Wärmebehandlung von Stahl - Stirnabschreckversuch nach DIN EN ...
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
<strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> - <strong>Stirnabschreckversuch</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>DIN</strong> <strong>EN</strong> ISO 642<br />
1. Versuchsziel und Aufgabenstellung<br />
In diesem Praktikum geht es darum, das Thema <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> zu erarbeiten.<br />
Zu diesem Zweck wird der <strong>Stirnabschreckversuch</strong> <strong>nach</strong> Jominy für verschiedene <strong>Stahl</strong>sorten<br />
durchgeführt. Weiterhin werden Proben auf ihre Kerbschlagzähigkeit untersucht. Aus der<br />
Analyse dieser Versuche soll das Verhalten des jeweiligen <strong>Stahl</strong>s beim Härten <strong>nach</strong>vollzogen<br />
und diskutiert werden.<br />
2. Grundlagen<br />
In der <strong>DIN</strong> <strong>EN</strong> 10020 werden Stähle <strong>nach</strong> ihrer chemischen Zusammensetzung und <strong>nach</strong><br />
Hauptgüteklassen unterteilt. Nach ihrer chemischen Zusammensetzung werden zwei große<br />
Gruppen <strong>von</strong> Stählen unterschieden: unlegierte (Kohlenstoffstähle) und legierte Stähle.<br />
Unlegierte Stähle, die für keine besondere <strong>Wärmebehandlung</strong> vorgesehen sind, werden mit<br />
dem Kurzkennzeichen S zusammen mit dem Zahlenwert der gewährleisteten<br />
Mindeststreckgrenze bezeichnet, z.B. S235 (früher Mindestzugfestigkeit, z.B. St37).<br />
Unlegierte Stähle, die für eine besondere <strong>Wärmebehandlung</strong> vorgesehen sind, werden mit<br />
dem Buchstaben C und dem Zahlenwert für das Hundertfache des Gehaltes an Kohlenstoff<br />
gekennzeichnet, z.B. C45.<br />
Legierte Stähle können unterteilt werden in<br />
• niedriglegierte Stähle mit einem Gehalt an Legierungselementen unter 5%<br />
• hochlegierte Stähle mit einem Gehalt an Legierungselementen <strong>von</strong> 5%.<br />
Sowohl unlegierte und als auch legierte Stähle können zum einen <strong>nach</strong> Hauptgüteklassen und<br />
zum anderen <strong>nach</strong> ihren Einsatzgebieten weiter unterteilt werden. Beispiele für die Einteilung<br />
<strong>nach</strong> Einsatzgebiet sind z.B. Baustähle, nichtrostende Stähle, Vergütungsstähle usw.<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Nach Hauptgüteklassen werden Stähle in drei Gruppen unterteilt:<br />
• Grundstähle, deren Eigenschaften nicht das Ergebnis einer <strong>Wärmebehandlung</strong> sind.<br />
• Qualitätsstähle, an die besondere Anforderungen gestellt werden können.<br />
• Edelstähle, deren besondere Eigenschaften durch eine <strong>Wärmebehandlung</strong><br />
sichergestellt werden können.<br />
Die im Praktikum verwendeten Stähle lassen sich wie folgt charakterisieren:<br />
Der <strong>Stahl</strong> C45 ist ein unlegierter Qualitätsstahl und gehört zu den Vergütungsstählen;<br />
X100CrMoV5-1 ist ein hochlegierter Kaltarbeitsstahl. Darüber hinaus wird jedem <strong>Stahl</strong> neben<br />
der Bezeichnung (z.B. 42CrMo4) noch eine Werkstoffnummer verliehen. Eine Übersicht über<br />
diese Materialien gibt Tabelle 1.<br />
Tabelle 1: Einteilung der im Rahmen des Praktikumsversuchs verwendeten Stähle<br />
Bezeichnung Werkstoffnummer Gruppe Einsatzgebiet<br />
C45 1.1730 unlegierter<br />
Qualitätsstahl<br />
Vergütungsstahl<br />
X5CrNi 18-10 1.4301 hochlegierter <strong>Stahl</strong> nichtrostender <strong>Stahl</strong><br />
X100CrMoV5-1 1.2363 hochlegierter <strong>Stahl</strong> Kaltarbeitsstahl<br />
Das Härten <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> im klassischen Sinne ist eine <strong>Wärmebehandlung</strong>. Es basiert auf einer<br />
Änderung der Phasenzusammensetzung des Gefüges. Dies lässt sich anhand des<br />
Gleichgewichtsdiagramms für das binäre System Fe-C (siehe Abbildung 1) <strong>nach</strong>vollziehen:<br />
Ein umwandlungsfähiger <strong>Stahl</strong> wird zunächst durch Erhitzen auf Temperaturen oberhalb <strong>von</strong><br />
G-S-E austenitisiert. Nach einer gewissen Glühdauer im einphasigen γ-Gebiet wird der <strong>Stahl</strong><br />
abgeschreckt. Meist kommen Wasser, Öl oder Luft dabei zum Einsatz. Durch die erhöhte<br />
Abkühlgeschwindigkeit ergeben sich deutliche Abweichungen vom Gleichgewichtszustand,<br />
je schneller abgeschreckt wird, desto größer die Abweichung.<br />
Um das Umwandlungsverhalten der Stähle im Ungleichgewichtsfall -dem Abschrecken- zu<br />
beschreiben, ist das Gleichgewichtsdiagramm Fe-C allerdings nicht geeignet. Hierzu werden<br />
ZTA- und ZTU- Diagramme verwendet.<br />
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ZTA-Diagramm<br />
Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Abbildung 1: Gleichgewichtsdiagramm für das binäre System Fe-C<br />
ZTA-Diagramm ist die Abkürzung <strong>von</strong> Zeit-Temperatur-Austenitisierungs-Diagramm<br />
(Abbildung 2). Dieses Diagramm beschreibt den Austenitisierungsvorgang eines <strong>Stahl</strong>s beim<br />
Erwärmen im Ungleichgewichtszustand. Dabei ist zwischen dem isothermen und dem<br />
kontinuierlichen ZTA-Diagramm zu unterscheiden.<br />
Durch die Ac1- und Ac3- Temperaturen werden in den ZTA-Diagrammen die Anfangs- und<br />
Endpunkte der austenitischen Umwandlung <strong>von</strong> untereutektoiden Stählen festgelegt. Das<br />
isotherme ZTA-Diagramm zeigt den Anfangs- und Endzeitpunkt der austenitischen<br />
Umwandlung bei konstanter Temperatur. Das kontinuierliche ZTA-Diagramm hingegen<br />
beschreibt die Anfangs- und Endtemperatur der austenitischen Umwandlung bei<br />
unterschiedlichen Erwärmungsgeschwindigkeiten.<br />
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ZTU-Diagramm<br />
Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
a) isothermes ZTA-Diagramm<br />
b) kontinuierliches ZTA-Diagramm<br />
Abbildung 2: Isothermes und kontinuierliches ZTA-Diagramm<br />
ZTU ist die Abkürzung für Zeit-Temperatur-Umwandlung. Auch hier ist zwischen dem<br />
isothermen und dem kontinuierlichen ZTU-Diagramm zu unterscheiden (Abbildung 3). Das<br />
isotherme ZTU-Diagramm stellt den Ablauf bzw. die Anfangs- und Endpunkte der<br />
Umwandlungen verschiedener Gefüge bei konstanter Temperatur dar. Das kontinuierliche<br />
ZTU-Diagramm hingegen zeigt den Ablauf der Umwandlungen bei unterschiedlichen<br />
Abkühlgeschwindigkeiten.<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
a) isothermes ZTU-Diagramm<br />
b) kontinuierliches ZTU-Diagramm<br />
Abbildung 3: Isothermes und kontinuierliches ZTU-Diagramm<br />
Das ZTU-Diagramm zeigt, dass der Austenit sich je <strong>nach</strong> Geschwindigkeit und Art und Weise<br />
der Abkühlung in verschiedene Phasen umwandeln kann. Die wichtigen Phasen sind Ferrit,<br />
Karbid, Bainit und Martensit (Im Diagramm durch die jeweiligen Anfangsbuchstaben<br />
gekennzeichnet). Aus solchen Phasengemischen entstehen unterschiedliche Gefüge mit ganz<br />
bestimmten Eigenschaften:<br />
• Ferritisch-perlitisches Gefüge, das aus dem Gemisch <strong>von</strong> primärem Ferrit und Perlit<br />
besteht<br />
• Perlitisches Gefüge, das nur aus dem Perlit besteht<br />
• Bainitisches Gefüge oder perlitisch-bainitisches Gefüge<br />
• Martensitisches Gefüge oder martensitisch-bainitisches Gefüge.<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Beim Härten <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> unterscheidet man die Begriffe Einhärtung und Aufhärtung. Wenn bei<br />
einem <strong>Stahl</strong> eine kritische Abschreckgeschwindigkeit überschritten wird, kommt es zur<br />
Martensitbildung. Dieser Vorgang wird als Aufhärten bezeichnet. Das Ausmaß der<br />
Martensitbildung –und damit die Aufhärtung- sind wesentlich vom Kohlenstoffgehalt des<br />
<strong>Stahl</strong>s abhängig. Die Einhärtung hingegen definiert den Härteverlauf über die<br />
Werkstücklänge, d.h. den Härtewert in Abhängigkeit vom Abstand zum Ort der größten<br />
Abschreckung. Der Gehalt an Legierungselementen hat wesentlichen Einfluss auf die<br />
erforderliche kritische Abkühlgeschwindigkeit und somit auf die Einhärtung eines einseitig<br />
abgeschreckten Werkstückes. Das führt dazu, dass zwei Stähle mit gleichem<br />
Kohlenstoffgehalt und unterschiedlichem Anteil an Legierungselementen zwar eine<br />
vergleichbare Aufhärtung, jedoch völlig unterschiedliche Einhärtung besitzen können.<br />
Metallphysikalisch kann man die Mechanismen der Aufhärtung und der Einhärtung wie folgt<br />
verstehen: mit der Umwandlung des γ-Mischkristalls in den α-Mischkristall sinkt die<br />
interstitielle Kohlenstofflöslichkeit stark ab. Dies liegt in der unterschiedlichen Gitterstruktur<br />
<strong>von</strong> γ- bzw. α-Mischkristall begründet. Verläuft die Abkühlung im Gleichgewicht, das heißt<br />
unendlich langsam, so wird mit der abnehmenden Löslichkeit der Kohlenstoff als Grafit<br />
ausgeschieden. Bei rascher Abkühlung jedoch verbleiben die Kohlenstoffatome in den<br />
Zwischenräumen des α-Mischkristallgitters. Das entstehende Gitter, der Martensit, ist daher<br />
gegenüber dem Gleichgewichts-α-Mischkristall (krz) tetragonal verspannt, was in einer<br />
Härtesteigerung resultiert.<br />
Eine Härteänderung ist also vom Vermögen der Kohlenstoffatome abhängig, entsprechend<br />
den Gleichgewichtsbedingungen zu diffundieren. Dies kann einerseits durch eine<br />
entsprechend schnelle Abkühlung, andererseits aber auch durch Zulegieren <strong>von</strong> Elementen,<br />
die das Diffusionsvermögen des Kohlenstoffes beeinträchtigen, erreicht werden. Die<br />
Zulegierung <strong>von</strong> Elementen spielt dann für die Einhärtung eine wichtige Rolle, wenn die<br />
Geometrie des stählernen Werkstückes keine gleichmäßig hohen Abkühlgeschwindigkeiten<br />
über den Werkstückquerschnitt erlauben. Die wichtigsten Legierungselemente zur Erhöhung<br />
der Durchhärtbarkeit <strong>von</strong> Stählen sind Mangan, Chrom, Molybdän und Nickel.<br />
Die Einhärtbarkeit <strong>von</strong> Stählen lässt sich auch anderweitig beurteilen. So bezeichnet man bei<br />
gegebener <strong>Stahl</strong>zusammensetzung den Durchmesser eines Zylinderstabes, der bei rascher<br />
Abkühlung auf Raumtemperatur noch 50 Vol.% Martensit enthält, als ideal kritischen<br />
Durchmesser Φ. Bei unlegierten Stählen gilt in guter Näherung:<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Φ = α(<br />
d A) ⋅ [ C]<br />
Dabei ist α(dA) ein <strong>von</strong> der mittleren Austenitkorngröße dA abhängiger Vorfaktor, der mit<br />
dA anwächst. [C] ist der Kohlenstoffgehalt des <strong>Stahl</strong>s in Masseprozent. Zur Erklärung: die<br />
Korngrenzen wirken beim Abschrecken aus dem Austenitgebiet als Keime für die<br />
Perlitbildung. Größere und nahezu globulare Austenitkörner zeigen eine geringere<br />
Korngrenzfläche als kleine Körner, d.h. die Perlitbildung wird unwahrscheinlicher und die<br />
martensitische Umwandlung begünstigt. Der Kohlenstoffgehalt schließlich hat unmittelbaren<br />
Einfluss auf die Zahl der zwangsgelösten Kohlenstoffatome und somit auf den Volumenanteil<br />
an Martensit.<br />
Alle Legierungselemente außer S, P und Co vergrößern bei legierten Stählen die ideal<br />
kritischen Durchmesser, weil sie die Kohlenstoffdiffusion behindern und somit die kritische<br />
Abkühlgeschwindigkeit absenken. Es gilt:<br />
Φi<br />
= Φ(<br />
1+<br />
ai ⋅[<br />
X i ])<br />
(2)<br />
Hierbei ist [Xi] der Masseanteil des Legierungselementes i und ai sein Wirkungsfaktor<br />
hinsichtlich der Einhärtung. Für Mn, Mo, Cr und Ni beispielsweise nimmt ai Werte <strong>von</strong> etwa<br />
4.1, 3.1, 2.3 und 0.5 an.<br />
Der Verlauf der Einhärtung ist für Vergütungsstähle und hochlegierte Stähle in Abbildung 4<br />
schematisch dargestellt.<br />
Abbildung 4: Schematische Darstellung der unterschiedlichen Einhärtbarkeit <strong>von</strong> Stählen in<br />
Abhängigkeit vom Legierungsgehalt.<br />
(1)<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Die bei der martensitischen Härtung <strong>von</strong> Stählen erreichbaren Härte- und Festigkeitswerte<br />
sind dem<strong>nach</strong> <strong>von</strong> der <strong>Stahl</strong>zusammensetzung, der Werkstückgeometrie, der<br />
Austenitisierungsdauer und -temperatur sowie der Abkühlgeschwindigkeit abhängig.<br />
Vergüten <strong>von</strong> Stählen<br />
Folgt auf das Härten noch der Schritt des Anlassens, so spricht man <strong>von</strong> Vergüten. Anlassen<br />
meint hierbei die erneute Erwärmung, jedoch nur so hoch, dass sich das Gefüge nicht wieder<br />
umwandelt. Beim Anlassen werden zwei Ziele verfolgt: Abbau der durch das Härten<br />
verursachten Eigenspannungen und Einstellung der optimalen Gebrauchseigenschaften eines<br />
Bauteils. Durch Anlassen wird der <strong>Stahl</strong> in einem gewissen Maße entfestigt. Die Duktilität<br />
des <strong>Stahl</strong>s verbessert sich dabei deutlich und der <strong>Stahl</strong> erhält eine gute Kombination zwischen<br />
Festigkeit und Duktilität. Beim Anlassen eines martensitischen Härtungsgefüges lassen sich<br />
drei Stufen unterscheiden, ohne dass hierfür allgemeingültige klare Temperaturgrenzen<br />
angegeben werden können. In der ersten, bis etwa 250°C reichenden Anlassstufe findet<br />
bereits eine Ausscheidung feindisperser Karbide aus dem Martensit statt. Es handelt sich<br />
dabei um das hexagonale ε-Karbid Fe2C. Diese Verringerung des zwangsgelösten<br />
Kohlenstoffs führt bereits zu einer Herabsetzung der tetragonalen Gitterverzerrung des<br />
Martensits. Die zweite Anlassstufe erstreckt sich ungefähr über den Temperaturbereich<br />
zwischen 250°C und 350°C. In ihr tritt zunehmend das Eisenkarbid Fe3C (Zementit) auf und<br />
der Restaustenit zerfällt in die Karbidphase und kubischen Martensit. In der dritten<br />
Anlassstufe zwischen 350°C und 450°C erfolgt die Ausscheidung des restlichen Kohlenstoffs<br />
aus dem Martensit. Die ε-Karbide gehen dabei in Zementit über.<br />
Einige legierte Stähle sind in der Lage, beim Anlassen sogenannte Sonderkarbide der<br />
Zusammensetzung (Fe,Cr)7C3 zu bilden. Diese Sonderkarbide scheiden sich erst bei relativ<br />
hohen Anlasstemperaturen (ca. 500-600°C) aus und sind daher bei einer erneuten Erwärmung<br />
bis in diesen Temperaturbereich stabil. Sie bewirken einen Härteanstieg durch<br />
Ausscheidungshärtung (→ Sekundärhärtemaximum). Dieser Effekt wird bei verschiedenen<br />
Kalt- und Warmarbeitsstählen, jedoch insbesondere bei den Schnellarbeitsstählen ausgenutzt,<br />
um die Standzeit der Werkzeuge zu erhöhen.<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Weiterhin kann der Einfluss einer <strong>Wärmebehandlung</strong> mit Hilfe des Kerbschlagbiegeversuchs<br />
gemessen werden. Der (Kerb)Schlagbiegeversuch ist der wichtigste Versuch zur qualitativen<br />
Kennzeichnung der Zähigkeit eines Werkstoffes unter mehrachsiger, schlagartiger Belastung.<br />
Beim (Kerb)Schlagbiegeversuch wird mit Hilfe eines Pendelschlagwerkes eine (gekerbte)<br />
Normprobe zerschlagen. Der Pendelhammer fällt dabei mit vorgegebener kinetischer Energie<br />
auf die Probe.<br />
Als Prüfergebnis wird an einem Schleppzeiger die Arbeit AV abgelesen, die zum Bruch der<br />
(Kerb)Schlagbiegeprobe verbraucht worden ist. Die aufgenommene Schlagarbeit bezogen auf<br />
den Anfangsquerschnitt der Probe ergibt die (Kerb)Schlagzähigkeit (in kJ/m 2 ).<br />
3. Versuchsdurchführung<br />
Die Härtbarkeitsprüfung einer <strong>Stahl</strong>charge erfordert die Abschreckhärtung <strong>von</strong> Proben<br />
definierter Form, die Anfertigung <strong>von</strong> Trennschnitten senkrecht zur Oberfläche und<br />
Härtemessungen in den Trennflächen. Der große Aufwand und die mangelnde<br />
Vergleichbarkeit derartiger Prüfungen haben schließlich zur Entwicklung des sogenannten<br />
<strong>Stirnabschreckversuch</strong>es bzw. Jominy-Tests geführt, der heute als Härtbarkeitsprüfverfahren<br />
in vielen Ländern unter gleichartigen Bedingungen durchgeführt wird. Prüfling ist ein<br />
zylindrischer Stab <strong>von</strong> 25 mm Durchmesser und 100 mm Länge, der am einen Ende eine<br />
Vorrichtung zum Einhängen in eine Abschreckvorrichtung (Abbildung 5) besitzt. In unserem<br />
Fall werden zwei verschieden legierte Stähle als Probenkörper verwendet.<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Abbildung 5: Apparatur zum definierten Abschrecken der Werkstücke.<br />
Zur Verfügung stehen zylinderförmige Proben eines unlegierten (C45) und eines legierten<br />
(X100CrMoV 5-1) <strong>Stahl</strong>s. Die Proben werden in einem Kammerofen auf 950°C erwärmt und<br />
für je 30 min austenitisiert. In der Zwischenzeit soll die Versuchsapparatur (Abbildung 5) so<br />
eingestellt werden, dass ohne Abschirmblech der aus der Düse mit Durchmesser 12 mm<br />
austretende Wasserstrahl eine freie Steighöhe <strong>von</strong> 55-75 mm hat.<br />
Die Probe muss innerhalb <strong>von</strong> 5 s aus dem Ofen entnommen, in die Abschreckvorrichtung<br />
gehängt und da<strong>nach</strong> an der unteren Stirnseite für 10 min mit Wasser <strong>von</strong> etwa 20°C bespritzt<br />
werden.<br />
Die Probe kühlt sich dabei ausgehend <strong>von</strong> der abgeschreckten Stirnfläche ab. Über die<br />
Probenlänge betrachtet, ergeben sich somit lokal unterschiedliche Abkühlgeschwindigkeiten,<br />
die in verschiedenen Gefügen und Härten resultieren. Nach Erkalten werden an zwei<br />
gegenüberliegenden Mantellinien des Zylinders etwa 8 mm breite Fasen angeschliffen, längs<br />
derer dann die Härte als Funktion vom Abstand <strong>von</strong> der Stirnfläche (Härteverlaufskurve)<br />
gemessen wird. Die Härtemessungen erfolgen dabei jeweils in den folgenden Abständen <strong>von</strong><br />
der abgeschreckten Stirnfläche: 1,5-3-5-7-9-11-13-15-20-25-30-40-60-80 mm. Stirnseitig sind<br />
zur Charakterisierung der Aufhärtbarkeit vier Härtewerte zu bestimmen.<br />
Schliffe mit unterschiedlichen Abkühlgeschwindigkeiten werden am Mikroskop untersucht<br />
und das Gefüge genau betrachtet.<br />
Desweiteren werden kleine Kerbschlagproben aus zwei unterschiedlichen <strong>Stahl</strong>sorten (C45<br />
und V2A) untersucht. Zum einen wird ein Kerbschlagbiegeversuch mit jeweils einer<br />
unbehandelten Probe durchgeführt, zum anderen werden zwei Proben gemessen, die analog<br />
zu den Stirnabschreckproben im Ofen waren und anschließend in Wasser abgeschreckt<br />
wurden.<br />
4. Auswertung<br />
Die gemessenen Härtewerte sollen über die Probenlänge aufgetragen werden. Dadurch kann<br />
ein Vergleich der Auf-/Einhärtbarkeit der Stähle ebenso durchgeführt werden wie eine<br />
Diskussion der entstanden Gefüge.<br />
Anhand der Lichtmikroskopbilder sind die jeweiligen Gefüge, die sich bei unterschiedlichen<br />
Abkühlgeschwindigkeiten ergeben, zu diskutieren.<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Ebenso sind die Ergebnisse des Schlagpendelversuchs zu beschreiben und zu diskutieren,<br />
inwiefern sich die <strong>Wärmebehandlung</strong> auf die Kerbschlagzähigkeit auswirkt.<br />
Hinweise zur Vorbereitung:<br />
• Eisen-Kohlenstoff-Diagramm<br />
• Martensitische Umwandlung<br />
• Härtungsmechanismen in Stählen<br />
• ZTU-Diagramme<br />
• Gefüge <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> im Gleichgewicht und Ungleichgewicht<br />
• <strong>Stahl</strong>zusammensetzung anhand der Kurzbezeichnungen<br />
• Abhängigkeit der Kohlenstofflöslichkeit vom Gittertyp (Packungsdichte)<br />
• Verfahren zur Härtemessung<br />
Hinweise zum Protokoll:<br />
• Protokoll in ganzen Sätzen<br />
• Eindeutige Beschriftung <strong>von</strong> Bildern, Tabellen und Diagrammen (Nummer, was ist<br />
dargestellt, was ist beobachtbar)<br />
• Bilder, Tabellen und Diagramme in den Textablauf integrieren, nicht als Anhang<br />
Literatur<br />
[1] Berns, H.; Theisen, W., Eisenwerkstoffe – <strong>Stahl</strong> und Gusseisen, 3. Aufl., Springer-<br />
Verlag, 2006<br />
[2] E. Macherauch: Praktikum in Werkstoffkunde, 9. Aufl., Friedrich-Vieweg & Sohn,<br />
Braunschweig, Wiesbaden 1990<br />
[3] Peter Haasen: Physikalische Metallkunde, Springer-Verlag 1994<br />
[4] Weißbach, W.; Werkstoffkunde, 17. Aufl, Vieweg + Teubner, Wiesbaden, 2010<br />
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Praktikum <strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong><br />
Anhang: kontinuierliches ZTU-Schaubild <strong>von</strong> C45<br />
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