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V. Schallwellen in Flüssigkeiten und Gasen

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V. <strong>Schallwellen</strong> <strong>in</strong> <strong>Flüssigkeiten</strong> <strong>und</strong> <strong>Gasen</strong><br />

<strong>Schallwellen</strong> <strong>in</strong> <strong>Flüssigkeiten</strong> <strong>und</strong> <strong>Gasen</strong> s<strong>in</strong>d immer longitud<strong>in</strong>ale Wellen,<br />

da diesen Medien ke<strong>in</strong>e Querkräfte (Scherkräfte, Torsionskräfte) übertragen<br />

können. Betrachten wie e<strong>in</strong>e Schallwelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rohr mit e<strong>in</strong>em Gas mit<br />

dem statischen Druck p 0 gefüllt. Genau wie bei der longitud<strong>in</strong>alen Schallwelle<br />

auf e<strong>in</strong>em Stab s<strong>in</strong>d die Gasmoleküle <strong>in</strong> der Schallwelle komprimiert oder<br />

expandiert :<br />

~<br />

pmax<br />

s(z)<br />

~<br />

pmax<br />

Die lokale Kompression bzw. Expansion führt zu Druckschwankungen,<br />

dem Schallwechseldruck ~<br />

p , der die wichtigste die Schallwelle<br />

charakterisierende Größe ist. Oben s<strong>in</strong>d die Orte des maximalen Schallwechseldrucks<br />

~<br />

p mit e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

max<br />

z<br />

1


Wir betrachten e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausschnitt:<br />

V<br />

∆V<br />

~<br />

p(z)<br />

~<br />

p(z<br />

z z +∆z<br />

∆s<br />

+ ∆z)<br />

Der Schallwechseldruck habe das Volumen V um ∆V zusammengedrückt. auf das<br />

Volumen V wirkt e<strong>in</strong>e resultierende Kraft F:<br />

F = A{ ~ p(z)<br />

-<br />

~<br />

p(<br />

z + ∆z)}<br />

d~<br />

p<br />

= − A⋅<br />

∆z<br />

dz<br />

Wir müssen hier e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausflug <strong>in</strong> das elastische Verhalten von<br />

<strong>Flüssigkeiten</strong> <strong>und</strong> <strong>Gasen</strong> machen:<br />

A<br />

2


Das elastische Verhalten von <strong>Gasen</strong> <strong>und</strong> <strong>Flüssigkeiten</strong> wird alle<strong>in</strong> durch die Größe<br />

K, den Kompressionsmodul beschrieben, der die Druckänderung dp erzeugt<br />

durch e<strong>in</strong>e Volumenänderung dV angibt:<br />

V, p<br />

dV<br />

dp<br />

dp = −K<br />

dV<br />

V<br />

Wir können <strong>in</strong> dieser Gleichung dp durch ~<br />

p ersetzen, also:<br />

~ ∆V<br />

∆s<br />

p = −K<br />

= −K<br />

= −K<br />

V ∆z<br />

ds<br />

dz<br />

zusammen ergibt sich:<br />

d~<br />

2<br />

p d s<br />

F = − A⋅ ∆z<br />

= A⋅<br />

K ∆z<br />

2<br />

dz dz<br />

(siehe Zeichnung oben)<br />

3


Wie immer erzeugt diese Kraft e<strong>in</strong>e Beschleunigung a der Masse ∆m im<br />

Volumen ∆V:<br />

2<br />

2<br />

d s d s<br />

F = ∆ma<br />

= ρ(<br />

A∆z)<br />

= A⋅<br />

K ∆z<br />

2<br />

2<br />

dt dz<br />

2<br />

d s<br />

2<br />

dt<br />

oder:<br />

=<br />

K<br />

ρ<br />

2<br />

d s<br />

2<br />

dz<br />

Das ist e<strong>in</strong>e Form der berühmten Wellengleichung, mit ähnlichen Gleichungen<br />

werden alle Wellen beschrieben.<br />

4


Mit dem üblichen Ansatz für die longitud<strong>in</strong>ale Auslenkung erhält man:<br />

s(<br />

z,<br />

t)<br />

d<br />

d<br />

d<br />

2<br />

2<br />

2<br />

= s<br />

s(<br />

z,<br />

t)<br />

2<br />

dt<br />

s(<br />

z,<br />

t)<br />

2<br />

dz<br />

s(<br />

z,<br />

t)<br />

2<br />

dt<br />

0<br />

cos( ωt<br />

−<br />

= −ω<br />

= −k<br />

2<br />

2<br />

⎛ ω<br />

= ⎜<br />

⎝ k<br />

2<br />

2<br />

s<br />

s<br />

0<br />

0<br />

cos( ωt<br />

−<br />

⎞ d<br />

⎟<br />

⎠<br />

cos( ωt<br />

−<br />

2<br />

kz)<br />

s(<br />

z,<br />

t)<br />

2<br />

dz<br />

kz)<br />

kz)<br />

also<br />

zusammen :<br />

Für die Phasengeschw<strong>in</strong>digkeit vph, genannt auch die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

cs, folgt hieraus:<br />

cs<br />

=<br />

K<br />

ρ<br />

Ähnliche Formeln kann man auch für alle anderen Wellen ausrechnen, für e<strong>in</strong>e<br />

gespannte Gitarrensaite gilt z.B. :<br />

cs<br />

=<br />

σ<br />

ρ<br />

mit der mechanischen Spannug σ=F/Α<br />

5


K <strong>und</strong> ρ s<strong>in</strong>d für Gase stark temperaturabhängig, nach der Theorie der idealen<br />

Gase folgt: (M :Molmasse Gas, R:Gaskonstante,<br />

κRT<br />

cs = κ: Adiabatenexponent)<br />

M<br />

Beispiele für Schallgeschw<strong>in</strong>digkeiten gibt die Tabelle:<br />

Wasser 1,49<br />

Luft<br />

(10 5 Pa; 20 °C)<br />

Wasserstoff H 2<br />

(10 5 Pa; 20 °C)<br />

c s (km/s)<br />

0,331<br />

1,28<br />

Da <strong>Schallwellen</strong> <strong>in</strong> Luft im täglichen Leben sehr wichtig s<strong>in</strong>d, wollen wir uns<br />

diese Wellen im nächsten Kapitel noch e<strong>in</strong>mal genauer ansehen.<br />

6


<strong>Schallwellen</strong>, technisch<br />

Wie oben abgeleitet, gilt für die longitud<strong>in</strong>alen Schallauslenkung:<br />

s(z, t) = s0<br />

cos( ωt<br />

− kz)<br />

Daraus folgt für die Geschw<strong>in</strong>digkeitsamplitude (oder Schallschnelle)<br />

v~ ( t, z)<br />

= −ω<br />

s s<strong>in</strong>( ωt<br />

− kz)<br />

0<br />

v~ = s&<br />

Den Schallwechseldruck erhalten wir unter Benutzung der Bewegungsglch. von<br />

oben:<br />

~ 2<br />

dp<br />

d s dv~<br />

− = ρ = ρ 2<br />

dz dt dt <strong>und</strong> Integration:<br />

~ ~ dv~<br />

2<br />

p = ∫ dp<br />

= −ρ∫<br />

dz = ρω s0<br />

dt ∫<br />

2<br />

ω s<br />

= −ρ<br />

k<br />

0<br />

s<strong>in</strong>( ωt<br />

− kz)<br />

cos( ωt<br />

− kz)<br />

dz<br />

7<br />

:


Es gibt also e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen Zusammenhang zwischen der Schallschnelle<br />

<strong>und</strong> dem Schallwechseldruck:<br />

~ p = ρ<br />

cs<br />

Für die Schallwelle ergibt sich also folgendes Bild:<br />

p 0<br />

v~<br />

s(z)<br />

v~ ( z)<br />

~ p(<br />

z)<br />

8<br />

Stehende <strong>Schallwellen</strong> kann man sehr schön <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mit Korkstaub gefüllten<br />

Rohr sichtbar machen:<br />

z


Vorführung K<strong>und</strong>tsche Staubfiguren<br />

In e<strong>in</strong>em geschlossene Rohr erzeugen wir e<strong>in</strong>e stehende Schallwelle:<br />

~<br />

λ/2<br />

v~ ( z)<br />

An den Knoten der Schallschnelle sammelt sich das Korkpulver.<br />

Die Knoten ersche<strong>in</strong>en im Abstand von λ/2. Die Staubfiguren kann man benutzen,<br />

um Wellenlängen usw. auszumessen.<br />

Die Schall<strong>in</strong>tensität I s spielt <strong>in</strong> der Technik e<strong>in</strong>e große Rolle, deshalb wollen wir<br />

sie hier etwas genauer betrachten.<br />

9


Schall<strong>in</strong>tensität<br />

Wie weiter oben allgeme<strong>in</strong> abgeleitet, geht man bei der Berechnung der Intensität<br />

zunächst von der Energie der Welle aus, die k<strong>in</strong>etische Energie e<strong>in</strong>e schw<strong>in</strong>genden<br />

Teilmasse der Schallwelle ist gegeben durch:<br />

E k<strong>in</strong><br />

wk<strong>in</strong><br />

wk<strong>in</strong><br />

=<br />

=<br />

=<br />

1<br />

2<br />

2<br />

v~<br />

1<br />

ρ<br />

2<br />

1<br />

ρ<br />

4<br />

m<br />

2<br />

v~<br />

2<br />

v~<br />

0<br />

Die Dichte der k<strong>in</strong>etischen Energie ist dann:<br />

Die mittlere k<strong>in</strong>etische Energiedichte (gemittelt über e<strong>in</strong>e<br />

ganze Schw<strong>in</strong>gung) ist damit:<br />

Die potentielle Energie der Welle hat noch e<strong>in</strong>mal denselben<br />

Betrag w , damit gilt für die<br />

k<strong>in</strong> = w pot<br />

Intensität I:<br />

1 2 1 2<br />

I = cs<br />

wges<br />

= cs<br />

2 wk<strong>in</strong><br />

= cs<br />

ρ v~<br />

0 = cs<br />

ρ ω s<br />

2 2<br />

2<br />

0<br />

10


Schallpegel<br />

Der Zusammenhang zwischen der natürliche E<strong>in</strong>heit für die Intensität W/m 2<br />

<strong>und</strong> der <strong>in</strong> der Technik üblichen Bezeichnung Dezibel (dB) ist<br />

gegeben durch die Def<strong>in</strong>ition des Schallpegels L:<br />

I<br />

−12<br />

W<br />

L = 10⋅ log mit I0<br />

= 10 ; =<br />

2<br />

I<br />

m<br />

0<br />

[ L]<br />

dB ( Dezibel)<br />

Der Gr<strong>und</strong> für diese Def<strong>in</strong>ition ist, daß die die “Hörschwelle“ des Menschen<br />

ca. bei I 0 liegt <strong>und</strong> das Ohr die Schall<strong>in</strong>tensitäten “logarithmisch“<br />

wahrnimmt. D.h die “gehörte“ Lautstärke ist proportional zu log(I). Anders gesagt<br />

hört e<strong>in</strong> Mensch 10 Staubsauger doppelt so laut wie e<strong>in</strong>en Staubsauger <strong>und</strong><br />

für 1000 Staubsauger schätzt er e<strong>in</strong>e vierfachen Schall<strong>in</strong>tensität ab.<br />

(Weber-Fechnersches Gesetz)<br />

11


Beispiele für Schallpegel<br />

Hörschwelle 0<br />

Flüstern 20<br />

Staubsauger (2m Abst.) 60<br />

Hauptverkehrsstr. (Gehst.) 80<br />

L(dB)<br />

startender Jet (50 m Abst.) 140<br />

Irreversible Schäden am Ohr >100<br />

Schmerzschwelle 120<br />

Technische Frequenzbereiche<br />

Infra- Hörbarer Ultraschall Hyperschall<br />

schall Schall<br />

20 Hz 20kHz 1GHz 1 THz<br />

12


Doppler-Effekt<br />

<strong>Schallwellen</strong> <strong>in</strong> Luft werden von Luftschw<strong>in</strong>gungen übertagen <strong>und</strong> sowohl der<br />

Empfänger E als auch die Schallquelle Q können sich gegenüber der Luft<br />

bewegen. Das führt zu Änderungen der von E wahrgenommenen Frequenz<br />

(Dopplereffekt)<br />

Demonstration Dopplereffekt mit rotierender Sirene<br />

Wir betrachten zunächst die Schallwelle bei ruhendem E <strong>und</strong> Q:<br />

cs Q E<br />

ν0 λ0 ν‘<br />

E hört die <strong>in</strong> der Zeite<strong>in</strong>heit λ0<br />

/ cs = T0<br />

genau e<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gung,<br />

d.h. die gehörte Frequenz ist gleich der gesendeten<br />

13


Bewegter Empfänger<br />

Jetzt soll sich E auf Q mit der Geschw<strong>in</strong>digkeit v E zu bewegen:<br />

Q<br />

c s<br />

E<br />

ν0 λ0 ν‘<br />

E hört die <strong>in</strong> der Zeite<strong>in</strong>heit λ0<br />

/( cs<br />

+ vE<br />

) genau e<strong>in</strong>e<br />

Schw<strong>in</strong>gung, d.h. die gehörte Frequenz ν‘ ist höher als die<br />

gesendete ν0: cs<br />

vE<br />

v<br />

ν '=<br />

( cs<br />

+ vE<br />

) / λ0<br />

= ( 1+<br />

) = ν 0(<br />

1+<br />

λ c c<br />

0<br />

s<br />

v E<br />

Genauso hört E e<strong>in</strong>e niedrigere Frequenz wenn er sich von Q mit VE weg bewegt:<br />

vE<br />

' 0(<br />

1 )<br />

c<br />

− =ν ν<br />

s<br />

E<br />

s<br />

)<br />

14


Wenn v E>c s ist wird ν‘ negativ. Das ist unphysikalisch <strong>und</strong> bedeutet, daß<br />

der Schall gar nicht bei E ankommt.<br />

Bewegter Sender<br />

Jetzt soll E ruhen <strong>und</strong> Q sich mit v Q auf E zu bewegen :<br />

c s<br />

Q E<br />

v Q<br />

ν0 λ‘< λ0 ν‘<br />

Jetzt erzeugt die Quelle Wellenzüge mit der Wellenlänge<br />

λ'<br />

= λ − v T<br />

E hört jetzt die erhöhte Frequenz ν‘ =cS/λ‘ also:<br />

cs<br />

1<br />

ν'=<br />

cs<br />

/ λ'=<br />

= ν0[<br />

]<br />

λ v T v<br />

0 − Q 0<br />

Q<br />

( 1−<br />

)<br />

c<br />

0<br />

Q<br />

0<br />

s<br />

15


Genauso gilt, wenn sich E von Q mit v Q weg bewegt:<br />

1<br />

ν '=ν<br />

0[<br />

v<br />

( 1+<br />

c<br />

Q<br />

s<br />

]<br />

)<br />

Man kann auch den Empfänger <strong>und</strong> die Quelle sich gleichzeitig bewegen lassen<br />

<strong>und</strong> erhält ganz allgeme<strong>in</strong> (+ bzw. – Vorzeichen def<strong>in</strong>iert wie oben):<br />

ν'=<br />

ν<br />

0<br />

v<br />

( 1m<br />

c<br />

[<br />

v<br />

( 1±<br />

c<br />

E<br />

s<br />

Q<br />

s<br />

)<br />

]<br />

)<br />

Vorführung Dopplereffekt aus Fendt<br />

16


Machscher Kegel<br />

Die Gleichung mit der bewegten Quelle enthält noch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten<br />

Grenzfall, nämlich den Fall v Q>c s mit negativem Vorzeichen für v Q<br />

Das ist der Fall der Bewegung mit Überschallgeschw<strong>in</strong>digkeit. Formal wird<br />

ν‘


Die Schallfronten liegen auf e<strong>in</strong>em Kegel gegeben durch<br />

α<br />

s<strong>in</strong>( ) =<br />

2<br />

s c<br />

v<br />

Q<br />

“Machscher Kegel“<br />

Wenn Q sich gerade mit c s bewegt, entsteht e<strong>in</strong>e sehr hohe Verdichtung am<br />

Machschen Kegel, genannt der “Überschallknall“.<br />

Experiment Wellenwanne<br />

Albert: Überschallknall<br />

18


ebene Welle<br />

Phasengeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Intensität<br />

Eigenschw<strong>in</strong>gungen<br />

Wellengleichung<br />

Zusammenfassung Wellen<br />

ψ(z, t) = Acos( ω t - kz)<br />

vPh = ω/<br />

k = λν<br />

= v w<br />

ν<br />

I ph<br />

vPh n =<br />

2<br />

d s<br />

=<br />

dt<br />

2L<br />

( n<br />

<strong>Schallwellen</strong> 2<br />

2<br />

Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Luft<br />

Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Seilwellen<br />

Dopplereffekt<br />

Machscher Kegel<br />

cs<br />

=<br />

ges<br />

+ 1)<br />

2<br />

K d s<br />

ρ dz<br />

vPh<br />

=<br />

σ<br />

ρ<br />

v<br />

1m<br />

c<br />

ν '=<br />

ν 0[<br />

v<br />

( 1±<br />

c<br />

α cs<br />

s<strong>in</strong> =<br />

2 v<br />

n<br />

K κRT<br />

ρ M<br />

=<br />

Q<br />

E<br />

s<br />

Q<br />

s<br />

]<br />

)<br />

=<br />

0,<br />

1,...<br />

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