6,6 cm HlGr 43
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6,6 cm HlGr 43
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6,6 <strong>cm</strong> <strong>HlGr</strong> <strong>43</strong><br />
von Ingo Kaim<br />
In den zurückliegenden Jahren wurden bei systematischen Räummaßnahmen der Schießbahnen der ehemaligen<br />
Heeresversuchsanstalt KUMMERSDORF verschieden Geschosse des Kalibers 6,6 <strong>cm</strong> gefunden.<br />
Es konnten fünf Ausführungen festgestellt werden die sich in der Körperlänge, der Form der Haube und des<br />
Geschosszapfens mit Bodenschraube unwesentlich unterschieden. Erhebliche Unterschiede bestanden jedoch in der<br />
Art der Führungsringe bzw. Drallleisten.<br />
Die Ausführungen waren mit Ausnahme der Ausf. B<br />
überwiegend aus Stahl gefertigt. Hier wurde ein<br />
Unterteil (3) aus Leichtmetall festgestellt, das einen 40<br />
mm breiten vorgeschnittenen „Führungsring“ aufwies.<br />
Die Geschosshülle (8) der Ausf. A war mit einem<br />
Leichtmetallring (1) versehen auf dem ein<br />
vorgeschnittener Messing-Führungsring (2) angebracht<br />
war. Die Geschosshüllen der übrigen Ausführungen<br />
weisen unterschiedlich breite geprägte Drallleisten auf<br />
(vergl. o.a. Foto). Alle Modelle waren inert gefüllt und<br />
unbezündert.<br />
Die Verwendung des Geschosses blieb zunächst<br />
ungeklärt, bis in zeitgenössischer Trivialliteratur ein<br />
Bericht über Hohlladungen gefunden wurde in dem<br />
(eher beiläufig) eine 6,6 <strong>cm</strong> Hohlladungsgranate für den<br />
Schießbecher der 2 <strong>cm</strong> Flak 38 erwähnt und dargestellt<br />
wurde, ohne jedoch den Aufbau des Zünders preiszugeben.<br />
Über den Schießbecher liegen bislang keine<br />
Erkenntnisse vor.<br />
Die Verwandtschaft zu den<br />
in KUMMERSDORF aufgefundenen<br />
Modellen ist<br />
unverkennbar.<br />
Außer der Sprengladung<br />
(12) (ohne weitere<br />
Angaben) ist die kleine<br />
Zündladung 34 (13) und<br />
das Zündhütchen 31 (blau)<br />
(14) zu erkennen.<br />
Aus anderer Quelle (siehe<br />
weiter unten) ist nunmehr<br />
auch der Aufbau des<br />
Zünders (15) bekannt.<br />
Er wurde der Gewehrpanzergranate<br />
(bzw. der<br />
große Gewehrpanzergranate.)<br />
entnommen.
Das Funktionsprinzip des Zünders (15) (vergleiche ggf.<br />
auch Faustpatronenzünder mit fünfeckigem Federring<br />
anstelle der Bandfeder) dürfte hinreichend bekannt<br />
sein.<br />
Die Eintragung „6,6 <strong>cm</strong> Hohlladungsgranate <strong>43</strong>“ unter<br />
der Gerätenummer 52 in der als GEHEIM eingestuften<br />
D 97/1*, Ausgabe vom 01.07.19<strong>43</strong> stellt einen weiteren<br />
(amtlichen) Aspekt im Zusammenhang mit den<br />
KUMMERSDORFer Funden dar.<br />
In einer Anlage zum Schreiben Wa.Prüf.2 Stab vom<br />
27.03.19<strong>43</strong> wird die Durchschlagsleistung von leichten<br />
Panzerabwehrwaffen gegenübergestellt. Auf einer<br />
Schussentfernung von 200 m wird für die „6,6 <strong>cm</strong><br />
Panzergranatpatrone“ der „6,6 <strong>cm</strong> Panzerbüchse“ bei<br />
einem Auftreffwinkel von 60° eine Durchschlagsleistung<br />
von 150 mm angegeben.<br />
Bruchstückweise vorliegender Schriftverkehr lässt<br />
erahnen, welche Unternehmen in diesen Zusammenhang<br />
tätig waren:<br />
Die geheime Aktennotiz Nr. 3065 der MAUSER-<br />
WERKE AG, Oberndorf vom 19.02.19<strong>43</strong> betrifft eine<br />
Besprechung über die 6,6 <strong>cm</strong> PzB an der auch<br />
Vertreter der GUSTLOFF-WERKE Suhl teilnahmen. Es<br />
werden konstruktive Änderungen dargelegt und u.a.<br />
ausgeführt: „ Fa. Mauser entwickelt zur Trennung von<br />
Rohr und Bodenstück in Teillasten eine neue<br />
Rohraufnahme, welche gleichzeitig Fa. Gustloff die<br />
Zurrung vereinfachen kann.“<br />
Die ebenfalls geheime Aktennotiz Nr. 3115 der<br />
MAUSER-WERKE AG, Oberndorf vom 17.03.19<strong>43</strong><br />
betrifft eine Besprechung vom 04.03.19<strong>43</strong> bei der Firma<br />
DWM, Posen. Hier wird u.a. ausgeführt: „ Mauser soll<br />
die Konstruktionsbedingungen und konstruktive<br />
Andeutungen für eine Lafette für die 6,6 <strong>cm</strong> PzB und 8<br />
<strong>cm</strong> PzB an Posen übersenden. DWM, Posen möchte<br />
nicht in die spanlose Verformung der von Gustloff<br />
entwickelten Lafette einsteigen, sondern lieber eine<br />
eigene Lösung vorschlagen.“<br />
Ob es zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen ist<br />
u. wie die Waffe ggf. aussah, ist z.Zt. noch unbekannt.<br />
Die Werkszeichnung 66H-4b der Firma POLTE,<br />
Magdeburg vom 18.01.19<strong>43</strong> zeigt den Aufbau der aus<br />
Stahl gefertigten 6,6 <strong>cm</strong> Patronenhülse. Die Zeichnung<br />
trägt auch den Vermerk: „(2 <strong>cm</strong> Wgr.Pz.)“ der ggf. auf<br />
das zugehörige Geschoss hinweisen soll.<br />
Die Werkzeichnung<br />
66G-3b vom 24.03.<strong>43</strong><br />
trägt den Vermerk<br />
„Staatsgeheimnis“ u.<br />
stellt die unten links<br />
skizzierte 6,6 <strong>cm</strong> Panzerbüchspanzergranate<br />
mit einem 12,3<br />
mm breiten Kupferführungsring<br />
(16) dar.<br />
Zeitgleich wurde die<br />
Zeichnung 66P-2b<br />
gefertigt. Sie zeigt<br />
einen Teilschnitt der<br />
6,6 Panzerbüchspanzergranatpatrone<br />
mit<br />
der Zündschraube C<br />
13 n.A. (18) und der<br />
(nicht näher bestimmten)<br />
Treibladung im<br />
Pulversäckchen (19).<br />
Sie trägt den Vermerk:<br />
„6,6 <strong>cm</strong> Pz.B.“.<br />
Trotz der teilweise holprigen Werksbezeichnungen darf<br />
unterstellt werden, dass es sich um die 6,6 <strong>cm</strong><br />
Panzergranate <strong>43</strong> (bzw. deren Patrone und deren<br />
Waffe) handelt die in der D 97/1* aufgelistet ist. Ob<br />
diese tatsächlich erprobt oder gar gefechtsmäßig<br />
eingesetzt wurde ist z.Zt. weiter unbekannt.<br />
Hinweise zur Aufklärung des Sachverhaltes sind<br />
willkommen!