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In Putins Russland

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größten »Gemeinschaftstöpfe« des Landes –, hatte er als<br />

kleiner Ganove keinen Zugang und musste sich deshalb<br />

sein Startkapital selbst besorgen.<br />

Das erste große Geld verdiente Fedulew leicht und<br />

schnell mit illegal abgefülltem Wodka, der in <strong>Russland</strong><br />

»Ballerwasser« hieß. Der Mechanismus war simpel. Im<br />

Gebiet Swerdlowsk mit seinen gottverlassenen Provinzstädtchen<br />

und kleinen Dörfern hatten ein paar Spirituosenfabriken<br />

die Sowjetära überlebt. <strong>In</strong> den ersten Jahren<br />

der Jelzin-Herrschaft waren sie dann, wie alle anderen<br />

Betriebe auch, so heillos heruntergewirtschaftet, dass<br />

jeder, der dem Direktor ein symbolisches Sümmchen<br />

in die Hand drückte, so viel Alkohol bekam, wie er nur<br />

transportieren konnte.<br />

Natürlich handelte es sich dabei um eine unverhohlene<br />

Ausplünderung der kleinen Staatsbetriebe, doch im<br />

damaligen postsowjetischen Leben war das normal. Die<br />

Menschen hungerten, um über die Runden zu kommen,<br />

und die eine Hälfte plünderte die andere aus, niemand<br />

nahm daran Anstoß. Jeder überlebte so gut er konnte,<br />

und wir meinten, das sei genau das Business, von dem<br />

wir geträumt hatten.<br />

Der fast umsonst erstandene Alkohol wurde dann<br />

in irgendwelchen Kellern in Flaschen abgefüllt und als<br />

billiger Wodka verkauft. Er ging weg wie warme Semmeln.<br />

Es gab damals noch keine Verbrauchssteuer für<br />

Alkohol, keine einschlägige Gesetzgebung, und die Miliz<br />

war machtlos, selbst wenn sie gegen den illegalen Vertrieb<br />

des »Ballerwassers« hätte angehen wollen. Doch sie<br />

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