View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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2 Grundlagen und Technik der Entschwefelung<br />
20<br />
Reaktion RH 0 298 / (kJ/mol)<br />
Diethylsulfid + 2 H2 2 Ethan + H2S -69 bis -71<br />
Thiophen + 2 H2 1,3-Butadien + H2S -10 bis -11<br />
Benzothiophen + 2 H2 Styren + H2S -13 bis -18<br />
Dibenzothiophen + 2 H2 Biphenyl + H2S -24 bis -44<br />
Tab. 2-8: Standardreaktionsenthalpien für die hydrierende Entschwefelung [37, S. 9]<br />
Obwohl sich die hydrierende Entschwefelung in der Raffinerietechnik seit über 50 Jahren<br />
bewährt hat, stößt die Technologie aufgrund der immer geringeren Schwefelgrenzwerte für<br />
Benzin und Dieselkraftstoffe heute an ihre Grenzen. Kraftstoffe mit immer niedrigeren<br />
Schwefelgehalten erfordern höhere Temperaturen, Drücke und Verweilzeiten, was in immer<br />
größeren Reaktoren und gesteigerten Kosten resultiert.<br />
Der Anwendung der konventionellen hydrierenden Entschwefelung von Mitteldestillaten in<br />
mobilen Brennstoffzellensystemen stehen folgende Aspekte entgegen:<br />
Gegen die Anwendung der hydrierenden Entschwefelung in der Gasphase spricht die<br />
Einbindung in das Brenngaserzeugungssystem des IEF-3. Der Reformer ATR-8 ist derzeit<br />
für die Zufuhr von flüssigem Kraftstoff ausgelegt. Da der entschwefelte Kraftstoff hinter<br />
der Gasphasenentschwefelung kondensiert werden müsste, bevor er im Reformer erneut<br />
verdampft wird, ist der Einsatz der Hydrierung in der Gasphase nicht sinnvoll.<br />
Die direkte Verwendung des Produktgasstroms der Hydrierung in der Gasphase ist in<br />
einem autothermen Reformer nicht möglich. Der überschüssige Wasserstoffanteil im<br />
Gasstrom würde im Reformer mit dem zugeführten Luftsauerstoff reagieren und hätte zu<br />
hohe Temperaturen im Reformer zur Folge.<br />
Die Hydrierung im Rieselbettreaktor ist lageabhängig. Die gleichmäßige Verteilung der<br />
Gas- und Flüssigphase wird durch Erschütterungen und die Neigung des Reaktors im<br />
mobilen Einsatz gestört.<br />
In einem mit Kerosin betriebenen Brennstoffzellensystem ist kein reiner Wasserstoffstrom<br />
für die Hydrierung verfügbar. Beim Einsatz der autothermen Refomierung enthält der getrocknete<br />
Reformatstrom nach der Shiftreaktion etwa 42 % (Vol) Wasserstoff. Folglich ist<br />
ein deutlich erhöhter Druck erforderlich, um den erforderlichen Wasserstoffpartialdruck zu<br />
erreichen.<br />
Da der Wasserstoffgehalt im zugeführten Gasstrom durch die Hydrierungsreaktion weiter<br />
abgesenkt wird, kann das überschüssige Reformatgas nicht direkt rezykliert werden. Die<br />
Rezyklierung hätte eine weitere Abreicherung des Wasserstoffgehaltes zur Folge. Daher<br />
ist ein zusätzlicher apparativer Aufwand zur Anreicherung des Wasserstoffgehaltes im<br />
rezyklierten Gas erforderlich.<br />
Die Rückführung des überschüssigen Gases erfordert hohen energetischen und apparativen<br />
Aufwand. Neben der Komprimierung muss in einem zusätzlichen Reinigungsschritt<br />
der Schwefelwasserstoff abgetrennt werden.