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In Putins Russland

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Mischa nicht. Eigentlich brauchte er nur einen Zuhörer,<br />

der ihm Aufmerksamkeit schenkte.<br />

Er sprach die ganze Zeit vom Mönchtum, vom rechten<br />

Weg ins Kloster – und ich betrachtete ihn. Von dem<br />

jungen Mischa war fast nichts mehr geblieben, der Mann<br />

vor mir sah grau, alt und aufgedunsen aus. Nicht der<br />

geringste Abglanz seines früheren Talents, der besonderen<br />

Begabung. Nur noch Verbitterung über das Leben.<br />

Und jede Menge Lagerjargon. Zudem schwafelte er noch<br />

irgendwelchen banalen Unsinn über den Sinn des Lebens,<br />

von der Art, wie man ihn in primitiven Groschenheften<br />

für halbe Analphabeten findet. Ich konnte mir vorstellen,<br />

wie die Häftlingsbibliothek in der mordwinischen<br />

Strafkolonie ausgesehen hatte.<br />

»Hast du dir Arbeit gesucht ?«<br />

»Wo denn ? Die zahlen doch überall wenig und verlangen<br />

viel.«<br />

»So geht es uns allen jetzt … Man muss sich bescheiden<br />

lernen …«, fing ich an. Doch Mischa schnitt mir<br />

das Wort ab :<br />

»Ich will aber nicht sein wie alle.«<br />

Wenn er etwas reichlich auf Lager hatte, dann dieses<br />

»nicht wie alle«.<br />

»Wie steht’s bei dir mit dem Kloster ?«<br />

»Ich hab’s noch nicht geschafft. Dort gibt es auch eine<br />

Warteschlange und Kungelei. Man braucht Beziehungen.<br />

Mir hängt an, dass ich gesessen habe.«<br />

»Das verstehst du doch sicher … Du bist ja wirklich<br />

gerade erst entlassen worden.«<br />

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