KOGNITIVE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN L2-ERWERB Folie.pdf
KOGNITIVE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN L2-ERWERB Folie.pdf
KOGNITIVE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN L2-ERWERB Folie.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
• Später entlehnte Wörter gemäß <strong>L2</strong>-Ausspracheregeln angepaßt. Dies<br />
Übergang von Phase I, in der sich Lerner noch primär an Äußerungen ihrer<br />
Interaktionspartner und an ihrer L1 orientieren, zur Phase II, in der allmählich eine<br />
Lernersprache (mit eigenem Regelsystem) aufgebaut wird. Lerner verzichten mehr<br />
und mehr auf direkte Übersetzungen und beginnen, L1 und <strong>L2</strong> klarer zu trennen,<br />
womit häufig auch "Neuentdeckung” der L1 verbunden ist. Sprachlernstrategien,<br />
die nun gebraucht werden, stützen sich vermehrt auf neu entwickelte Lernersprache.<br />
• "Bedeutungs-Inseln” in <strong>L2</strong>-Äußerungen, die Lernern die Orientierung erleichtern.<br />
Aufgrund solcher Inseln, des Lernersprachsystems, ihrem Allgemeinwissen und<br />
ihrer Lebenserfahrung entwickeln sie zunehmend effektivere Ratestrategien.<br />
Generalisierungen, die wie Vereinfachungen aussehen (wenn z. B.<br />
unregelmäßige Verben plötzlich regelmäßig flektiert werden), sind häufig<br />
elaborative Vereinfachungen (d. h. Anzeichen für eine weitere Entfaltung des<br />
Lernersprachsystems). Daneben auch reduktive Vereinfachungen, insbesondere<br />
dann, wenn anspruchsvolle Themen eine Vernachlässigung formaler Aspekte<br />
begünstigen. Außerdem auch metakognitive Strategien, z. B. selektive<br />
Wahrnehmung, Selbstüberwachung und Selbstbewertung.<br />
• Im lexikalischen Bereich in Phase II folgende Kommunikationsstrategien:<br />
Paraphrase (mit oder ohne Bitte um Ausdruckshilfe),<br />
Gebrauch von allgemeineren Ausdrücken ("Überbrückungswörter”, z. B. Ding<br />
statt Fahrrad oder Radiergummi),<br />
G. von Ausdrücken mit teilweise gleicher Bedeutung (z. B. gehen für laufen),<br />
Wortprägungen (z. B. Haarschneider statt Friseur), die akzeptabel sind,<br />
nicht konventionalisierte Wortbildungen, d. h. Wortprägungen, die als falsch<br />
empfunden werden (z.B. *unschnell oder *unheiß),<br />
wörtliche Übersetzungen aus der L1 (z. B. Grünsachen für Gemüse oder<br />
Tierhaus für Käfig),<br />
Selbstkorrekturen (mit Bitte um Formulierungshilfe (metasprachlich +<br />
metakognitiv!)),<br />
Bitte um Korrektur (metasprachlich!),<br />
offene oder verdeckte Bitte um Formulierungshilfe (metasprachlich),<br />
Bitte um Erklärung (metasprachlich + metakognitiv).<br />
• Von diesen Überbrückungsstrategien (zur Überbrückung lexikalischer Lücken)<br />
erfordern besonders Paraphrasen und Selbstkorrekturen Geduld vom<br />
Interaktionspartner. Andererseits gehören diese beiden Vorgehensweisen neben der<br />
Bitte um Korrektur sowie der offenen oder verdeckten Bitte um Formulierungshilfe<br />
zu den effektiveren Strategien.<br />
• Andere Überbrückungsverfahren, die häufig vom Gesprächspartner verstanden<br />
und akzeptiert werden, können nur in Ausnahmefällen die Funktion von<br />
Sprachlernstrategien übernehmen, dann nämlich, wenn der Gesprächspartner die<br />
"wörtliche Übersetzung”, "Neuprägung” oder "unkonventionelle Wortbildung”<br />
nicht akzeptiert. Denn der Lerner erhält nur einen Anreiz zum Weiterlernen,<br />
wenn er darauf aufmerksam gemacht wird, daß er gegen sprachliche<br />
Konventionen (bzw. Gebrauchsnormen) verstoßen hat.