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KOGNITIVE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN L2-ERWERB Folie.pdf

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5.3.2 VERARBEITUNGSPROZESSE<br />

• Beim Erlernen einer fremden Sprache spielen drei Verarbeitungsprozesse eine<br />

besondere Rolle: Kontrolle (bewußte Steuerung von Prozessen), Automatisierung<br />

(weitgehend unbewußte Prozesse; ihre Kontrolle verlangt erneute<br />

Bewußtmachung), Restrukturierung (z.B. Lernerauffassung, daß ich komme und<br />

er käme zum selben Paradigma § komme und käme alternierend, bis er entdeckt,<br />

daß es den Konjunktiv gibt. Nun ursprüngliche Regel modifizieren/restrukturieren).<br />

• Das Lernen einer fremden Sprache erfordert die Entwicklung unterschiedlicher<br />

Fertigkeiten, z. B.: artikulieren, Worte angemessen auswählen und anordnen, Sätze<br />

kohärent aufeinander beziehen und gesellschaftliche Konventionen beachten.<br />

• Das Sprechen einer Sprache umfaßt viele (automatisch ineinandergreifende)<br />

Teilfertigkeiten, die untereinander in einer hierarchischen Beziehung stehen. Im<br />

Verlaufe des Erwerbsprozesses lassen sich dabei drei Phasen unterscheiden:<br />

• Phase 1: Lerner orientieren sich an ihrer Erstsprache und an Eingabedaten. Sie<br />

nutzen Hinweise der Interaktionspartner. Nur kurze Äußerungen. Sprachverhalten<br />

noch weitgehend an die jeweilige Situation gebunden. Längere Äußerungen meist<br />

ganzheitliche Formeln.<br />

• Phase 2: Lerner machen sich eigene Vorstellungen von sprachlichen Strukturen<br />

und Regeln. Folgen ihren eigenen Regeln und vernachlässigen negative<br />

Rückmeldungen. So führt die Entdeckung eines bestimmten Phänomens meist zum<br />

vermehrten Gebrauch auffälliger oder häufig gebrauchter Formen: z.B. dt. Artikel<br />

die meist übergeneralisiert. Möglichkeit verdeckter Fehler. Vereinfachungen<br />

und Auslassungen im Lernersprachsystem charakteristisch. In Phase 1 wurden<br />

Äußerungen eher reflexhaft oder als Versatzstücke gebraucht, in Phase 2<br />

zunehmend mit einer bestimmten Absicht (intentional) konstruiert..<br />

• Phase 3: Zunehmende Verbindung der beiden gegensätzlichen Vorgehensweisen.<br />

Sie folgen äußeren Anregungen, d. h. Daten und negativen Rückmeldungen, und<br />

auch inneren Regeln (d. h. dem Lernersprachsystem). Dieses System wird<br />

allmählich verfeinert und so den allgemeinen Verwendungsweisen angepaßt.<br />

• Da die Verarbeitungskapazität eines Menschen begrenzt ist, wird sich ein Lerner<br />

während der ersten Phase bemühen, Prozesse, die er zu kontrollieren gelernt hat<br />

(z.B. die Aussprache oder die Bedeutung eines Wortes), durch Wiederholung zu<br />

festigen und zu automatisieren, weil automatisierte Handlungen keine Kontrolle<br />

mehr erfordern und dadurch Kapazität für neue Aufgaben frei wird.<br />

• Verarbeitungsprozesse sowohl bewußt (z. B. im Falle einer Selbstkorrektur) als<br />

auch unbewußt (z. B. in Form von Auslassungen einer Präposition beim<br />

Nachsprechen eines Satzes). Daneben Übergangsformen, wenn z. B. komplexere<br />

Zusammenhänge bewältigt und teilweise auf Regelwissen zurückgegriffen.<br />

• Je deutlicher sich etwas Einzuprägendes von einer Menge anderer Sachverhalte<br />

abhebt bzw. unterschieden werden kann (z. B. Phänomene, die überraschend<br />

auftauchen oder häufig wiederkehren, ebenso augenfällige Phänomene), um so<br />

leichter wird es behalten. Was man nicht wahrnimmt, kann man auch nicht lernen.<br />

Daneben gibt es Strukturen oder Elemente, die erst wahrgenommen werden können,<br />

wenn ein bestimmter Sprachstand erreicht ist oder wenn durch eine Problemoder<br />

Aufgabenstellung die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wurde.

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