KOGNITIVE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN L2-ERWERB Folie.pdf
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Metakognitive Fähigkeiten<br />
• Textverstehen (z. B. beim Lesen): unzulängliches Verstehen eines Textes ist<br />
teilweise dadurch bedingt, daß eigene Verstehensprozesse unzureichend überwacht<br />
und bewertet werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von<br />
metakognitiven Defiziten. Im Verlaufe des Lese-Lern-Prozesses lernen Kinder<br />
solche Überwachungs- und Bewertungsprozeduren, d. h., sie entwickeln<br />
metakognitive Fähigkeiten.<br />
• Verfahren, mit deren Hilfe Gedächtnisleistungen verbessert werden können:<br />
jüngere Kinder £ kürzere Konzentrationsspanne, geringere Speicherkapazität ¤ £<br />
ältere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Mit zunehmender Lebenserfahrung<br />
entwickeln Personen Wissen über das Gedächtnis bzw. Gedächtnisprozesse sowie<br />
Verfahren zur Steuerung von Gedächtnisprozessen (metakognitive Verfahren wie<br />
z. B. Wiederholung, Gruppierung, Elaborierung) entwickelt.<br />
• Dabei werden offenbar drei Entwicklungsstadien durchlaufen:<br />
1. Stadium: Kinder können metakognitive Verfahren noch nicht gebrauchen.<br />
2. Stadium: Die Verfahren können unter Anleitung verwendet werden. Ein spontaner<br />
Gebrauch ist aber noch nicht beobachtbar.<br />
3. Stadium: Lerner können Situationen identifizieren, in denen der Gebrauch eines<br />
metakognitiven Verfahrens (einer "Gedächtnisstrategie") hilfreich wäre und<br />
verwenden sie nun auch spontan.<br />
• Der Übergang von Stadium 1 zu Stadium 2 scheint entwicklungsbedingt zu sein,<br />
der Übergang zu Stadium 3 hingegen an Erfahrungen, d. h. an den Umgang mit<br />
spezifischen Lernproblemen gebunden. Denn auch Erwachsene haben vielfach noch<br />
mit dem spontanen Gebrauch von "Gedächtnisstrategien" Schwierigkeiten.<br />
• Wenn ein Lerner Informationen zu verarbeiten und zu speichern versucht, so muß<br />
er dazu Schlußfolgerungen ziehen (z. B. "lexikalische Schlüsse" oder "Schlüsse<br />
aufgrund des Kontextes) und die Ergebnisse auf dem Hintergrund seiner<br />
Lebenserfahrungen und seines Weltwissens interpretieren.<br />
• Gedächtnisstrategien und Mnemotechniken: (a) Der Lerner könnte sich das, was<br />
er speichern will, einfach wiederholt (laut oder "stumm") vorsagen. (b) Dinge neu<br />
gruppieren oder mit anderen Elementen assoziieren. (c) Bewußt "Eselsbrücken”<br />
bauen, indem er sich z. B. etwas bildhaft vorstellt oder Vorstellungen mit<br />
Emotionen oder Farben in Verbindung bringt (d. h. imaginiert); (d) Sein akustischrhythmisches<br />
Gedächtnis nutzen und Reime bilden oder einen Satz mit den Worten,<br />
die er sich merken will. Ältere Lerner ¤ £ Kinder. Der Erwerb einer fremden<br />
Sprache wirkt anregend auf die Entwicklung von "Gedächtnisstrategien” wirken.<br />
• Experten verwenden Metaverfahren und reagieren flexibler ¥¥ ¦¦ Anfänger<br />
orientieren sich an Oberflächenphänomenen, z. B. an einer alphabetischen<br />
Reihenfolge von Wörtern. Experten gebrauchen Metaverfahren, um abstraktere<br />
Muster zu konstruieren, die ihnen Orientierung und Speicherung erleichtern.<br />
Erfahrene Sprachenlerner steuern und kontrollieren ihre Vorgehensweisen<br />
beim Erlernen einer <strong>L2</strong> früher und häufiger als Monolinguale. Lerner, die eine<br />
<strong>L2</strong> unter formellen Bedingungen erworben haben, scheinen über mehr<br />
metasprachliche Wahrnehmungsfähigkeiten zu verfügen als Lerner, die sich eine <strong>L2</strong><br />
unter informellen Bedingungen aneignen.