit gefächerten Vortrag werden<br />

alle Aspekte der Prophylaxe und Epidemiologie wichtiger<br />

Infektionserkrankungen behandelt. Vorangestellt wird<br />

indes der Fakt, dass die Infektionen den geringsten Anteil<br />

an Todesfällen bei Touristen ausmachen. Verkehrsunfälle<br />

führen mit über einem Viertel die traurige Statistik an.<br />

Abhängigkeit der Höhenproblematik von der<br />

Kurslokalisation<br />

Wie jedes Jahr wurden Pulsoxymeter an die Teilnehmer<br />

ausgeteilt und die Sauerstoffsättigungswerte ebenso wie<br />

Puls und körperliche Befindlichkeit auf einem Protokoll<br />

registriert. Dieses Protokoll beinhaltet den Lake-Louis-<br />

AMS-Score (AMS = acute mountain sickness), mit


welchem die Schwere einer höhenmedizinischen<br />

Problematik eingeschätzt werden kann.<br />

Unsere Kurslokalisation in den Jahren 2003 bis 2010 war<br />

Zermatt (1600 m) und Umgebung. Das Höhenprofil der<br />

Kursteilnehmer war nach 2 Tagen in Zermatt wie folgt:<br />

Monte Rosa-Hütte (2800 m) - Hochcamp (3600 m) -<br />

Signalkuppe (4500 m) - Monte Rosa-Hütte (2800 m).<br />

Entsprechend hoch war die anfängliche<br />

Sauerstoffsättigung (SpO2) der Teilnehmer und der<br />

AMS-Score eher niedrig. Durch den raschen<br />

Höhenanstieg verlief der Abfall der SpO2 jedoch sehr<br />

rasch und wir hatten in jedem Kurs bis 2010 eine grosse<br />

Rate an höhenbedingen Kopfschmerzen, Schlafstörungen<br />

und Übelkeit bei den Teilnehmern zu verzeichnen. Dies<br />

gipfelte in einer Notevakuierung einer Kursabsolventin<br />

per Helikopter vor zwei Jahren bei ausgeprägten<br />

Analgetika-resistenten Kopfschmerzen mit Erbrechen,<br />

Schwindel sowie Benommenheit. Von 33<br />

Kursteilnehmern in Zermatt und Umgebung (2008 -<br />

SpO2<br />

100<br />

96<br />

92<br />

88<br />

84<br />

80<br />

Horror primae noctis<br />

MW SpO2 MW AMS<br />

2978 2978 2978 3400 Camp 3900 Gipfel<br />

Diavolezza: Höhe über dem Meer<br />

Wenn man sich aus den voralpenländlichen Rhein-<br />

Niederungen innerhalb von wenigen Stunden auf etwa<br />

3000 m begibt, können die ersten Übernachtungen<br />

durchaus unangenehme Überraschungen mit sich bringen.<br />

Gut eingeschlafen, weil so müde, kann man kurze Zeit<br />

später heftig atmend erwachen mit dem Gefühl, ein 25 m-<br />

Becken durchtaucht zu haben. Selbst der Schlafsack wird<br />

dann als zu schwer auf der Brust liegend empfunden und<br />

man möchte sich eigentlich nur noch sitzend zur Ruhe<br />

begeben. Die Mischung zwischen Cheyne-Stokes-<br />

Atmung und beginnendem Lungenödem führt zu einem<br />

unangenehmen Aufwachen während des Schlafes, was<br />

auch als Arousal bezeichnet wird. Arousal beeinflusst den<br />

ganzen Organismus, namentlich Gehirn, vegetatives<br />

Nervensystem und damit den Stoffwechsel, was wie ein<br />

schwerer Alptraum imponieren kann.<br />

Einige Kursteilnehmer konnten über solche Erfahrungen<br />

berichten. Die Akklimatisation verhalf aber auch hier zu<br />

einer deutlichen Besserung in der zweiten Nacht.<br />

Ausbildung zwischen Theorie und Praxis<br />

Die ersten beiden Tage hatten uns eine eher<br />

durchwachsene Wetterlage beschert, daher konnten<br />

jedoch alle theoretischen Vorträge während dieser Zeit<br />

abgehalten werden. Die Hauptthemen waren natürlich<br />

AMS, HAPE, HACE und Kälteschäden, aber auch die <strong>für</strong><br />

einen Expeditionsteilnehmer wichtige Problematik<br />

1,7<br />

1,5<br />

1,3<br />

1,1<br />

0,9<br />

0,7<br />

0,5<br />

0,3<br />

0,1<br />

AMS-Score<br />

SpO2<br />

2010) wurden die Protokolle AMS-Protokolle<br />

ausgewertet und die Mittelwerte von SpO2 und AMS<br />

gegen die Höhe aufgetragen (siehe Diagramm unten).<br />

Die Entscheidung, die Kurslokalisation zu wechseln,<br />

wurde unter anderem durch dieses problematische<br />

Höhenprofil mit ausgelöst. Seit zwei Jahren findet der<br />

Kurs nun im Engadin statt. Wir starten deutlich höher, die<br />

Kursteilnehmer haben jedoch über drei Tage die<br />

Möglichkeit, sich auf 2978 m Höhe zu akklimatisieren.<br />

Die SpO2 ist initial niedriger, fällt jedoch im weiteren<br />

Verlauf deutlich flacher ab. Ebenso gering ist die Rate<br />

der therapiebedürftigen höhenassoziierten Erkrankungen.<br />

Die Werte wurden von 14 Kursteilnehmern des<br />

diesjährigen Kurses gemittelt und SpO2 sowie AMS<br />

wiederum gegen die Höhe aufgetragen. Beide<br />

Diagramme sind unten abgebildet. Der flachere<br />

Kurvenverlauf während des Engadin-Kurses ist deutlich<br />

erkennbar.<br />

100<br />

96<br />

92<br />

88<br />

84<br />

80<br />

MW SpO2 MW AMS<br />

1600 2800 3600 Camp 4500 Gipfel 2800<br />

Zermatt: Höhe über dem Meer<br />

enoraler Erkrankungen wurde durch unseren Zahnarzt<br />

Gian Andrea Hälg genauestens beleuchtet und mit<br />

eindrücklichen Fallbeispielen belegt.<br />

Am Tag drei konnten wir bei stabilem Wetter mit der<br />

Gruppe endlich die Gletscherausbildung beginnen.<br />

Unsere Bergführer Claude Raillard und Mario Luginbühl<br />

vermittelten neben den Selbstsicherungstechniken auch<br />

die Spaltenrettung über einen Flaschenzug, welcher selbst<br />

bei erfahrenen Alpinisten immer wieder Schwierigkeiten<br />

aufwirft. Auf diesen Teil der praktischen Ausbildung<br />

wurde am nächsten Tag im Rahmen der Prüfung <strong>für</strong> das<br />

Diplom „Wilderness and Expedition Medicine“<br />

besonderer Wert gelegt.<br />

Die Demonstration und Anwendung der portablen<br />

Überdruckkammer (PAC) war <strong>für</strong> alle ein besonderes<br />

Highlight. Mehrere Kursteilnehmer wollten den<br />

Überdrucksack nicht nur aufpumpen, sondern dessen<br />

Funktionsweise am eigenen Leib erfahren: virtueller<br />

Abstieg um bis zu 2000 m innerhalb von wenigen<br />

Minuten – und immer schön schlucken, damit die Ohren<br />

nicht schmerzen. Die SpO2 des Probanden im Sack stieg<br />

jeweils um bis zu 10% ohne dass die O2-Konzentration<br />

erhöht worden wäre. Angewandte Höhenphysiologie auf<br />

3000 m - neben dem Spassfaktor ein ungeheurer<br />

Lerneffekt.<br />

Freude bereitete offenbar auch das abendliche<br />

gemeinsame Bad im Warmwasserzuber vor der<br />

Diavolezza-Hütte umgeben von einem atemberaubenden<br />

Bergpanorama.<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 7<br />

1,7<br />

1,5<br />

1,3<br />

1,1<br />

0,9<br />

0,7<br />

0,5<br />

0,3<br />

0,1<br />

AMS-Score


Flaschenzug<br />

Portable Altitude Chamber (PAC)<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 8<br />

Gemeinschaftsbad vor Bergkulisse<br />

Zwölf Kursteilnehmer stellten sich der Prüfung, um das<br />

Certificate zu erlangen. Abgefragt wurden drei<br />

Themenkomplexe: AMS/ HACE, HAPE und<br />

Unterkühlung/ lokale Erfrierungen. Hierzu wurden<br />

Fallbeispiele mittels kurzen Filmsequenzen dargestellt.<br />

Ausserdem musste das praktische Können unserer<br />

Prüflinge dem kritischen Auge der Bergführer<br />

standhalten. Hierbei war im vergangenen Jahr die<br />

„Durchfall-Quote“ besonders hoch gewesen. Diesmal<br />

bestanden jedoch alle das Examen, was der darauf<br />

folgenden Hochgebirgstour einen besonders positiven<br />

Vorgeschmack gab.<br />

Gletscher-Camp und Gipfelerfolg<br />

Am vierten Tag unserer Ausbildung starteten 14<br />

Kursteilnehmer und 7 Ausbilder zur Hochgebirgstour auf<br />

den Piz Palü mit vorherigem Biwak auf dem Gletscher.<br />

Bis zum Camp trugen wir unsere Zelte, Schlafsäcke,<br />

Isomatten, Kocher nebst Spiritus und massenhaft<br />

„concentrated food“ sowie Gletscherausrüstung und<br />

Seilen. Durch den vorherigen Regen war der Schnee sehr<br />

weich, so dass die Einebnung der Zeltstandplätze ebenso<br />

schnell vonstatten ging, wie die darauf folgende<br />

Errichtung riesiger Schneetische und natürlich des<br />

obligatorischen Schneemanns.<br />

Der Ausbildungspunkt „Kontrolle und Besprechung der<br />

Rucksackapotheken“ unserer Teilnehmer brachte<br />

teilweise kuriose eingeschweisste Fertigsets aus<br />

Werbekampagnen zum Vorschein. Anhand der gehörten<br />

Vorträge einigten wir uns auf die essentiellen


Medikamente und Hilfsmittel, immer unter dem<br />

Gesichtspunkt der Gewichtsreduktion des Rucksackes.<br />

Der Sonnenuntergang über dem Gletscher war<br />

phänomenal – staunen, fotografieren, schwatzen, lachen<br />

bis zur einsetzenden Dunkelheit. Der Abend und die<br />

Nacht wurden immer wieder unterbrochen durch das<br />

nahe Krachen kalbender Gletscher – Gänsehaut: kommt<br />

der auch nicht bis zum Camp? Aber unsere Bergführer<br />

hatten ihren Job wie immer hervorragend gemacht, wir<br />

waren trotz des Getöses sicher wie in Abrahams Schoss.<br />

Die Nacht war kurz, Tagwache um 03:30 Uhr, Abmarsch<br />

4:30 Uhr. Durch die ruhige Luft schien es gar nicht so<br />

kalt zu sein, obwohl der Schnee unter den Steigeisen<br />

kristallen klirrte. Sonnenaufgang über dem Engadin eine<br />

Stunde später – photoshooting und Trinkpause. Weiter an<br />

beeindruckenden Séracs und blauschwarzen Spalten<br />

vorbei. Den letzten Teil auf den Ostgipfel und über den<br />

firnigen Gipfelgrat zum Hauptgipfel am Kurzseil. Um<br />

08:00 Uhr standen alle Teilnehmer bei strahlendem<br />

Sonnenschein auf dem Piz Palü, als der trübe Morgen<br />

gerade aus seinem Wolkenbett im Tal kroch.<br />

Morgendunst kriecht aus den Tälern<br />

Traverse vom Ost- zum Hauptgipfel des Piz Palü<br />

Nach verletzungsfreier Rückkehr aller Kursteilnehmer<br />

und Ausbilder können wir ein positives Resümee dieser<br />

fünf Ausbildungstage ziehen.<br />

Wir freuen uns auf den nächsten Kurs vom 26. – 30. Juni<br />

2013. Anmeldungen über www.sggm.ch.<br />

Korrespondenz<br />

Dr. med. Eckehart Schöll<br />

Buchenweg 1<br />

D – 79379 Müllheim<br />

schoell@sggm.ch<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 9


7. Schweizer Bergrettungsmedizintagung<br />

7. Rencontre suisse de médecine de sauvetage en montagne<br />

Interlaken, Samstag, 10.November 2012, Aula Sekundarschulhaus, 9.00 – 16.45 Uhr<br />

Generalversammlung der SGGM um: assemblée générale de la SSMM à: 16.45 Uhr<br />

Organisation:<br />

Schweiz.<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Gebirgsmedizin</strong> (SGGM), Société Suisse de Médecine de Montagne<br />

(SSMM), GRIMM (Groupe Romande d`Intervention Médicale en Montagne)<br />

Patronat:<br />

Medizinische Kommission der Int. Kom. <strong>für</strong> Alpines Rettungswesen (CISA-IKAR),<br />

Bergrettungsmedizin ARS Rega/SAC, Kant. Walliser Rettungsorganisation (KWRO), Rega, Air<br />

Glaciers, Air Zermatt, SGNOR/SSMUS, Schweiz.Bergführerverband SBV, Schweiz.Institut <strong>für</strong><br />

Schnee und Lawinenforschung SLF, Fondation de saufetage de montagne Rega/CAS,<br />

Org.Cantonale valaisanne de Secours (OCVS), Speleo secours Suisse, SSMUS<br />

Ziel / but :<br />

Gesamtschweizerisches Weiterbildungsforum und Erfahrungsaustausch <strong>für</strong> Bergrettungsmedizin und<br />

Bergrettung; Forum suisse de formation continue et échange d`experiences pour médecins et<br />

secouristes en montagne<br />

Referate über / exposés :<br />

Schweiz 2012: State of the art der Bergrettungsmedizin, Möglichkeiten und Grenzen der on-site<br />

Therapie, Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen, Interessante case reports<br />

Suisse 2012: State of the art de la medicine de sauvetage en montagne, possibilités et limites de la<br />

prise en charge médicale initiale en terrain difficile, Collaboration des organisations differentes, case<br />

reports intéressants<br />

Diskussionsrunden über / table ronde :<br />

Stärken und Schwächen des Schweizer Bergrettungswesens aus medizinischer Sicht:<br />

Zusammenarbeit mit Partnern, Aus- und Weiterbildung, Qualitätskontrolle, rechtliche und finanzielle<br />

Aspekte. Force et faiblesse du système suisse de sauvetage en montagne du point de vue médicale :<br />

collaborations avec les partenaires, formation de base et continue, contrôle de qualité, aspects<br />

juridiques et financiers.<br />

Sprachen/ langues: deutsch et francais Kosten / coûts: keine / aucun<br />

Call for papers:<br />

Anmeldung von Referaten bis 31.8.2012 an Caremed Praxis, 3822 Lauterbrunnen per e-mail<br />

b.durrer@bluewin.ch . Annonces d`exposés à adresser à Caremed Praxis jusquàu 31.8.2012 en<br />

utilisant les formulaires annexés ainsi que par e-mail b.durrer@bluewin.ch<br />

Weitere Informationen / Programme : www.forum-alpinum.ch www.mountainmedicine.ch


7. Schweizer Bergrettungsmedizintagung<br />

7. Rencontre Suisse de médecine de sauvetage en montagne<br />

Interlaken, 10. November 2012, Aula Sekundarschulhaus, 9.00 – 17.00 Uhr<br />

Interlaken, le 10 novembre 2012, 9.00-17.00 h, à l`aula de l`école secondaire<br />

CALL FOR PAPERS: Deadline: 31.8.2012<br />

Name / nom:<br />

Pers.Titel / titre personnel:<br />

Adresse:<br />

Titel des Referats / titre de l`exposé:<br />

Co-Autoren / co-auteurs :<br />

Vorname / prénom:<br />

Organisation:<br />

Tel.:<br />

Fax:<br />

e-mail:<br />

Bitte bis 31.8.2012 an Caremed Praxis, 3822 Lauterbrunnen mit beiliegendem Formular oder<br />

per e-mail b.durrer@bluewin.ch Danke..<br />

Annonces d`exposés à adresser à Caremed Praxis jusquàu 31.8.2012 en utilisant les<br />

formulaires annexés ainsi que par e-mail b.durrer@bluewin.ch Merci d`avance.<br />

23.1.2012 db/gz


Agenda<br />

08.09.12 – 14.09.12<br />

Anmeldung bis<br />

31.07.2012<br />

19.09.12 – 23.09.12<br />

Anmeldung bis<br />

08/2012<br />

<strong>Sommer</strong>-Basiskurs<br />

Teilnehmer: Ärzte, cand. med.<br />

Bergerfahrung erwünscht, keine Voraussetzung<br />

4. Internationaler <strong>Gebirgsmedizin</strong>kongress<br />

4ème Congrès International de Médecine de<br />

Montagne<br />

10.11.2012 7. Schweizer Bergrettungsmedizintagung mit<br />

anschließender Generalversammlung der SGGM<br />

16.03.13 – 22.03.13<br />

Anmeldung bis<br />

Februar 2013<br />

17.03.13 – 22.03.13<br />

Anmeldung bis<br />

Februar 2013<br />

26.06.13 – 30.06.13<br />

Anmeldung bis:<br />

Mai 2013<br />

7. Rencontre suisse de médecine de sauvetage en<br />

montagne<br />

Winter-Basiskurs<br />

Teilnehmer: Ärzte, cand. med.<br />

Bergerfahrung erwünscht, keine Voraussetzung<br />

Refresher Advanced Winterkurs<br />

Teilnehmer: aktiv bergsteigende Ärztinnen und<br />

Ärzte.<br />

Höhenmedizinkurs im Expeditionsstil<br />

Akkreditierter Kurs zur Erlangung des Diploms<br />

„Wilderness and Expedition Medicine“<br />

Teilnehmer: Ärzte, cand. med.<br />

Ziel des Kurses ist es, theoretische und praktische<br />

Kenntnisse im Bereich der Höhen- und<br />

Expeditionsmedizin zu vermitteln.<br />

Hochtourenausrüstung/-Erfahrung erforderlich<br />

FORUM ALPINUM Nr. 2/12 12<br />

Kosten inkl. VP<br />

SFr. 1700.-<br />

Studenten SFr. 1400.-<br />

(bitte Studentenausweis<br />

vorlegen)<br />

Kosten:<br />

www.grimm-vs.ch<br />

Kosten: keine<br />

Kosten inkl. VP<br />

SFr. 1700.-<br />

Studenten SFr. 1400.-<br />

(bitte Studentenausweis<br />

vorlegen)<br />

Kosten inkl. VP<br />

SFr. 1400.-<br />

Kosten inkl. Unterkunft/<br />

Frühstück am<br />

Veranstaltungsort u. HP<br />

am Berg<br />

SFr. 1600.-<br />

Studenten SFr. 1300.-<br />

(bitte Studentenausweis<br />

vorlegen)<br />

Mindestteilnehmerzahl: 12<br />

Ort: Steingletscher/ Sustenpass, CH<br />

Anmeldung: www.sggm.ch<br />

Ort: Gemmi, CH<br />

Information: www.grimm-vs.ch<br />

Ort: Interlaken (CH), Aula des<br />

Sekundarschulhauses<br />

Ort: Andermatt, CH<br />

Anmeldung: www.sggm.ch<br />

Ort: folgt<br />

Anmeldung: www.sggm.ch<br />

Ort: Engadin (Diavolezza-Hütte), CH<br />

Credits 2012: SGAR 16, SGNOR 15,<br />

SGC/SSC 12, SGIM 13.5, SGSM 10,<br />

SGAM volle Fortbildungsdauer<br />

anrechenbar<br />

Der Kurs steht unter dem GOTS-Patronat<br />

Anmeldung: www.sggm.ch

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