KOGNITIVE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN L2-ERWERB Folie.pdf
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• Lernen erfordert ein beständiges Verändern kognitiver Strukturen: (a)<br />
kontinuierliches (allmähliches) Anpassen (¨ Automatisierung) © ¨ (b)<br />
diskontinuierliches (sprunghaftes) Lernen ("einsichtiges Lernen").<br />
• Einsichtigem Lernen geht eine Restrukturierung eines “inneren Musters” voraus,<br />
eingeleitet von außen (z. B. Fremdkorrektur) oder durch Erkennen von<br />
Widersprüchen oder Unzulänglichkeiten (Selbstkorrekturen oder äußerlich nicht<br />
direkt wahrnehmbare Restrukturierungen).<br />
• Sprachanfänger verwenden ein bestimmtes sprachliches Element zunächst meist<br />
in allen möglichen Kontexten. Ähnlich wie beim Erstspracherwerb wird die<br />
Präposition in anfangs als "Allerwelts-Präpositon” verwendet. Später erscheint ein<br />
weiteres Element (z. B. die Präposition auf ) in der Lernersprache. Zunächst werden<br />
nun beide Formen als freie Varianten gebraucht, ehe - auf einer höheren<br />
Erwerbsstufe (Phase 2) - beide Elemente vom Lerner mit unterschiedlichen<br />
Bedeutungen oder Funktionen in Verbindung gebracht werden. Erst wenn mehrere<br />
Präpositionen erworben wurden, wird der Gebrauch von in und auf allmählich den<br />
zielsprachlichen Nomen angenähert werden (Phase 3). Dazwischen liegt eine<br />
funktionale Trennung, die eine Umstrukturierung (bzw. Rekonstruierung) erfordert.<br />
• Restrukturierungen beanspruchen Verarbeitungskapazität. Daher machen<br />
Lerner während solcher Phasen meist wieder vermehrt Fehler, auch in Bereichen,<br />
die scheinbar sicher beherrscht wurden. Man spricht in diesem Zusammenhang<br />
auch vom Rückfall ("back-sliding") in ein früheres Erwerbsstadium*.<br />
• Restrukturierungen erfordern Verarbeitungskapazität, so daß in nicht voll<br />
automatisierten Bereichen wieder vermehrt Fehler produziert werden. Es ist<br />
möglich, daß Lerner, die sich dessen bewußt sind, während solcher Phasen<br />
Gesprächen ausweichen. Phasen der Stille (Verarbeitungs- bzw.<br />
Restrukturierungsphasen) sollten auch im Sprachunterricht berücksichtigt werden.<br />
5.3.3 BEWUSSTHEIT BEI DER VERARBEITUNG<br />
• Erwerben (eher beiläufige) © ¨ Lernen (eher bewußte Aneignung) einer fremden<br />
Sprache. Übergänge zwischen beiden Formen fließend.<br />
• Annahme von Krashen, dass Erwerben effektiver als Lernen, das sie mit<br />
bewußter Aneignung gleichsetzen. Nach Krashen kann Spracherwerb ohne Lernen<br />
stattfinden, niemand kennt außerdem bewußt alle Regeln einer Sprache. Solche<br />
Aussagen sind problematisch. Was wären die Konsequenzen? Im Unterricht auf<br />
die Bewußtmachung und Erklärung von sprachl. Regeln verzichten?<br />
• Auch bewußte Vergleiche sind natürlich: <strong>L2</strong>-Forscher und Fremdsprachenlehrer<br />
sowie Selbstbeobachtungen von Lernern haben immer wieder gezeigt, wie bewußt<br />
und vergleichend phasenweise verfahren wird.<br />
• In unserer L1 achten wir gewöhnlich nicht auf unsere Worte und syntaktischen<br />
Muster. Erst bewußt, wenn es zu Mißverständnissen kommt. Möglichkeit der<br />
bewußten Kontrolle (korrigieren, neu formulieren). © ¨ Gebrauch einer <strong>L2</strong> mit<br />
mehr Bewußtheit verbunden. Verfremdungen, die zu bewußter (metasprachlicher<br />
und metakognitiver Verarbeitung) nötigen.