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In Putins Russland

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eigentlichen Todesstoß gegeben hat. Denken Sie nicht,<br />

dass ich da in irgendeiner Form übertreibe.<br />

»Konnte Putin wirklich keinen Kompromiss mit den<br />

Tschetschenen eingehen ? Mit diesen Terroristen ?«, fragt<br />

Tukai Walijewitsch immer wieder. »Wem hat seine Unbeugsamkeit<br />

denn genützt ? Wir zum Beispiel brauchen<br />

sie nicht. Und wir sind auch Staatsbürger.«<br />

<strong>In</strong> diesem Haus am Wolgograder Prospekt ist Tukai<br />

Walijewitsch der Einzige, der nicht weint, wenn er<br />

spricht. Rosa Abdulowna, seine Frau, Tanja, Timurs junge<br />

Witwe, und die siebenundachtzigjährige Großmutter<br />

können sich nicht beherrschen. Um die Erwachsenen herum<br />

kreist wie eine kleine Rakete Sonja, Timurs blonde,<br />

dreijährige Tochter, deren dritten Geburtstag Timur<br />

nicht mehr mitfeiern konnte.<br />

Der Tisch wird gedeckt, Sonja klettert auf den Stuhl –<br />

sonst ist sie zu klein – und nimmt die größte Tasse an<br />

sich : »Die gehört Papa. Das ist Papas Tasse ! Finger weg !«<br />

Ihre Worte sind fest und kompromisslos. Großmutter<br />

Rosa hat ihr erklärt, dass der Papa jetzt im Himmel ist,<br />

wie Großmutters Papa auch, und dass er nicht mehr<br />

kommen wird. Aber das Kind ist zu klein, um zu begreifen,<br />

warum er nicht kommen kann, wenn sie, sein Liebling,<br />

so sehr auf ihn wartet.<br />

»Ich habe daran geglaubt, dass der Staat etwas unternehmen<br />

wird«, sagt Tukai Walijewitsch. »Die ganzen<br />

drei Tage, fast bis zum Ende des Geiseldramas. Ich habe<br />

gedacht, die Sicherheitsdienste werden sich etwas einfallen<br />

lassen, mit denen verhandeln, irgendetwas verspre-<br />

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