PHONOLOGISCHE PROZESSE UND REGELN

2.1 Tilgung von Segmenten
• Tilgung von Konsonanten oder Vokalen Reduktion der phonetischen
Substanz + gewöhnlich Erleichterung der Artikulation. Aber:
Segmenttilgungen (vor allem Vokaltilgungen) können auch zu schweren
Konsonantenverbindungen führen (slow. statt dvigni se).
• Tilgung (Elision oder Deletion) in bestimmten lautlichen Umgebungen
obligatorisch, in anderen fakultativ. Bestimmte Segmenttilgungen vom
Sprechstil abhängig (Allegrostil). Aphärese, die Synkope, die Apokope,
die Synärese, die Synisesis, die Synaloepha (Trask 1996; Bußmann 2 1990).
• Obligatorische Vokaltilgung: frz. best. Artikel la + Nomen (mit Vokal):
l'amie "Freundin" statt la + amie wie in la mere "Mutter" (Nomen beginnt
mit Konsonanten).
• In slow. Umgangssprache fakultative Vokaltilgung in Infinitivendungen:
vgl. SL jesti UL jest "essen", SL UL "backen".
• Im Kroatischen oder Serbischen: Vokaltilgung in Infinitivendungen noch
nicht üblich, im Tschechischen: bereits grammatikalisiert + obligatorisch.
• Im Deutschen fakultative Segmenttilgungen. Auffällig ist die Schwa-
Tilgung in der Infinitivendung -en, die eine Reihe weiterer Veränderungen
ins Rollen bringen kann, nach Ramers & Vater (1995: 49) ein Sonderfall der
allgemeinen Schwa-Tilgung vor Sonoranten (d.h. vor [ ]).
Besonders weitreichend Veränderungen in Infinitiven bei Schwa-Ausfall
nach Obstruenten.
(3) Schwa-Tilgung in -en, -em, -el (vgl. Ramers & Vater 1995: 49)
Hochlautung Umgangslautung
[ [
[h
[h
[ [
[ [
[ ]/[ [
[
[
[ [
[ [
[ [
[ [
[ [
(a) gehen ] gehn ]
(b) hauen ] haun ]
(c) holen ] holn ]
(d) fahren ] fahrn ]
(e) rennen ] renn'n ]
(f) laufen ] lauf'n ]
(g) leben ] leb'm ]
(h) reden ] red'n ]
(i) Haken ] Hak'n ]
(j) Atem ] At'm ]
(k) Hammel ] Hamm'l
]