View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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3 Neue Lösungsansätze zur dezentralen Entschwefelung von Mitteldestillaten<br />
3.4 Selektive Oxidation<br />
Ein weiterer Weg zur Entschwefelung ist die Selektivoxidation. In einem ersten Prozessschritt<br />
werden die Schwefelverbindungen selektiv zu den entsprechenden Sulfoxiden und<br />
Sulfonen oxidiert. Die anschließende Abtrennung der Schwefelverbindungen vom behandelten<br />
Kraftstoff ist durch die höhere Polarität der oxidierten Verbindungen deutlich einfacher.<br />
Dies erfolgt meist durch die Adsorption an einem festen Adsorbens oder mit einer Extraktion,<br />
so dass häufig die Regeneration des Adsorbens, bzw. des Extraktionsmediums als zusätzlicher<br />
Prozessschritt anfällt [11, S. 452ff.]. Es gibt verschiedene Ansätze zur selektiven Oxidation<br />
der Schwefelverbindungen, von denen jedoch keiner über den Labormaßstab hinaus<br />
entwickelt ist. Dazu gehören die Oxidation mit Sauerstoffplasmen, die Photooxidation, die<br />
Oxidation mit Peroxiden sowie biologische Verfahren.<br />
3.4.1 Plasmaentschwefelung<br />
3.4.1.1 Grundlagen<br />
Als Plasma werden ionisierte Gase bezeichnet, die neben neutralen Teilchen auch freie Ionen<br />
und Elektronen enthalten. Bei der selektiven Oxidation der Schwefelverbindungen mit<br />
Sauerstoffplasmen wird an einer Kraftstoffoberfläche durch eine hohe elektrische Ladung ein<br />
Sauerstoff-Niederdruckplasma erzeugt [97].<br />
3.4.1.2 Stand der Technik<br />
Bei einem Betriebsdruck von weniger als 100 mbar (abs) muss die Kraftstofftemperatur auf<br />
-50°C abgesenkt werden, um den Dampfdruck des Kraftstoffs abzusenken, da Reaktionen in<br />
der Gasphase reaktionshemmend wirken. Für die Reaktion sind in dem Plasma nur der atomare-<br />
und der Singulett-Sauerstoff relevant. Während atomarer Sauerstoff keine Selektivität<br />
für Schwefelverbindungen aufweist und hauptsächlich mit Kohlenwasserstoffen zu Alkoholen<br />
reagiert, ist Singulett-Sauerstoff inert gegenüber Kohlenwasserstoffen und oxidiert ausschließlich<br />
Schwefelverbindungen. Die Oxidationsprodukte sind im Ausgangsmaterial nahezu<br />
unlöslich und werden als separate Phase abgeschieden [98].<br />
3.4.1.3 Bewertung<br />
Für die kommerzielle Anwendung ist das Verfahren derzeit nicht geeignet. Vor einer technischen<br />
Umsetzung müssen weitere Grundlagenexperimente durchgeführt werden:<br />
Die Plasmaerzeugung ist so zu optimieren, dass der Anteil an molekularem Sauerstoff<br />
und damit die Teiloxidation des Kraftstoffs minimiert werden.<br />
Für die wirtschaftliche Nutzung des Verfahrens muss die Betriebstemperatur mindestens<br />
20°C betragen, um auf aufwändige Kühlverfahren zu verzichten. Daher muss eine Anwendung<br />
von Normal- oder Hochdruckplasmen entwickelt werden, um für die Reaktion<br />
einen ausreichend geringen Dampfdruck des Kraftstoffs zu gewährleisten.<br />
Laboruntersuchungen mit realen Destillatkraftstoffen sind erforderlich, um die Übertragbarkeit<br />
der Versuchsergebnisse mit Modellkraftstoffen und Rohöl auf reale Mitteldestillate<br />
abzuschätzen.<br />
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