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Solanum Tuberosum

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Maturaarbeit<br />

4. Klasse 2008 – KSA Pfäffikon<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong><br />

Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländern<br />

Alexander Esser Yvonne Schmid<br />

Oberseeweg 18 Betreuungsperson<br />

8853 Lachen<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Abgabetermin: Esser 20. – 20. Oktober 2008<br />

2008<br />

Seite –1 –


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

1. Einleitung 1<br />

1.1 Motivation 1<br />

1.2 Dank 3<br />

1.3 Fragestellung und Zielsetzung 4<br />

1.4 Methoden und Materialien 5<br />

2. Die Eigenschaften, welche die Kartoffel zu einem 7<br />

so wertvollen Nahrungsmittel machen<br />

3. Die Bedeutung der Kartoffel in den Entwicklungsländern 9<br />

3.1 Die ideale Kulturpflanze für Kleinbauern in den Entwicklungsländern 10<br />

4. Die Bedeutung der Kartoffel in den Industriestaaten 13<br />

4.1 Die Bedeutung der Kartoffel in der Schweiz im zweiten Weltkrieg 15<br />

5. Fazit 18<br />

6. Quellenverzeichnis 19<br />

7. Eigenständigkeitserklärung 20<br />

8. Anhang 21<br />

8.1 Abkürzungsverzeichnis 21<br />

8.2 Interview mit Prof. Ernst Keller über die Schweiz im 2. Weltkrieg 22<br />

8.3 Interview mit Mr. Stapelton über die Kartoffel in Peru 24<br />

8.4 Interview mit Señor Carlos Ochoa über die Kartoffel in Peru 26<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –2 –


1. Einleitung<br />

1.1 Motivation<br />

Warum befasse ich mich ausgerechnet in meiner Maturaarbeit mit der Kartoffel?<br />

Meine Mutter ist Peruanerin und somit sind meine Wurzeln in diesem grossartigen südamerikanischen<br />

Land Peru zu finden. Mit meiner Familie durfte ich Peru besser kennen lernen, was eine immer<br />

engere Verbindung zu diesem Land mitbrachte. Peru ist sozusagen «das Land der Kartoffel»,<br />

dort wurde diese wunderbare Knolle entdeckt. Dort spielt sie als «Ernährerin» eine ganz wichtige,<br />

nicht wegzudenkende Rolle (auch wenn die Pionierrolle und die Entdeckung der Kartoffel unentwegt<br />

vom Nachbarland Chile beansprucht wird). Diese Gedanken haben mich auf diese Themenwahl<br />

gebracht. Erst im Laufe dieser Maturaarbeit wurde mir bewusst, wie schwierig es ist, aus den<br />

unzähligen Information über die Kartoffel eine Arbeit zu schreiben, welche sich auf das Wesentliche<br />

zu konzentrieren hat.<br />

In den kommenden 20 Jahren wird die Weltbevölkerung nach Schätzungen der Vereinten Nationen<br />

(UN) jährlich um 100 Millionen Menschen wachsen, überwiegend in den Entwicklungsländern,<br />

also ausgerechnet dort, wo die grössten Ernährungsprobleme existieren. Die UN hat sich<br />

intensiv mit der Kartoffel auseinandergesetzt, weil der verstärkte Anbau ein Weg sein könnte, den<br />

Hunger in der Dritten Welt zu bekämpfen und die Armut zu verringern. So ist es verständlich,<br />

dass am 18. Oktober 2007 am Sitz der UNO in New York das Jahr 2008 als «das Jahr der Kartoffel»<br />

ausgerufen wurde. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO 1 ) will<br />

die Produktion, Kultivierung, Arterhaltung und Erforschung der schmackhaften Erdäpfel global<br />

vorantreiben.<br />

Warum sollten ausgerechnet südamerikanische «Papas» den Welthunger lindern?<br />

Liegt es daran, dass die Kartoffel so einfach zubereitet werden kann?<br />

Die Knolle muss nur im Wasser gekocht werden und schon ist sie geniessbar. Verglichen mit<br />

anderen typischen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Brot oder Reis, ist die Basis-Zubereitung<br />

von Kartoffeln sehr einfach. Liegt der Grund vielleicht darin, dass die Kartoffel schneller wächst<br />

als jede andere Kulturpflanze, weniger Platz braucht und im Gegensatz zu Mais, Weizen oder Reis<br />

in den meisten Klimazonen gedeiht? Der amerikanische Agrarökonom David Crissman führt die<br />

Bedeutung der Kartoffel darauf zurück, dass über 85 % der Pflanze für den menschlichen Verzehr<br />

geeignet ist, während es beim Getreide vergleichsweise nur gerade 50 % sind. Er war der Meinung,<br />

das allein mache die Kartoffel «zur idealen Kulturpflanze gerade für Kleinbauern in armen Entwicklungsländern»<br />

2 .<br />

Es wäre aber falsch, zu denken, die Kartoffel sei ausschliesslich das Lebensmittel der Armen. Denn<br />

sie findet genauso Anwendung in hochentwickelten Industriestaaten. Dort im grossen Mass in<br />

Form von Pommes Frites und Pommes Chips sowie in zahlreichen traditionellen Gerichten wie<br />

z.B. der «Rösti».<br />

1 Food and Agriculture Organization of the United Nation<br />

2 http://www.partnerschaft-freiburg-peru.de/fileadmin/Dateien/Heidelberg/Dokumente/Zeit19.06.08.pdf<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –1 –


Im Rahmen meiner Recherchen für diese Maturaarbeit stellte sich deshalb für mich bald die<br />

Frage, warum die Kartoffel auch in wirtschaftlich gut gestellten Ländern eine so grosse Bedeutung<br />

hat.<br />

In diesem Zusammenhang hat mich der uns Schweizern so bekannte «Anbauplan Wahlen» im<br />

zweiten Weltkrieg, in dem die Kartoffel die zentrale Bedeutung spielte, fasziniert. Aus diesem<br />

Grunde schreibe ich in dieser Maturaarbeit ausführlich über die Bedeutung der Kartoffel in der<br />

Schweiz während des 2. Weltkrieg und will damit aufzeigen, wie wichtig die Kartoffel für die<br />

Industrieländern in Krisenzeiten sein kann.<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –2 –


1.2 Dank<br />

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei all jenen bedanken, die mich bei meiner Arbeit<br />

tatkräftig unterstützten. Meinen besonderen Dank möchte ich Prof. Ernst Keller (ETH Professor am<br />

Institut für Pflanzenwissenschaften und Agronomie), der an der Anbauschlacht 3 direkt beteiligt war,<br />

ausdrücken. Professor Keller hat mir im Interview viel seiner wertvollen Zeit gewidmet und mir darüber<br />

hinaus Bücher über die «Anbauschlacht» zur Verfügung gestellt. Ebenfalls bedanke ich mich bei Rolf<br />

Huber, Dipl. Ing. Agr. ETH, der mir mit wertvollen Ratschlägen und wichtigem Zahlenmaterial sehr<br />

geholfen hat.<br />

Auf peruanischer Seite danke ich dem Institut CIP 4 (Centro Internaconal de la Papa) und ganz herzlich<br />

auch Senor Professor Carlos Ochoa (Agronom und Professor der Kartoffel) sowie Mr. Stapelton<br />

(Verantwortlicher der Abteilung Kommunikation im CIP). Weiter geht mein Dank an die DEZA 5 .<br />

Schliesslich möchte ich meiner Maturaarbeitsbetreuerin Yvonne Schmid ganz herzlich danken, nicht<br />

zuletzt für ihre Geduld, die sie mir entgegenbrachte. «Last but not least» danke ich meiner Familie und<br />

ganz besonders meinem Onkel Manuel Arca, die mir bei dieser Arbeit stets sehr hilfsbereit zur Seite standen.<br />

3 Siehe Kapitel 4.1, Seite 15<br />

4 Internationales Zentrum der Kartoffel, Peru<br />

5 Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, Schweiz<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –3 –


1.3 Fragestellung und Zielsetzung<br />

Ursprünglich wollte ich die Bedeutung der Kartoffel in Krisenzeiten zwischen Peru (heute) und der<br />

Schweiz (2. Weltkrieg) gegenüberstellen. Die Interviews brachten mich zur Erkenntnis, dass eine solche<br />

Gegenüberstellung nicht sinnvoll ist, weil es zwei so nicht vergleichbare Elemente sind.<br />

Deshalb erweiterte ich meinen Blickwinkel auf den Vergleich zwischen Entwicklungs– und Industrieländer,<br />

und damit lautet meine Fragestellung nun:<br />

Was macht die Kartoffel zu einem so wertvollen Nahrungsmittel – und dies sowohl in notleidenden<br />

als auch wirtschaftlich gut entwickelten Ländern?<br />

Die Antwort auf diese Frage basiert auf die in diesem Bericht dargestellten Analysen als Hintergrundinformationen<br />

sowie auf die Fallstudie «Anbauplan Wahlen».<br />

Ziel meiner Arbeit ist es, die Gründe für die Bedeutung der Kartoffel als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel<br />

zu finden und zu erklären. Ich möchte aufzeigen, dass die Kartoffel wie kaum eine andere<br />

Pflanze geeignet ist, den Hunger in dieser Welt zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang ist es von besonderer<br />

Wichtigkeit, zur Kenntnis zu nehmen, dass der Mensch essentiellen Aminosäuren direkt zu sich<br />

nehmen muss, weil diese nicht vom Körper selber erzeugt werden können. Ich zeige deshalb hier auf, wie<br />

und warum die Kartoffel den täglichen Eiweissbedarf besser decken kann als jede andere Pflanze. Eiweiss<br />

besteht aus 40 – 4000 verknüpften Aminosäuren.<br />

Schliesslich will ich in dieser Maturaarbeit aufzeigen, warum die Kartoffel gerade für Kleinbauern in<br />

armen Entwicklungsländern die ideale Kulturpflanze sein kann.<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –4 –


1.4 Methoden und Materialien<br />

Meine Maturaarbeit habe ich wie folgt strukturiert:<br />

• Einleitung<br />

• Hauptteil<br />

• Fazit<br />

In der Einleitung zeige ich auf, was mich zu diesem Thema veranlasst hat. Ich zeige auf, woher ich meine<br />

Informationen bezogen habe und danke denjenigen, die mir bei meiner Arbeit geholfen haben. Dann<br />

erörtere ich Fragestellung und Ziel und schreibe über Material und Methoden meiner Arbeit.<br />

Den Hauptteil unterteile ich in<br />

A) Entwicklungsländer<br />

B) Industrieländer<br />

Dabei geht es mir darum, die Bedeutung der Kartoffel in diesen sozial und wirtschaftlich so unterschiedlichen<br />

Welten aufzuzeigen. Anhand von Tabellen und Statistiken kann ich die Unterschiede besser zum<br />

Vorschein bringen. Schliesslich ziehe ich Schlussfolgerungen, fasse im Kapitel 5 zusammen und werte das<br />

Ergebnis aus.<br />

Meine Informationen bezog ich in erster Linie aus der Literatur, dem Internet und meinen Interviews.<br />

Die Interviews erlaubten mir, die Erfahrungen der Personen, die solche Krisenzeiten selbst erlebten, kennen<br />

zu lernen. Ich habe insgesamt drei Interviews geführt, eines in der Schweiz und zwei in Peru.<br />

In der Schweiz befragte ich Prof. Ernst Keller. Er ist ein Zeitzeuge des zweiten Weltkriegs und war selbst<br />

direkt an der Anbauschlacht beteiligt. Er war Professor der ETH in Zürich im Bereich der Pflanzenwissenschaften<br />

und spezialisierte sich auf die Kartoffel. Er war der Nachfolger von Friedrich Traugott<br />

Wahlen an diesem Institut (auf F.T. Wahlen wird in Abschnitt 4.1 genauer eingegangen), mit dem ihn<br />

auch eine enge Freundschaft verband.<br />

In Peru waren es Señor Professor Carlos M. Ochoa und Mr. Stapelton. Ich habe sie ausgewählt, weil<br />

Señor Ochoa als langjähriger CIP-Angestellter eine grosse Erfahrung aufweist. Er wuchs in einem Bauerndorf<br />

auf, in welchem die Kartoffel einen wichtigen Faktor für das Überleben spielte. Er war Professor<br />

an einer Landwirtschaftsschule und setzte sich sein ganzes Leben intensiv mit der Kartoffel auseinandersetzte.<br />

Mr. Stapelton ist ein moderner CIP-Angestellter, der mir Statistiken zur Verfügung stellte, die für<br />

meine Arbeit wichtig sind.<br />

Diese drei Interviews 6 mit so kompetenten Gesprächspartnern waren für mich als Information nicht nur<br />

wichtig, sondern auch ausgesprochen spannend und lehrreich.<br />

6 Siehe Kapitel 8 / Anhang, Seite 22–28<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –5 –


Mein erster Schritt für die weitere Informationssammlung führte mich ins Internet. Ich suchte nach<br />

Instituten die ich als vertrauenswürdig betrachtete. Nebenbei notierte ich mir jeden Kontakt, der mir<br />

weitere Auskunft erteilen hätte können. Durch weitere Kontakte bestellte ich eine DVD über den Plan<br />

Wahlen und kaufte mir via Internet dazugehörige Zeitungsartikel. Durch meine Verwandten in Peru bekam<br />

ich die Möglichkeit, die Bibliothek der CIP zu besuchen, wo ich Material zu meinem Maturathema<br />

fand.<br />

In der «Deckungsbeitragsrechnung» 7 habe ich die Erträge, Anbaukosten, Variable Kosten, Deckungsbeiträge,<br />

Produktion des Eiweissgehaltes, Jahresflächenbedarf der Kartoffeln mit den wichtigsten andern<br />

Nahrungsmittel verglichen, wobei ich auf den Vergleich mit Reis verzichtete, da er sogar deutlich nachteiligere<br />

Werte aufwies als Weizen.<br />

Die Analyse «Höchste Flächeneffizienz für Kartoffeln in Entwicklungsländern» verdeutlicht, wie viele<br />

Aaren der Mensch in Abhängigkeit der Wahl der Kulturpflanze benötigt, um seinen jährlichen Eiweissgehalt<br />

zu decken.<br />

7 Siehe Abb. 6 und 7, Kapitel 4, Seite 14<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –6 –


2. Die Eigenschaften, welche die Kartoffel zu einem<br />

so wertvollen Nahrungsmittel machen<br />

Die Kartoffel zählt zur Familie der Nachtschattengewächse. Neben Weizen, Reis, Mais, Maniok, Zuckerrohr<br />

und Sojabohnen gehört sie zu den sieben pflanzlichen Grundnahrungsmitteln.<br />

Tabelle 1 Nahrungsmittelzusammensetzung<br />

Quelle: http://www.fitnesswelt.de<br />

Die Kartoffel gilt als sehr gesund. Sie besteht zu fast 80% aus Wasser. Daneben ist Stärke 8 (die aber erst<br />

durch Kochen zur leicht verdaulichen Energiereserve wird) ihr Hauptbestandteil. Mit etwa 3 % Eiweiss<br />

ist sie auch ein wichtiger Proteinlieferant, wobei die Wichtigkeit als Eiweisslieferant vor allem auch darin<br />

liegt, dass essentielle Aminosäuren synthetisiert werden, die sonst nur in tierischer Nahrung vorkommen.<br />

Die Kartoffel enthält praktisch kein Fett, dafür reichlich Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphat.<br />

Die Kartoffel enthält mehr Vitaim C pro Gewichtseinheit als beispielsweise Aepfel oder Birnen. Dank<br />

dieser Qualitäten darf die Kartoffel weltweit als eines der wichtigsten Basisnahrungsmittel bezeichnet<br />

werden, das sich schon in den vergangenen Jahrhunderten als Retter vor Hungernöten bewährt hat.<br />

Abbildung 1<br />

Kohlenhydrate Kalorien Eiweiss Fett<br />

Kartoffel (100g) 7,5 g 70 kcal 2,7g 2,7 g<br />

Weizen (100g) 44,5 g 213 kcal 5,9 g 0,8 g<br />

Reis (100g) 7,2 g 65 kcal 2,0 g 3,3 g<br />

Mais (100g) 2,1 g 20 kcal 1,7g 0,5 g<br />

Ermittlung des täglichen Bedarfs an Eiweiss<br />

in Abhängikeit des menschlichen Körpergewichts<br />

Täglicher Eiweissbedarf<br />

Ca. 1,0 g pro kg Körpergewicht<br />

12 bis 15 % der Nährstoffmenge die<br />

aufgenommen wird<br />

8 Kohlenhydrat (Kohlenwasserstoffverbindungen)<br />

Eiweissbedarf nach Körpergewicht<br />

90 kg<br />

75 kg<br />

60 kg<br />

45 kg<br />

36 – 45g<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

48 – 60g<br />

60 – 75g<br />

72 – 90 g<br />

Seite –7 –


Da viele Pflanzen Kohlenhydrate produzieren, habe ich mich auf den Vergleich des Eiweissgehaltes<br />

einzelner Nahrungsmittel beschränkt. Die Analyse zeigt deutlich, dass gerade in den unterentwickelten<br />

Ländern die Kartoffel den Eiweissbedarf des Menschen am effizientesten , d.h. mit dem kleinsten Jahresflächenbedarf<br />

deckt.<br />

Abbildung 1<br />

Höchste Flächeneffizienz für Kartoffeln in<br />

Entwicklungsländern<br />

Speisekartoffel<br />

Winterweizen<br />

Wintergerste<br />

Körnermais<br />

Winterraps<br />

Ackerbohnen<br />

Körnererbsen<br />

Zuckerrüben<br />

Sonnenblumen<br />

Eiweissgehalt in %<br />

ausgesuchter<br />

Närstoffpflanzen<br />

21,0<br />

18,5<br />

12,5<br />

13,5<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

2,0<br />

3,0<br />

4,3<br />

4,5<br />

5,5<br />

Anbaufläche in Aren<br />

um den jährlichen Eiweissbedarf eines Menschen in<br />

einem Entwicklungsland zu decken<br />

11<br />

14<br />

14<br />

20<br />

21<br />

21<br />

36<br />

67<br />

68<br />

Seite –8 –


3. Die Bedeutung der Kartoffel in den Entwicklungsländern<br />

Warum sollte ausgerechnet die Kartoffel den Hunger in der Welt lindern?<br />

Der biologische Anbau der Kartoffel ist einfach, schnell, platzsparend und nicht aufwendig Dazu kommt,<br />

dass über 85 % dieser Pflanze für den menschlichen Verzehr geeignet sind, während es beim Getreide nur<br />

50 % sind.<br />

In den letzten Jahren hat die weltweite Produktion vor allem in den Entwicklungsländern stark zugenommen.<br />

Die Steigerung der Erträge konnte dank verbesserten Sorten, Saatgut und Anbaumethoden erreicht<br />

werden. In vielen Ländern haben sich veränderte Essgewohnheiten zu mehr industriell verarbeiteten Kartoffelprodukten<br />

hin verschoben. Die Entwicklungsländer bauten im Jahr 2005 erstmals mehr Kartoffeln<br />

an als die Industrieländer.<br />

Durch die Tatsache, dass mit den Kartoffeln in den Entwicklungsländern die höchste Flächeneffizienz<br />

erzielt hat, spielt der Kartoffelanbau dort auch in Zukunft eine sehr wichtige Rolle bei der Bekämpfung<br />

des Hungers.<br />

Allerdings werden gerade die unterentwickelten Länder vom zukünftigen Klimawandel stark betroffen<br />

sein. Viele «least developed Countries» (LDC) haben in ihren «National Adaptation Programms of<br />

Action» (NAPAs) entsprechende Strategien ausgearbeitet, in denen die Konsequenzen der Klimaerwärmung<br />

identifiziert und Adaptionsmassnahmen aufgezeigt werden. Dabei ist die Wasserproduktivität 9<br />

von zentraler Bedeutung. Hier schneiden die Kartoffeln mit 6.2 – 11.6 kg Ertrag pro m3 Wasser besser<br />

ab als Weizen, Reis und Mais.<br />

Das CIP sieht eine reelle Chance, dass die Kartoffeln unter den Bedingungen des Klimawandels weiterhin<br />

einen wichtigen Beitrag zur Ernährungs- und Einkommenssicherheit leisten werden. Sie schreibt<br />

dazu:<br />

Abbildung 3<br />

«Angesichts des hohen Ertrags der Kartoffel<br />

pro Fläche, Zeitraum und Aufwand – sowohl<br />

als Grundnahrungsmittel als auch als<br />

cash crop 10 – hat eine erhöhte Stresstoleranz<br />

ein grosses Potenzial zur Nahrungs- und<br />

Einkommenssicherung beizutragen, Armut<br />

zu lindern und das Risiko der Bauern in<br />

verletzlichen Anbaugebieten zu mindern»<br />

(persönliche Mitteilung CIP).<br />

9 Wasserproduktivität ist die Wassermenge, welche gebraucht wird, um eine Einheit Etrag zu erzeugen, und ist ein vitaler Parameter<br />

bei der Beurteilung der Effizienz von bewässerter und unbewässerter Landwirtschaft – Quelle: Crop Water Productivity Programme,<br />

www.fao.org/ag/AGL/aglw/cropwater/cwp.stm)<br />

10 Feldfrüchte, die für den Verkauf und Export angebaut werden<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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3.1 Die ideale Kulturpflanze für Kleinbauern in Entwicklungsländern<br />

Die Kartoffel gedeiht – im Gegensatz zu anderen Gemüsesorten – fast überall, praktisch in allen Höhenlagen,<br />

im Hochland der Anden, ihrer ursprünglichen Heimat, ebenso wie in den subtropischen Ebenen<br />

Indiens, von der Meeresküste bis auf eine Höhe von 4700 Metern. Sie eignet sich zum Anbau in<br />

Gebieten mit beschränkten Bodenressourcen und vielen Arbeitskräften. Und weil man sie auch in grossen<br />

Mengen auf kleineren Äckern anbauen kann, egal ob in den Bergen oder in der Wüste, spielt sie in<br />

Ländern, in denen Menschen hungern, eine immer wichtigere Rolle.<br />

Die Kartoffeln gedeihen nicht nur unter unwirtlichen Bedingungen und in hohen Lagen, sondern benötigen,<br />

wie ich gezeigt habe, zur Eiweissproduktion vergleichsweise wenig Fläche. Dies ist besonders dort<br />

wichtig, wo das Land knapp ist.<br />

In Entwicklungsländern werden Kartoffeln häufig von Kleinbauern angebaut. Kartoffeln sind zwar eine<br />

arbeitsintensive Kultur, können aber dank ihrem hohen Ertrag und meist gutem Verkaufspreis auch ohne<br />

Maschinen von Kleinbauern konkurrenzfähig angebaut werden. Sie erzielen natürlich höhere Einkünfte,<br />

wenn die Produktions- und Vermarktungstechniken auf ihre Vorraussetzungen abgestimmt sind. Die<br />

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit trägt diesem Aspekt Rechnung und unterstützt ganz<br />

besonders Bauernorganisationen in den Entwicklungsländern. Sie fördert zudem die Produktion traditioneller<br />

Sorten, die in Kleinbetrieben Perus und Bolivien angebaut werden. Die Forschung arbeitet intensiv<br />

an der Erweiterung der Sortenvielfalt. Die DEZA unterstützt seit langem das internationale Kartoffelzentrum<br />

in Peru, welches die grösste Saatgutbank der Welt betreibt, um den Erhalt und die Verwendung verschiedenster<br />

Sorten sicherzustellen. Sie arbeitet zudem eng mit verschiedenen vergleichbaren nationalen<br />

Saatgutbanken zusammen, etwa derjenigen Boliviens, Perus und Ecuadors, mit dem Hauptaugenmark<br />

auf einheimische Sorten.<br />

Ein Problem, ganz besonders für die kapitalarmen Kleinbauern ist die Tatsache, dass die Kartoffel von<br />

zahlreichen Krankheiten bedroht wird. Dazu gehören die Kraut- und Knollenfäule 11 , die Schwarzbeinigkeit<br />

12 sowie Schädlinge wie der Kartoffelkäfer, der äusserst resistent gegen Insektenbekämpfungsmittel<br />

ist, Motten oder die Minierfliege. Die Bauern müssen deshalb Zugang zu gesundem, qualitativ hochstehendem,<br />

erschwinglichem Saatgut haben (die Kosten dafür belaufen sich auf bis zu 50 % der Produktionskosten)<br />

und auch über geeignete Lager verfügen. Die richtige Bewässerung und Düngung gewährleistet<br />

eine gute Ernte, was die Bauern wiederum vor zu starken Preisschwankungen bewahrt.<br />

In Peru entwickelte das CIP Massnahmen, die den Kleinbauern halfen, ihre Kulturen im Cañete-Tal vor<br />

Minierfliegen zu schützen. Die natürlichen Feinde dieses Schädlings waren durch den massiven Einsatz<br />

von Insektenbeämpfungsmitteln dezimiert worden, was ein schwerwiegendes Ungleichgewicht im Ökosystem<br />

zur Folge hatte. Das Programm beinhaltet das Aufstellen von Fallen, mit denen die ausgewachsenen<br />

Fliegen angelockt und getötet werden, sowie die Wiedereinführung einer bestimmten Wespenart,<br />

welche die Parasiten angreift. Damit konnte der Einsatz von Pestiziden deutlich reduziert werden. Die<br />

Bauern sparten dadurch Geld, und die Umwelt kam wieder ins Lot.<br />

11 falscher Mehltau; Blätter, Stängel oder Knolle werden zerstört<br />

12 eine bakterielle Infektion, welche die Wurzeln im Boden und während der Lagerung faulen lässt<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –10 –


Die Kartoffeln sind für viele Bauern eine wichtige Einnahmequelle. In den Anden sind sie oft die einzige<br />

«cash crop» für die Kleinbauern. Im tropischen Bangladesh und Indien werden sie hauptsächlich als<br />

bewässerte «cash crop» angebaut.<br />

Besonders beliebt wegen ihrem hohen Verkaufspreis sind Kartoffeln bei den Bauern im Hochland Vietnams,<br />

wo sie als Zwischenkultur in Rotation mit Reis und Mais angebaut werden. Der Erlös für die<br />

Kartoffeln ist dabei etwa gleich hoch wie für Reis, und doppelt<br />

so hoch wie für Mais und Süsskartoffeln.<br />

Eine grosse Unsicherheit für die Bauern in Entwicklungsländern bringt der Klimawandel mit sich. Es<br />

würde den Rahmen dieser Arbeit weit sprengen, wollte ich mich zu den prognostizierten Problemen des<br />

Klimawandels äussern. Ich beschränke mich deshalb auf die aus dem Artikel «Inforesources» im FOCUS<br />

No. 1/08 dargestellten Zahlen, die aufzeigen, welche Veränderungen bei der Produktion von Kartoffeln<br />

in der Zeit von 2040 bis 2059 zu erwarten sind, je nachdem, ob es den Bauern gelingt, ihre Produktionstechniken<br />

den veränderten Klimabedingungen anzupassen oder nicht.<br />

Durch den Klimawandel hervorgerufene Veränderung potentieller Erträge in den Jahren 2040-2059<br />

Abbildung 4<br />

Durch den Klimawandel<br />

China<br />

Indien<br />

Russland<br />

Bolivien<br />

Peru<br />

Nepal<br />

USA<br />

-32.8<br />

-22.2<br />

-23.1<br />

-24<br />

-18.3<br />

-13.8<br />

-8.8<br />

-2.5<br />

-5.7<br />

-5.9<br />

Quelle: findarticles.com/p/articles/mi_qa4069/is_200307/ai_n9246054/print<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

8.4<br />

5.8<br />

22.1<br />

Ohne Anpassung Mit Anpassung<br />

76.8<br />

Seite –11 –


In all diesen Regionen gibt es auch Gebiete, in denen klimabedingt der Ertrag steigen wird; vor allem,<br />

wenn Adaptionsmassnahmen getroffen werden.<br />

Wie sich der Kartoffelanbau in und für die Bauern in unterentwickelten Länder unter den zu erwartenden<br />

klimatischen Veränderungen entwickeln wird, kann man heute nicht sagen, da helfen Modellberechnungen<br />

und Prognosen wenig. Zu erwarten ist, dass Bauern, die bereits heute kritische Verhältnisse für<br />

ihren Kartoffelanbau in ihren Regionen vorfinden, sich in Zukunft nach anderen Farmprodukten umschauen<br />

müssen. Die meisten Bauern werden zu Anpassungen gezwungen. Zum Beispiel: «Kann durch<br />

eine Mulchauflage 13 eine höhere organische Substanz im Boden erreicht werden. Dadurch kann der<br />

Boden mehr Wasser speichern, es gibt folglich weniger Oberflächenabfluss und Erosion und die Pflanze<br />

hat mehr Wasser zum wachsen zur Verfügung.» 14<br />

Bauern in Entwicklungsländer erzielen bis zu 70% geringere Erträge als solche in Industrienationen.<br />

Der Grund dafür liegt darin, dass diesen Bauern meistens das Geld für Produktionsmittel und moderne<br />

Maschinen fehlt und das Land mangels optimierter Fruchtfolge nicht so fruchtbar ist.<br />

Es ist offensichtlich, dass gerade die Bauern in den unterentwickelten Ländern auf Unterstützung<br />

durch Organisationen wie DEZA und CIP dringend angewiesen sind.<br />

13 unverrottete organische Materialien<br />

14 Zitat aus: Inforessources FOCUS No 1/08<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –12 –


4. Die Bedeutung der Kartoffel in den Industriestaaten<br />

Während die Erfolgsgeschichte der Knolle vor rund 8000 Jahren in Peru ihren Anfang nahm, kennt man<br />

sie in Europa erst, seit sie von den spanischen Eroberern im Laufe des 16. Jahrhunderts mitgebracht wurde.<br />

Sie gilt deswegen als Neophyt 15 . Damals hielten die Europäer die Kartoffel für giftig und pflanzten sie<br />

lediglich als Ziergewächs in ihren Gärten an. Erst im 18. Jahrhundert begann man in Europa, Kartoffeln<br />

tatsächlich zu essen. In der Schweiz tauchten die ersten Knollen 1590 über Schweizergardisten zuerst in<br />

Glarus und später im Botanischen Garten von Basel auf. 50 Jahre später wurden in Überstorf im Kanton<br />

Freiburg die ersten feldmässigen Kulturen angelegt.<br />

In Mitteleuropa hat sich der Kartoffelkonsum in den vergangenen 50 Jahren etwa halbiert. Die einstige<br />

Nahrung der armen Leute wurde durch prestigeträchtigere Lebensmittel wie Fleisch ersetzt, obwohl dies<br />

Uebergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Störungen des Fettstoffwechsels fördert. Aber trotz des<br />

Konsumrückgangs wird in Europa immer noch die Hälfte aller Kartoffeln weltweit geerntet. Grösster<br />

Produzent war 2006 mit 70 Millionen Tonnen allerdings China, gefolgt von Russland, Indien und der<br />

Ukraine. Die weltweite Ernte ist in den letzten zehn Jahren um 4,5 % gestiegen.<br />

Kartoffelproduktion 2007<br />

Anbaufläche (ha) Menge (t)<br />

Afrika 1 502 695 16 323 530<br />

Asien/Ozeanien 8 744 049 137 226 926<br />

Europa 7 492 010 129 395 767<br />

Lateinamerika 971 935 16 124 302<br />

Nordamerika 614 972 22 625 958<br />

Weltweit 19 325 661 321 696 483<br />

Quelle: www.potato2008.org<br />

Abbildung 5<br />

Auch in den industrialisierten Ländern ist die Kartoffel von wichtiger Bedeutung, denn rund die Hälfte<br />

der Kartoffelernte landet in industriell verarbeiteten Produkten (Knabbergebäck, Fritten, Püreepulver,<br />

Tiefkühlgerichte, etc.). Allein in Deutschland landen jedes Jahr etwa 650’000 Tonnen der Kartoffelstärke<br />

in der Papier-, Textil- und Klebstoffindustrie. Die Kartoffelstärke dient weiter zur Herstellung von<br />

Tierfutter, Alkohol, Folien, Druckpapieren, Zahnpasta, Puder, Trockenshampoo, Seife, Waschpulver,<br />

Klebstoff, Wäschestärkemittel und Wellpappe.<br />

Auf der folgenden Seite stelle ich eine sogenannte Deckungsbeitragsrechnung auf, um darzustellen,<br />

welche Rohmargen 16 der Kartoffelproduzent in Europa mit dem Anbau verschiedener Kulturen erwirtschaftet.<br />

Diese Analyse soll zeigen, welche Kulturen der europäische Bauer auf Grund der zu erwartenden<br />

Eträge am liebsten anbaut. Da Subventionen und Prämien (welche die Analyse schon deshalb nicht<br />

berücksichtigen kann, weil sie in jedem Land unterschiedlich sind) in der Landwirtschaft eine sehr grosse<br />

Rolle spielen, darf diese Analyse nur mit Vorsicht interpretiert werden.<br />

15 Pflanzen, die vom Menschen nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus in Europa eingeführt<br />

wurden, genau so wie unter anderem Tabak und Tomate<br />

16 Ertrag abzüglich variable Kosten<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Afrika<br />

Asien<br />

Europa<br />

Südamerika<br />

Nordamerika<br />

Weltweit<br />

10.86<br />

15.69<br />

17.27<br />

16.58<br />

16.64<br />

t pro ha<br />

36.79<br />

t pro ha<br />

Seite –13 –


Abbildung 6<br />

Die «Deckungsbeitragsrechnung» zeigt deutlich, warum die Bauern in den Industrieländern gern Kartoffeln<br />

anbauen. Stellt man die Deckungsbeiträge (Rohmarge) der einzelnen Produkte (ohne Berücksichtigung<br />

von Subventionen oder Prämien) gegenüber, so schneidet die Kartoffel mit einem Deckungsbeitrag<br />

von 1,438 Euro pro ha am besten ab.<br />

Abbildung 7<br />

Deckungsbeitrag<br />

Marktleistung<br />

Speisekartoffel<br />

Zuckerrüben<br />

Winterraps<br />

Winterweizen<br />

Wintergerste<br />

Sonnenblumen<br />

Körnererbsen<br />

Ackerbohnen<br />

Körnermais<br />

Deckungsbeitrag<br />

Ertrag pro ha<br />

Speisekartoffel<br />

Zuckerrüben<br />

Winterraps<br />

Winterweizen<br />

Wintergerste<br />

Sonnenblumen<br />

Körnererbsen<br />

Ackerbohnen<br />

Körnermais<br />

38<br />

66<br />

59<br />

27 34<br />

32 23<br />

34 21<br />

91<br />

40<br />

Quelle: http://www.lfl.bayern.de/ilb/db/14249<br />

1438<br />

1329<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

155<br />

73<br />

14<br />

-52<br />

-165<br />

556<br />

537<br />

805<br />

820<br />

731<br />

769<br />

1511<br />

956<br />

907<br />

1377<br />

2708<br />

Deckungsbeitrag ha Variable Kosten<br />

22<br />

16<br />

15<br />

386<br />

660<br />

Ertrag pro ha Bruttopreis (in EU pro 100 kg)<br />

11<br />

4<br />

Seite –14 –


4.1 Die Bedeutung der Kartoffel in der Schweiz im zweiten Weltkrieg<br />

Der Grund, weshalb ich diesen Ausführungen viel Platz widme, liegt darin, dass ich die sogenannte<br />

«Anbauschlacht» von Bundesrat Wahlen (es gibt dazu den Schweizer Dokumentarfilm «Friedrich Traugott<br />

Wahlen und die Anbauschlacht») als beeindruckendes Beispiel dafür halte, wie sich die Kartoffel in<br />

schweren Krisen zur Bekämpfung der Hungersnot etablieren kann.<br />

Der erste Weltkrieg war von der schweizerischen Bundesregierung mangelhaft vorbereitet. Fast panikartig<br />

erhielt der Bundesrat beinahe unbeschränkte Vollmachten. Trotzdem blieb die Lebensmittelversorgung<br />

absolut ungenügend. Erst als 1917 die Importe zusammenbrachen, verfügte der Bundesrat über eine<br />

Vergrösserung der Kartoffelanbaufläche (um 12’000 ha). Der Mangel an Nahrungsmitteln liess die Preise<br />

steigen und drängte die Bürger in die Schulden. Aus dieser sozialen Not ist auch der Landesstreik 1918<br />

zu verstehen. Die Fehler und Mängel aus dem ersten Weltkrieg hatten einen Lernprozess zur Folge, der<br />

für den zweiten Weltkrieg von grosser Bedeutung war.<br />

Im Jahre 1940 bis 1944 war die Schweiz von den Achsenmächten Deutschland und Italien praktisch<br />

eingeschlossen. Auch wenn die Schweiz selbst im zweiten Weltkrieg immer an der Neutralität festhielt,<br />

musste sie auf das Schlimmste, nämlich einen Blitzkrieg, vorbereitet sein. General Henri Guisan bereitete<br />

die Schweizer auf einen solchen Blitzkrieg vor. Um einen solchen Kampf überleben zu können, braucht<br />

das Volk in erster Linie ausreichende Nahrungsreserven, die vor Beginn des Krieges zur Verfügung stehen<br />

sollte. Dieses hohe Ziel verlangte von der Landesregierung rasches und bedachtes Handeln.<br />

Im zweiten Weltkrieg wurden die Lebensmittel in der Schweiz knapp und sehr viele Artikel des täglichen<br />

Gebrauchs wurden rationiert. Zucker, Teigwaren, Hülsenfrüchte, Reis, Weizen- und Maisgriess, Mehl,<br />

Hafter- und Gerstenprodukte, Butter, Speisefette und -öle ab 1939. Textilien, Schuhe, Seife, Waschmittel<br />

ab Dezember 1940. Kaffee, Käse und Eier im Jahre 1941. Frischmilch, Fleisch, Honig und Konfitüre<br />

im Jahre 1942. Schockolade ab Juni1943. Die Brotration betrug vom Oktober 1942 – Februar 1944 nur<br />

225 g / Tag, ab 1. März 1944 250 g / Tag, allerdings unter Beimischung von Kartoffelmehl.<br />

Einem Mann schuldet die Schweiz im Blick auf die äusserst prekäre Lage im 2. Weltkrieg ganz besonderen<br />

Dank: Friedrich Traugott Wahlen (1899–1985), Professor für Landwirtschaft an der ETH Zürich<br />

und späterer Bundesrat. Traugott Wahlen war ein weitsichtiger Mann und plante bereits in den Dreissigerjahren<br />

die Selbstversorgung der Schweiz mit Grundnahrungsmitteln. Während des zweiten Weltkrieges<br />

wurde die «Anbauschlacht» von ihm mit viel persönlichem Engagement geführt. Dabei wurden sogar<br />

die Grünanlagen in Städten zur Anpflanzung von Kartoffeln, Zuckerrüben und Getreide genutzt, so dass<br />

der Selbstversorgungsgrad von 52% (1939) auf 72% (1945) gesteigert werden konnte.<br />

Sicher, eine Verdreifachung der Herstellung von Nahrungsmittel, die damals notwendig gewesen wäre,<br />

um diesen Plan durchzuführen, gelang nicht. Aber Wahlen’s «Anbauschlacht» bewahrte die Schweiz vor<br />

einer Versorgungskatastrophe. Ja, man kann sagen, dass die Schweizer Bauern ihr Land damals vor einer<br />

regelrechten Hungersnot bewahrten. Die Kartoffel war das Grundnahrungsmittel, das am häufigsten<br />

produziert wurde und somit eine sehr wichtige Rolle spielte.<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –15 –


Friedrich Traugott Wahlen, Professor für Landwirtschaft an der ETH Zürich und im Jahre 1958 zum<br />

Bundesrat gewählt wurde, erstellte mit seinen Mitarbeitern der landwirtschaftlichen Produktions-<br />

kataster 17 , den Plan Wahlen, bekannt als die Anbauschlacht.<br />

Abbildung 8<br />

Dieser Plan, der am 1.April 1938 als Bundesgesetz eingeführt wurde, sollte die Nachfrage der Nahrung<br />

decken, indem man die Produktion von den Grundnahrungsmitteln<br />

stark erhöhte. Doch für die Bauern wäre es nicht möglich<br />

gewesen, alles alleine zu machen. Darum verpflichtete dieses Gesetz<br />

nicht nur die Bauern, die eigenes bebaubares Land besassen, anzubauen,<br />

sondern fügte die allgemeine Arbeitspflicht ein. Dies betraf<br />

auch Lehrlinge und Studenten. So entstanden in vielen Gemeinden<br />

Anbauwerke. Auch Industrien mit mehr als 20 Angestellte wurden<br />

verpflichtet, zwei Aren (=200 m 2 ) pro Kopf anzubauen. Gegen<br />

Ende des Krieges, um 1944, beteiligten sich ungefähr 4500 Unternehmen<br />

mit ca. 450’000 Angestellten mit einer Gesamtfläche von<br />

etwa 100’000 ha. Diese Vergrösserung der Anbaufläche war nur<br />

möglich, durch Nutzung kleinster bebaubaren Flächen, wie zum<br />

Beispiel Sport- oder öffentliche Plätze (Bundeshaus in Bern, Tonhallenplatz<br />

in Zürich) und natürlich jeden Garten. Überall mussten<br />

Kartoffeln angepflanzt werden, in jeder Tramschlaufe, auf jedem Fussballfeld.<br />

Abbildung 9<br />

In dieser Zeit war die Kartoffel neben dem Brotgetreide und dem Gemüse das wichtigste<br />

Grundnahrungsmitel.<br />

17 eine Landkarte der ca. 3000 Gemeinden, die Auskunft über die Bearbeitbarkeit und Produktionskraft ihres Bodens gibt<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –16 –


Professor Keller, der diese Kriegsjahren miterlebt hat, lässt auch heute keinen Zweifel an der Bedeutung<br />

der Kartoffel:<br />

„Diese Knolle ist das geeignete Nahrungsmittel, um das Volk in der Kriegszeit vor einer Hungersnot zu bewahren“.<br />

In diesen kurzen aber angstvollen Jahren, wo der Plan Wahlen eingeführt wurde, leisteten vor allem die<br />

Bauernfamilien Grosses. Während der Familienvater an der Front stand, blieben die Mutter und Kinder<br />

zu Hause, um die Produktion von Nahrungsmitteln (Kartoffel, Brotgetreide) zu steigern und somit den<br />

Plan Wahlen durchzuführen.<br />

Zweifelsfrei spielte die Kartoffel in der Schweiz im zweiten Weltkrieg eine sehr wichtige Rolle. Das<br />

anfängliche Misstrauen der Bauern behinderte den Plan Wahlen zwar zunächst. Doch sie mussten diese<br />

Knolle akzeptieren und seither gilt die Kartoffel auch in der Schweiz als eines der beliebtesten Nahrungsmittel.<br />

Hätte der Plan Wahlen auch ohne Kartoffel funktioniert? Professor Keller beantwortet die Frage deutlich:<br />

„Nein, wenn die Kartoffel nicht wäre, hätte Traugott Wahlen seine Zielvorstellung nicht annähernd geschafft“.<br />

Ueberdies wusste damals niemand, wie lang der Krieg dauern würde“ und fügte dazu noch ein passendes<br />

Zitat von Max Frisch: an: „Wir haben nicht gehungert, aber wir sind schlanker geworden.“<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –17 –


5. Fazit<br />

Zusammenfassend kann ich die Frage<br />

Was macht die Kartoffel zu einem so wertvollen Nahrungsmittel – und dies sowohl in notleidenden<br />

als auch wirtschaftlich gut entwickelten Ländern?<br />

wie folgt beantworten:<br />

— Die Kartoffel gilt als sehr gesund. Sie besteht bis zu 80 % aus Wasser, welches grosse Bedeutung für<br />

den Körper hat. Daneben ist Stärke ihr Hauptbestandteil. Mit etwa drei Prozent Eiweiss ist sie eine<br />

sehr wichtige Proteinlieferantin, die ausserdem essentielle Aminosäuren erzeugt. Sie enthält praktisch<br />

kein Fett, dafür reichlich Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphat. Sie beinhaltet pro Gewichtseinheit<br />

viermal mehr Vitamin C als Aepfel oder Birnen. Hinzu kommt eine Vielzahl von Vitaminen<br />

(A, B1, B2, B3, B6 und K).<br />

— Ueber 85 % der Kartoffel sind für den menschlichen Verzehr geeignet, während es beim Getreide<br />

beispielsweise nur 50 % sind.<br />

— Die Kartoffel wächst schneller als jede andere Kulturpflanze und weist die beste Flächeneffizienz bei<br />

der Produktion von Eiweissbedarf in Entwicklungsländern auf, braucht weniger Platz und gedeiht in<br />

den meisten Klimazonen.<br />

— Die Kartoffeln wachsen auch in hohen Lagen und unter unwirtlichen Bedingungen. Nur wenige<br />

Nahrungsmittel liefern einen vergleichbar hohen Ertrag an Nährstoffen pro Anbaufläche. Deshalb ist<br />

der Kartoffelanbau ganz besonders für den Kleinbauer in den unterentwickelten Ländern von grosser<br />

wirtschaftlicher Bedeutung.<br />

— Die Kartoffel spielt in Ländern, wo Menschen hungern, eine immer wichtigere Rolle, denn sie kann<br />

auch in grossen Mengen auf kleinere Feldern angebaut werden, egal ob in den Bergen oder in der<br />

Wüste.<br />

— Für die Bauern in den Industrieländern ist der Anbau von Kartoffeln wirtschaftlich interessant,<br />

welches ich bei der Tabelle 2 Deckungsbeitragsrechnung klar aufzeige. Anhand dieser Tabelle erkennt<br />

man, dass die Kartoffel, im Vergleich mit anderen Nahrungsmitteln, abzüglich den variablen Kosten,<br />

am meisten Ertrag ergibt. Somit ist es ein Nahrungsmittel, welches bei vielen Bauern und Industrien<br />

beliebt ist.<br />

— Die Vielfältigkeit der Zubereitungsmöglichkeiten und die ungeheure Artenvielfalt der Kartoffel ist<br />

beeindruckend.<br />

— Die Basiszubereitung der Kartoffelspeise ist ausgesprochen einfach.<br />

— In den industrialisierten Ländern landet rund die Hälfte der Kartoffelernte in der industriellen Verarbeitung.<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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6. Quellenverzeichnis<br />

Literatur<br />

— Wahlen, F. T. (1945) „DAS SCHWEIZERISCHE ANBAUWERK 1940-1945“, Gebr. Fretz AG.<br />

Zürich<br />

— Maurer Peter (1985) „ANBAUSCHLACHT, Landwirtschaftspolitik. Plan Wahlen, Anbauwerk 1937-<br />

1945“, Chronos<br />

Internet<br />

— http://www.art.admin.ch/aktuell/<br />

— http://de.wikipedia.org/<br />

(Allgemeine Information und Definitionen)<br />

— http://www.deza.ch/<br />

(Allgemeine Information über die Kartoffel, Mittwoch, 6. August 2008)<br />

— http://www.potato2008.org/en/world/index.html<br />

(Statistik für Kartoffelproduktion, Mittwoch, 1. Oktober 2008)<br />

— http://www.tapatapatu.de/<br />

(Allgemeine Information zur Kartoffel, Montag 8. September 2008)<br />

— http://www.fitnesswelt.de(Genaue Angaben zur Nahrungsmittelzusammensetzung,<br />

Freitag, 15. August 2008)<br />

— http://www.pommedeterre.org/<br />

(Bilder zur Kartoffel, Montag, 13. Oktober 2008)<br />

Medien<br />

— „Friedrich Traugott Wahlen und die Anbauschlacht“ (2007), beim Verein „F.T. Wahlen und Anbauplan“<br />

in 3532 Mirchel bei Zäziwil gekauft.<br />

Zeitungsartikel<br />

— Schweizer Bauer Dossier, „F.T. Wahlens Erbe“, Samstag, 3. November 2007<br />

— Schweizer Bauer Dossier, „Anbauschlacht“, Samstag, 11. November 2006<br />

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Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –19 –


7. Eigenständigkeitserklärung<br />

„Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit eigenständig und ohne unerlaubte fremde Hilfe erstellt<br />

habe und dass alle Quellen, Hilfsmittel und Internetseiten wahrheitsgetreu verwendet wurden und<br />

belegt sind“<br />

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Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

Seite –20 –


8. Anhang<br />

8.1 Abkürzungsverzeichnis<br />

— CIP: Centro internacional de la Papa, in Peru<br />

— DEZA: Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, in der Schweiz<br />

— FAO: Food and Agriculture Organization of the United Nation<br />

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Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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8.2 Interview Fragen über die Schweiz im 2. Weltkrieg mit Herrn Ernst Keller<br />

1. Was spielte die Kartoffel für eine Rolle?<br />

2. Was war der Unterschied zwischen der Kartoffel und der anderen Nahrungsmitteln? Was war speziell?<br />

3. Hat die Kartoffel (Plan Wahlen) Leben gerettet, oder hätte es auch ohne funktioniert?<br />

4. Welche Arten benutzten sie?<br />

5. Spielte die Höhe (m.ü.M.) eine Rolle?<br />

6. Gab es Widerstand der Bauern? Oder akzeptierten sie die Kartoffel?<br />

7. War die Kartoffel beliebt? (beliebteste?)<br />

8. Wie reagierten die Achsenmächte? War es geheim? Allgemein Ausland, wie reagierten sie,<br />

wussten sie es?<br />

9. Hatte Wahlen den Plan selber erfunden?<br />

10. Von wem hatte Wahlen den Auftrag bekommen? Selber ?<br />

1. Was spielte die Kartoffel für eine Rolle?<br />

Sie spielte eine grosse Rolle. Die Kartoffel enthält 80kcal pro 100gramm und kann somit 5-10mal besser<br />

ernähren als Grasland. Man kann sie roh essen, Weizen hingegen nicht. Sie einfach anzubauen im eigenen<br />

Garten. Der durchschnittliche Konsum von Kartoffel eines schweizer Bürgers lag bei 45 kg pro Jahr.<br />

Aber in den Kriegszeiten (1939–1944) stiegen sie auf ca. 65 kg. Mit der Kartoffel kann man eine Zeit<br />

lang ohne Probleme lösen. Als Herr E. Keller in Lima (Peru) war und das CIP (Center International of<br />

Potato) besuchte, hatte er einen Schüler, der seit zehn Jahren nur Kartoffel ass. Das Resultat: keine Mangelerscheinung.<br />

Herr E. Keller sieht heutzutage die Kartoffel auf der ganzen Welt als Lösung.<br />

2. Was war der Unterschied zwischen der Kartoffel und der anderen Nahrungsmitteln?<br />

Was war speziell?<br />

Der Unterschied ist, dass die Kartoffel mehr Kalorien produziert. Zum Beispiel enthält die Sojaknolle<br />

auch viele Kalorien, aber sie ist ungenieessbar und nicht überall anbaubar. Bei Mais ist das Verarbeiten<br />

beschwerlich. Vor dem zweiten Weltkrieg produzierte man 250kg Kartoffeln auf einer Aare. Nach dem<br />

Plan Wahlen wurde diese Zahl verdoppelt auf 500kg pro Aare. Mit diesem Ertrag konnte man zehn<br />

Personen ernähren. Bei der Anbauschlacht musste es rasch gehen! Darum will Herr E. Keller dass die<br />

Bereitschaft der Bauern erhalten bleibt.<br />

3. Hat die Kartoffel (Plan Wahlen) Leben gerettet, oder hätte es auch ohne funktioniert?<br />

Wenn die Kartoffel nicht gewesen wäre, hätte der Plan Wahlen nicht funktioniert, sagt Herr E. Keller.<br />

Doch auch Traugott Wahlen sagte, dass ohne diese Knolle seinen Plan nie hätte realisieren können.<br />

Niemand wusste wie lang der Krieg gehen würde. Durch die Kartoffel lebte man gesünder. Die Kinder in<br />

den Schulen hatten viel weniger Karies und das Volk nahm dies zur Kenntnis. Auch die Selbstversorgung<br />

stiegen um 20%. Also man sieht, dass die Kartoffel einige Veränderung bewirkt hatte.<br />

Die Kartoffel rettete keine Leben, jedoch verhinderte sie eine Hungersnot.<br />

Passendes Zitat von Karl Marx: «Wir haben nicht gehungert, aber wir sind schlanker geworden.»<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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4. Welche Arten benutzten sie?<br />

Sie benutzten nur die gezüchteten, die gewöhnliche Arten. Namen wie Ackersegen, Foran oder Erdgold<br />

waren die beliebtesten.<br />

5. Spielte die Höhe (m.ü.M.) eine Rolle?<br />

Der grösste Feind der Kartoffel in der Schweiz waren die Pfirsichblattleuse. Diese Käfer befanden sich<br />

in tieferen Regionen (400-800m.ü.M.). Darum wollte man die Kartoffeln höher anpflanzen, weil diese<br />

Käfer nicht weit fliegen können. Jedoch nützte dies nichts, weil man bemerkte, dass sie durch den Wind<br />

in die höheren Gebieten getragen wurden. Die geeignete Höhe liegt zwischen 800 und 1300 m.ü.M.<br />

6. Gab es Widerstand der Bauern? Oder akzeptierten sie die Kartoffel?<br />

Ja es gab Widerstand. Am Anfang hatten die Bauern ihre Bedenken damit, dass diese Knolle sie vor einer<br />

Hungersnot retten würde. Ein weiteres Problem war, dass durch den Plan Wahlen die Produktion der<br />

Bauern eingeschränkt wurde, also hauptsächlich Kartoffeln produzieren müssen. Es war ein Freiheitsentzug,<br />

aber es war notwendig und für das Wohl der Bevölkerung gedacht. Die Rede von Friedrich Traugott<br />

Wahlen und die Einklammerung der Schweiz im zweiten Weltkrieg durch die Deutschen und Italienern,<br />

realisierte das schweizer Volk die Notlage, in der sie sich befand. Es öffnete ihnen die Augen und machte<br />

sich an die Arbeit. Aber nicht nur die Bauern waren verpflichtet zu arbeiten, sondern auch die Industrien,<br />

die mehr als 20 Angestellte besassen. Jeder Arbeitsnehmer musste zwei Aaren mit Nahrungsmittel (hauptsächlich<br />

Kartoffel) realisieren.<br />

Mehr als eine halbe Million Arbeitsnehmer beteiligten sich an der Anbauschlacht und bewiesen ihre<br />

Solidarität zu ihrem Land. Dies war ein wichtiger Fortschritt und im Laufe des Krieges lernten sie die<br />

Kartoffel zu schätzen.<br />

7. War die Kartoffel beliebt?<br />

Nach dem Krieg wurde die Kartoffel zum beliebtesten Nahrungsmittel und wurde geschätzt.<br />

8. Wie reagierten die Achsenmächte? War es geheim?<br />

Der Plan Wahlen war nicht geheim und die Achsenmächte kannten es.<br />

9. Hatte Wahlen den Plan selber erfunden?<br />

Friedrich Traugott Wahlen hatte sich schon früher, im Jahre 1938, über eine solche Situation und wie<br />

man dementsprechend handelt Gedanken gemacht. Der Plan Wahlen war seine Erfindung mit Hilfe<br />

seiner Mitarbeiter, wie zum Beispiel Herr Bieri, der den Produktionskataster entwickelte.<br />

10. Von wem hatte Wahlen den Auftrag bekommen?<br />

Traugott Wahlen hatte seine Idee schon bevor er den Auftrag bekommen hatte. Er entwickelte seine<br />

Ideen mit seinen Leuten im Stillen. Als das Volk bereit war in der Notlage einen Vorschlag aufzunehmen,<br />

schlug Traugott Wahlen seinen „Plan Wahlen“ vor. Er hielt es jedoch noch geheim, weil die Idee für die<br />

Behörden undurchführbar war.<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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8.3 Interview mit Mr. Stapelton über die Kartoffel in Peru<br />

1. Hat die Kartoffel Peru schon mal von einer Hungersnot gerettet?<br />

2. Wann war die Krisenzeit? Warum?<br />

3. Was waren die Folgen?<br />

4. Wie wurde die Krise bewältigt? Welche Rolle spielte die Kartoffel?<br />

5. Wie verhielt sich der Kartoffelpreis in diesen Zeiten?<br />

6. Was passiert mit den restlichen Nahrungsmitteln, wenn die Kartoffel das<br />

«billigste» Nahrungsmittel ist?<br />

7. Wie verhielten sich die Kartoffelnproduzenten? Zeit des Terrorismus.<br />

8. Wie veränderte sich Kartoffel nach der Krisezeit?<br />

9. Haben die Schwankungen der Kartoffelpreise Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft Perus gehabt?<br />

10. Gibt es ein wichtigeres Nahrungsmittel als die Kartoffel?<br />

11. In welche Länder wird die Kartoffel exportiert?<br />

1. Hat die Kartoffel Peru schon mal von einer Hungersnot gerettet?<br />

Ja, sie hat Peru mehrmals gerettet. Dies ist die Geschichte der Kartoffel in Peru. Es ist ein Nahrungsmittel,<br />

welches bei den Armen beliebt ist. Sie ist sehr einfach anzupflanzen. Man kann sie fast überall anpflanzen,<br />

so ungefähr bis 3000m.ü.M. Sie gibt eine gute Ernte/Gewinn verglichen zu anderen Produkten<br />

wie z.B. Getreide. Peru war immer auf Kartoffeln angewiesen. Heute, wenn Peru anfängt Geld zu verdienen,<br />

kaufen sie Reis. Aber wenn sie wieder kein Geld mehr haben, wechseln sie wieder zu Kartoffeln.<br />

Also man sieht, Kartoffeln sind immer die Rettung/Lösung/Notfallessen vom Land Peru.<br />

2. Wann war die Krisenzeit? Warum?<br />

Vor ungefähr 20 Jahren (ca. 1989) hatte der peruanischer Staat von Peru nicht richtig funktioniert und<br />

die Inflation war sehr hoch (ca. 500%). Das waren harte und schlechte Zeiten. In dieser Zeit war die<br />

Terroristengruppe Sendero Luminoso (=leuchtender Pfad) in Aktion. Sie töteten viele Bürger mit Waffen,<br />

vor allem mussten die Andenbewohner darunter leiden.<br />

Die Wirtschaft wurde nicht richtig verwaltet, es gab „incenomic factors“ und die Kosten um zu leben<br />

waren sehr hoch, somit waren die Bürgern (die armen Leute) dazu gezwungen Kartoffel zu kaufen. Weil<br />

die Kartoffel immer vorhanden (ganzes Jahr) und sehr billig sind, isr es das geeignete Nahrungsmittel.<br />

3. Was waren die Folgen?<br />

Die Regierung verlor die Macht und wurde ersetzt. Dieser Moment wurde von Wirtschaft und Bevölkerung<br />

ausgenützt und began Reis zu kaufen.<br />

4. Wie wurde die Krise bewältigt? Welche Rolle spielte die Kartoffel?<br />

Es war eigentlich nur ein militärischer Kriegseinsatz. Sie fingen den Anführer und zerstörten die Aufruhr.<br />

Die Mitglieder von Sendero Luminoso versperrten die Handelswege der kleinen Dörfern, hauptsächlich<br />

in den Anden. Die Terroristen überfielen sogar die Handelslieferungen. Somit waren diese kleinen<br />

Dörfern von der Aussenwelt isoliert. Schlussendlich bekamen die grösseren Dörfer oder Städte weniger<br />

Nahrungsmittel von diesen isolierten Dörfern. In dieser Zeit gewan die Kartoffel grosse Bedeutung, weil<br />

jedes Dorf Kartoffeln anbauen konnten und sich somit selber ernähren konnte.<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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5. Wie verhielt sich der Kartoffelpreis in diesen Zeiten?<br />

Der Preis der Kartoffel änderte sich in den letzten 20 Jahren kaum.<br />

6. Was passiert mit den restlichen Nahrungsmitteln, wenn die Kartoffel das „billigste“<br />

Nahrungsmittel ist?<br />

Bürger kaufen nur kleine Mengen der übrigen Nahrungsmittel (Fisch, Mais, Reis, usw.). Die Andenbewohner<br />

essen am Morgen ein paar Eier mit kalte Kartoffeln. Am Mittag essen sie fast nur Kartoffel, am<br />

Abend kochen sie eine Suppe aus Kartoffeln, mit vielleicht ein wenig Fleisch, Gemüse oder Käse. Dies<br />

ist ein typisches Tagesmenu der Andenbewohner.<br />

7. Wie verhielten sich die Kartoffelnproduzenten? Zeit des Terrorismus.<br />

Die Bauern in den Anden flüchteten vor den Terroristen oder blieben im Dorf zurück. Sie konnten sich<br />

nicht wehren, weil sie keine Krieger sind. Sie kämpften nicht und hatten nur zwei Lösungen zur Auswahl:<br />

flüchten oder bleiben. Es gab nur wenige die zurückblieben. Die meisten Bauern flüchteten in die<br />

Städte, wie zum Beispiel in die Hauptstadt, Lima. Diese Wanderung begann in der Zeit der Terroristengruppe<br />

Sendero Luminoso(1980-1992).<br />

8. Wie veränderte sich Kartoffel nach der Krisezeit?<br />

Nach der Zeit von Sendero Luminoso begann das Agrikulturministerium mit der Entwicklung von neuen<br />

krankheitsresistenten Kartoffelsorten, als auch die Mengenerhöhung mit den dazuoptimierten Düngemitteln<br />

Durch dieses Verfahren stieg die landesweite Produktion langsam an und die Produktionskosten<br />

nahmen ab, weil der Ausschussanteil (Abfall) sank, wie auch die Kosten der Chemie. Die Produktion<br />

stieg und die Kosten sanken.<br />

Andererseits kamen bei guten Ernten zu viele Kartoffeln auf den Markt und die Preise sanken.<br />

9. Haben die Schwankungen der Kartoffelpreise Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft<br />

Perus gehabt?<br />

Nein, weil sie nicht exportiert, sondern vom eigenem Land gebraucht wird. Darum haben die Schwankungen<br />

der Kartoffelpreise keinen Einfluss auf die Gesamtwirtschaft. Die wichtigste Wirtschaftsbereich<br />

liegt in der Minenindustrie (Gold, Silber, usw.), Textilindustrie und im Devisenrückfluss von Peruanern,<br />

die im Ausland arbeiten. Die Kartoffel hingegen hat keinen wesentlichen Bedeutung auf die Wirtschaft.<br />

10. Gibt es ein wichtigeres Nahrungsmittel als die Kartoffel?<br />

Nein, die Kartoffel ist das wichtigste Nahrungsmittel für die Bevölkerung (innenwirtschaftlich). Reis hat<br />

ebenfalls Bedeutung, jedoch ist es teurer und darum unter der Kartoffel ausgesiedelt.<br />

11. In welche Länder wird die Kartoffel exportiert?<br />

Nur in südamerikanischen Länder wie Bolivien, Equador oder Chile. Nach USA werden keine Kartoffel<br />

exportiert, weil Amerikaner selber Kartoffeln anpflanzen.<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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8.4 Interview mit Señor Carlos Ochoa über die Kartoffel in Peru<br />

Señor Carlos Ochoa erklärte mir die heutige Situation der Kartoffel. Ich stellte ihm keine direkte Frage,<br />

sondern er erzählte mir alles, was ihm wichtig erschien:<br />

Wir produzieren in Peru soviel Kartoffeln, wie die Nachfrage ist. Im Konsum der Kartoffel gibt es kein<br />

Problem. Peru importiert keine Kartoffel vom Ausland. Peru produziert so viel Kartoffel wie wir brauchen<br />

und die Mehrheit der Produktion liegt im Hochgebierge (Anden). An der Küste produziert man<br />

sehr wenig Kartoffeln. Peru hat Probleme, wie Krankheiten und Plagen, aber das kann man kontrollieren,<br />

mit gewissen Methoden die wir kennen. In der Zukunft brauchen wir für die Erhaltung eines gutgeführten<br />

Kartoffelbaus moderne Technologien mit entsprechenden Düngemittel und Insektizide.<br />

Dies müssen wir alles importieren. Die Kosten dieser Produkte sind so hoch, dass man die Produktion<br />

der Kartoffel reduziert. Dies ist noch keine Krisenzeit, aber wir sind auf dem Weg dahin. Wie löst man<br />

dieses Problem?<br />

Dies muss die heutige Regierung lösen, wobei die heutige wirtschaftliche und politische Lage dieses Landes,<br />

so wie der Umgang mit den finanziellen Ressourcen, zurzeit sehr belastet ist.<br />

Peru ist ein 3.Welt-Land. Zum Glück ist der Angriff des Kartoffelfeindes „Numero 1“ der Pilz in den<br />

höheren Gebieten (3500 – 4000 m.ü.M.) nicht so schlimm. Diesen Pilz nennt man HIELO FUNGO-<br />

SO.<br />

Dieser Pilz HIELO FUNGOSO entstand aus einem Pilz, der in Deutschland entdeckt wurde<br />

(im 19. Jahrhundert) und ist vor allem eine Plage in den Tälern am Meer bis hinauf 2000m.ü.M. Dieser<br />

Pilz ist der Feind Nummer eins auf der ganzen Welt. Um diesen Pilz zu kontrollieren muss man das geeignete<br />

Mittel dafür finden, das die Kartoffel von diesem Pilz erlöst. Dieses Mittelgift findet man in USA,<br />

nicht in Deutschland oder Europa, sondern nur in den USA. Dieses Mittel ist für die Kartoffelbauern zu<br />

teuer und sie können darum nicht mehr die geeignete Menge an Kartoffeln herstellen. Dies ist ein grosses<br />

Problem in der Kartoffelwirtschaft in Peru. Wird das Getreide mehr konsumiert als die Kartoffel in Peru?<br />

Nein, der Preis des Getreides steigt und somit das Brot. Der Weizenpreis ist enorm gestiegen. Aus diesem<br />

Grunde kostet das Brot heute mehr. Die Universität von Molina empfahl vor mehr als 20 Jahren, dass das<br />

Brot nicht allein von Weizenmehl hergestellt werden sollte, sondern aus einer Mischung von Brotmehl.<br />

Derzeit wird die Angelegenheit wieder aufgegriffen. Aber es existiert nicht eine so große Nachfrage nach<br />

Brot, das aus einer Mischung zweier Mehle, d.h. aus Kartoffeln und Weizen, hergestellt wird, als nach<br />

dem Brot, das ausschließlich Weizenmehl enthält. Wir produzieren nicht große Weizenmengen, sondern<br />

führen den Weizen von außen ein, was kostspielig ist. Es handelt sich um eine wirtschaftliche Angelegenheit.<br />

Dass Perú nicht genügende Mengen von Weizen produziert, beruht darauf, dass dieses Land<br />

nicht mit anderen konkurrieren kann, die Weizenproduzenten sind, wie zum Beispiel Argentinien, USA<br />

und Australien, in deren Ebenen Weizen angebaut wird. Perú kann einfach nicht mit diesen Ländern<br />

konkurrieren.<br />

Was jedoch für Ihre These wichtig sein kann, ist ein grundlegender Gesichtspunkt bezüglich der Produktion<br />

der Kartoffel in diesem Lande. Um was handelt es sich? Perú hat nicht eine geeignete Einstellung für<br />

die Produktion eines gesunden Kartoffelnkeims.<br />

<strong>Solanum</strong> <strong>Tuberosum</strong> – Die Bedeutung der Kartoffel in Industrie- und Entwicklungsländer<br />

Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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Im Hochland besteht eine Vielfalt von Ursprungskrankheiten. Aus diesem Grunde ergibt sich von dem<br />

Anbau des von dort stammenden Saats schon ein Spross; es handelt sich jedoch um einen kranken<br />

Samen. Holland, obwohl es ein kleines Land ist, beherrscht wirtschaftlich die Produktion der Kartoffel<br />

in fast ganz Europa. Warum? Weil es eine außerordentliche Organisation in der Produktion des Kartoffelsamens<br />

hat und dies eine große Auswirkung bewirkt. Bespiel: eine gesunde Kartoffel aus Perú (ohne<br />

Krankheiten, d.h. ohne Viren x y). Wenn Sie aus dem Kartoffelsamen, welcher für die Produktion bestimmt<br />

ist, diese Krankheiten entfernen, werden Sie anstatt von 4 Tonnen Kartoffeln 20 Tonnen ernten.<br />

Dieses Verfahren existiert nicht in Perú.<br />

Es sind jedoch Pflanzschulen vorhanden, die die Landwirte der Küste (Canete, Ica und Nordenzonen)<br />

dahingehend bearbeiten, dass die Kartoffelsorten, die viren- oder krankheitsverdächtig erscheinen, entfernt<br />

werden. So erzeugen sie einen mehr oder weniger geeigneten Kartoffelsamen. Sie haben bereits<br />

ihre Kunden im Hochland (Landwirte, welche die Kartoffeln dort anbauen und produzieren). Dieses ist<br />

teurer aber ertragbringender.<br />

Es ist kaum zu glauben, dass in diesem Lande vor ungefähr vierzig Jahren die erste Kartoffelsorte durch<br />

genetische Methoden erzeugt wurde. Die gesamten Kartoffeln, die im Küstengebiet, sowie im mittleren<br />

und hohen Hochland angebaut wurden, waren heimisch (Erbschaft unserer Ahnen). Im Jahre 1996 wurde<br />

die erste nationale Sorte produziert, die sich<br />

“Nacimiento“ nennt. Erst eine Produktion von 8 bis 9 Tonnen, die sich später auf 25 Tonnen und mehr<br />

erweiterte, Boom. Es war jedoch kein zertifizierter Keim vorhanden; mit der Zeit wurden Mängel an<br />

dieser Sorte sichtbar. Es existieren bis zum jetzigen Zeitpunkt über 50 Sorten, jedoch stets mit dem sanitären<br />

Problem.<br />

In Perú gibt es viel Hunger, wirtschaftliche Ungleichheiten, Armut, obwohl es ein außergewöhnlich<br />

reiches Land ist. Man kann dies am Wappen beobachten: Mineralien (Goldhorn mit Münzen) / das Tier<br />

(die Vikunja = Wolle) und die Vegetation (Amazonas). Es ist jedoch ein Land, dass nicht die Ressourcen<br />

hat, um seine Reichtümer zum Fortschritt einzusetzen.<br />

Die mächtigen Länder, wie z.B. USA und Japan, kaufen Mineralien, setzen aber selber die Preise fest. Die<br />

pflanzlichen Ressourcen (Edelholz wie Mahagoni, Zeder) des Amazonas werden von unlauteren Leuten<br />

(Holzhändlern) vernichtet, die nicht die offizielle Erlaubnis zur Abholzung haben. Unsere Erziehung ist<br />

sehr arm im Vergleich mit derjenigen von Europa, und wir werden nicht vorwärts kommen. Die Ursache<br />

hierfür liegt an den Schulen, den Universitäten; es besteht keine grundlegende Ausbildung für die Nutzung<br />

der vorhandenen Reichtümer.<br />

Die Kartoffel wird von Holland aus nach über 80 Ländern exportiert.<br />

Wie Du siehst, handelt es sich nicht allein um eine Angelegenheit der Kartoffeln und ihrer Krankheiten,<br />

sondern besonders um das ganze System.<br />

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Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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Welche ist Eure Meinung über die Ursprungskartoffel im peruanischen Markt?<br />

Die Ursprungskartoffel belegt die erste Stelle in der Ernährung von Perú, vor allem im Hochland. Einige<br />

dieser Sorten gelangen in die Marktplätze und Supermärkte von Lima. Es besteht keine Konkurrenz mit<br />

irgendeiner zertifizierten Kartoffelsorte. Beispiel: Die gelbe Kartoffel – Qualität „Super“ – wird ausschließlich<br />

in den Anden produziert. Aber der Transport nach Lima ist sehr kostspielig.<br />

Die Kartoffel «Huayro», die größte laut Ochoa. Es ist eine 100% Ursprungskartoffel ohne jegliche Einführung<br />

einer genetischen Technik. Wir kennen sie erst seit 25 Jahren, es handelt sich um eine Sorte, die<br />

aus der zentralen hohen Andenregion hervorging, die Mischung zweier Sorten, die in der Natur erfolgte.<br />

Das Problem der Vielfalt für hohe kulinarische Qualität beruht auf der geringen Produktionsmenge für<br />

den großen Bedarf. Im Absatzmarkt ist nicht die Qualität sondern die Quantität maßgebend.<br />

— Oktober 2008 Alexander Esser —<br />

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Alexander Esser – 20. Oktober 2008<br />

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