KOGNITIVE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN L2-ERWERB Folie.pdf
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• Kognitiver Stil: die Art und Weise, wie ein Individuum Eindrücke verarbeitet und<br />
wie es dabei nach sinnvollen Zusammenhängen bzw. nach Bedeutung sucht. Ein<br />
kognitiver Stil gilt als ein relativ stabiles individuelles Merkmal. Beeinflußt<br />
werden solche Bedeutungserschließungsprozesse jedoch nicht nur durch<br />
individuelle Verarbeitungsgewohnheiten, sondern auch durch kulturspezifische<br />
Erfahrungen und Erwartungen sowie durch Affekte und Emotionen eines<br />
Lerners. Kognitive Stile variieren nach Kontext, Aufgabe und Stimmung.<br />
• Formelsammler, Wörtersammler, Regelsammler: Kinder, die Formeln<br />
sammeln und mit diesen zu experimentieren beginnen. Andere Kinder sammeln<br />
Wörter oder konzentrieren sich auf das Erlernen von Regeln. Insgesamt scheinen<br />
sich jüngere Lerner eher auf ihr Gedächtnis zu stützen und dabei Formeln und<br />
Wörter besonders zu beachten. Ältere Lerner neigen eher zu analytischem<br />
Vorgehen (d. h. zum Aufspüren von sprachlichen Regularitäten).<br />
• Bevorzugter Wahrnehmungskanal: Der Gebrauch bestimmter kognitiver Stile<br />
ist bei Erwachsenen relativ stabil (wegen täglicher Routinearbeiten, geringerer<br />
Energieaufwand). Auch Kinder kennen bevorzugte Verarbeitungsweisen:<br />
visueller Kanal oder Höreindrücke oder Dinge betasten und manipulieren.<br />
Lernpräferenzen und Verarbeitungsweisen ändern sich in der Entwicklung.<br />
• Feld(un)abhängigkeit: Entwicklung kognitiver Stile aufgrund individueller<br />
Neigungen und aufgrund von Lernerfahrungen. Zwei Formen: Umfeldsensibilität<br />
(bzw. Feldunabhängigkeit) und semantische Ambiguitätstoleranz.<br />
• Lernstile wurden besonders im Bereich der visuellen Wahrnehmung erforscht.<br />
Probanden wurden komplexe Abbildungen (vergleichbar mit "Suchbildern")<br />
vorgelegt, auf denen Figuren erkannt werden sollten. Kinder haben mit der<br />
Entdeckung von Figuren in solchen Abbildungen Schwierigkeiten. Selbst<br />
Zehnjährige benötigen dazu etwa dreimal soviel Zeit wie Fünfzehnjährige.<br />
Menschen, die beim Wahrnehmen solcher Figuren Schwierigkeiten haben,<br />
erweisen sich auch im Bereich des Hörens als umfeldsensibel (ein Überangebot an<br />
Reizen kann sie verwirren). Umfeldsensible Lerner sind häufig geschickt im<br />
Umgang mit Menschen, "feldunabhängige” Menschen verfügen demgegenüber<br />
gewöhnlich über bessere analytische Fähigkeiten.<br />
• Ausprägungen der Umfeldsensibilität: Kinder sind in der Regel umfeldsensibler<br />
als Jugendliche und Mädchen umfeldsensibler als Jungen. Mit zunehmendem<br />
Alter nimmt die Umfeldsensibilität ab. Kulturvergleichende Untersuchungen<br />
haben gezeigt, daß es gruppenspezifische Grade an Feld(un)abhängigkeit gibt:<br />
Menschen, die in eher traditionellen Gesellschaften mit hierarchischen<br />
Familienstrukturen aufwachsen und zur Konformität erzogen wurden, reagieren<br />
eher umfeldsensibel. Menschen aus Kontexten, in denen der Individualismus<br />
besonders gefördert wird, reagieren dagegen häufig feldunabhängig.<br />
Umfeldsensible Lerner gehen an Lernaufgaben eher intuitiv-ganzheitlich heran<br />
und orientieren sich an Vorgaben (Mustern), feldunabhängige Lerner neigen zu<br />
selbständigem Beobachten, Überprüfen und Ausprobieren.<br />
• Semantische Ambiguitätstoleranz: die Art und Weise, wie jemand mit<br />
Unklarheiten oder Bedeutungslücken in Äußerungen oder Texten umgeht. Hohe<br />
Ambiguitätstoleranz: insbesondere in Anfangsphase mit dem Erlernen einer <strong>L2</strong><br />
wenig Schwierigkeiten, z. B. Kontakte zu <strong>L2</strong>-Sprechern schnell herstellen und