PHONOLOGISCHE PROZESSE UND REGELN

2.3 Differenzierung von Segmenten
• Dissimilation ( ): der Vorgang und das Ergebnis der
Differenzierung oder "Unähnlichmachung" von ähnlich gebildeten Lauten.
Dissimilation führt zu größeren Kontrasten zwischen Segmenten und damit
zur Verdeutlichung von Lautfolgen bzw. von Silbenstrukturen.
• Assimilationsvorgänge im Gegenwartsdeutschen sehr häufig,
Dissimilationsprozesse eher selten. Ihr Wirken historisch nachweisbar.
• Artikulatorischer Aspekt ausschlaggebend: z.B. Hauchdissimilation im
Griechischen: R [ ] [ ]; lat. arbor span. arbol, dt.
"Baum". r-Laute: allgemein als der markierteste Lauttyp. Im Spracherwerb:
gewöhnlich am spätesten erworben. Sprachen ohne r-Laute oder Sprachen,
in denen Vibranten und Laterale nicht distinktiv sind.
• Auditiver Aspekt: Schaffung größerer Deutlichkeit. Möglicherweise:
Münchner Stadtdialekt - vor kurzen kurzen (stimmhaften) Obstruenten wird
ein Vokal lang, vor langen (stimmlosen) Obstruenten kurz ausgesprochen:
z.B. wegen [ ] wecken [ ]; schade [ ] schadet [ ].
Historisch: germ. [ ] nhd. [ ] / [m (V)__], z.B. germ. himin nhd.
Himmel. Die Artikulationsstelle wurde beibehalten, der Artikulationsmodus
(Nasalität) dagegen verändert (vgl. auch engl. heaven).
Merkmal [ ] [ ] [ ]
+Oralverschluss + + +
+Lateralöffnung - - +
+Nasalöffnung + + -
+dental-alveolar - + +
• Oft kaum zu entscheiden, welcher Aspekt den dissimilatorischen Vorgang
entscheidend vorangetrieben hat: mhd. [ ] nhd. [ ] / [__s], z.B. in mhd.
sehs [ ] nhd. sechs [ ].
• Dissimilationsvorgänge, die die Artikulation eher erleichtern (z.B. die
oben angeführte Entaspirierung im Griechischen);
• Dissimilationsvorgänge, die die Artikulation erschwert (im DaF
slowenischer Lerner z.B. die Aspiration Tafel [ ] [ ]).
• Slow.: plesti pletti "stricken"; kakuš kokoš "Huhn"; edem eden
"ein(er)"; gnar dnar, denar "Geld", ugs (homorgane Konsonantencluster)