Leitprogramm Quantenchemie
Leitprogramm Quantenchemie
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Institut für Verhaltenswissenschaft<br />
Eidgenössische<br />
Technische Hochschule<br />
Zürich<br />
Höheres Lehramt Universität Bern<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
Fach Chemie<br />
Institution Gymnasium (alle Typen)<br />
Klassenstufe 12. Schuljahr<br />
Bearbeitungsdauer 20 Schullektionen<br />
Autoren Günter Baars, Rocco Ciorciaro, Sonja Hitz, Frank<br />
Lang, René Schlegel, Peter Süess<br />
Betreuung<br />
Nachdruck<br />
Günter Baars<br />
der korrigierten 2. Fassung August 1994<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
2 Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
3 Wir sperren Elektronen ein<br />
4 Das Wasserstoffatom<br />
5 Was ist ein Molekül?<br />
6 Mehrelektronensysteme<br />
7 Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
8 Anhang<br />
Zeichnungen von Lil Caprez<br />
Das vorliegende Material ist urheberrechtlich geschützt. Ein Copyright ist erhältlich durch Prof. K.<br />
Frey, ETH Institut für Verhaltenswissenschaften, ETH-Zentrum, 8092 Zürich
Statements:<br />
Ohne Quantenmechanik ist ein Mensch nicht in der Lage, seine Umwelt und die Bedingungen<br />
seiner Existenz zu übersehen. (Er ist es wahrscheinlich auch mit der Quantenmechanik nicht<br />
vollständig!) Er mag antike Schriftsteller in der Orginalsprache oder Heidegger in deutscher<br />
Sprache verstehen, er ist trotzdem ungebildet: Er hat die wichtigste geistige Revolution unseres<br />
Jahrhunderts und einen wesentlichen Inhalt seiner Kultur verpaßt. Erstaunlicherweise<br />
wird dieses Bildungsgut unseren Jungen in den Mittelschulen immer noch vorenthalten.<br />
E. SCHUMACHER<br />
Es ist ein Vergehen an jungen Menschen, ihnen etwas beibringen zu wollen, was sie unmöglich<br />
verstehen können und, um es verständlich zu machen, es falsch darstellen. Ich glaube<br />
nicht, daß es gut ist, in der Mittelschule viel von Atomphysik und Elektronen zu reden.<br />
W. HEITLER, "Vom Wesen der <strong>Quantenchemie</strong>" . Physikalische Blätter. Juni 1973 p. 252<br />
I see no reason whatever to mention molecular orbitals in a beginning course of chemistry!<br />
Linus PAULING . The Science Teacher. September 1983 p. 25-29.<br />
Der Chemieunterricht, so wie er an den höheren Schulen die Regel geworden ist, geht nicht<br />
mehr in erster Linie von Stoffen und Versuchen aus. An deren Stelle ist allzuhäufig eine naturwissenschaftlich<br />
unhaltbare Präsentation von Atom- und Orbital-"Modellen" getreten,<br />
welche bestens geeignet ist, jungen Menschen die Freude an naturwissenschaftlicher Erkenntnis<br />
auf immer zu vergällen. Das ist ein Frevel an der Jugend!<br />
H. PRIMAS , Elementare <strong>Quantenchemie</strong>, B. G. Teubner Stutt 1990 p. 313<br />
Das wellenmechanische Atommodell kommt mir als etwas Interessantes vor; im allgemeinen<br />
würde ich die <strong>Quantenchemie</strong> als eines der interessantesten, in der Schule behandelten Gebiete<br />
der Chemie und der Naturwissenschaften überhaupt bezeichnen.<br />
SchülerIn einer Prima des Literargymnasiums Neufeld (Bern)<br />
Ich schätze es, daß wir uns mit der <strong>Quantenchemie</strong> beschäftigten bzw. auseinandersetzten.<br />
Wir erhielten so einen Einblick in die moderne naturwissenschaftliche Denkweise. Dies ist<br />
nötig, um die Auswirkungen dieser Modellvorstellung auf unsere Zeit zu verstehen.<br />
SchülerIn einer Prima des Literargymnasiums Neufeld (Bern)<br />
1 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
Übersicht über das <strong>Leitprogramm</strong>................................................................................................................ 3<br />
Arbeitsanleitung........................................................................................................................................... 4<br />
Kapitel 1<br />
Wellen gibt es wie Sand am Meer! .............................................................................................................. 5<br />
Kapitel 2<br />
Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung ................................................................... 22<br />
Kapitel 3<br />
Wir sperren ein Elektron ein !.................................................................................................................... 42<br />
Kapitel 4<br />
Das Wasserstoffatom ................................................................................................................................. 55<br />
Kapitel 5<br />
Was ist ein Molekül? ................................................................................................................................. 89<br />
ADDITUM<br />
Kapitel 6<br />
Mehrelektronensysteme ........................................................................................................................... 102<br />
Kapitel 7<br />
Moleküle der Elemente der 2. Periode..................................................................................................... 113<br />
2 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Uebersicht über das <strong>Leitprogramm</strong><br />
Die <strong>Quantenchemie</strong> ist eine vergleichsweise junge Wissenschaft. Ihre Anfänge begannen vor<br />
etwa 70 Jahren mit den Arbeiten von Heitler und London. 1927 konnten sie zum ersten Mal<br />
quantenmechanisch das Rätsel der kovalenten Bindung der H2 Molekel lösen.<br />
Die <strong>Quantenchemie</strong> hat sich seitdem ungeheuer weiterentwickelt. Dies ist nicht nur auf die<br />
rasante Entwicklung der Rechenleistungen zurückzuführen. Mittlerweile besitzt die <strong>Quantenchemie</strong><br />
einen anwendungsbezogenen Nutzen auch für den praktischen Chemiker. Er kann<br />
nun mit einem vernünftigen Atommodell, vielen Faustregeln und nicht zuletzt mit<br />
Computerberechnungen arbeiten, die sich mehr oder weniger auf die <strong>Quantenchemie</strong><br />
abstützen.<br />
Von daher gesehen ist es wünschenswert, einen Eindruck vermittelt zu bekommen, wie man<br />
zu neuen Modellen gelangt und wo deren Grenzen liegen.<br />
Worum geht es?<br />
Die <strong>Quantenchemie</strong> hat uns ein neues, sehr leistungsfähiges Atommodell beschert. In diesem<br />
<strong>Leitprogramm</strong> soll vor allem aufgezeigt werden wie man zu solchen Modellen kommt. Modelle<br />
fallen nämlich nicht einfach vom Himmel!<br />
Schrittweise werden deshalb die Grundlagen der klassischen Wellen und des Wellen - Teilchendualismus<br />
eingeführt. Sie vermitteln die ausschlaggebenden Impulse zur Idee eines<br />
quantenmechanischen Atommodelles. An Hand des Wasserstoffatoms wird die Funktionsweise<br />
des neuen Modelles erläutert. Die Leistungsfähigkeit des Modelles wird an Molekülen<br />
und höheren Atomen getestet.<br />
Doch wie jede Vorstellung stößt dieses Modell auch an seine Grenzen. Diese werden aufgezeigt,<br />
um nicht den Eindruck zu erwecken, man habe den Stein der Weisen gefunden.<br />
Wieso ein <strong>Leitprogramm</strong>?<br />
Beim <strong>Leitprogramm</strong> haben Sie alles in der Hand. Sie können ihr Arbeitstempo selbst bestimmen.<br />
Erst wenn Sie alles verstanden haben, sollten Sie das nächste Kapitel in Angriff nehmen.<br />
Der Lehrer wird Ihnen dazu noch ein Feed-Back in Form eines kleinen Testes geben.<br />
Gerade für anspruchsvolle Themen wie das der <strong>Quantenchemie</strong> ist eine solche Technik äußerst<br />
sinnvoll. Die Gefahr, daß man wie im konventionellen Unterricht abgehängt wird und<br />
dann abschaltet, wird verringert.<br />
3 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Arbeitsanleitung<br />
Chemieunterricht einmal ganz anders!<br />
- Wie man sieht: " Ohne Lehrer "!?!<br />
Sie arbeiten in diesem Programm selbständig.<br />
Nach jedem Kapitel findet beim Lehrer eine kurze Prüfung statt, so daß Sie kontrollieren können, ob<br />
Sie das Gelernte auch verstanden haben.<br />
Sobald Sie die Prüfung bestanden haben, dürfen Sie das nächste Kapitel bearbeiten.<br />
Nur Lesen wäre ja langweilig!!<br />
Das Programm bietet den Vorteil, daß Sie das Gelernte in Ihrem Tempo durch verschiedene andere<br />
Aktivitäten festigen. Es erscheinen deshalb öfters Bilder mit entsprechenden Anweisungen !<br />
Sie lösen die Aufgabe!<br />
Sie kontrollieren selbst, ob Sie das soeben Gelernte auch verstanden haben.<br />
Die Lösung befindet sich jeweils am Ende des Kapitels.<br />
Oder - Sie arbeiten zu zweit im Labor!<br />
Finden Sie jemanden, der gleich weit ist wie Sie. Gehen Sie dann ins Labor<br />
und führen Sie das entsprechende Experiment durch.<br />
Chemikerinnen und Chemiker arbeiten nie ohne Labormantel und<br />
Schutzbrille!!!<br />
Manchmal steht das Wichtigste in einem Buch!!<br />
Sie bekommen also Information direkt, ohne Lehrer-Filter!<br />
Holen Sie das Buch und lesen Sie den entsprechenden Text .<br />
Doch trotz der vielen Hilfsmittel geht's ohne<br />
Köpfchen nicht !<br />
Dieses Bildchen bezeichnet sogenannte Merksätze, also<br />
Sätze, welche Sie sich unbedingt einprägen sollten.<br />
4 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
1. Kapitel<br />
Wellen gibt es wie Sand am Meer!<br />
Übersicht<br />
Thema:<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Das Thema dieses <strong>Leitprogramm</strong>es ist die <strong>Quantenchemie</strong>. Sie verschafft uns Zugang zu einem<br />
neuen Atommodell. Dieses Atommodell basiert auf wellenmechanischen Überlegungen.<br />
In diesem Kapitel erfahren Sie einiges über Wellen. Sie lernen, was für verschiedene Arten<br />
von Wellen es gibt. Wie Wellen sich ausbreiten. Und was passiert, wenn Wellen sich überlagern.<br />
Lektionenablauf:<br />
Zuerst lesen Sie den Theorieteil oder beginnen mit den angeführten Experimenten. Nach jedem<br />
Abschnitt hat es kleinere Aufgaben. Sie sollen von Ihnen alleine gelöst werden.<br />
Die Lösung zu allen Aufgaben finden Sie am Ende von jedem Kapitel.<br />
Bearbeiten Sie dieses Kapitel so lange, bis Sie sich sicher fühlen. Lassen Sie sich dann vom<br />
Lehrer kurz prüfen.<br />
Falls Sie noch nicht an die Prüfung können, weil noch Kollegen geprüft werden, dürfen Sie<br />
ausnahmsweise mit dem nächsten Kapitel beginnen.<br />
S. 5 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lernziele:<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
1. Sie wissen, wie sich Wellen ausbreiten und kennen Transversal- und Longitudinalwellen.<br />
2. Sie wissen, welche Parameter eine Welle beschreiben. Die Begriffe Amplitude,<br />
Frequenz, Wellenlänge und Schwingungsdauer sind Ihnen nun bekannt.<br />
3. Sie kennen Erscheinungen der Wellenüberlagerung und können ihr Zustandekommen<br />
mit konstruktiver und destruktiver Interferenz erklären.<br />
4. Sie lernen elektromagnetische Wellen kennen. Das Phänomen der Beugung können<br />
Sie wiedergeben.<br />
Wo gibt es überall Wellen?<br />
Wellen begegnen uns täglich auf Schritt und Tritt. Aber nicht immer ist es so offensichtlich.<br />
Schallwellen nehmen wir als Musik, Sprache oder als Geräusche wahr. Die Mikrowellen<br />
kennt man vom Mikrowellenherd in der Küche. Wenn wir DRS 3 auf UKW hören, empfangen<br />
wir die Radiowellen eines UltraKurzWellen-Senders. So verschieden auch alle diese<br />
Wellen sind, haben sie doch vieles gemeinsam. Diese Gemeinsamkeiten wollen wir jetzt herausfinden.<br />
Wir lernen verschiedene Wellen kennen!<br />
Die Versuche werden in Zweier- oder Dreiergruppen ausgeführt.<br />
S. 6 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Versuch 1 Eine Wasseroberfläche wird kurz mit einem Tupfer berührt.<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Versuch 2 Eine weiche Schraubenfeder wird von zwei Personen auf einem Tisch<br />
leicht ausgezogen und festgehalten.<br />
a) Man lenkt einmal senkrecht zu der Feder kurz aus (Federende festhalten).<br />
b) Man bewegt die Feder einmal ruckartig in der Federrichtung (Federende<br />
festhalten).<br />
Versuch 3 Zwei Stimmgabeln sind in einiger Entfernung voneinander aufgestellt; die<br />
eine wird kurz angeschlagen und anschliessend festgehalten. Welche Veränderung<br />
ist an der zweiten Stimmgabel festzustellen? Man führe den Versuch<br />
nochmals durch, wobei die zweite Stimmgabel mit einem anschraubbaren<br />
Gewicht "verstimmt" wird.<br />
Theorie:<br />
Eine sich ausbreitende Störung eines Erregers bezeichnet man als Welle. Ist die Störung zeitlich<br />
und räumlich gleichmäßig, entsteht eine harmonische Welle.<br />
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit gibt an, wie schnell eine Welle wandert. Die einzelnen<br />
Teilchen jedoch bewegen sich nicht fort. Sie schwingen nur um ihre ursprüngliche Ausgangslage.<br />
Die Teilchengeschwindigkeit gibt an, wie schnell ein solches Teilchen schwingt.<br />
Man mache sich das klar! Die Schallwelle einer Stimmgabel gelangt durch die Luft an unser<br />
Ohr. Die Luft bewegt sich dabei nicht fort. Es gibt keinen Wind von der Stimmgabel an unser<br />
Ohr.<br />
S. 7 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
- Eine Schwingung ist eine Bewegung, die in periodischer Folge um die<br />
Ruhelage erfolgt.<br />
- Ein Oszillator ist ein Teilchen, das Schwingungen um seinen Ruhepunkt<br />
ausführt.<br />
- Teilchen- und Ausbreitungsgeschwindigkeit liegen in der Schwingungsebene.<br />
- Bei Transversalwellen (Querwellen) sind Teilchen- und Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
senkrecht zueinander.<br />
- Bei Longitudinalwellen (Längswellen) sind Teilchen- und Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
parallel.<br />
- Von einer harmonischen Welle spricht man dann, wenn eine Welle<br />
durch eine zeitlich und räumlich gleichmässige Störung entsteht.<br />
Aufgabe 1<br />
- Steht bei einer Wasserwelle die Schwingungsebene senkrecht oder<br />
waagrecht zur Wasseroberfläche?<br />
- Wird bei Versuch 2 unter a) oder b) eine Transversalwelle ausgelöst?<br />
- Bei Versuch 1 bewegt sich die Wasseroberfläche. Die Welle wandert an<br />
den Rand des Beckens. Wandern auch die Wassermoleküle dorthin?<br />
S. 8 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Theorie:<br />
Momentanbild einer fortlaufenden harmonischen Transversalwelle<br />
Amplitude s<br />
λ<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Teilchengeschwindigkeit<br />
Fortpflanzungs-<br />
richtung<br />
- Die maximale Höhe einer Welle bezeichnet man als Amplitude.<br />
- Als Wellenlänge λ (Lambda) wird der kürzeste Abstand zwischen zwei<br />
phasengleichen schwingenden Oszillatoren bezeichnet. Für eine Sinuswelle<br />
ist das der Abstand von einem Wellental oder -berg zum nächsten.<br />
- Die Welle legt während der Zeit einer Schwingungsdauer T die Strecke<br />
λ zurück.<br />
- Die Frequenz ν (Nü) gibt für einen Oszillator an, wie viele Schwingungen<br />
pro Zeit t erfolgt sind.<br />
Ihre Einheit ist Hz (Hertz) = sec –1. Es gilt ν = 1<br />
T .<br />
S. 9 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Damit ergibt sich für die Ausbreitungsgeschwindigkeit c:<br />
c =<br />
T<br />
λ oder c = λ ⋅ν<br />
λ: Wellenlänge<br />
ν: Frequenz<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
T: Schwingungsdauer<br />
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle in einem Medium hängt zusätzlich von dessen<br />
physikalischen Eigenschaften ab.<br />
Vom Erreger einer harmonischen Welle fließt dauernd Energie auf den Träger der Welle.<br />
Durch die Wanderung der Welle werden ständig neue Teilchen zum Schwingen angeregt.<br />
Derartige Oszillatoren besitzen eine zeitlich konstante Energie E.<br />
E = 1<br />
2 m ν 2 2<br />
s m a x<br />
oder<br />
E = 1<br />
2 m c 2 s 2<br />
m a x<br />
λ 2<br />
m: Masse des Oszillators<br />
ν: Frequenz des Oszillators<br />
s max : Maximale Amplitude<br />
c: Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
λ: Wellenlänge<br />
Die Wellenlänge sowie die Frequenz sind ein Maß für die Energie eines Oszillators.<br />
- Je kleiner die Wellenlänge, desto größer ist die Energie des Oszillators.<br />
- Je größer die Frequenz, desto größer ist auch die Energie des Oszillators.<br />
- Bei konstanter Ausbreitungsgeschwindigkeit verkleinern sich die Wellenlängen<br />
mit zunehmender Frequenz.<br />
S. 10 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Aufgabe 2:<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Eine Wasserwelle hat die Wellenlänge λ von 0,02m. Sie breitet sich mit<br />
einer Geschwindigkeit von 0,12 m⋅sec –1 aus.<br />
Mit welcher Frequenz schwingt die Wasseroberfläche?<br />
Wellen überlagern sich!<br />
Die Versuche werden wieder in Zweier- oder Dreiergruppen<br />
durchgeführt.<br />
Versuch 4 Die beiden Enden einer langen, weichen Schraubenfeder werden gleichzeitig<br />
und gleich weit einmal ausgelenkt und sofort wieder in die ursprüngliche<br />
Lage zurückgeführt (Federende festhalten).<br />
a) Die Auslenkung erfolgt nach der gleichen Seite.<br />
b) Die Auslenkung erfolgt nach verschiedenen Seiten.<br />
Versuch 5 Ein Ende einer langen, weichen Schraubenfeder wird während längerer<br />
Zeit zu harmonischen Schwingungen angeregt; das andere Federende ist<br />
dabei festzuhalten.<br />
Versuch 6 Eine weiche Schraubenfeder wird an zwei Stativen befestigt und von einem<br />
Exzenter zu harmonischen Schwingungen angeregt.<br />
S. 11 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Laufen zwei Wellen aufeinander zu, so durchdringen sie sich. Eine derartige<br />
Überlagerung nennt man Interferenz.<br />
Bei der konstruktiven Interferenz treffen zwei Wellenberge oder –täler<br />
aufeinander und verstärken sich.<br />
Bei der destruktiven Interferenz löscht ein Wellenberg ein Wellental<br />
aus.<br />
Laufen zwei Wellen der gleichen Frequenz und Amplitude aufeinander zu, so bildet sich<br />
eine stehende Welle aus.<br />
Die Schwingungsknoten einer stehenden Welle sind die Orte, an denen die Teilchen<br />
nicht schwingen.<br />
Die Bereiche zwischen den Schwingungsknoten heißen Schwingungs-bäuche.<br />
Aufgabe 3: Studieren Sie die Abbildung "Ausbildung einer stehenden Welle". Zeichnen<br />
Sie mit einer Farbe die Auslenkung des Wellenträgers ein, die man effektiv<br />
zu den verschiedenen Zeitpunkten (t = 0 bis t = T ) sieht.<br />
S. 12 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Schwingungsknoten und -bäuchen ist ortsfest.<br />
Er entspricht der halben Wellenlänge λ<br />
der stehenden Welle. Zwischen zwei Knoten<br />
2<br />
schwingen die Teilchen mit verschiedenen Geschwindigkeiten ( verschiedenen Amplituden,<br />
verschiedenen Energien ) in die gleiche Richtung. Die Amplitude einer stehenden Welle kann<br />
verschieden groß sein.<br />
Eine sich ausbreitende Welle kann mit sich selber überlagern, wenn sie reflektiert wird. Dies<br />
führt zu einer stehenden Welle. In Versuch 6 wird die Welle an den beiden Befestigungen<br />
reflektiert. Da die Feder dort nicht schwingen kann, müssen an diesen Stellen Schwingungsknoten<br />
liegen.<br />
Weiter folgt daraus, daß nur bestimmte Frequenzen zu einer stehenden Welle führen. Diese<br />
Frequenzen mit einer gewissen Anzahl von Schwingungsknoten sind die Eigenschwingungen<br />
oder Eigenfrequenzen des Wellenträgers. Bei mechanischen, schwingungsfähigen Systemen<br />
wird durch Anregung der Eigenschwingung beliebig viel Energie aufgenommen. Dies<br />
führt u. U. zur ”Resonanzkatastrophe”. Eine Sopranistin kann zum Beispiel durch Ansingen<br />
eines Glases dieses zum Zerspringen bringen.<br />
Bei gegebenen Bedingungen sind nur ganz<br />
bestimmte Eigenschwingungen für ein<br />
schwingungsfähiges System möglich (z. B.<br />
Saiten- und Blasinstrumente ).<br />
S. 13 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Zusammenhang zwischen Schwingungszustand, Länge des Wellenträgers und Wellenlänge:<br />
Theorie:<br />
2 λ = n ⋅<br />
L<br />
Aufgabe 4:<br />
n: Schwingungszustand<br />
L: Länge des fixierten Wellenträgers<br />
λ: Wellenlänge<br />
- Welche Energie haben die Oszillatoren an den Wellenknoten von stehenden<br />
Wellen?<br />
- Der Abstand zwischen zwei benachbarten Wellenbäuchen einer stehenden<br />
Welle beträgt 5 cm. Wie groß ist die Wellenlänge der Eigenschwingung?<br />
- Marschieren viele Menschen im Gleichschritt über eine Brücke, so kann<br />
diese einstürzen. Erklären Sie diese Tatsache!<br />
- Sehen Sie sich den Videofilm "Einsturz einer Brücke" an. Erklären Sie<br />
kurz in eigenen Worten, weshalb es zum Einsturz kommt.<br />
Wenn man Radiowellen, sichtbares Licht, Mikrowellen und Röntgenstrahlung einmal genauer<br />
untersucht, so findet man gleichartige Wellenerscheinungen. Es handelt sich dabei um<br />
elektromagnetische Wellen. Dies sind wandernde elektrische und magnetische Felder, deren<br />
Stärke sich periodisch ändert. Die Felder stehen dabei senkrecht aufeinander und pflanzen<br />
sich wellenförmig mit Lichtgeschwindigkeit fort. Die Amplitude der Welle entspricht der<br />
Intensität, respektive der Helligkeit.<br />
S. 14 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Eine Elektromagnetische Welle besteht immer aus zwei<br />
Komponenten: einem elektrischen und einem magnetisches<br />
Feld.<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
B: Magnetische Flußdichte<br />
λ: Wellenlänge<br />
c: Lichtgeschwindigkeit<br />
E: Elektrische Feldstärke [entspricht<br />
der Amplitude der Welle<br />
bzw. der Intensität (Helligkeit) des<br />
Lichts]<br />
Im Gegensatz zu den mechanischen Wellen benötigen derartige elektromagnetische Wellen<br />
keinen materiellen Träger. Die Energie dieser Wellen ist abhängig von der Wellenlänge<br />
bzw. Frequenz. Je kleiner die Wellenlänge ist, desto größer ist die Energie. Nach diesem Kriterium<br />
teilt man die elektromagnetischen Wellen in verschiedene Bereiche ein.<br />
Wir beugen Lichtwellen!<br />
Die Versuche werden wieder in Zweier- oder Dreiergruppen<br />
durchgeführt.<br />
S. 15 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Versuch 7 Man beobachtet eine entfernte Lichtquelle (Kerze) durch einen von Mittelund<br />
Zeigefinger gebildeten Spalt. Man schaut nun durch diesen möglichst<br />
engen Spalt, indem man die Hand über das Auge an die Schläfe legt.<br />
Versuch 8 Laserlicht läßt man auf einen engen Spalt fallen, hinter dem sich in einiger<br />
Entfernung ein Schirm befindet. Der entsprechende Versuch ist mit einer<br />
Lochblende auszuführen.<br />
Ein ähnliches Bild wie im Versuch 7 erhält man in diesem Experiment. Auf dem Schirm erscheint<br />
eine Abfolge von hellen und dunklen Streifen. Die Helligkeit bzw. Intensität nimmt<br />
dabei nach den Seiten hin ab.<br />
Beugungsbild eines Laserstrahls an einem Spalt<br />
Das Beugungsbild an einer Lochblende besteht aus konzentrischen hellen und dunklen Kreisen,<br />
wobei die Helligkeit abnimmt, je weiter diese Kreise vom Zentrum entfert sind.<br />
Beugungsbild eines Laserstrahls an einer kreisrunden Öffnung<br />
S. 16 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Theorie:<br />
Wellen, die auf ein Hindernis mit kleiner Öffnung treffen, breiten sich nicht nur geradlinig<br />
aus! Sie werden gebeugt und dringen in den Schattenraum ein. Was man beobachtet, ist ein<br />
Beugungsbild mit Intensitätsmaxima und Intensitätsminima .<br />
Wie lassen sich die Beugungsbilder erklären?<br />
In einer Spaltöffnung werden durch eine Wellenfront unendlich viele Wellen nach allen Richtungen<br />
erzeugt. Diese überlagern sich hinter der Öffnung. Je nach Beugungswinkel α muß<br />
das Licht unterschiedlich lange Strecken zurücklegen. Treffen nun zwei Wellenberge auf dem<br />
Bildschirm zusammen, kommt es zu einem Intensitätsmaximum. Die Wellen haben sich<br />
dann um die n-fache Wellenlänge l verschoben. Man sagt auch, der Gangunterschied Dx<br />
betrage n mal l mit (n = 0, 1, 2, 3, 4, 5, .....).<br />
Trifft ein Wellenberg mit einem Wellental zusammen, dann ist der Gangunterschied n mal λ<br />
2<br />
mit (n = 1, 3, 5, 7, 9, .....). Es wird ein Intensitätsminimum beobachtet.<br />
Intensitätsmaximum Intensitätsminimum<br />
∆x= nλ (n= 0, 1, 2, 3, ....) ∆x = n λ<br />
2<br />
Aufgabe 5:<br />
(n= 1, 3, 5, 7, ....)<br />
Wieso erreichen Schallwellen den Mond nicht, Lichtwellen aber sehr<br />
wohl?<br />
Ist IR-Licht (Infrarot) oder sichtbares Licht energiereicher?<br />
Schauen Sie sich die Klettfilme "Eigenschaften von Wellen 1 und 2" an.<br />
Notieren Sie alle in den Filmen vorkommenden Fachausdrücke. Welche<br />
sind Ihnen bekannt, welche unbekannt?<br />
S. 17 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lernkontrolle<br />
Überprüfen Sie Ihr Wissen aus diesem Kapitel !<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Die folgenden Aufgaben dienen Ihrer eigenen Wissensprüfung. Sie sollen selbständig testen, ob Sie dieses Kapitel<br />
verstanden haben. Haben Sie alle Aufgaben gelöst und fühlen Sie sich beim Neugelernten sicher, so können<br />
Sie sich zum Kapiteltest melden.<br />
Haben Sie eine oder zwei der drei Aufgaben falsch gelöst, so lesen Sie den Theorieteil noch-mals sorgfältig<br />
durch, bis Sie die Grundlagen erarbeitet haben.<br />
Aufgabe 6: Was ist eine harmonische Welle?<br />
Aufgabe 7: Können Lichtwellen miteinander interferieren? Falls ja, zeigen Sie an einem<br />
Experiment auf , wo es dort zu destruktiver Interferenz kommt.<br />
Aufgabe 8: Eine Gitarrensaite schwingt in ihrem Grundzustand. Die stehende Welle<br />
hat somit zwei Schwingungsknoten (Auflagepunkte der Saite). Um das<br />
wievielfache ist die Schwingungsenergie größer, wenn die Saite mit 4<br />
Schwingungsknoten (bei gleichbleibender Amplitude) schwingt?<br />
S. 18 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lösungen zu den Aufgaben in Kapitel 1<br />
Aufgabe 1<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
Die Schwingungsebene steht senkrecht zur Wasseroberfläche. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
und die Teilchengeschwindigkeit (das "Auf und Ab" der Wellen) spannen diese<br />
Schwingungsebene auf.<br />
Bei Versuch 2 a) wird eine Transversalwelle ausgelöst. Teilchen- und Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
stehen senkrecht aufeinander!<br />
Die Wassermoleküle wandern nicht. Sie schwingen nur um ihren Ruhepunkt.<br />
Aufgabe 2<br />
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit c beträgt 0.12 m⋅sec-1. Die Wellenlänge λ ist 0,02 m. Somit<br />
ergibt sich für die Frequenz ν:<br />
ν =<br />
λ<br />
c 012 ,<br />
⇒ ν = = 6sec<br />
002 ,<br />
−1<br />
Die Wasserwelle hat eine Frequenz von 6 Hz !<br />
Aufgabe 3<br />
S. 19 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Aufgabe 4<br />
1. Wellen gibt es wie Sand am Meer<br />
- Die Teilchen an einem Wellenknoten schwingen nicht und besitzen folglich keine Schwingungsenergie.<br />
- Der Abstand zwischen zwei Wellenbäuchen entspricht einer halben Wellenlänge. Die Eigenschwingung<br />
hat somit eine Wellenlänge von 10 cm !<br />
- Die Brücke wird durch das gleichmäßige Schreiten in ihrer Eigenfrequenz angeregt. Die<br />
Brücke fängt an zu schwingen. Dabei nimmt sie soviel Energie auf, daß es schließlich zur<br />
Resonanzkatastrophe kommt!<br />
- Der Wind regt die Brücke in ihrer Eigenfrequenz an. Die Amplituden werden immer grösser,<br />
so dass das Material die Belastung nicht mehr aushält (Resonanzkatastrophe!).<br />
Aufgabe 5<br />
- Lichtwellen sind im Gegensatz zu Schallwellen nicht trägergebunden. Sie können sich im<br />
Vakuum des Alls fortpflanzen und erreichen den Mond.<br />
- Die Wärmestrahlung hat eine kleinere Frequenz als das Licht und ist weniger energiereich.<br />
Lösungen zu den Lernkontroll-Aufgaben Kapitel 1<br />
Aufgabe 6<br />
Von einer harmonischen Welle spricht man dann, wenn eine Welle durch eine zeitlich und<br />
räumlich gleichmässige Störung entsteht.<br />
Aufgabe 7<br />
Lichtwellen können miteinander in Wechselwirkung treten. Bei einem Beugungsexperiment<br />
an einem Spalt kommt es im Schattenraum unter anderem zu Intensitätsminima, wenn<br />
∆x = n<br />
λ<br />
mit n = 1,3,5,7,...ist.<br />
2<br />
Diese lassen sich durch destruktive Interferenz des Lichtes erklären.<br />
Aufgabe 8<br />
Der Grundzustand der Saite hat einen Schwingungszustand von n = 1. Der höhere Ton mit<br />
vier Schwingungsknoten hat einen Schwingungszustand von n = 3.<br />
Die Schwingungsfrequenz des höheren Tones ist somit 3 mal größer (ν = 1 ).<br />
Die Energie E ist proportional ν 2 .<br />
Mit der dreifachen Frequenz ν folgt für E: 3 2 = 9; Die Energie ist folglich 9 mal grösser!<br />
S. 20 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
λ
Kapitel 2<br />
21<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und<br />
Wellenerscheinung<br />
Übersicht<br />
Thema<br />
Im vorherigen Kapitel haben Sie Licht als Wellenerscheinung kennengelernt. Diese Vorstellung ist einleuchtend<br />
und glaubhaft. Doch vor hundert Jahren wurden bei Experimenten mit Licht merkwürdige Beobachtungen<br />
gemacht. Eines der Experimente, der photoelektrische Effekt, ließ sich nicht mit Lichtwellen erklären. Das<br />
Licht verhielt sich eher wie viele kleine Teilchen.<br />
Ganz entsprechende Erfahrungen machte man mit den Elektronen. Bestimmte Experimente konnten nur mit<br />
einem Teilchen-, andere hingegen nur mit einem Wellenmodell erklärt werden.<br />
Licht als Welle und Teilchen? Elektronen als Teilchen und Wellen?<br />
Genau vor diesem scheinbaren Widerspruch standen die Naturwissenschafter anfangs dieses Jahrhunderts.<br />
Durch ihre Experimente und Ideen sollen Sie sich nun selbst durcharbeiten. Mit dem Rüstzeug aus Kapitel 1<br />
sollte das keine Probleme bereiten.<br />
PS: Auf diesem Gebiet haben viele berühmte Forscher gearbeitet. Für ihre revolutionären Entdeckungen haben<br />
einige von ihnen Nobelpreise erhalten. Sie werden Ihnen auf dem Weg durch Kapitel 2 begegnen.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Vorgehen<br />
22<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Bearbeiten Sie Kapitel 2. Es ist aus zwei Abschnitten aufgebaut. Diese bestehen aus Theorie und Aufgaben,<br />
Lesen und Experimentieren.<br />
Lösen Sie nachher die Lernkontrollaufgaben. Sobald Sie sich sicher fühlen, melden Sie sich zum Kapitel-Test.<br />
Bedingung ist aber, daß Sie die Aufgaben mit der Überschrift "Lernkontrol-le" richtig lösen.<br />
Bei langen Wartezeiten können Sie mit dem 3. Kapitel weiterfahren. Den Test holen Sie später nach.<br />
Lernziele:<br />
1. Sie erfahren Licht und Elektronen je als Welle und als Teilchen.<br />
2. Sie können je ein Phänomen oder Experiment angeben, das die jeweilige Eigenschaft<br />
bestätigt.<br />
3. Sie haben erkannt, daß man das Teilchen-Welle-Thema nicht nur in schwarz-weiß<br />
betrachten darf. Sie wissen, daß Teilchen und Welle nur zwei Modelle für die<br />
gleiche Realität sind.<br />
4. Sie wissen, daß man den Aufenthaltsort von Elektronen nicht genau angeben kann.<br />
Es gibt nur eine Aufenthaltswahrscheinlichkeit.<br />
5. Sie haben verstanden, daß man das Elektron im Wasserstoffatom als stehende Welle<br />
betrachten kann.<br />
Für die nächsten Kapitel des <strong>Leitprogramm</strong>s sind vor allem die Lernziele 4 und 5 sehr wichtig.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
1. Licht als Welle, Licht als Teilchen<br />
23<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Elektromagnetische Wellen wie Licht kennen Sie aus dem ersten Kapitel dieses <strong>Leitprogramm</strong>s. Mit den<br />
Welleneigenschaften kann man viele physikalische Vorgänge erklären: z.B. Beugung und Interferenz.<br />
Eines der Lichtexperimente konnte aber mit dem Wellenmodell für Licht nicht verstanden werden: Der<br />
photoelektrische Effekt.<br />
Literaturstudium<br />
Aufgabe 2.1<br />
Lesen Sie im Buch von Dickerson und Geis:<br />
"Chemie, eine anschauliche Einführung" von Seite<br />
133 in der Mitte bis Seite 134 oberes Drittel der<br />
Seite!<br />
Bearbeiten Sie nun folgenden Text.<br />
Streichen Sie von den zwei Vorschlägen<br />
jeweils den falschen durch!<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Der photoelektrische Effekt<br />
24<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Lichtenergie wird verwendet, um [Elektronen/Ionen] aus einer Metallkathode abzulösen. Man kann sich diesen<br />
Vorgang als [Aufladen/Herausschlagen] von Elektronen durch ständig auftreffende Lichtteilchen vorstellen.<br />
Die Elektronen treffen auf die [Anode/Kathode] und bewirken einen ganz kleinen Strom.<br />
Zum Elektronenherausschlagen braucht ein Lichtstrahl eine [maximale/minimale] Energie. Zuerst nahm man an,<br />
daß die Lichtenergie mit der [Intensität/Wellenlänge] zunimmt. Diese Vermutung war aber falsch. Es ändert<br />
sich nur die [Energie/Anzahl] der ausgesandten Elektronen. Die Energie einer elektromagnetischen Welle ändert<br />
sich mit der [Intensität/Frequenz]. Je [größer/kleiner] sie ist, desto größer ist die Energie der Lichtteilchen.<br />
Versuch 2.1<br />
Einige Erklärungen und Hinweise:<br />
Photoelektrischer Effekt<br />
Falls jemand gleich weit ist wie Sie, können<br />
sie diesen Versuch zu zweit machen.<br />
Die Versuchsanleitung finden Sie im Buch<br />
Sexl, Raab, Steeruwitz: "Eine Einführung in<br />
die Physik" Seite 6, unten.<br />
Ein Elektroskop mißt die elektrische Ladung auf einem Körper.<br />
So laden Sie die Platte negativ auf: Reiben Sie mit einem weichen Lappen kräftig über einen Hartgummi- oder<br />
Kunststoffstab. Er lädt sich so negativ auf. Wenn Sie nun mit dem Stab die Platte berühren, überträgt sich die<br />
Ladung auf die Platte.<br />
So laden Sie die Platte positiv auf: Nehmen Sie einen Glasstab. Sonst bleibt alles gleich wie oben.<br />
Achtung: Nicht in die Lampe schauen!<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Licht: Zusammenhang zwischen Wellen und Teilchen<br />
25<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Max Planck fand bei seinen Strahlungsexperimenten einen Zusammenhang zwischen Frequenz und Energie der<br />
von ihm untersuchten Strahlung. Dies brachte ihm 1918 den Nobelpreis für Physik.<br />
Albert Einstein deutete den photoelektrischen Effekt, indem er von Lichtteilchen ausging. Er ordnete ihnen die<br />
Energie E zu. Dafür hat er 1921 den Nobelpreis für Physik erhalten.<br />
Die in der Gleichung vorkommende Konstante wurde nach Max Planck benannt:<br />
E = h⋅ν<br />
E : Energie eines Lichtteilchens (Photon)<br />
ν : Frequenz<br />
h : Planck'sches Wirkungsquantum<br />
h: 6,626 .10-34 Js<br />
Eine elektromagnetische Strahlung der Frequenz ν (Wellenmodell) besteht<br />
aus Photonen der Energie E (Teilchenmodell).<br />
Alle Photonen bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit (Ausbreitungsgeschwindigkeit von elektromagnetischen<br />
Wellen).<br />
Ein ruhendes Photon hätte keine Masse.<br />
Die Masse eines bewegten Photons kann mit der berühmten Gleichung aus Einsteins spezieller<br />
Relativitätstheorie berechnet werden:<br />
E = m.c 2<br />
E : Energie<br />
m : Masse<br />
c : Lichtgeschwindigkeit<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Aufgabe 2.2<br />
26<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Taschenrechner!<br />
Rotes Licht hat eine Wellenlänge von 680 nm.<br />
Welche Energie und welche Masse haben diese<br />
Photonen?<br />
Vergleiche: Elektron 9,1 .10 – 31 kg<br />
Tischtennisball 2,5 .10 – 3 kg<br />
1 nm = 10 –9 m<br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit von elektromagnetischen Wellen = 2,99⋅10 8 ms –1<br />
Aufgabe 2.3<br />
Vergleiche zwei Photonen verschiedener<br />
Frequenz:<br />
ν (Photon 1) > ν (Photon 2)<br />
Verbinden der zwei Modelle über das Licht<br />
Welches der zwei Photonen hat die grössere<br />
Masse?<br />
Die Beugungsphänomene und der photoelektrische Effekt benutzen zwei verschiedene Mo- delle für Licht:<br />
Das Wellenmodell und das Teilchenmodell.<br />
Diese zwei Modelle werden nun einander gegenübergestellt. Als Beispiel nehmen wir die Beugung von<br />
Lichtwellen am Spalt. Sie kennen dies aus Kapitel 1. Man beobachtet ein Muster aus hellen und dunklen<br />
Streifen.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
27<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Teilchenmodell für Licht Wellenmodell für Licht<br />
Helle Streifen: Auftreffen von vielen Teilchen pro<br />
Zeit- und Flächeneinheit.<br />
Helle Streifen: konstruktive Interferenz, große<br />
Amplitude der Welle<br />
Dunkle Streifen: fast keine Teilchen treffen auf Dunkle Streifen: destruktive Interferenz<br />
Mathematisches:<br />
Intensität (Helligkeit) I = h . ν . n<br />
h: Planck'sches Wirkungsquantum<br />
ν: Frequenz der Teilchenstrahlung<br />
n: Anzahl Teilchen pro Zeit- und Flächeneinheit<br />
("Photonenflußdichte")<br />
Die Intensität ist proportional zur Anzahl<br />
auftreffender<br />
Flächeneinheit.<br />
Photonen pro Zeit- und<br />
"Photonenflußdichte"<br />
Aufgabe 2.4<br />
Mathematisches:<br />
Intensität (Helligkeit) I = εo . E 2. c<br />
εo: el. Feldkonstante<br />
c: Lichtgeschwindigkeit<br />
E: Betrag der el. Feldstärke ("Amplitude" der<br />
Lichtwelle) beim Beobachtungs-punkt<br />
Die Intensität ist proportional zum Quadrat der<br />
elektrischen Feldstärke am Beobachtungspunkt.<br />
"Amplitude der Lichtwelle"<br />
Bei Halogenlampen läßt sich die Helligkeit<br />
oft stufenlos verstellen.<br />
Was passiert, wenn die Helligkeit vermindert<br />
wird?<br />
Beschreiben Sie den Vorgang mit beiden<br />
Modellen.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Die Wahrscheinlichkeit, ein Photon anzutreffen<br />
28<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Man kann nicht vorhersagen, wo ein bestimmtes Photon sein wird. Ein Photon ist nicht einfach ein sehr kleiner<br />
Tennisball. Es hat auch Welleneigenschaften. Bei einer Welle kann man keinen genauen Aufenthaltsort<br />
angeben. Man braucht für die Beschreibung des Aufenthaltsortes eines Photons also eine neue Größe.<br />
Sie lernen sie kennen, wenn Sie weiterlesen:<br />
Die Anzahl Photonen pro Zeit und Fläche (Photonenflußdichte n) stehen für eine Wahrscheinlichkeit: Die<br />
Wahrscheinlichkeit, ein Photon auf einer bestimmten Fläche des Schirms anzutreffen.<br />
Diese Wahrscheinlichkeit ist bei den hellen Streifen (große Intensität) auf dem Schirm größer als bei den<br />
dunklen: linke Seite der Tabelle auf der vohergehenden Seite.<br />
Also ist auch das Quadrat der elektrischen Feldstärke (E2 ) entsprechend größer: rechte Seite der Tabelle .<br />
Das Quadrat der elektrischen Feldstärke entspricht dem Quadrat der Amplitude der elektromagnetischen Welle<br />
(vgl. Kapitel 1).<br />
Das Quadrat der Amplitude einer elektromagnetischen Welle an einem<br />
bestimmten Ort steht für die Wahrscheinlichkeit, ein Photon dort<br />
anzutreffen.<br />
I = h . ν . n = εo . E 2 . c<br />
n ~ E 2<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
29<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
2. Elektronen als Teilchen, Elektronen als Wellen<br />
Elektronen sind kleine Teilchen. Sie haben eine Masse und eine negative Ladung. In elektrischen oder<br />
magnetischen Feldern werden sie wegen ihrer Ladung abgelenkt. Die radioaktiven β-Strahlen bestehen aus<br />
Elektronen.<br />
Versuch 2.2<br />
Erklärung zur Kathodenstrahlröhre<br />
Kathodenstrahlen = Elektronen<br />
Lenken Sie die Kathodenstrahlen mit einem Magneten<br />
bzw. mit zwei Elektroden ab.<br />
PS: Nur geladene Teilchen lassen sich mit Magneten<br />
ablenken.<br />
Die Kathodenstrahlröhre (vereinfacht)<br />
- -<br />
-<br />
- -<br />
Spannungsquelle<br />
Elektron<br />
-<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
Ringanode<br />
Leuchtschirm<br />
Die Kathode besteht aus einem Material, das bei hoher angelegter Spannung Elektronen abgeben kann. Diese<br />
bewegen sich auf die Anode zu, da sich entgegengesetzte Ladungen anziehen. Die Anode ist aber ringförmig.<br />
Einige Elektronen verpassen sie also und treffen auf den Schirm. Dieser ist speziell behandelt: auftreffende<br />
Elektronen lassen ihn aufleuchten.<br />
Bei den meisten Geräten sind nach der Anode noch Teile vorhanden, mit denen sich der Elektronenstrahl<br />
kontrollieren läßt. Diese sind für diesen Versuch aber nicht wichtig.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Versuch 2.3<br />
30<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Das Wasserstoffspektrum<br />
Wasserstoffgas wird durch Strom zum Leuchten angeregt.<br />
Betrachten Sie das ausgesandte Licht mit dem Spektrometer.<br />
Zeichnen Sie ihre Beobachtung auf. Das so erhaltene Bild nennt<br />
man "Spektrum".<br />
Vergleichen Sie ihre Aufzeichnung mit dem Spektrum von<br />
Sonnenlicht. Gibt es Unterschiede?<br />
Sehen Sie sich auch die Spektren von anderen Gaslampen an:<br />
z.B. von einer "Neon"röhre.<br />
Vergleichen Sie mit den Abbildungen in: G. Baars; H.R.<br />
Christen; Allgemeine Chemie: Theorie und Praxis.<br />
Diesterweg/Sauerländer; 1999; S. 284.<br />
Falls dieser Versuch an Ihrer Schule nicht durchgeführt werden kann, betrachten Sie die Bilder in ”Elemente<br />
Chemie II”, Seite 51.<br />
Das Wasserstoffspektrum<br />
Der Strom hat das Wasserstoffmolekül in zwei Wasserstoffatome gespalten. Deren Elektronen haben ausserdem<br />
Energie aufgenommen. Diese angeregten Elektronen wollen ihre Energie wieder abgeben. Nur auf diese<br />
Weise können Sie in ihren energieärmsten Zustand zurückfallen. Man nennt ihn Grundzustand. Die<br />
überschüssige Energie wird als Strahlungsenergie abgegeben.<br />
Das Spektrum von Wasserstofflicht zeigt aber nur ganz bestimmte Farblinien. Jede dieser Farblinien<br />
entspricht Photonen der Energie hν. Diese wurden von den angeregten Wasser-stoffelektronen abgegeben. Es<br />
existieren folglich nur ganz bestimmte Energieunterschiede zwischen den angeregten Zuständen und den<br />
Grundzuständen der Wasserstoffatome. Ein Elektron in einem Wasserstoffatom besitzt also eindeutig definierte<br />
Energiezustände.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
angeregter Zustand<br />
el. Energie<br />
Grundzustand<br />
e -<br />
31<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Zum Wasserstoffspektrum<br />
e -<br />
Photon<br />
Energiezustände Energieunterschiede<br />
Das Elektron als stehende Welle<br />
Eine stehende Welle kann nur ganz bestimmte Schwingungszustände einnehmen. Das kennen Sie aus Kapitel<br />
1.<br />
Das läßt sich auf das Elektron im Wasserstoffatom übertragen: Das Elektron kann mit einer dreidimensionalen<br />
stehenden Welle beschrieben werden.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
So kann man sich das vorstellen:<br />
32<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Für die Elektronenwelle im Wasserstoffatom gibt es nur ganz bestimmte Schwingungs- und Energiezustände,<br />
die sie einnehmen kann. Normalerweise ist die Elektronenwelle im tiefsten Schwingungszustand. Durch<br />
Anregung gelangt sie in einen höheren. Beim Zurückfallen in den Grundzustand wird ein Photon abgegeben.<br />
Die Energie dieses Photons entspricht genau dem Energieunterschied zwischen angeregtem und unterstem<br />
Zustand.<br />
Für jedes Element sind diese Energieunterschiede genau festgelegt. Das Spektrum ist wie der Fingerabdruck<br />
eines Elements.<br />
Das Elektron verhält sich also wie eine Welle. Dieses Thema behandelt auch Versuch 2.4.<br />
Versuch 2.4<br />
Beugung von Elektronenstrahlen<br />
Lassen Sie einen Elektronenstrahl auf eine dünne Metallfolie<br />
auftreffen. Die regelmäßige Anordnung der Atome in der<br />
Folie ersetzt viele enge Spalte.<br />
Welches Bild sehen Sie auf dem Leuchtschirm?<br />
Lassen Sie zum Vergleich Laserlicht durch eine Lochblende<br />
fallen, hinter dem sich in einiger Entfernung ein Schirm<br />
befindet (Vorsicht! Nicht in das Laserlicht schauen!)<br />
Falls Sie dieses Experiment an Ihrer Schule nicht durchführen können, sehen Sie sich die Bilder in "Elemente<br />
Chemie II", Seite 53 an: Bild B4.<br />
Die hellen und dunklen Kreise auf dem Schirm sind ähnlich den Interferenzmustern von Lichtwellen. Der<br />
Teilchenstrahl aus Elektronen wurde also wie eine Welle gebeugt!<br />
Man sieht konstruktive (helle Streifen) und destruktive (dunkle Streifen) Interferenz.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Verbinden der zwei Modelle über Elektronen<br />
33<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Das Verbinden der beiden Modelle haben Sie beim Licht bereits kennengelernt. Falls Sie sich nicht mehr genau<br />
erinnern, blättern Sie zurück.<br />
Für die Beugung von Elektronen gilt entsprechend:<br />
Helle Streifen: konstruktive Interferenz (Wellenmodell)<br />
viele auftreffende Elektronen (Teilchenmodell)<br />
Dunkle Streifen: destruktive Interferenz (Wellenmodell)<br />
wenig auftreffende Elektronen (Teilchenmodell)<br />
Welche Elektronen findet man in welchem hellen Streifen? Diese Frage läßt sich nicht beantworten. Es ist eine<br />
falsche Frage!<br />
Für ein Elektron läßt sich keine Bahn vorgeben, da es gleichzeitig Wellen-eigenschaften besitzt.<br />
Max Born formulierte die folgende Aussage. Auch er hat für seine Forschung einen Nobelpreis in Physik<br />
erhalten (1954).<br />
Das Quadrat der Wellenamplitude ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit,<br />
ein Elektron an einer bestimmten Stelle zu finden.<br />
Die Wellenamplitude von Elektronenwellen bezeichnet man mit dem griechischen Buchstaben Ψ (Psi).<br />
Ein Maximum von Ψ2 bedeutet: größte Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons.<br />
Beim Elektronenstrahl aus Versuch 2.4 handelt es sich um fast unendlich viele Elektronen, die auf den Schirm<br />
auftreffen. Die Helligkeit (Intensität) der Streifen ist ein direktes Maß für die Wahrscheinlichkeit, dort eines der<br />
vielen Elektronen zu treffen. Bei der Betrachtung sehr vieler Elektronen ist die Wahrscheinlichkeit einfach zu<br />
verstehen.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Welche Wellenlänge hat ein Elektron?<br />
34<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Diese Frage hat De Broglie beantwortet: Die Antwort brachte ihm 1929 einen Nobelpreis in Physik. De Broglie<br />
stellte eine Beziehung auf, die den Zusammenhang zwischen Teilchennatur (Masse, Geschwindigkeit) und<br />
Wellennatur (Wellenlänge) eines Körpers herstellte:<br />
λ = h<br />
mv<br />
λ : Wellenlänge der Teilchenwelle<br />
m : Masse des Teilchens<br />
v : Geschwindigkeit des Teilchens<br />
h : Planck'sches Wirkungsquantum<br />
Man kann also für Elektronen nicht eine einzelne Wellenlänge angeben. Sie hängt von der Geschwindigkeit des<br />
Elektrons ab. Für ein sich nicht bewegendes Elektron ist die Wellenlänge nicht definiert (Division durch Null).<br />
Eigentlich haben alle sich bewegenden Körper eine Wellenlänge. Allerdings ist für schwere Körper die<br />
Wellenlänge so klein, daß man die Welleneigenschaft nicht mehr wahrnimmt.<br />
Bei Atombausteinen ist das Wellenmodell aber sehr wichtig.<br />
Aufgabe 2.5<br />
Taschenrechner !<br />
Welche Wellenlänge hat ein Velofahrer?<br />
Der Fahrer und das Velo haben zusammen<br />
eine Masse von 80 kg.<br />
Die Geschwindigkeit beträgt 4 ms –1<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
35<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Für Licht und Elektronen (allgemein: Atombausteine) ist es notwendig, zwei Modelle gleichzeitig zu<br />
verwenden.<br />
Licht erscheint uns wie ein Strahl von Photonen bzw. wie eine elektromagnetische Welle.<br />
Elektronen verhalten sich entweder wie bewegte kleine Teilchen oder wie Teilchenwellen (Materiewellen).<br />
Sicher gibt es Erfahrungen aus dem täglichen Leben, die ein einziges Modell erklären kann. Trotzdem darf man<br />
die andere Vorstellung nicht vergessen. Für eine gute Beschreibung aller Tatsachen müssen beide Modelle<br />
verwendet werden. Oft braucht man sie gleichzeitig. Das ist aber kein Widerspruch.<br />
Man nennt das Welle-Teilchen-Dualismus.<br />
Dualismus übersetzt man am besten mit Zweifachheit.<br />
Die Vorstellung von Materiewellen (Elektronen als Teilchen und Wellen) ist nötig, um die Eigenschaften von<br />
Elektronensystemen (Atome, Moleküle, Ionen) verstehen zu können. 1926 gelang es E. Schrödinger eine<br />
Gleichung zu finden, mit deren Hilfe die Wellenfunktionen für Elektronen ermittelt werden können.<br />
Gleichzeitig erhält man damit auch die Energie und die Elektronendichte (Aufenthaltswahrscheinlichkeit der<br />
Elektronen: ψ2 !) des Elektronensystems.<br />
Die Schrödinger-Gleichung sieht auf den ersten Blick sehr kompliziert aus. Sie sagt aber "nur" aus, dass die<br />
Summe der kinetischen (Ekin) und der potentiellen Energie (Epot) die Gesamtenergie (Eges) des<br />
Elektronensystems ergibt:<br />
2<br />
2<br />
h ⎛ ∂ ψ ∂ ψ ∂ ψ⎞<br />
Eψ<br />
=− ⎜ + + ⎟ + Vψ<br />
2 2 2 2<br />
8π<br />
m⎝dx dy dz ⎠<br />
Eges Ekin Epot<br />
ψ: Wellenfunktion des betrachteten Elektrons; damit lässt sich die maximale Amplitude der Materiewelle<br />
an jedem Ort (x, y, z!) berechnen.<br />
V: potentielle Energie<br />
2<br />
2<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Für Interessierte:<br />
36<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Wenn Sie im Mathematikunterricht schon etwas über das Differenzieren gehört haben, ist die Schrödinger-<br />
Gleichung "leicht" zu verstehen. Sie stellt eine Vorschrift dar, was man mit der Wellenfunktion eines Elektrons<br />
machen muss, um die Gesamtenergie eines Elektronensystems zu erhalten: "Leite die Wellenfunktion ψ nach<br />
den Variablen (Ortskoordinaten) jeweils zweimal ab. Anschliessend multipliziere den erhaltenen Ausdruck mit<br />
− h<br />
2<br />
." Auf diese Weise lässt sich die kinetische Energie des Elektrons berechnen. Die potentielle Energie ist<br />
2<br />
8π m<br />
2<br />
1 e<br />
das Produkt aus der Wellenfunktion ψ und dem Coulomb-Potential − ⋅ . Die Gesamtenergie des<br />
4πεo<br />
r<br />
Elektronensystems ist dann die Summe von kinetischer und potentieller Energie.<br />
Ihr Chemielehrer besitzt die genaue Ausrechnung für den Grundzustand des Wasserstoffatoms (Kap. 4)!<br />
Aufgabe 2.6<br />
Aufgabe 2.7<br />
Lesen Sie den Text "Alles hat seine<br />
Wellenlänge". Notieren Sie sich die Namen<br />
aller in diesem Artikel vorkommenden<br />
Forscher sowie ihre Forschungsergebnisse.<br />
Sehen Sie sich den Klett-Film "Welle-<br />
Teilchen-Dualismus" an.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lösungen zu den Aufgaben in Kapitel 2<br />
Aufgabe 2.1<br />
37<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
richtige Lösungen:<br />
Elektronen—Herausschlagen—Anode—minimal—Intensität—Anzahl—Frequenz—größer.<br />
Aufgabe 2.2<br />
E = h⋅ν und ν =<br />
λ<br />
c daraus folgt:<br />
E h c<br />
−34<br />
8<br />
662 , ⋅10⋅299 , ⋅10<br />
= =<br />
= 29110 , ⋅<br />
−9<br />
λ 680⋅10 −19<br />
E = m⋅c2 also: m E 29110 , ⋅<br />
= =<br />
2<br />
c (, 299⋅10) Aufgabe 2.3<br />
8 2<br />
−19<br />
J<br />
= 32510 , ⋅<br />
−36<br />
kg<br />
E = h⋅ν und E = m⋅c2 Ein Photon mit größerer Frequenz hat die größere Energie und somit auch die grössere Masse. Photon 1 hat also<br />
die grössere Masse.<br />
Aufgabe 2.4<br />
Wellenmodell : Die Amplitude der Welle (elektrische Feldstärke) nimmt ab<br />
Teilchenmodell : Es werden weniger Photonen gleicher Energie ausgesandt<br />
Aufgabe 2.5<br />
h 66210 , ⋅<br />
λ = =<br />
mv 80⋅ 4<br />
−34<br />
= 20610 , ⋅<br />
−36<br />
PS: Der Radius eines einzelnen H-Atoms ist ungefähr 10 -11 m.<br />
Aufgabe 2.6<br />
Louis de Broglie: Kein Unterschied zwischen Wellen und Teilchen<br />
Materielle Körper sind wie Teilchen zu behandeln<br />
m<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
38<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Man muss den Körpern eine Frequenz und eine Wellenlänge zuschreiben<br />
(Materiewelle)<br />
Albert Einstein: Licht als ein Strahl kleiner Energiepakete (Lichtquanten oder Photonen; Photoeffekt!)<br />
Young und Fresnel: Lichtstrahlen können sich gegenseitig auslöschen, wenn Wellenberge auf Wellentäler<br />
treffen (Interferenz!)<br />
Davis und Germer: Beweis der Doppelnatur von Elektronen (Interferenzmuster eines Elektronenstrahls)<br />
Erwin Schrödinger: Atome werden durch Wellengleichungen beschrieben<br />
Lernkontrolle<br />
Aufgabe 1<br />
Welches Photon hat die größere Energie?<br />
a) ein Photon von Röntgenstrahlung (λ = 1 nm)<br />
b) ein Photon von gelbem Licht (λ = 590 nm)<br />
Aufgabe 2<br />
Hier können Sie prüfen, ob Sie Kapitel 2 verstanden haben. Lösen<br />
Sie 5 der 6 Aufgaben.<br />
Sie werden einige der behandelten Formeln anwenden müssen. Es<br />
sind aber keine Rechenaufgaben. Die Antwort ist nie ein<br />
Zahlenwert.<br />
Elektronen besitzen Welleneigenschaften. Dazu sollten Sie ein Experiment zeigen. Welches Experiment würden<br />
Sie auswählen? Beschreiben Sie es in 5 Sätzen.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Aufgabe 3<br />
Das orange Licht von Straßenlaternen stammt von Natrium-Dampflampen.<br />
Das Sonnenlicht ist weiß. Es enthält alle Farben.<br />
Erklären Sie kurz diesen Unterschied.<br />
Aufgabe 4<br />
39<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Welleneigenschaften von bewegten Teilchen: Warum sind sie für Elektronen feststellbar? Warum sind sie für<br />
Autofahrer unwichtig?<br />
Begründen Sie ihre Antwort mit 3 Sätzen.<br />
Aufgabe 5<br />
Geben Sie 2 bis 3 Stichworte oder Erklärungen zu folgenden Begriffen. Formulieren Sie mit Ihren eigenen<br />
Worten!<br />
a) Welle-Teilchen-Dualismus<br />
b) Photoelektrischer Effekt<br />
Aufgabe 6<br />
Das ist die graphische Darstellung einer erfundenen Wellenfunktion für ein Elektron. (x-Achse: Ort; y-Achse:<br />
Amplitude der Materiewelle)<br />
An welchem Punkt ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit am größten?<br />
Wo wird sich das Elektron am wenigsten aufhalten?<br />
Ψ<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Haben Sie die Aufgaben richtig gelöst und fühlen Sie sich im Stoff dieses Kapitels sicher?<br />
Dann können Sie sich jetzt beim Lehrer zum Kapiteltest melden.<br />
D<br />
Wenn Sie Aufgaben falsch gelöst haben, so lesen Sie die entsprechende Stelle im Kapitel 2 nochmals nach.<br />
Ort<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
40<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Lösungen zu den Lernkontroll-Aufgaben Kapitel 2<br />
Aufgabe 1<br />
E = h⋅ν und ν =<br />
λ<br />
c ; durch Umformen erhält man E h c<br />
=<br />
λ<br />
Die Energie ist also bei der Röntgenstrahlung größer. Sie hat die kleinere Wellenlänge.<br />
Aufgabe 2<br />
Beugung von Elektronen an einer Metallfolie.<br />
Elektronen werden durch eine dünne Metallfolie gelenkt. Hinter der Folie ist ein Leuchtschirm. So kann man<br />
Elektronen sichtbar machen. Auf dem Schirm sieht man helle und dunkle Streifen. Dieses Muster erhält man<br />
auch bei der Beugung von Lichtwellen.<br />
Aufgabe 3<br />
Für die Elektronen im Natriumatom gibt es nur ganz bestimmte Energiezustände. Durch den Strom der Lampe<br />
werden die Elektronen angeregt. Beim Zurückfallen in den Grundzustand senden sie ein Photon ganz<br />
bestimmter Energie aus. Beim Natrium entspricht sie dem orangen Licht.<br />
Das Sonnenlicht entsteht anders. Es enthält Photonen mit allen Energien, die unser Auge wahrnehmen kann.<br />
Aufgabe 4<br />
Das Elektron hat im Gegensatz zum Autofahrer mit seinem Auto eine sehr kleine Masse. Das Produkt m⋅v ist<br />
damit wesentlich kleiner als beim Autofahrer. Die Wellenlänge ist somit groß und für uns experimentell<br />
wahrnehmbar. Die Wellenlänge des Autofahrers samt Auto liegt hin-gegen nicht mehr im messbaren Bereich.<br />
Aufgabe 5<br />
Welle-Teilchen-Dualismus<br />
Für kleine Teilchen und elektromagnetische Strahlung muß man zwei Modelle für die korrekte Beschreibung<br />
anwenden: Das Teilchenmodell und das Wellenmodell.<br />
Berühmte Beispiele: Photonen und elektromagnetische Wellen<br />
Elektronen und Teilchenwellen<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
41<br />
2. Licht bzw. Elektronen als Teilchen- und Wellenerscheinung<br />
Photoelektrischer Effekt<br />
Erklärung nur mit Photonen möglich. Photonen schlagen Elektronen aus der Metallplatte. Es ist dazu eine<br />
minimale Lichtfrequenz nötig. Bei kleineren Frequenzen tritt kein photoelek-trischer Effekt auf. Die<br />
Lichtintensität bestimmt die Menge der Photonen.<br />
Aufgabe 6<br />
Das Quadrat der Wellenfunktion ist das Maß für die Wahrscheinlichkeit.<br />
Die Wahrscheinlichkeit ist also im Punkt C am größten. Im Punkt B ist sie am kleinsten (Null).<br />
Ψ2<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Kapitel 3<br />
Wir sperren ein Elektron ein !<br />
Uebersicht<br />
Thema<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
In diesem Kapitel werden Sie zum ersten Mal ein quantenmechanisches Problem antreffen. Es stellt ein<br />
Gedankenmodell dar. Gedankenmodelle sind oft sehr nützlich, um komplexe Syste-me auf das Wesentliche zu<br />
reduzieren und anschaulicher darzustellen.<br />
Lektionsablauf<br />
Dieses Kapitel ist relativ kurz. Bearbeiten Sie möglichst alleine die gestellten Aufgaben. Auf mathematische<br />
Herleitungen der Formeln wird bewußt verzichtet. Dies wäre für Sie nicht von großem Nutzen.<br />
Die Lösungen aller Aufgaben und die Lernkontrolle finden Sie am Schluß des Kapitels.<br />
Wenn Sie den Stoff beherrschen, melden Sie sich zu den Kapiteltests.<br />
Lernziele:<br />
1. Sie kennen das Gedankenmodell vom Elektron im eindimensionalen Kasten<br />
und die Wellenfunktionen, welche das Elektron in diesem Modell beschreiben.<br />
2. Sie können die Energie eines solchen Elektrons berechnen.<br />
3. Sie sind in der Lage, einen Überblick über mögliche Energiezustände und über die<br />
entsprechenden Aufenthaltswahrscheinlichkeiten des Elektrons zu geben.<br />
42 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Grundlagen<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Bisher haben Sie Elektronen nur einzeln betrachtet, nackt sozusagen. Leider gibt es fast keine solchen freien<br />
Elektronen. Meistens sind sie in Atomen und Molekülen gebunden. Elektro-statische Kräfte halten dabei das<br />
Elektron gefangen. Diese dreidimensionalen Verhältnisse sind komplex. Wir wollen deshalb ein vereinfachtes,<br />
eindimensionales Gedankenmodell betrachten, in dem ein Elektron gefangen ist. Dieses Modell ist bekannt<br />
unter dem Namen:<br />
Der eindimensionale Kasten 1.<br />
In diesem Modell betrachtet man ein Elektron als ein Teilchen, das in einem Kasten eingesperrt ist. Der Kasten<br />
soll atomare Dimensionen besitzen. Man stellt sich dabei vor, daß das Elektron zwischen zwei parallelen und<br />
unendlich hohen Wänden reflektiert wird. Die Wände haben den Abstand L.<br />
1 In der angelsächsischen Literatur als ”particle in the box”-Problem bezeichnet.<br />
43 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Wir wollen das Problem quantenmechanisch anpacken. Nach De Broglie (Kap. 2) kann man dem Elektron eine<br />
stehende Materiewelle zuordnen. Folgendes Vorgehen, das auf den an-schliessenden Seiten näher erläutert wird,<br />
führt zur Beschreibung der ”Elektronenwelle” im eindimensionalen Kasten.<br />
1. Die ”Elektronenwelle” muß in den Kasten hineinpassen! Daraus folgt die Randbe-dingung, daß die<br />
stehende Welle Knoten an den Kastenwänden haben muß. Man sucht also die Funktion ψn(x) (n:<br />
Schwingungszustand, siehe Kap.1; x: Ort im Kasten) der Materiewelle, welche diese Randbedingung<br />
erfüllt.<br />
2. Einsetzen der gefundenen Wellenfunktion in die Schrödinger-Gleichung. Dies ergibt die möglichen<br />
Energiezustände der Materiewelle ( des Elektrons ).<br />
3. Die Wahrscheinlichkeit, das Elektron an einer Stelle des Kastens anzutreffen, ist proportional zu ψ 2 n(x)<br />
( Quadrat der Amplitude der Funktion ).<br />
Die Wellenfunktion<br />
Wie findet man die gesuchte Wellenfunktion? Da die Randbedingung Knoten an den Kastenwänden verlangt,<br />
liegt eine Funktion auf der Hand: eine Sinusfunktion.<br />
f(x) = sin x<br />
Allgemein: f(x) = a⋅sin bx<br />
Die Welle muß in den Kasten hineinpassen. Dies ergibt folgende Bedingung:<br />
x<br />
44 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
λ<br />
Quantenbedingung: n⋅ = L;<br />
λ =<br />
2<br />
2L<br />
n<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Das n, das den Schwingungszustand der Elektronenwelle angibt, bezeichnet man auch als Hauptquantenzahl (<br />
siehe Kap. 1: stehende mechanische Welle ).<br />
0<br />
λ<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
Das Elektron rächt sich für die Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit. Es nimmt nun nicht mehr beliebige<br />
Energiewerte an, wie im kräftefreien Raum, sondern nur ganz bestimmte Beträge. Man sagt: das Elektron nimmt<br />
nur diskrete oder gequantelte Energiewerte an.<br />
Man findet für das Elektron im eindimensionalen Kasten folgende Wellenfunktion ψ n :<br />
λ<br />
2<br />
2 nπ x<br />
Ψn( x)<br />
= ⋅sin<br />
L L<br />
λ<br />
2<br />
n: Hauptquantenzahl ( Schwingungszustand )<br />
Ψ: Amplitude der angenommenen Materiewelle<br />
L: Kastenlänge<br />
x: Ort im Kasten<br />
In der folgenden Abbildung sehen Sie die graphische Darstellung der Wellenfunktion Ψn (x) für verschiedene<br />
Hauptquantenzahlen n.<br />
45 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
L
Mögliche Schwingungszustände (n) eines Elektrons<br />
im eindimensionalen Kasten.<br />
!<br />
n = 5<br />
n = 4<br />
n = 3<br />
n = 2<br />
n = 1<br />
⇓<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Wellenlängen (λ) der möglichen Eigenschwingungen<br />
eines Elektrons im eindimensionalen Kasten.<br />
⇓<br />
λ = 2<br />
5 L<br />
λ = 2<br />
4 L<br />
λ = 2<br />
3 L<br />
λ = 2<br />
2 L<br />
λ = 2<br />
1 L<br />
Merke: den Amplituden kommt keine physikalische<br />
Realität zu! Sie sind nicht beobachtbar ( observabel ).<br />
Die Energie des Elektrons im eindimensionalen Kasten<br />
46 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Das Elektron im eindimensionalen Kasten besitzt nur kinetische Energie (wir nehmen die potentielle Energie<br />
als konstant an ).<br />
E<br />
kin<br />
m v e =<br />
2<br />
und erhalten: E<br />
2<br />
kin<br />
2<br />
h<br />
=<br />
2<br />
2m λ<br />
Mit der nun erforderlichen Quantenbedingung λ =<br />
eindimensionalen Kasten:<br />
E<br />
kin () n<br />
e<br />
Wir setzen aus De Broglie ein:<br />
2 L<br />
n<br />
v =<br />
als Energie für das freie Elektron.<br />
h<br />
m L<br />
hn h<br />
m L mL<br />
n<br />
n<br />
2<br />
2 2<br />
2<br />
= 2 2 = = 2<br />
2<br />
2 e e<br />
2<br />
2 4 8<br />
e 2<br />
n: Hauptquantenzahl<br />
me : Masse des Elektrons<br />
h : Plancksches Wirkungsquantum<br />
L : Kastenlänge<br />
47 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
h<br />
λ<br />
m e<br />
erhalten wir für die Energie des Elektrons im<br />
Die Energiezustände En sind proportional zu n 2 . Es ergeben sich nur ganz bestimmte, diskrete<br />
Energiezustände.<br />
Die Energie des Elektrons im eindimensionalen Kasten lässt sich natürlich auch mit der Schrödinger-Gleichung<br />
berechnen. Dieser Weg ist in diesem Fall aber komplizierter als der oben beschriebene.<br />
2
Wo ist das Elektron?<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Chemiker interessieren sich vorwiegend für Elektronen! Es ist interessant zu wissen, wo das Elektron sich im<br />
Kasten befindet. Eine Größe, die darüber Auskunft gibt, existiert ebenfalls. Quadriert man nämlich die<br />
Wellenfunktion Ψn (x), so erhält man daraus die Wahrscheinlich-keit, das Elektron im jeweiligen<br />
Energiezustand an einer bestimmten Stelle des Kastens anzu-treffen.<br />
n = 4<br />
n = 3<br />
n = 2<br />
n = 1<br />
Graphische Darstellung der quadrierten Wellenfunktionen und symbolische Darstellung der<br />
Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons ( als Teilchen ).<br />
48 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Wie interpretieren wir die Graphen der vorhergehenden Seite?<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Im Energiezustand n = 1 ist das Elektron am häufigsten in der Mitte des Kastens anzutreffen. Im zweiten<br />
Energiezustand findet man das Elektron hauptsächlich in der Mitte der rechten und linken Kastenhälfte. In der<br />
Mitte des Kastens ist die Wahrscheinlichkeit Null. Entsprechend sind die höheren Zustände zu interpretieren.<br />
Aufgabe 1: Was folgt aus den oben gemachten Überlegungen für die<br />
Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons bei sehr hohen<br />
Quantenzahlen?<br />
Sicherlich werden Sie sich jetzt fragen: ”Wie gelangt das Elektron von einer Kastenhälfte in die andere?”<br />
Nun, diese Frage darf man eigentlich nicht stellen. Das Elektron verhält sich eben nicht wie ein klassisches<br />
Teilchen! Aus quantenmechanischer Sicht kann man so antworten:<br />
Funktioniert unser Modell?<br />
Man stellt sich das Elektron modellmäßig als eine stehende Materiewelle vor. Diese<br />
hat z. B. für n = 2 einen Knoten in der Kastenmitte.<br />
Sie haben nun die Möglichkeit, die Wirkungsweise dieses Modells an einem praktischen Beispiel<br />
auszuprobieren! Als ”Kasten” betrachten Sie das Molekül Oktatetraen:<br />
CH 2 =CH-CH=CH-CH=CH-CH=CH 2<br />
1,3,5,7-Oktatetraen<br />
49 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
In Kettenmolekülen wie Oktatetraen verhalten sich jeweils zwei Elektronen der konjugierten<br />
Doppelbindungen (abwechselnd Einfach-und Doppelbindungen) annähernd wie in einem line-aren Kasten mit<br />
der Moleküllänge als Kastenlänge (ihre Aufenthaltswahrscheinlichkeit erstreckt sich über das gesamte<br />
Molekül!). Man spricht in diesem Zusammenhang von π-Elektronen. In den "Kasten" lassen sich<br />
Elektronenwellen einfügen, die der Randbedingung λ = 2<br />
L genügen. Die Wellenfunktionen, die diese<br />
n<br />
Elektronenwellen symbolisieren, entsprechen ganz bestimmten Energiezuständen und können maximal 2<br />
Elektronen beschreiben (Pauli-Prinzip). Die Wellenfunktionen "besetzt" man nun mit zwei Elektronen, wobei<br />
diese den je-weils energieärmsten Zustand einnehmen (hier also die untersten Energieniveaus E1 bis E4). Die<br />
höheren Energiezustände sind nicht besetzt; sie enthalten keine Elektronen<br />
E n<br />
E 5<br />
E 4<br />
E 3<br />
E 2<br />
E 1<br />
Lichtabsorption<br />
8 π -Elektronen<br />
Trifft auf ein Molekül mit konjugierten Doppelbindungen elektromagnetische Strahlung, so kann die Energie<br />
einer bestimmten Wellenlänge bzw. Frequenz ein π-Elektron vom höchsten besetzten in den tiefsten<br />
unbesetzten Energiezustand anheben. In unserem Beispiel also vom 4. in den 5. Energiezustand. Liegt diese<br />
Absorptionsenergie im Bereich des sichtbaren Lichts, so ist der Stoff farbig. Die Mischung der nicht<br />
absorbierten Wellenlängen, die vom farbigen Stoff reflektiert oder hindurchgelassen werden, erscheinen<br />
unserem Auge als Farbe.<br />
50 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Aufgabe 2:<br />
Hinweis: λ = hc<br />
∆E<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Berechnen Sie die Wellenlänge des absorbierten Lichtes von<br />
1,3,5,7-Oktatetraen!<br />
Kettenlänge von Oktatetraen: 9 . 10 –10 m<br />
Masse des Elektrons me : 9,1095 . 10 –31 kg<br />
Plancksches Wirkungsquantum h : 6,626 . 10 –34 J . s<br />
Vergleichen Sie den erhaltenen Wert mit dem gemessenen: 302 nm ( Handbook of Chemistry and Physics).<br />
Zusammenfassung<br />
Mit dem einfachen Gedankenmodell des eindimensionalen Kastens sind ganz konkrete Aus-sagen über das<br />
Elektron möglich. Im nächsten Kapitel werden Sie ähnliche Eigenschaften des Elektrons im Wasserstoffatom<br />
wieder antreffen. Ausserdem kann man mit dem Modell des eindimensionalen Kastens die Farbigkeit von<br />
Molekülen besser verstehen ( vergleichen Sie mit der Aufgabe 2 ).<br />
51 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lernkontrolle<br />
Überprüfen Sie Ihr Wissen aus diesem Kapitel !<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Wenn Sie mindestens 2 Aufgaben richtig gelöst haben, dürfen Sie sich zum Kapitel-Test melden. Wenn nicht,<br />
dann bearbeiten Sie die entsprechenden Abschnitte nochmals sorgfältig, bis Sie sicher sind, daß Sie den Stoff<br />
beherrschen!<br />
Aufgabe 3: Das Elektron im eindimensionalen Kasten läßt sich mit einer stehenden Welle beschreiben.<br />
Was bedeutet dies für die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons im dritten<br />
Schwingungszustand?<br />
Aufgabe 4: Berechnen Sie die Energie E1 für eine Erbse, die sich in einer Zündholz-schachtel der<br />
Länge L bewegt!<br />
m = 0,001 kg; L = 0,05 m.<br />
Aufgabe 5: Welche Geschwindigkeit hat die Erbse und welche Wellenlänge läßt sich ihr zuordnen?<br />
Aufgabe 6: Spielen Sie eine Partie "Kraftpille" (DOS-Computer). Welche quantenchemischen Regeln<br />
liegen dem Spiel zugrunde?<br />
52 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lösungen zu den Aufgaben<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
Aufgabe 1: Bei sehr hohen Quantenzahlen ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit praktisch überall gleich<br />
groß.<br />
Aufgabe 2:<br />
E n<br />
E 5<br />
E 4<br />
E 3<br />
E 2<br />
E 1<br />
Lichtabsorption<br />
8 π -Elektronen<br />
Das absorbierte Licht ”befördert” ein π-Elektron vom Zustand E4 zum Zustand E5.<br />
Der Energieunterschied ∆E ist also: ∆E = E5 – E4. 2<br />
h 2 2 −19<br />
E5− E4<br />
= ( 5 −4) ⇒ ∆ E = 6, 6935⋅10 J<br />
2<br />
8mL<br />
Schließlich erhält man für die Wellenlänge des absorbierten Lichtes mit<br />
hc<br />
∆E = hν=<br />
λ :<br />
e<br />
hc<br />
−7<br />
= 297 , ⋅ 10 m= 297nm<br />
∆ E<br />
Diese Wellenlänge gehört zum ultravioletten Bereich des elektromagnetischen Spektrums.<br />
Aufgabe 3: Die Wahrscheinlichkeit, das Elektron im Kasten anzutreffen, ist am höchsten in der Mitte des<br />
1., 2. und 3. Drittels des Kastens. Bei L = 0, L<br />
3 ,<br />
2 L<br />
3<br />
und L = 1 ist die Wahrscheinlichkeit Null.<br />
Aufgabe 4: Die Energie E 1 für ein Teilchen im eindimensionalen Kasten ist:<br />
53 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
E = n<br />
1<br />
2<br />
Aufgabe 5:<br />
2<br />
h<br />
8mL<br />
2<br />
Mit den gegebenen Werten erhält man: E 1 = 2,1952⋅10 –62 J.<br />
2<br />
mv 2E<br />
Energie: En<br />
= ⇒ v = = 6626 , ⋅10<br />
2 m<br />
Wellenlänge:<br />
λ 1<br />
oder: λ 1<br />
−34<br />
h 6626 , ⋅10<br />
= =<br />
mv 0001 , ⋅6626 , ⋅10<br />
2 2 0 05<br />
= = 01<br />
1<br />
⋅ L ,<br />
= , m<br />
n<br />
3. Wir sperren ein Elektron ein!<br />
ms<br />
1 −30 −1<br />
−30<br />
= 0100 , m<br />
Aufgabe 6: Es sind nur ganz bestimmte Energiezustände für das Elektron möglich; damit benötigt<br />
man ganz bestimmte Energien, um das Elektron auf die verschiedenen Energiezustände<br />
anzuheben.<br />
Beim Zurückfallen in ein tieferes Energieniveau wird die freiwerdende Energie in<br />
Form eines Photons abgegeben.<br />
54 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Kapitel 4<br />
Wasserstoffatom<br />
Übersicht<br />
Thema<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
In diesem Kapitel können Sie das bisher Gelernte auf das Wasserstoffatom anwenden. Sie werden eine andere<br />
Sicht dieses einfachsten chemischen Elementes gewinnen, eine quanten-mechanische Sicht.<br />
Lektionsablauf<br />
Zuerst bearbeiten Sie den Theorieteil. Wenn im Text Aufgaben vorkommen , lösen Sie diese möglichst alleine.<br />
Die Lösungen aller Aufgaben finden Sie am Schluß des Kapitels.<br />
Zuletzt ist für Sie eine Lernkontrolle vorgesehen.<br />
Wenn Sie den Stoff beherrschen, melden Sie sich zu den Kapiteltests.<br />
Lernziele:<br />
1. Sie kennen die Wellenfunktionen der ersten zwei Energiezustände des Wasserstoffatoms.<br />
2. Sie wissen qualitativ, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, ein Elektron in einem<br />
bestimmten Abstand vom Atomkern anzutreffen.<br />
3. Sie sind in der Lage, einen Überblick über mögliche Energiezustände des Wasserstoffatoms<br />
zu geben.<br />
55
Wie geht es weiter?<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Sie werden in diesem Kapitel etwas Mathematik benötigen. Wichtig ist auch, die Begriffe in den vorhergehenden<br />
Kapiteln gut verdaut zu haben!<br />
Versuchen Sie, möglichst alles zu vergessen, was Sie bisher über das Wasserstoffatom<br />
gehört haben!<br />
Gehen Sie möglichst ”naiv” an die Sache heran!<br />
Exkurs: (kann übersprungen werden)<br />
Wie stellt man Punkte im Raum dar?<br />
Raumpunkte lassen sich zahlenmässig durch seine Koordinaten erfassen. Dabei verwendet man in den meisten<br />
Fällen ein rechtwinkliges kartesisches Koordinatensystem mit den drei Raumachsen x, y und z.<br />
Raumpunkte können aber auch z.B. mit Kugelkoordinaten [einer Strecke r und zwei Winkeln φ (Phi) und θ<br />
(Theta)] zahlenmässig beschrieben werden.<br />
φ beschreibt die Drehung in der xy-Ebene und θ die Drehung in einer Ebene senkrecht dazu.<br />
Kartesische Koordinaten lassen sich in Kugelkoordinaten und Kugelkoordinaten in kartesische umrechnen.<br />
Folgende Abbildung beschreibt diesen Zusammenhang:<br />
56
Kugelkoordinaten in Abhängigkeit von den Raumachsen x, y und z<br />
cosθ = z<br />
r<br />
sinθ = Q<br />
r<br />
y<br />
sinφ<br />
=<br />
r sinθ<br />
x<br />
cosφ<br />
=<br />
r sinθ<br />
2 2 2<br />
r = x + y + z<br />
z = r cosθ<br />
Q = r sinθ<br />
y = r sinθ sinφ<br />
x = r sinθ cosφ<br />
r ≥ 0 0 ≤θ≤π 0≤φ≤2π <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
57
Theorie<br />
Grundlagen<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Die Überlegungen aus dem 3. Kapitel zum eindimensionalen Kasten lassen sich auf das Wasserstoffatom übertragen.<br />
Erinnern Sie sich: beim eindimensionalen Kasten war das Elektron an gewisse Randbedingungen gebunden.<br />
Das Elektron im Wasserstoffatom läßt sich, gemäß der Wellenmechanik, durch eine dreidimensionale<br />
stehende Welle beschreiben. Das Elektron ist durch Coulomb-Kräfte an den Atomkern gebunden. Die Beschränkung<br />
durch den Käfig des Coulomb-Potentials führt in Analogie zum Kastenproblem wieder zu diskreten,<br />
gequantelten Energiezuständen (auch hier rächt sich das Elektron für seine Gefangenschaft).<br />
Das Vorgehen für die mathematische Beschreibung des Elektrons im Wasserstoffatom entspricht jenem des<br />
linearen Kastens:<br />
1. ”Suchen” der Funktion der Materiewelle und Interpretation der Wellenfunktion.<br />
2. Einsetzen der gefundenen Wellenfunktion in die Schrödinger-Gleichung. Dies ergibt die Energiezustände<br />
des Systems Elektron-Proton.<br />
3. Quadrieren der Wellenfunktion. Daraus können Aussagen über die Elektronendichte (Aufenthaltswahrscheinlichkeit)<br />
des Elektrons im entsprechenden Energiezustand gemacht werden.<br />
58
Der Grundzustand des Wasserstoffatoms, Ψ1s<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Für den Grundzustand (= 1. Energiezustand, Symbol 1s) findet man eine Wellenfunktion. Es ergibt sich:<br />
ψ<br />
1s<br />
=<br />
r 1 −<br />
a0<br />
3<br />
πa<br />
e<br />
0<br />
ao = 0,53⋅10 –10 m ≡ Bohrscher Radius<br />
e: Eulersche Zahl = 2,718...<br />
r: Abstand des Elektrons vom Atomkern<br />
Ψ: Amplitude der angenommenen Materiewelle<br />
Der Graph der Wellenfunktion sieht folgendermassen aus:<br />
Welche Aussagen lassen sich nun aus der graphischen Darstellung der Funktion Ψ1s machen?<br />
Die Amplitude der Materiewelle hat in der Nähe des Atomkerns hohe Werte. Je größer der Abstand Proton-<br />
Elektron wird, desto kleiner wird die Amplitude. Im Unendlichen streben die Werte von Ψ1s gegen Null.<br />
59
!<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Merke: den Amplituden kommt keine physikalische<br />
Realität zu!<br />
Die Wellenfunktion Ψ1s hängt nur von der Variablen r ab. Deshalb ist der Verlauf von Ψ1s nach allen Richtungen<br />
des Raumes gleich. Trägt man den geometrischen Ort aller Punkte P mit dem gleichem Funktionswert Ψ1s<br />
in der Zeichenebene auf, so erhält man folgende Abbildung:<br />
Geometrischer Ort aller Punkte mit dem gleichen<br />
Funktionswert ψ<br />
Aufgabe 1: Zeichnen Sie im untenstehenden Kasten den geometrischen Ort aller<br />
Punkte mit gleichem Funktionswert Ψ1s im drei-dimensionalen Raum!<br />
60
Die Energie des Wasserstoffatoms im Grundzustand<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Im Gegensatz zum eindimensionalen Kasten hat das Elektron im Wasserstoffatom wegen der Proton-Elektron-<br />
Anziehung ( Coulomb-Potential ) neben der kinetischen Energie auch poten-tielle Energie.<br />
Durch Einsetzen der Funktion Ψ 1s in die Schrödinger-Gleichung erhält man die Energie des Grundzustandes:<br />
E<br />
1s<br />
2<br />
1 e0<br />
=−<br />
4πε 2a<br />
0<br />
x<br />
0<br />
z<br />
E1s: Energie des Wasserstoffatoms im Grundzu-<br />
stand<br />
e 0 : Elektronenladung<br />
ε 0 : Influenzkonstante<br />
y<br />
61
Aufgabe 2:<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Berechnen Sie die Energie des Wasserstoffatoms im Grundzustand!<br />
e 0 = 1,6022⋅10 –19 C a0 = 0,53⋅10 –10 m<br />
ε 0 = 8,8542⋅10 –12 C 2 J –1 m –1 1 eV = 1,60210⋅10 –19 J<br />
Wandeln Sie das Resultat in eV um und vergleichen Sie den erhaltenen Wert mit tabellierten Werten.<br />
- Chemie heute, Sekundarbereich II, Seite 22.<br />
- Handbook of Chemistry and Physics, im Index unter<br />
”Ionization potentials, elements, table” nachschlagen.<br />
Die Wahrscheinlichkeitsdichte Ψ 2 1s oder: Wo ist das Elektron?<br />
Sie haben bisher die Wellenfunktion Ψ1s kennengelernt. Sie beschreibt das System Proton-Elektron. Sie liefert<br />
aber keine Observable, d.h. keine meßbare Größe! Die Wellenfunktion enthält jedoch die gesamte Information,<br />
stellt also einen Katalog der Eigenschaften des Sys-tems dar, aus denen sich die meßbaren Größen ableiten.<br />
Wird nun die Wellenfunktion Ψ1s quadriert, so ergibt sich daraus die Wahrscheinlichkeits-dichte (Elektronendichte,<br />
Ladungsdichte).<br />
Mit dieser Größe läßt sich die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in einem be- stimmten Volumenelement<br />
dV mit unterschiedlichen Abständen zum Kern berechnen (Dichte: Wahrscheinlichkeit pro Volumeneinheit).<br />
62
Das Quadrat der Wellenfunktion Ψ1s ist: Ψ 2<br />
1s<br />
=<br />
π<br />
dW<br />
dV<br />
2r<br />
1 a0<br />
3<br />
a0 e<br />
−<br />
=Ψ s<br />
2<br />
1<br />
dW: Wahrscheinlichkeit<br />
dV: Volumen<br />
Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit berechnet sich folgendermassen:<br />
x<br />
dV<br />
dW dV s = Ψ =<br />
2<br />
1<br />
r 1<br />
2r<br />
1 −<br />
0<br />
3<br />
0<br />
πa<br />
z<br />
r 2<br />
r 3<br />
dV<br />
a<br />
e dV<br />
dV<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
y<br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
63
Graphische Darstellung der Elektronendichte Ψ 2 1s dV:<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Die graphische Darstellung der Wahrscheinlichkeitsdichte lässt erkennen, dass sich das Elektron mit grösster<br />
Wahrscheinlichkeit in der Nähe des Atomkerns aufhält. Mit zunehmendem Radius nimmt die Wahrscheinlichkeit<br />
nach allen Raumrichtungen rasch ab. Dies entspricht einer kugelsymmetrischen Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
(Kugelsymmetrie: die geometrischen Orte aller Punkte mit einer bestimmten Elektronendichte sind Kugeloberflächen).<br />
Die Wahrscheinlichkeitsdichte vergleicht die Aufenthaltswahrschein-lichkeit des<br />
Elektrons in gleichen Volumenteilen dV, wenn diese ver-schiedene Abstände vom<br />
Atomkern aufweisen.<br />
Die Elektronendichte läßt sich in der Wolkendarstellung sichtbar machen. Man kann sich diese als Übereinanderprojektion<br />
vieler Momentaufnahmen des Elektrons denken. Hierbei steht die Vorstellung des Elektrons als<br />
Punktladung (Teilchen) im Vordergrund:<br />
64
Wolkendarstellung der Elektronendichte<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Aufgabe 3: Bei welchem Wert r ist die Elektronendichte im Grund-zustand des<br />
Wasserstoffatoms auf 1/1000 des Maximal-wertes abgesunken?<br />
Hinweis: das Maximum ist bei r = 0.<br />
Mathematik: ( wie löst man eine Funktion nach x auf, wenn dieses<br />
im Exponent einer Potenz steht?)<br />
x<br />
ln y<br />
y = a ⇒ ln y = xlna⇒ x =<br />
ln a<br />
lne = 1<br />
65
Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Wir haben schon gesagt, daß das Kräftefeld des Atomkerns dreidimensional und kugelsym-metrisch ist ( Coulomb-Potential<br />
). Deshalb ist es sinnvoll, auch die radiale Wahrscheinlich-keitsdichte zu betrachten. Dabei<br />
addieren wir alle Volumenelemente min einem bestimmten Abstand vom Kern. Auf diese Weise erhält man die<br />
Wahrscheinlichkeit, das Elektron in dieser Kugelschale anzutreffen (radiale Wahrscheinlichkeitsdichte).<br />
Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte vegleicht die Aufenthaltswahr-scheinlichkeit<br />
des Elektrons in Kugelschalen gleicher Dicke dr, wenn diese verschiedene Abstände<br />
r vom Atomkern aufweisen.<br />
Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit in einer derartigen<br />
Kugelschale berechnet sich fol-gendermaßen:<br />
Für die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte gilt (Dichte:<br />
Wahrscheinlichkeit pro Volu-men einer<br />
Kugelschale):<br />
dW 1<br />
2<br />
= Ψ =<br />
2<br />
4πrdr<br />
πa<br />
0<br />
2r<br />
−<br />
ao e 3<br />
4πr 2 dr: Volumen einer Kugelschale der Dicke dr<br />
dW<br />
1<br />
=<br />
πa<br />
0<br />
3<br />
2r<br />
−<br />
a0<br />
2<br />
e 4π<br />
r dr<br />
Die graphische Darstellung der radialen Wahrscheinlichkeitsdichte W kann wie folgt interpretiert werden:<br />
66
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
a0<br />
Im Atomkern ist der Wert für W Null. Die Kurve durchläuft dann ein Maximum (r=r1), da einerseits e mit<br />
zunehmendem Radius r exponentiell abnimmt und andererseits das Volumen der Kugelschale 4πr 2 dr quadratisch<br />
zunimmt. Je weiter man sich vom Atomkern entfernt, umso unwahrscheinlicher wird es, ein Elektron in<br />
einer Kugelschale bei dieser Entfernung anzutreffen. Die Funktion geht gegen Null.<br />
Aufgabe 4: Wenn für Sie das Differenzieren kein Problem ist, berechnen<br />
Sie r1 .<br />
Mathematischer Hinweis: Eine Funktion y=f(x) hat an der Stelle x=xo ein Extremum, wenn ihre<br />
Ableitung f '(x)=0 ist (Steigung der Tangente = 0!).<br />
y = ex y' = ex y = 2x y' = 2<br />
y = u⋅v y' = u⋅v' + v⋅u'<br />
Ein Atom ”hört eigentlich nie auf”!! Obwohl das Elektron an beliebigen Orten angetroffen<br />
werden kann, hält es sich im Grundzu-stand mit größter Wahrscheinlichkeit<br />
im Abstand r1 vom Atomkern in einer Kugelschale der Dicke dr auf. Diese<br />
Kugelschale entspricht der ”K-Schale”. Eine ”Elektronenschale” ist also eine Kugelschale,<br />
in der sich Elektronen mit größter Wahrscheinlichkeit aufhalten.<br />
r<br />
− 2<br />
67
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Dieser Sachverhalt läßt sich sehr schön an einem kleinen und einfachen<br />
Experiment zeigen, das Sie nun durchführen werden.<br />
Die untenstehende Abbildung zeigt die Wahrscheinlichkeitsdichte bezogen auf gleiche Volu-menteile dV, wie<br />
Sie es aus dem vorhergehenden Abschnitt schon kennen. Legen Sie die Folie mit den konzentrischen Kreisen<br />
auf die Wolkendarstellung und zählen Sie die Punkte in jeder Kugelschale! Tragen Sie die Zahlen in die dafür<br />
vorgesehenen Felder ein!<br />
Schale 1:<br />
Schale 2:<br />
Schale 3:<br />
Schale 4:<br />
Aufenthaltsraum ( Ladungswolke ) des Elektrons im Grundzustand<br />
Der Aufenthaltsraum des Elektrons ist der Raum, in welchem sich das Elektron mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit<br />
( z. B. 95 % ) aufhält. Bei dieser Betrachtungsweise steht das Teilchenmodell im Vordergrund.<br />
Dieser Aufenthaltsraum ist identisch mit dem Raum, der einen bestimmten Betrag der Elektronenladung umschließt<br />
( z. B. 95 % ). Hier überwiegt das Wellenmodell. Man spricht von einer Ladungswolke.<br />
68
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Aufgabe 5: Wenn Ihnen das Integrieren keine Probleme be-reitet, so<br />
lösen Sie folgende Aufgabe: Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
das Elektron eines Was-serstoffatoms im Grundzustand<br />
in einer Kugel mit dem Radius r = 2,2Å anzutreffen?<br />
Die Wahrscheinlichkeit W berechnet sich aus der Summe der Wahrschein-lichkeiten, das<br />
Elektron in Kugelschalen der Dicke dr im Abstand 0 bis r anzu-treffen.<br />
Der erste angeregte Zustand des Wasserstoffatoms<br />
Als Lösungen der Schrödinger-Gleichung findet man für den zweiten Energiezustand des Wasserstoffatoms<br />
vier Funktionen. Diese beschreiben die angenommene Materiewelle des Elektrons: eine 2s-Wellenfunkion und<br />
drei 2p-Wellenfunktionen1 .<br />
Der 2s-Zustand<br />
Für den Zustand 2s findet man folgende Wellenfunktion:<br />
ψ<br />
2 s<br />
1<br />
2<br />
1 1 r<br />
= 2 1 e<br />
4π<br />
2a<br />
2a<br />
⎛ ⎞<br />
⎜ ⎟ ⋅<br />
⎝ ⎠<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
⎜ ⎟ ⋅⎜− ⎟ ⋅<br />
⎝ ⎠ ⎝ ⎠<br />
0<br />
3<br />
2<br />
0<br />
r<br />
−<br />
2a<br />
a0 = 0,53⋅10 –10 m ≡ Bohrscher Radius<br />
e: Eulersche Zahl = 2,718...<br />
r: Abstand des Elektrons vom Atomkern<br />
Ψ: Amplitude der angenommenen Materiewelle<br />
Für die anschliessenden Betrachtungen lassen wir die konstanten Faktoren weg und erhalten somit eine vereinfachte<br />
Wellenfunktion:<br />
1 2 bedeutet: zweiter Energiezustand; s bzw. p symbolisieren die räumliche Form der entsprechenden Wellen-<br />
funktion<br />
0<br />
69
Ψ2 = ( 2 −r) ⋅e<br />
Die graphische Darstellung dieser vereinfachten Funktion sieht so aus:<br />
0.7<br />
0.5<br />
0.3<br />
0.1<br />
-0.1<br />
Ψ 2s<br />
s<br />
0 2 4 6 8<br />
−r<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Im Vergleich zur Wellenfunktion Ψ1s hat diese Funktion eine Nullstelle bei r = 2 und nimmt negative Werte<br />
an! Da die Wellenfunktion Ψ2s, ebenso wie die Wellenfunktion Ψ1s, nur von der Variablen r abhängig ist, ist<br />
ihr Verlauf nach allen Raumrichtungen gleich. .Mit dem Wert r = 2 wird der Funktionswert Ψ2s = 0. Die Wellenfunktion<br />
Ψ2s besitzt also eine Nullstelle. Sie muß als Knotenfläche (Kugelfläche) der Elektronenwelle ge-<br />
deutet werden. Die räumliche Darstellung ist auch hier sehr einfach:<br />
Geometrischer Ort aller Punkte mit dem gleichen Funktionswert Ψ2s:<br />
r<br />
70
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Aufgabe 6: Betrachten Sie mit Hilfe eines Diaprojektors die farbigen<br />
Abbildungen der Wellenfunktionen 1s und 2s; interpretieren<br />
Sie die Farben.<br />
Die Energie des Wasserstoffatoms im ersten angeregtenGrundzustand<br />
Durch Einsetzen der Funktion Ψ2s in die Schrödinger-Gleichung erhält man die Energie des ersten angeregten<br />
Zustandes:<br />
E<br />
2S<br />
2<br />
1 e 1<br />
0 =− ⋅ ⋅<br />
4πε 2a4<br />
0<br />
0<br />
E2s: Energie des Wasserstoffatoms im ersten angeregten<br />
Zustand<br />
e0: Elektronenladung<br />
ε0: Influenzkonstante<br />
a0 = 0,53⋅10-10m Aufgabe 7: Vergleichen Sie die Werte der Energien E2s und E1s miteinander!<br />
Die Wahrscheinlichkeitsdichte Ψ 2s 2 ⋅dV<br />
Quadriert man die Wellenfunktion Ψ2s, so lassen sich Aussagen über die Wahrscheinlich-keitsdichte für den<br />
Zustand 2s machen. Auch hier bezieht man sich auf gleiche Volumen-anteile dV in verschiedenen Abständen<br />
vom Atomkern.<br />
Das Quadrat der<br />
Wellenfunktion Ψ2s ist:<br />
2 2 −2r<br />
ψ = ( 2 −r) ⋅e<br />
2s<br />
Ψ2 2s entspricht der Wahrscheinlichkeitsdichte (Dichte:<br />
Wahrscheinlichkeit pro Volumeneinheit):<br />
dW<br />
dV<br />
= = ( 2 −r) ⋅e<br />
2 2 −2r<br />
ψ 2s<br />
W: Wahrscheinlichkeit V: Volumen<br />
71
Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit berechnet sich folgendermaßen:<br />
2 2 −2r<br />
dW = ⋅ dV = ( 2 −r) ⋅e⋅dV ψ 2s<br />
Graphische Darstellung der Funktion Ψ 2 2s⋅dV:<br />
Ψ 2<br />
2s dV<br />
In der Wolkendarstellung sieht das so aus:<br />
r<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Man erkennt in der graphischen Darstellung<br />
der Wahrscheinlichkeitsdichte,<br />
daß sich das Elektron mit<br />
größter Wahrscheinlichkeit in der Nähe<br />
des Kerns befindet. Nach aussen nimmt<br />
die Wahrscheinlichkeit rasch ab. Die<br />
Kur-ve weist bei r = 2 eine Nullstelle<br />
auf und durchläuft ein kleines lokales<br />
Maximum, bevor sie im Unendlichen<br />
gegen Null geht.<br />
72
Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Vergleicht man die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in Kugelschalen gleicher Dicke dr mit unterschiedlichen<br />
Abständen vom Atomkern, so erhält man die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte (Dichte: Wahrscheinlichkeit<br />
pro Volumen einer Kugelschale).<br />
dW<br />
2<br />
4πr<br />
dr<br />
2<br />
= ψ W: Wahrscheinlichkeit 4πr<br />
2s<br />
2dr: Volumen einer Kugelschale<br />
Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in einer derartigen Kugelschale berechnet sich folgendermaßen:<br />
2 2 2 −2r2<br />
dW = ψ ⋅ 4πrdr = ( 2−r) ⋅e⋅4πrdr 2 2<br />
Graphische Darstellung der Funktion ψ 4πrdr<br />
Ψ 2 2s . 4 π r 2 dr<br />
2s<br />
2s<br />
⋅ :<br />
0 2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
Der Wert für W ist im Atomkern Null (r = 0!), steigt anschliessend auf ein kleines Maximum an und erreicht<br />
wiederum den Wert Null. Dann erreicht W einen maximalen Wert und geht im Unendlichen gegen Null.<br />
Im ersten angeregten Zustand 2s kann sich das Elektron an beliebigen Stellen im Wasserstoff-atom (mit unterschiedlichen<br />
Wahrscheinlichkeiten) aufhalten. Eine Ausnahme bildet die Kugelschale mit dem Abstand r = 2, in<br />
der die Aufenthaltswahrscheinlichkeit Null ist (Knotenfläche).<br />
r<br />
73
Die 2p-Wellenfunktionen<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Im ersten angeregten Zustand des Wasserstoffatoms ergeben sich, wie schon oben erwähnt, vier Lösungen der<br />
Schrödinger-Gleichung. Eine davon haben wir eben betrachtet, die 2s-Wellenfunktion Ψ2s. Die restlichen drei<br />
Lösungen nennen wir 2p-Wellenfunktionen. Sie sind im Gegensatz zu den s-Wellenfunktionen nicht kugel-,<br />
sondern achsensymmetrisch.<br />
Dies bedeutet, daß die ”Form” der Funktionen Ψ(x,y,z) nicht nur von der Variablen r, sondern auch von Winkelgrößen<br />
abhängt. Bildlich gesprochen heißt dies: Es kommt nicht nur darauf an, wie weit weg ich mich vom<br />
Atomkern befinde, um ein Elektron anzutreffen, sondern auch in welcher ”Himmelsrichtung” ich gerade<br />
stehe!<br />
Die Wellenfunktionen 2px, 2py, und 2pz<br />
Die Wellenfunktionen ψ2p werden wie die Wellenfunktionenψ1s und ψ2s in Kugelkoordinaten dargestellt: ψ2p (r,<br />
θ, φ). Sie lassen sich als Produkt eines radiusabhängigen Anteils R(r) und eines winkelabhängigen Anteils χ(θ,<br />
φ) darstellen:<br />
ψ ( , θ, φ) = ( ) ⋅ χ( θ, φ)<br />
2 p r R r<br />
Wir wollen hier nur die vereinfachten 2p-Wellenfunktionen betrachten. Ihre Formen in Kugelkoordinaten sind:<br />
−r<br />
ψ = r⋅e ⋅sinθ ⋅cos<br />
φ<br />
2 px<br />
−r<br />
ψ = r ⋅e⋅sinθ ⋅sin<br />
φ<br />
2 py<br />
−r<br />
ψ = r ⋅e⋅cos φ<br />
2 pz<br />
Die Wellenfunktionen lassen erkennen, daß gleiche Funktionswerte Ψ in unterschiedlichen Abständen vom<br />
Atomkern auftreten ( im Gegensatz zu den s-Wellenfunktionen ),je nachdem, welche Raumrichtung ( welcher<br />
Winkel ) gewählt wird.<br />
74
Entlang den Raumachsen gilt:<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
− r<br />
ψ : θ = 90° ; φ = 0° bzw. 180° ;sin θbzw.cosφ = ± 1⇒<br />
ψ =± r ⋅e<br />
2 px 2 px<br />
ψ : θ = 90° ; φ = 90° bzw. 270° ;sin θbzw.sin φ = ± 1⇒<br />
ψ =± r ⋅e<br />
2 py 2 py<br />
ψ : θ = 0° bzw. 180° ;cosθ=<br />
± 1⇒<br />
ψ<br />
− r<br />
=± r ⋅e<br />
2pz2pz Graphische Darstellung der Wellenfunktionen ψ2p entlang den Koordinatenachsen<br />
Räumliche Darstellung der 2p-Wellenfunktionen<br />
An Hand der ψ -Wellenfunktion wird nun die Herleitung der räumlichen Darstellung dieser Funktion ge-<br />
2 pz<br />
zeigt.<br />
Für die Winkel θ = 0° bzw. 180° vereinfacht sich die Funktion zu: ψ 2 pz<br />
Der Verlauf der Wellenfunktion wird somit auf der z-Achse dargestellt:<br />
Verlauf des Funktionswertes ψ 2 pz<br />
auf der z-Achse in Abhängigkeit von r<br />
=± r ⋅e<br />
− r<br />
− r<br />
75
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Geht nun der Winkel θ von 0° gegen 90°, so werden die Funktionswerte entsprechend dem cosθ immer kleiner,<br />
und bei 90° schliesslich Null. Zwischen 90° und 180° steigen die Werte für ψ 2 pz<br />
der Winkel 30° bzw. 150° und 60° bzw. 120° sei das entsprechende Vorgehen erläutert. Es gilt:<br />
−r −r<br />
ψ = r ⋅e cos θ ⇒ fürθ = 30° bzw. 150°⇒ ψ =± r ⋅e ⋅0,<br />
87<br />
2 pz<br />
2 pz<br />
Funktionswerte ψ 2 pz<br />
in Abhängigkeit von r und θ = 30° bzw. 150°<br />
Für θ = 60° bzw. 120° werden die Werte für ψ 2 pz<br />
nochmals kleiner:<br />
−r −r<br />
ψ = r ⋅e cos θ ⇒ fürθ = 60° bzw. 120°⇒ ψ =± r ⋅e ⋅0,<br />
50<br />
2 pz<br />
2 pz<br />
Funktionswerte ψ 2 pz<br />
in Abhängigkeit von r und θ = 60° bzw. 120°<br />
wiederum an. Am Beispiel<br />
76
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Aufgabe 8: Tragen Sie in die drei vorhergehenden Abbildun-gen auf den<br />
r-Achsen die Punkte ein, an denen der Funktionswert ψ 2 pz<br />
±0,1 beträgt.<br />
Die so erhaltenen 12 Punkte übertragen Sie auf die folgende Skizze, die die drei r-Achsen<br />
enthält. Anschliessend werden die Punkte mit positiven bzw. negativen Werten durch ei-<br />
ne Kurve verbunden. Auf diesen beiden Kurven besitzen alle Punkte den Funktionswert<br />
ψ = ±0,1!<br />
2 pz<br />
Werden nun diese Kurven um die z-Achse gedreht, so erhält man die räumliche Darstellung der Wellenfunktion<br />
ψ für einen bestimmten Funktionswert. Entsprechendes gilt für die Wellenfunktionen ψ 2 pz<br />
2 px<br />
und ψ . 2 py<br />
Räumliche Darstellung der Wellenfunktionen ψ2p ; jeder Punkt auf der Oberfläche der Figuren besitzt den gleichen<br />
Funktionswert ψ.<br />
77
Die Energie des Wasserstoffatoms in den 2p-Zuständen<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Durch Einsetzen der Funktionen 2p in die Schrödinger-Gleichung erhält man die Energie der angeregten Zustände<br />
2p:<br />
E<br />
2 p<br />
2<br />
1 e 0 1<br />
=− ⋅ ⋅<br />
2πε 2a4<br />
0<br />
0<br />
Diese Energiewerte entsprechen demjenigen des 2s-Zustandes!<br />
Die Wahrscheinlichkeitsdichte ψ 2p 2 ⋅dV<br />
E2p: Energie des Wasserstoffatoms im er-sten angeregten<br />
Zustand (2p)<br />
e0: Elektronenladung<br />
ε0: Influenzkonstante<br />
a0: 0,53⋅10 –10 m<br />
Die räumliche Darstellung der Wahrscheinlichkeitsdichte lässt sich entsprechend den räumlichen Darstellungen<br />
der ψ2p-Wellenfunktionen herleiten. Da die ψ -Wellenfunktion nur von einem Winkel abhängt, wollen wir<br />
2 pz<br />
deren Quadrat für θ = 0° bzw. 180°, 30° bzw. 150° und 60° bzw. 120° betrachten:<br />
−r ψ = r ⋅e ⋅cos<br />
θ<br />
2 pz<br />
dW 2<br />
2 −2r<br />
2<br />
= ψ 2 pz<br />
= r ⋅e ⋅cos<br />
θ<br />
dV<br />
−<br />
für θ = 0°bzw.180°⇒ ψ = ⋅ ⋅<br />
2<br />
r<br />
2 pz<br />
r e<br />
2 2 1<br />
Wahrscheinlichkeitsdichte ψ 2 2 p z auf der z-Achse (θ = 0° bzw. 180°) in Abhängigkeit von r<br />
−<br />
für θ = 30° bzw. 150° ⇒ ψ = ⋅ ⋅<br />
2<br />
r<br />
2 pz<br />
r e ,<br />
2 2 075<br />
78
Wahrscheinlichkeitsdichte ψ 2 2 p z auf der z-Achse (θ = 30° bzw. 150°) in Abhängigkeit von r<br />
−<br />
für θ = 60° bzw. 120° ⇒ ψ = ⋅ ⋅<br />
2<br />
2 2r<br />
2 pz<br />
r e 025 ,<br />
Wahrscheinlichkeitsdichte ψ 2 2 p z auf der z-Achse (θ = 60° bzw. 120°) in Abhängigkeit von r<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Betrachtet man nun alle Winkel für θ von 0° bis 180° und rotiert die gefundenen Werte ψ 2 2 p z um die Raum-<br />
achsen, so erhält man die Wolkendarstellung der Wahrscheinlichkeitsdichte für die ψ 2 2 p z -Wellenfunktion;<br />
entsprechendes gilt für die übrigen ψ 2 p -Wellenfunktionen:<br />
79
Wolkendarstellung der Wahrscheinlichkeitsdichtenψ 2<br />
2 p<br />
Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte gibt die Wahrscheinlichkeit an, das Elektron in Kugel-schalen der Dicke<br />
dr in verschiedenen Abständen vom Atomkern anzutreffen.<br />
Für die ψ 2 pz -Wellenfunktion gilt:<br />
dW<br />
2<br />
2 −2r<br />
2<br />
= ψ 2 pz<br />
= r ⋅e ⋅cos<br />
θ<br />
2<br />
4πrdr<br />
Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit innerhalb einer solchen Kugelschale ist:<br />
2 −2r<br />
2 2<br />
dW = r ⋅e⋅4πrdr ⋅cos<br />
θ<br />
80
2<br />
Ψ 2 p . 4 π r<br />
z<br />
2 d r<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Graphische Darstellung der radialen Wahrscheinlichkeitsdichte für das Elektron im Wasserstoffatom (zweiter<br />
Energiezustand ψ 2 pz )<br />
Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte ist im Atomkern Null (r=0), erreicht dann ein Maximum, um allmählich<br />
immer kleiner zu werden.<br />
Die höheren Energiezustände des Wasserstoffatoms<br />
Sie haben den Grundzustand des Wasserstoffatoms kennengelernt. Das Wasserstoffatom, wie auch andere Atome,<br />
läßt sich durch Energiezufuhr in energiereichere (angeregte) Zustände überführen. Den ersten angeregten<br />
Zustand haben wir besprochen. Das Spektrum des Wasser-stofflichtes hat gezeigt, daß beim Übergang des Systems<br />
Proton-Elektron von einem ange-regten Zustand in den Grundzustand nur ganz bestimmte Energien abgegeben<br />
werden können. Dieses Phänomen führte zu der Annahme, daß das Wasserstoffatom nur ganz bestimmte<br />
(diskrete) Energiezustände einnehmen kann. Die Berechnungen mit Hilfe der <strong>Quantenchemie</strong> haben diese Annahme<br />
bestätigt. Für die verschiedenen Energiezustände des Wasserstoffatoms existieren bestimmte Wellenfunktionen.<br />
Aus ihnen lassen sich die Energien des Systems Proton-Elektron und die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten<br />
des Elektrons berechnen .<br />
Die Energiezustände bezeichnet man mit kleinen ganzen Zahlen, den Hauptquantenzahlen (z. B. 1, 2, 3 usw.).<br />
Sie entsprechen den Elektronenschalen (Hauptenergieniveaus).<br />
r<br />
81
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Für die Energiezustände des Wasserstoffatoms liefern die Berechnungen jeweils n 2 Wellen-unktionen, die die<br />
Schrödinger-Gleichung erfüllen. Neben den s- und p-Funktionen erhält man sogenannte d- (diffus) und f- (fundamental)<br />
Funktionen. Auf der nächste Seite finden Sie die s-, p- und d- Funktionen räumlich dargestellt.<br />
Zusammenfassung<br />
Für das Wasserstoffatom ergeben sich verschiedene Energieniveaus. Sie werden mit der jeweiligen<br />
Hauptquantenzahl (entsprechend der Schalennummer) n bezeichnet. Innerhalb eines jeden Energieniveaus<br />
lassen sich n 2 verschiedene Funktionen unterscheiden mit n-1 Knotenflächen. Die Energiewerte innerhalb eines<br />
bestimmten Energieniveaus sind identisch; man spricht in einem derartigen Fall von entarteten Energiezuständen.<br />
Energiezustände des Elektrons im Wasserstoffatom für n = 1 bis n = 4<br />
82
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
räumliche Darstellung der Wellenfunktionen 1s, 2s, 2p, 3s, 3p und 3d für den Funktionswert ψ = ± 0,01 2<br />
2 Chemie in unserer Zeit. 12. Jahrgang, Februar 1978<br />
(betrachten Sie dazu auch die entsprechende Diaserie)<br />
83
Lernkontrolle<br />
Überprüfen Sie Ihr Wissen aus diesem Kapitel !<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Wenn Sie mindestens 3 Aufgaben richtig gelöst haben, dürfen Sie sich zum Kapitel-Test melden. Wenn nicht,<br />
dann bearbeiten Sie die entsprechenden Abschnitte nochmals sorgfältig, bis Sie sicher sind, daß Sie den Stoff<br />
beherrschen!<br />
Aufgabe 9: Welche Gemeinsamkeiten weist das Elektron im Wasserstoffatom mit einer stehenden<br />
mechanischen Welle auf?<br />
Aufgabe 10: a) Skizzieren Sie den Graphen der Funktion ψ = ⋅ −<br />
a e br .<br />
b) Wie lautet die entsprechende Formel für ψ 2 ? Wie interpretieren Sie ψ 2 ?<br />
Aufgabe 11: Worin liegt der Unterschied zwischen der Wahrscheinlichkeitsdichte und der radialen<br />
Wahrscheinlichkeitsdichte?<br />
Aufgabe 12: Zeichnen Sie die Wolkendarstellung für den angeregten Zustand 2s des Wasserstoffatoms!<br />
84
Lösungen zu den Aufgaben<br />
Aufgabe 1: Eine Kugel mit Zentrum im Koordinatenursprung<br />
Aufgabe 2: Einsetzen in die Gleichung :<br />
Aufgabe 3:<br />
−18<br />
E =−21810 , ⋅ J =−1359<br />
, eV<br />
1s<br />
ψ<br />
ψ<br />
e<br />
Aufgabe 4: ψ<br />
2<br />
1s<br />
2<br />
1s<br />
2r<br />
−<br />
a0<br />
2r<br />
1 a0<br />
= ⋅e 3<br />
πa<br />
0<br />
−<br />
1<br />
= ⋅ 1 3<br />
πa<br />
0<br />
=<br />
1<br />
⏐⋅ln ⇒<br />
1000<br />
Das Maximum der Funktion ψ 2<br />
1s<br />
2r<br />
E<br />
1s<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
2<br />
1 e 0<br />
=− ⋅<br />
4πε 2a<br />
liegt bei r = 0.<br />
1 −<br />
a 1 1<br />
0 ⋅ e = ⋅<br />
3 3<br />
πa 0 πa<br />
0 1000<br />
2r<br />
3<br />
−10<br />
− lne = −3ln10⇒ r = ln 10⋅ a0= 1, 83⋅10 m<br />
a<br />
2<br />
1s<br />
0<br />
=<br />
1<br />
3<br />
r<br />
−<br />
a0<br />
e<br />
0<br />
πa<br />
2r<br />
dW<br />
2 1<br />
= ψ s dW<br />
2 1 ⇒ =<br />
4πrdr<br />
πa<br />
dW 2 1 −<br />
a 1 −<br />
0 2<br />
a0<br />
=− e 4πr<br />
+ e 8π r = 0<br />
3<br />
3<br />
dr a πa<br />
πa<br />
0 0<br />
r = a0<br />
0<br />
2r<br />
(Bohrscher Radius)<br />
3<br />
0<br />
2r<br />
−<br />
0<br />
a0<br />
2<br />
e 4πr<br />
dr<br />
0<br />
85
Aufgabe 5:<br />
ψ<br />
a<br />
1s<br />
r<br />
1 a<br />
2 1<br />
= ⋅e⇒ ψ = ⋅e<br />
3<br />
1s<br />
3<br />
πa<br />
πa0<br />
0<br />
2r<br />
− −<br />
0 a0<br />
2<br />
h<br />
−10<br />
= 4πε<br />
= 0, 529 ⋅ 10 m = 0, 529Å<br />
2 2<br />
4π<br />
me<br />
0 0<br />
r<br />
−<br />
a<br />
W = ∫ ⋅e ⋅ r dr<br />
a<br />
1<br />
0 2<br />
4π<br />
3<br />
π<br />
0<br />
o<br />
2r<br />
0<br />
2r<br />
ua dr a a<br />
0 0 0<br />
u = ⇒ r = ⇒ = ⇒ dr = ⋅du<br />
a 2 du 2 2<br />
r<br />
2<br />
0<br />
2 2<br />
2<br />
0<br />
2 r a 2r<br />
a 0<br />
= = 2 2<br />
a 2 a 2<br />
⎛ ⎞<br />
⎜ ⎟ ⋅<br />
⎝ ⎠<br />
⎛ ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ ⎠<br />
0<br />
0<br />
2<br />
r<br />
2<br />
⎛ 2r<br />
⎞<br />
⎜ ⎟ = u<br />
⎝ a ⎠<br />
a a u<br />
u<br />
W = ⋅ e u du e u du<br />
a<br />
⎛ 4π<br />
0 ⎞ 0 − 2 1 − 2<br />
⎜ ⎟ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅<br />
3 ⎝ 2 ⎠ 2 ∫ 2 ∫<br />
π<br />
0<br />
2<br />
0<br />
r<br />
0<br />
0<br />
2<br />
2<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
r<br />
r<br />
r<br />
u u<br />
a r r<br />
W = e ⋅u ⋅ du = − [ e ( u + u+ ) ] r = − e ⋅<br />
a a<br />
⎛ ⎡ 2<br />
2<br />
−<br />
1<br />
⎧<br />
⎪ ⎞ ⎫ ⎤<br />
− 2 1 − 2<br />
1 2 4<br />
⎢<br />
⎪<br />
0<br />
∫<br />
2 2 = 0<br />
⎨⎜<br />
⎟ + + 2⎬−2⎥ 2<br />
2<br />
2 ⎢ ⎝ ⎠<br />
⎥<br />
0<br />
⎣ ⎩⎪ 0 0 ⎭⎪ ⎦<br />
⎛ ⋅ ⎞<br />
Für r = 2,2Å = 4,2a0 ⇒ W =− e ⎜ ⎟ +<br />
⎝ ⎠<br />
⋅<br />
⎧⎪<br />
⎫⎪<br />
⎨<br />
+ ⎬<br />
⎩⎪<br />
⎭⎪ −<br />
⎡<br />
⎤<br />
⎢<br />
⎥<br />
⎣<br />
⎢<br />
⎦<br />
⎥ =<br />
− ⋅ 222 ,<br />
2<br />
1 0529 , 2 2, 2 4 22 ,<br />
2 2 0, 989<br />
2 0, 529 0, 529<br />
Aufgabe 6: rote Farbe: positve Funktionswerte; blaue Farbe: negative Funktionswerte.<br />
Aufgabe 7: Die beiden Energien E1s und E2s unterscheiden sich um den Faktor 1<br />
4 .<br />
86
Aufgabe 8:<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Aufgabe 9: Eine stehende mechanische Welle ist an Randbedingungen gebunden. Sie kann nur bestimmte<br />
(diskrete) Schwingungszustände annehmen. Das Elek-tron stellt man sich als dreidimensionale<br />
stehende Welle vor. Auch sie kann im Coulomb-Potential des Atomkerns nur<br />
bestimmte Schwingungszustände besitzen.<br />
Aufgabe 10: a)<br />
2 2 2<br />
b) ψ = ⋅ −<br />
a e br . Wird die Wellenfunktion ψ quadriert, so ergibt sich daraus die<br />
Wahrscheinlichkeitsdichte (Elektronendichte, Ladungsdichte ). Mit dieser Größe läßt<br />
sich die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in einem bestimmten Volumenelement<br />
dV berechnen.<br />
87
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
4. Das Wasserstoffatom<br />
Aufgabe 11: Die Wahrscheinlichkeitsdichte vergleicht die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons<br />
in gleichen Volumenteilen dV, wenn diese verschiedene Abstände vom Atomkern aufweisen.<br />
Aufgabe 12:<br />
Die radiale Wahrscheinlichkeitsdchte vergleicht die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des<br />
Elektrons in Kugelschalen gleicher Dicke dr, wenn diese verschiedene Abstände r vom<br />
Atomkern aufweisen.<br />
88
Kapitel 5<br />
Was ist ein Molekül?<br />
Übersicht<br />
Thema<br />
89<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Bis jetzt haben wir nur von Atomen gesprochen. In der Chemie beschäftigen wir uns aber normalerweise mit<br />
Molekülen oder Ionen. Wir wollen deshalb in diesem Kapitel auf die Moleküle eingehen. Da diese ziemlich<br />
schwierig zu behandeln sind, werden wir uns vorerst auf ein einfaches Molekül beschränken. Dies wird das H2-<br />
Molekül sein.<br />
Vorgehen<br />
Zuerst lesen Sie die Theorie. Sie ist aus drei Abschnitten aufgebaut.<br />
Im Text sind kleinere Aufgaben plaziert. Sie dienen dem Verständnis des Gelesenen. Sie sollen sich nicht länger<br />
als drei Minuten an einer dieser Aufgaben aufhalten. Die Antworten werden Ihnen nach der Durcharbeit dieses<br />
Kapitels ersichtlich werden.<br />
Sobald Sie sich sicher fühlen, melden Sie sich zum Kapitel-Test. Bedingung ist aber, daß Sie die Aufgaben mit<br />
der Überschrift "Lernkontrolle" richtig lösen.<br />
Bei langen Wartezeiten können Sie mit dem 6. Kapitel weiterfahren. Den Test holen Sie später nach.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lernziele:<br />
1. Der bindende Zustand<br />
1. Sie wissen, was eine chemische Bindung ist.<br />
2. Sie wissen, was ein antibindender Zustand ist.<br />
3. Sie wissen, wieso H2 ein stabiles Molekül ist.<br />
90<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Der Wasserstoff existiert normalerweise in Form von H2-Molekülen. Warum verbinden sich nun eigentlich<br />
zwei Wasserstoffatome zu einem Wasserstoffmolekül?<br />
Wir betrachten zwei Wasserstoffatome. Sie nähern sich einander. Dabei verwenden wir die Vorstellung von<br />
stehenden Materiewellen für die beiden Elektronen.<br />
Im Bereich der beiden Atomkerne kommt es zu einer konstruktiven Interferenz. (Siehe Kapitel 1). Auf diese<br />
Weise entsteht eine neue Materiewelle. Die Funktion dieser Welle beschreibt die Elektronen im<br />
Wasserstoffmolekül.<br />
Aus einer "Atomwellenfunktion" wurde eine "Molekülwellenfunktion".<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Hier ist der Verlauf der Wellenfunktionen im H-Atom und im H2-Molekül aufgezeichnet.<br />
ψ 1<br />
H-Atom 1<br />
ψ 1<br />
ψ 1<br />
ψ 1 + ψ 2<br />
H 2 -Molekül<br />
91<br />
ψ 2<br />
ψ 2<br />
H-Atom 2<br />
Die Elektronendichte erhält man nun durch quadrieren der Molekülwellenfunktion.<br />
ψ 2<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Es gibt also eine erhöhte Elektronendichte zwischen den beiden Kernen der H-Atome. Sie ist durch die<br />
konstruktive Interferenz entstanden:<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
ψ 1 2<br />
Der mathematische Ansatz<br />
( ψ 1 + ψ 2 ) 2<br />
H 2 - M o l e k ü l<br />
Wir betrachten zuerst die verschiedenen Wellenfunktionen.<br />
1. H-Atom ψ<br />
1<br />
2. H-Atom ψ2<br />
92<br />
ψ 2 2<br />
H2-Molekül ψ1+2 = ψ1+ψ 2<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Der letzte Ausdruck entspricht der Wellenfunktion zwischen den beiden Kernen. Uns inter-essiert jetzt aber<br />
hauptsächlich die Verteilung der Elektronendichte zwischen den Kernen. Da-zu müssen wir diese<br />
Wellenfunktion quadrieren.<br />
2<br />
H2-Molekül: ( ) ( )<br />
Dies ist die Elektronendichte zwischen den beiden Kernen.<br />
2<br />
ψ1+ 2 = ψ1 + ψ2 = ψ + ψ + 2 ⋅ ψ ψ<br />
Der Teil 2 ⋅ ψ1ψ 2 kommt zusätzlich hinzu. Es ist der Beitrag, der durch die konstruktive Inter-ferenz<br />
entstanden ist.<br />
Die Elektronendichte zwischen den Kernen wird durch die konstruktive Interferenz erhöht. Diese Erhöhung ist<br />
gerade so groß, daß die Kern-Kern Abstoßungskraft kompensiert wird beim Gleichgewichtsabstand der<br />
gebundenen Atome.<br />
1 2<br />
2 2<br />
1 2<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
93<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Theoretisch gibt es nun viele Abstände, bei denen eine konstruktive Interferenz eintreten kann. Es führt aber nur<br />
einer davon zu einem stabilen Molekül. Die Begründung lautet folgendermassen: Wenn man sich vom Kern<br />
entfernt, nimmt die Elektronendichte rasch ab. Bei einem grossen Abstand ist zwar auch eine konstruktive<br />
Interferenz möglich. Dabei ist aber der Energiegewinn relativ klein. Die Elektronendichte wird ja mit<br />
zunehmendem Abstand sehr gering. Ist hingegen die Distanz zu kurz, so stossen sich die positiv geladenen<br />
Kerne ab. Ein zu kleiner Abstand ist also auch nicht möglich.<br />
Es gibt nun genau einen Wert, der ideal ist. Er ist ein Kompromiss zwischen diesen beiden Effekten. Einerseits<br />
ist nur nahe beim Kern die Elektronendichte genügend groß, andererseits stoßen sich die Kerne ab.<br />
Eine Atombindung entsteht also durch konstruktive Interferenz von zwei<br />
Atomwellenfunktionen.<br />
Untenstehend ist noch ein Diagramm aufgezeichnet. Hier können Sie sehen, wie sich die Energie ändert, wenn<br />
man den Abstand der beiden H-Atome vergrößert oder verkleinert.<br />
Bei einer chemischen Bindung liegt der Abstand natürlich genau im Energieminimum.<br />
Es wurde die Energie als Funktion des Abstandes aufgezeichnet. Man nennt diese Kurve Po-tentialkurve.<br />
Aufgabe 5.1<br />
Der Abstand zwischen den beiden Kernen beträgt<br />
beim H2-Molekül ca. 0,7⋅10 -10 m, der<br />
Energiegewinn durch die konstruktive Interferenz<br />
(Bindung) etwa 436 KJ / mol.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Zusammenfassung<br />
Wieso ist eine chemische Bindung energetisch<br />
günstig?<br />
94<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Das H2-Molekül existiert. Die Materiewellen der beiden H-Atome können sich überlageren. Damit wird die<br />
Elektronendichte zwischen den Kernen erhöht. Die Abstoßung der beiden positiv geladenen Kerne wird durch<br />
die erhöhte Elektronendichte zwischen den Kernen kompen-siert. Das Molekül liegt im Gleichgewichtszustand<br />
zwischen Anziehung und Abstoßung.<br />
Sie können es sich auch so vorstellen, daß die beiden Kerne von der erhöhten Elektronendichte zwischen den<br />
beiden Atomkernen angezogen werden. Sie bleiben somit zusammen. Sie haben einen Abstand, der energetisch<br />
günstig ist. Es ist ein Gleichgewicht zwischen Anziehung und Abstoßung.<br />
Nun wissen wir, wie eine chemische Bindung zustande kommt. Es sind rein elektrostatische Wechselwirkungen.<br />
Man nennt sie auch Coulomb'sche Wechselwirkungen. Es gibt also keine "chemische" Energie, die für eine<br />
Bindung verantwortlich ist. Es gibt nur die elektrostatischen Wechselwirkungen mit Anziehung und Abstoßung.<br />
Anwendung<br />
In der Chemie benützt man häufig die folgende Schreibweise. Man schreibt einen Strich für eine chemische<br />
Bindung. Dieser Strich steht für eine erhöhte Aufenthaltswahrscheinlichkeit von zwei Elektronen zwischen den<br />
Atomrümpfen. Man nennt es auch gemeinsames Elektronenpaar. Deshalb spricht man dann auch von<br />
Elektronenpaarbindung.<br />
Wie wir gesehen haben, ist das näherungsweise korrekt. Es ist ja tatsächlich die Elektronendichte erhöht<br />
zwischen den beiden Atomkernen.<br />
Aufgabe 5.2<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
2. Der antibindende Zustand<br />
95<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Wieso spricht man von einem gemeinsamen Elektronenpaar<br />
bei einer chemischen Bindung?<br />
Wir haben bis jetzt die konstruktive Interferenz behandelt. Es ist aber auch eine destruktive Interferenz von zwei<br />
Wellenfunktionen möglich.<br />
Sie sehen das hier graphisch dargestellt:<br />
Die Wellenfunktion der<br />
einzelnen H-Atome<br />
Wellenfunktion des H 2 -Moleküls<br />
Nun betrachten wir noch die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen. Dazu müssen wir ja nur wieder die<br />
obenstehende Molekülwellenfunktion quadrieren.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
ψ 1 2<br />
( ψ 1 - ψ 2 ) 2<br />
H 2 - M o l e k ü l<br />
96<br />
ψ 2 2<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Bei der destruktiven Interferenz ist also die Elektronendichte zwischen den Kernen vermindert. Bei der<br />
konstruktiven Interferenz war ja genau das Gegenteil der Fall. Dieser Zustand der destruktiven Interferenz ist<br />
nun energiereicher als der bindende Zustand. Es kann keine Bin-dung zustandekommen. Die Elektronendichte<br />
zwischen den Kernen ist zu niedrig, um ihre Abstoßung auszugleichen. Die Kerne bleiben also nicht zusammen.<br />
Sie entfernen sich voneinander. Es kommt keine Bindung zustande, sondern es entsteht ein antibindender<br />
Zustand.<br />
Die mathematische Betrachtung<br />
Wir betrachten zuerst die verschiedenen Wellenfunktionen.<br />
1. H-Atom ψ1<br />
2. H-Atom ψ2<br />
H2-Molekül ψ*1+2 =ψ1 – ψ2<br />
Der letzte Ausdruck entspricht der Wellenfunktion zwischen den beiden Kernen. Uns inter-essiert jetzt aber<br />
hauptsächlich die Verteilung der Elektronendichte zwischen den Kernen. Da-zu müssen wir diese<br />
Wellenfunktion wiederum quadrieren.<br />
2<br />
H<br />
2<br />
-Molekül ( ) ( )<br />
2<br />
ψ1+ 2 = ψ1 − ψ2 = ψ + ψ −2⋅ ψ ψ<br />
Der Teil 2 ⋅ ψ1ψ 2 geht verloren durch die destruktive Interferenz.<br />
1 2<br />
2 2<br />
1 2<br />
Die Elektronendichte zwischen den beiden Atomkernen wird also vermindert.<br />
Bei destruktiver Interferenz entsteht ein antibindender Zustand.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Zusammenfassung<br />
97<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Wenn destruktive Interferenz eintritt, werden die Kerne nicht nahe beieinander bleiben. Die positiv geladenen<br />
Kerne stoßen sich ab. Für eine Kompensation ist die Elektronendichte zwischen den Kernen zu gering. Somit<br />
überwiegt die Abstoßung durch die positiv geladenen Kerne. Es entsteht also keine Bindung, sondern eine<br />
Antibindung. Deshalb auch der Name "antibindender Zustand".<br />
Aufgabe 5.3<br />
3. Das Orbitalschema<br />
Wie entsteht eine Antibindung?<br />
Die Wellenfunktion für ein Elektron wird Orbital genannt. Ein Orbital ist also nichts anderes als die Funktion<br />
für eine stehende Materiewelle eines Elektrons.<br />
Überlagern sich nun zwei Atomorbitale (Wellenfunktionen, die ein Elektron in einem Atom beschreiben), so<br />
bilden sich zwei Molekülorbitale (Wellenfunktionen, die Elektronen in einem Molekül beschreiben). Genau<br />
genommen entsteht ein bindendes und ein antibindendes Molekülorbital. Das bindende Orbital entsteht aus<br />
der konstruktiven und das antibindende Orbital aus der destruktiven Interferenz der beiden Atomorbitale<br />
(Wellenfunktionen).<br />
Man kann dies mit einem einfachen Schema qualitativ darstellen. Hier wurde wiederum die Graphik für das H2-<br />
Molekül aufgezeichnet.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Energie<br />
Ψ * ( antibindend )<br />
Ψ ( bindend )<br />
98<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Jeder Kreis bedeutet ein Orbital und jeder<br />
eingesetzte Pfeil steht für ein Elektron. Aus den<br />
beiden Atomorbitalen (links und rechts<br />
gezeichnet) entstehen Molekülorbi-tale (in der<br />
Mitte gezeichnet). Beide H-Atome (HA und HB)<br />
bringen je ein Elektron mit in die Bindung ein.<br />
Das bindende Molekülorbital ist immer energieärmer<br />
als das antibindende. Es wird deshalb in<br />
der Energieskala tiefer einge-zeichnet als das<br />
antibindende Molekül-orbital.<br />
Jedes neu entstehende Molekülorbital kann maximal zwei Elektronen beschreiben. Die Elek-tronen besetzen<br />
immer zuerst das bindende Orbital. Erst wenn das bindende Orbital mit zwei Elektronen gefüllt ist, wird das<br />
antibindende Orbital besetzt.<br />
Man kann aber noch mehr aus dieser Zeichnung herauslesen. Die Energie des H2-Moleküls ist tiefer als die der<br />
beiden einzelnen H-Atome. Diese Energie muß aufgewendet werden, wenn man das H2-Molekül wieder in zwei<br />
H-Atome zerlegen will. Sie können sich diese Energie auch als Bindungsenergie vorstellen.<br />
Literaturstudium<br />
Lesen Sie im Buch Elemente Chemie II das 6.<br />
Kapitel auf den Seiten 62 und 63.<br />
Sie haben jetzt nach diesem Literaturstudium noch einmal die wichtigsten Begriffe repetiert. Nun sollten Sie die<br />
Lernziele für dieses Kapitel erreicht haben. Nachfolgend kommen noch einige Übungsaufgaben.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lernkontrolle<br />
Aufgabe 5.4:<br />
Wieso kann überhaupt eine Bindung entstehen?<br />
Aufgabe 5.5:<br />
99<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Die folgenden Aufgaben dienen der Überprüfung Ihres Wissens. Sie<br />
sollen selbständig testen, ob Sie den Stoff dieses Kapitels begriffen<br />
haben.<br />
Wieviel beträgt etwa der Energiegewinn bei der Bildung eines H2-Moleküls aus H-Atomen?<br />
Wie groß ist ungefähr der Abstand zwischen den beiden Kernen beim H2-Molekül?<br />
Aufgabe 5.6:<br />
Erklären sie mathematisch, warum bei der konstruktiven Interferenz eine größere Elektronen-dichte zwischen<br />
den Kernen vorhanden ist, als bei zwei Atomen im gleichen Abstand ohne Interferenz.<br />
Haben Sie alle Aufgaben richtig gelöst und fühlen Sie sich im Stoff dieses Kapitels sicher?<br />
Dann können Sie sich jetzt beim Lehrer zum Kapiteltest melden.<br />
Wenn Sie eine Aufgabe falsch gelöst haben, so lesen Sie das Kapitel nochmals sorgfältig durch, bis Sie die<br />
Grundlagen erarbeitet haben.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lösungen zu den Aufgaben<br />
Aufgabe 5.1:<br />
100<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
Bei der Entstehung einer chemischen Bindung wird Energie frei. Der Grund liegt darin, daß die<br />
Elektronendichte zwischen den Kernen bei einer Bindung erhöht ist. Die Erhöhung tritt ein wegen der<br />
konstruktiven Interferenz.<br />
Aufgabe 5.2:<br />
Die Aufenthaltswahrscheinlichlichkeit eines Elektronenpaares ist zwischen zwei Atomrümpfen erhöht. Die<br />
beiden Elektronen gehören zu beiden Atomen. Sie bilden ein gemeinsames Elek-tronenpaar.<br />
Aufgabe 5.3:<br />
Eine Antibindung entsteht durch destruktive Interferenz. Die Elektronendichte zwischen den Kernen wird<br />
vermindert. Es fehlt das Gegengewicht. Die positiv geladenen Protonen stossen sich ab. Es entsteht keine<br />
Bindung.<br />
Aufgabe 5.4:<br />
Durch konstruktive Interferenz der Elektronenwellen wird die Elektronendichte zwischen den Kernen erhöht.<br />
Damit werden die beiden positiv geladenen Kerne durch die verstärkte nega-tive Ladung zusammengehalten.<br />
Dieser Zustand ist energetisch günstiger als bei zwei einzelnen Atomen.<br />
Aufgabe 5.5:<br />
Energiegewinn: 436 KJmol -1 Abstand: 0.7⋅10 -10 m<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Aufgabe 5.6: 1. H-Atom ψ1 2<br />
2. H-Atom ψ2 2<br />
Die Elektronendichte zwischen den Kernen<br />
ohne konstruktive Interferenz beträgt (ψ1 2 +ψ2 2 )<br />
Die Elektronendichte zwischen den Kernen mit konstruktiver Interferenz beträgt<br />
2<br />
( ) ( )<br />
ψ1+ 2 = ψ + ψ = ψ + ψ + 2 ⋅<br />
ψ ψ<br />
1 2<br />
101<br />
2<br />
1 2<br />
2 2<br />
1 2<br />
5. Was ist ein Molekül?<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Kapitel 6<br />
Mehrelektronensysteme<br />
Übersicht:<br />
6. Mehrelektronensysteme<br />
Im ersten Teil dieses Kapitels behandeln wir Atome, die mehr als ein Elektron besitzen. Anschliessend betrachten<br />
wir im zweiten Teil die Bildung von Bindungen zwischen derartigen Atomen.<br />
Lernziele:<br />
1. Sie sind in der Lage, den Grobaufbau des Periodensystems nachzuvollziehen.<br />
2. Sie können die Elektronenverteilung eines Atomes angeben, wenn Sie dessen<br />
Elektronenanzahl kennen.<br />
102 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
6.1. Atome<br />
6. Mehrelektronensysteme<br />
Sie haben im Kapitel 4 gelernt, wie ein Einelektronensystem quantenchemisch behandelt werden kann. Bei<br />
Mehrelektronensystemen kommt es zu komplizierten Wechselwirkungen zwischen den Elektronen bzw. den<br />
Elektronen und dem Atomkern. Dies erschwert die Rechnung mit den Wellenfunktionen beträchtlich.<br />
Der Chemikerin und dem Chemiker stellt sich noch ein weiteres, großes Problem: Für Mehr-elektronensysteme gibt<br />
es keine Wellenfunktionen, deren Quadrate zu meßbaren Elektronendich-ten von einzelnen Elektronen führen!<br />
Die einzigen Meßgrößen sind die Gesamtelektronendichte und die Gesamtenergie des Systems.<br />
Welche Möglichkeiten stehen der Chemikerin und dem Chemiker zur Verfügung, um dennoch Aussagen über ein<br />
Mehrelektronensystem machen zu können?<br />
Das Problem eines Vielelektronensystems wird auf das Problem eines Einelektronensystems reduziert. Folgender<br />
Weg wird begangen: Ein Elektron des Kollektivs wird im Potentialfeld des Kerns und im mittleren Potential der<br />
restlichen Elektronen betrachtet. Aufwendige Rechnungen ergeben dann einen entsprechenden Energiewert für<br />
dieses willkürlich aus dem Kollektiv herausgenommene Elektron. Dieses Verfahren wird in einem<br />
Mehrelektronensystem mit n Elektronen n - mal durchgeführt.<br />
Jedes so betrachtete Elektron kann entsprechend der Modellvorstellung einer stehenden Welle verschiedene<br />
Energien aufweisen. Die dazugehörenden Wellenfunktionen besitzen die entsprechenden Knotenflächen der<br />
Wellenfunktionen des Wasserstoffatoms, was Anzahl und Typus anbelangt. Die Erfahrungen am Wasserstoffatom<br />
lassen sich somit teilweise übernehmen. Aus diesem Grund wurden auch die Bezeichnungen für die<br />
Wasserstoffwellenfunktionen auf die Orbitale von Mehrelektronensystemen übertragen. Die Entartung (Kap. 4)<br />
hingegen ist bei den Mehrelektronensystemen aufgehoben.<br />
Die Einelektronenwellenfunktionen, die man auf diese Weise erhalten hat, werden Orbitale genannt (Kap. 5).<br />
103 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
6. Mehrelektronensysteme<br />
Die dazugehörenden Energiewerte und Elektronendichten sind die Orbitalenergien bzw. die<br />
Orbitalelektronendichten. Beide Größen sind jedoch fiktiv!<br />
Mit den Orbitalen hat man ein Ordnungsprinzip zur Verfügung, das es erlaubt, die Elektronenhüllen höherer Atome<br />
zu gliedern. Die Elektronen lassen sich auf die verschiedenen Orbitale verteilen.<br />
Um den Aufbau des Periodensystems verstehen zu können, sind drei einfache Regeln zu beachten:<br />
1. Energieärmster Zustand<br />
Es werden immer zuerst die energieärmsten Orbitale mit Elektronen aufgefüllt.<br />
2. Pauli Prinzip<br />
Ein Orbital kann max. 2 Elektronen aufnehmen.<br />
3. Hundsche Regel<br />
Stehen in einem Atom energetisch gleichwertige Orbitale zur Verfügung, so werden diese mit den<br />
neu hinzukommenden Elektronen zuerst einzeln besetzt.<br />
Mit diesen einfachen Regeln können alle bekannten Elemente in einer Tabelle dargestellt werden. Diese Tabelle ist<br />
das Periodensystem.<br />
In Kapitel 4 haben Sie die Bezeichnung der Orbitale kennengelernt.<br />
Aufwendige Rechnungen führten zu deren energetischen Anordnung in höheren Atomen.<br />
104 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
6. Mehrelektronensysteme<br />
Anordnung der Orbitale gemäß den ausgeführten quantenchemischen Rechnungen.<br />
[Jeder Strich entspricht einer Wellenfunktion (Orbital), die maximal zwei Elektronen beschreiben kann(Pauli<br />
Prinzip)]<br />
Dazu vier Beispiele:<br />
105 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
E<br />
Verteilung der 17 Elektronen eines<br />
Chloratomes auf die Orbitale.<br />
Chemische Schreibweise: 17 Cl<br />
Verteilung der 28 Elektronen eines<br />
Nickelatomes auf die Orbitale.<br />
Chemische Schreibweise: 28 Ni<br />
E<br />
E E<br />
Verteilung der 6 Elektronen eines<br />
Kohlenstoffatomes auf die Orbitale.<br />
Chemische Schreibweise: 6 C<br />
Verteilung der 20 Elektronen eines<br />
Calciumatomes auf die Orbitale.<br />
Chemische Schreibweise: 20 Ca<br />
6. Mehrelektronensysteme<br />
106 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
6.2. Die Bindung in Molekülen<br />
Lernziele:<br />
1. Sie verstehen , daß man aus Atomorbitalen Molekülorbitale erhalten kann.<br />
2. Sie kennen die räumliche Darstellung der Molekülorbitale.<br />
6. Mehrelektronensysteme<br />
Wie bei den Atomen sind für Moleküle nur die Gesamtelektronendichte und die Gesamtenergie meßbar. Auch in<br />
diesem Fall behilft man sich mit den fiktiven Größen "Orbitale".<br />
Wie lassen sich nun aus Atomorbitalen Molekülorbitale bilden?<br />
Man erhält durch Überlagerung (Interferenz) von zwei Atomorbitalen ein bindendes und ein antibindendes<br />
Molekülorbital.<br />
Das MO mit der geringeren Energie und einer höheren Elektronendichte zwischen den Kernen wird bindendes<br />
Molekülorbital genannt.<br />
Das MO mit der höheren Energie und einer geringeren Elektronendichte zwischen den Kernen wird antibindendes<br />
Molekülorbital genannt und mit einem Stern (*) markiert.<br />
Wie in Kapitel 5 beschrieben, lassen sich die Molekülorbitale mit nachstehendem mathematischem Formalismus<br />
erhalten.<br />
107 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
6. Mehrelektronensysteme<br />
Die folgenden, kurzen Ausführungen sollen nur der Repetition dienen und können kurz überflogen werden.<br />
Zwei Wellenfunktionen ψ1 und ψ2 können addiert werden. Man hat dann eine neue Wellenfunktion ψ1,2.<br />
ψ 12 , = ψ 1 + ψ 2 (konstruktive Interferenz)<br />
Die Wahrscheinlichkeitsdichte zwischen zwei Kernen wird analog den Atomorbitalen (AO) durch Quadrieren der<br />
Funktionen ψ1 + ψ2 gefunden:<br />
( )<br />
ψ + ψ = ψ + ψ + 2ψ<br />
ψ<br />
1 2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1 2<br />
Elektronendichte zwischen den Kernen erhöht: konstruktive Interferenz<br />
Man kann die beiden Funktionen Y1 und Y2 auch voneinander subtrahieren.<br />
ψ 12 , = ψ 1 − ψ 2 (destruktive Interferenz)<br />
Für die Elektronendichte zwischen den beiden Kernen erhält man:<br />
( )<br />
ψ − ψ = ψ + ψ − 2ψ<br />
ψ<br />
1 2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1 2<br />
Elektronendichte zwischen den Kernen erniedrigt: destruktive Interferenz<br />
Bilden Atome höherer Elemente Moleküle, so ist eine Ueberlagerung von s- und p-Wellenfunktionen nötig. Auf der<br />
äussersten Schale eines Atoms existieren maximal 8 Elektronen. Diese werden mit einer s- und drei p-<br />
Wellenfunktionen beschrieben. Es gibt nun einfache Regeln, die Möglichkeit der Bildung von Bindungen zwischen<br />
Atomen abzuschätzen:<br />
108 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
6. Mehrelektronensysteme<br />
1. Die Wellenfunktionen (AO) müssen sich räumlich soweit nähern können, dass eine nennenswerte<br />
Ueberlagerung ("Ueberlappung") möglich ist. Wellenfunktionen, die Elektronen innerer Schalen<br />
beschreiben, überlagern sich praktisch nicht.<br />
2. Hinsichtlich der Bindungsachse im Molekül müssen die Wellenfunktionen gleiche Symmetrie besitzen.<br />
3. Die Wellenfunktionen können sich nur dann überlagern, wenn sie ähnliche Energien aufweisen.<br />
4. Das Pauli Prinzip und die Hundsche Regel sind zu beachten.<br />
Es gibt folgende Kombinationsmöglichkeiten von Atomorbitalen zu Molekülorbitalen 1 :<br />
Schnitt durch die räumliche Darstellung von Schnitt durch die räumliche<br />
s-Atomorbitalen Darstellung der Molekülorbitale<br />
1 Bei der hier verwendeten Darstellungsweise benützt man einen Schnitt durch den geometrischen<br />
Ort aller Punkte mit einem bestimmten Funktionswert Ψ (Kapitel 3).<br />
109 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Schnitt durch die räumliche Darstellung von Schnitt durch die räumliche<br />
px-Atomorbitalen Darstellung der Molekülorbitale<br />
Schnitt durch die räumliche Darstellung Schnitt durch die räumliche<br />
von pz- (bzw. py-) Atomorbitalen Darstellung der Molekülorbitale<br />
6. Mehrelektronensysteme<br />
110 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Schnitt durch die räumliche Darstellung Schnitt durch die räumliche<br />
von s- und p-Atomorbitalen Darstellung der Molekülorbitale<br />
Schnitt durch die räumliche Darstellung<br />
von s- und pz- (bzw. py-) Atomorbitalen<br />
keine Ueberlagerung möglich<br />
Definition der σ- und π-Molekülorbitale:<br />
6. Mehrelektronensysteme<br />
σ-Orbitale: Symmetrisch bzgl. Kernverbindungsachse. σ-Molekülorbitale entstehen aus s-<br />
Orbitalen oder aus px-Orbitalen.<br />
π-Orbitale: Nicht symmetrisch bzgl. Kernverbindungsachse. π-Molekülorbitale entstehen aus pyund<br />
pz-Orbitalen.<br />
111 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Zusammenfassung<br />
6. Mehrelektronensysteme<br />
Addition und Subtraktion von Wellenfunktionen führen zu einer modellhaften Beschreibung des<br />
Wasserstoffmoleküls durch bindende und antibindende Molekülorbitale. Prinzipiell lässt sich dieses Vorgehen bei<br />
der Bildung aller Moleküle verwenden.<br />
1) Die verschiedenen Atomorbitale der äußersten Schale von Atomen werden miteinander kombiniert, wobei die<br />
Anzahl der dabei entstehenden bindenden und antibindenden Molekül-orbitale der Summe der Atomorbitale<br />
entspricht.<br />
2) Die Elektronen der äußersten Schale der Atome füllen die gebildeten bindenden und antibindenden<br />
Molekülorbitale entsprechend den Energieniveaus auf, wobei der jeweils energieärmste Zustand zuerst mit<br />
Elektronen belegt wird. Mit Hilfe der Wellenmechanik lassen sich ungefähre Energiewerte der<br />
Molekülorbitale berechnen.<br />
3) Die Molekülorbitale erstrecken sich über das gesamte Molekül.<br />
4) Pro Molekülorbital sind nur zwei Elektronen möglich (Pauli - Prinzip).<br />
5) Stehen mehrere Atom- bzw. Molekülorbitale zur Verfügung, so werden diese zuerst mit je einem Elektron<br />
besetzt (Hundsche Regel).<br />
Im folgenden Kapitel werden wir diese Regeln anwenden.<br />
112 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Kapitel 7<br />
Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
Übersicht:<br />
7. Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
Unser Wissen über Atom- und Molekülorbitale wenden wir nun an, um zweiatomige Moleküle der Elemente der 2.<br />
Periode zu bilden.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
113
Lernziele:<br />
7.1 Homonukleare, zweiatomige Moleküle der 2. Periode<br />
7. Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
1. Sie sind nach dem Studium dieses Kapitels in der Lage, die Elektronenkonfiguration aller<br />
erwähnten Beispiele zu liefern.<br />
2. Sie können von allen erwähnten Beispielen die Bindungsordnung ausrechnen. Sie kennen<br />
somit die ungefähren Stabilitätseigenschaften und Energien der einzelnen behandelten<br />
Moleküle qualitativ.<br />
Bei homonuklearen, zweiatomigen Molekülen der 2. Periode muß man folgende Regeln beachten:<br />
Es gibt jeweils von Atom 1 und Atom 2 folgende Orbitale:<br />
für die inneren Elektronen (1s)1, (1s)2<br />
keine nennenswerte Überlappung.<br />
für die Valenzelektronen (2s, 2px, 2py, 2pz)1, (2s, 2px, 2py, 2pz)2<br />
Es lassen sich Molekülorbitale bilden<br />
In einem neutralen homonuklearen Molekül, das aus Atomen mit der Ordnungszahl Z besteht, muß man 2 Z<br />
Elektronen unterbringen (bei geladenen Teilchen entsprechend mehr oder weniger).<br />
Die Energieniveaus der p - Molekülorbitale hängen u. a. von der Kernladung der betreffenden Atome ab. Für die<br />
Elemente Bor, Kohlenstoff und Stickstoff liegt die Energie der beiden πp - Molekülorbitale tiefer als die des σp -<br />
Molekülorbitals, wie Rechnungen gezeigt haben.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
114
7. Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
Bevor wir einige Beispiele von Elementen der zweiten Periode betrachten, müssen wir die Bindungsordnung<br />
definieren:<br />
Anzahl Elektronen in bindenden Zuständen minus Anzahl Elektronen in antibindenden Zuständen dividiert durch<br />
zwei.<br />
Die Zahl der Elektronenpaare, die effektiv zu einem Zusammenhalt der Atome beitragen, be-rechnet sich somit<br />
folgendermaßen:<br />
Bindungsordnung BO:<br />
bindendeMolekülorbitale − antibindendeMolekülorbitale<br />
2<br />
Bindende und antibindende Molekülorbitale heben sich in ihrer Wirkung gegenseitig auf.<br />
7.1.1 Li2<br />
Dieses Molekül existiert in geringen Konzentrationen im dampfförmigen Lithium.<br />
Ψ(1) 2s<br />
Ψ(2) 2s<br />
Elektronenverteilung<br />
Elektronen: 4<br />
im Li2 Molekül: innere<br />
(an der Bindung nicht beteiligt).<br />
Valenzelektronen : 2 2s 2<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
115
7.1.2 Be2<br />
7. Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
Die beiden 2s Atomorbitale repräsentieren jeweils zwei Elektronen, die damit das bindende σ2s und das<br />
antibindende σ*2s MO besetzen. Bindende und antibindende Wirkung heben sich auf. Das Be2 Molekül kann<br />
folglich nicht existieren. Experimentelle Untersuchungen haben diese Theorie bestätigt.<br />
Ψ(1) 2s<br />
Ψ(2) 2s<br />
Orbitalschema des angenommenen Be 2 -Moleküls<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
116
7.1.3 B2; C2; N2<br />
7. Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
Sind p-Orbitale vorhanden, so stehen in den gebildeten Molekülen zu den beiden s- noch prinzi-piell sechs weitere<br />
Molekülorbitale zur Verfügung: σpx, σ*px, πpy, π*py, πpz und π*pz. Die Energieniveaus der p-Orbitale hängen u. a.<br />
von der Kernladung der betreffenden Atome ab. Für die Elemente Bor, Kohlenstoff und Stickstoff liegt die Energie<br />
der beiden πp-Molekülorbitale tiefer als die des σp-Molekülorbitals.<br />
Sie können nun (mit verschiedenen Farben) die Aussenelektronen (der 2. Schale) der Bor- bzw. Kohlenstoff- bzw.<br />
Stickstoffatome in die Atom- bzw. Molekülorbitale einzeichnen.<br />
7.1.4 O2, F2, Ne2<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
117
7. Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
In den angenommenen Molekülen der Elemente Sauerstoff, Fluor und Neon sind die beiden 2p-Molekülorbitale mit<br />
dem σ2p-Molekülorbital im Vergleich zu den vorhergehenden Molekülen en-ergetisch vertauscht.<br />
2p 2p<br />
π *p<br />
y π *p<br />
z<br />
2s<br />
σ p<br />
x<br />
π p π<br />
y<br />
p<br />
z<br />
σ p<br />
x<br />
2s<br />
AO<br />
σ s<br />
MO AO<br />
Orbitalschema der Moleküle O , F und [Ne]<br />
2 2<br />
2<br />
Auch in dieses Schema können Sie mit verschiedenen Farben die Aussenelektronen in die Atom- bzw.<br />
Molekülorbitale einzeichnen.<br />
7.2 Heteronukleare, zweiatomige Moleküle (CO, NO)<br />
σ<br />
*s<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
118
Ein Molekül vom Typ AB nennen wir heteronukleares, zweiatomiges Molekül.<br />
7. Moleküle der Elemente der 2. Periode<br />
Die Elektronenverteilung ist in der Bindung nicht mehr symmetrisch. Das Energiediagramm der Molekülorbitale<br />
kann aber analog den homonuklearen Molekülen erstellt werden. Die Energie der beiden πp-Molekülorbitale (πy<br />
bzw. πz liegt bei unseren zwei Beispielen tiefer als die des σpx-Molekülorbitals.<br />
7.2.1 Kohlenstoffmonoxid CO<br />
Das Molekül von Kohlenstoffmonoxid besitzt 10 Valenzelektronen. Die Elektronenanzahl ent-spricht damit dem N2-<br />
Molekül. Man sagt daher auch, daß das CO-Molekül isoelektronisch mit dem N2-Molekül ist.<br />
7.2.2 Stickstoffmonoxid NO<br />
Die Moleküle von Stickstoffmonoxid haben ein Elektron weniger als die O2-Moleküle.<br />
<strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
119
ANHANG 1<br />
Kapitel-Tests für den Tutor<br />
ANHANG<br />
In diesem Anhang finden Sie für jedes Kapitel drei verschiedene Kapiteltests mit je drei Fragen und den<br />
dazugehörenden Musterantworten.<br />
Geben Sie Ihren Schülern jeweils nur einen Test. Wechseln Sie außerdem mit den Fragen ab und modifizieren<br />
Sie sie allenfalls leicht.<br />
Tests Kapitel 1<br />
Tutorenfragen<br />
Testblock A<br />
Test 1.1: Läßt sich Licht durch eine Longitudinal- oder Transversalwelle beschreiben?<br />
Test 1.2: Schallwellen und Lichtwellen überlagern sich nicht gegenseitig! Geben Sie<br />
zwei Gründe an, warum dies nicht der Fall ist.<br />
Test 1.3: Wie groß ist der Energieunterschied zweier ansonsten gleichen Schallwellen,<br />
wenn die eine die doppelte Amplitude und Wellenlänge hat?<br />
Testblock B<br />
Test 1.4: Schallwellen sind Longitudinalwellen. In welche Richtung schwingen die<br />
Luftteilchen verglichen mit der Ausbreitungsrichtung?<br />
Test 1.5: Licht wird an einem Spalt gebeugt. Es treten unter anderem Intensitätsminima<br />
im Schattenraum auf. Welchen Gangunterschied, ausgedrückt als n-faches der<br />
Wellenlänge, hat das Licht an diesen Stellen?<br />
Test 1.6: Wie groß ist der Energieunterschied zweier ansonsten gleichen Lichtwellen,<br />
wenn die eine die doppelte Frequenz und Amplitude hat?<br />
1/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Testblock C<br />
ANHANG<br />
Test 1.7: Rotes Licht hat eine größere Wellenlänge als blaues. Welches Licht ist somit<br />
energiereicher?<br />
Test 1.8: Worin bestehen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Licht, Radiowellen<br />
und γ-Strahlung? Nennen Sie jeweils zwei Gemeinsamkeiten und zwei<br />
Unterschiede.<br />
Test 1.9: Eine 1 m lange Gitarrensaite schwingt. Sie hat insgesamt 5 Wellenknoten. Welche Wellenlänge<br />
hat somit die stehende Welle?<br />
Lösungen Tests Kapitel 1<br />
Antworten zu den Tutorenfragen<br />
Testblock A<br />
Test 1.1: Licht lässt sich als eine Transversalwelle beschreiben. Die<br />
elektromagnetischen Felder stehen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung.<br />
Test 1.2: Schallwellen sind longitudinale Druckwellen. Licht ist eine<br />
elektromagnetische Transversalwelle. Lichtwellen sind nicht materialgebunden<br />
im Gegensatz zu Schallwellen.<br />
Test 1.3: Die Energie E ist proportional zu s2<br />
. Mit der doppelten Amplitude s und der<br />
2<br />
λ<br />
doppelten Wellenlänge λ folgt: 2<br />
2<br />
= 1 2<br />
2<br />
Die Energie ist somit gleich groß!<br />
2/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Testblock B<br />
Test 1.4: Luftteilchen schwingen parallel zur Ausbreitungsrichtung.<br />
ANHANG<br />
Test 1.5: Ein Intensitätsminimum tritt dann auf, wenn sich ein Wellenberg und ein<br />
Wellental auslöschen. Der Gangunterschied beträgt n⋅ λ<br />
(n = 1, 3, 5, 7, 9 ....).<br />
2<br />
Test 1.6: Die Energie E ist proportional zu s2⋅ν2der doppelten Amplitude s und der<br />
doppelten Frequenz n folgt: 2 2 ⋅2 2 = 16.<br />
Testblock C<br />
Die Energie ist somit 16 mal größer!<br />
Test 1.7: Die Energie ist umgekehrt proportional zur Wellenlänge. Damit ist das blaue<br />
Licht energiereicher als das rote.<br />
Test 1.8: Alle Wellen sind elektromagnetischer Natur. Sie breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit<br />
aus und sind an keinen Wellenträger gebunden. Sie besitzen<br />
jedoch verschiedene Wellenlängen und Frequenzen und folglich auch<br />
verschiedene Energien!<br />
Test 1.9: Die Schwingungsknotenanzahl –1 ergibt den Schwingungszustand von n = 4.<br />
Mit der Formel λ = ⋅<br />
2<br />
2<br />
L ergibt sich: λ = ⋅ 1m= 0, 5m.<br />
n 4<br />
Die Saite schwingt mit einer Wellenlänge von einem halben Meter!<br />
3/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Kapitel 2<br />
Die Fragen stammen aus folgenden Gebieten:<br />
1. Photonen, ihre Energie und Masse<br />
2. Elektronenwellen, Beugungsmuster<br />
3. Wasserstoffspektrum, Spektren anderer Atome<br />
4. Begriffe erklären<br />
5. Aufenthaltswahrscheinlichkeit von Elektronen<br />
Jeder der Kapiteltests enthält Fragen zu vier der genannten Gebiete.<br />
ANHANG<br />
4/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Tests Kapitel 2<br />
Tutorenfragen<br />
Test 2.1 :<br />
a) Ist rotes Licht "schwerer" als blaues Licht? Vergleiche die Masse der Photonen. λ(rot)=<br />
650 nm, λ(blau)= 450 nm<br />
b) Welche Gemeinsamkeiten hat das Elektron im Wasserstoffatom mit einer stehenden<br />
Welle? Nennen Sie mindestens zwei.<br />
c) Geben Sie 2 bis 3 Stichworte oder Erklärungen zu folgenden Begriffen. Formulieren Sie<br />
mit Ihren eigenen Worten!<br />
a) Teilchenwelle<br />
b) Teilchenmodell für Licht<br />
d) Das ist die graphische Darstellung einer erfundenen Wellenfunktion für ein Elektron. An<br />
welchem Punkt ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit am größten?<br />
Wo wird sich das Elektron am wenigsten aufhalten?<br />
Ψ<br />
A<br />
B<br />
C<br />
ANHANG<br />
5/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Test 2.2 :<br />
a) Wie schnell bewegt sich ein Photon von grünem Licht?. Ist dieses Photon schneller als<br />
ein Photon von Infrarotstrahlung? λ(grün) = 550 nm, λ(Infrarot)= 2000 nm<br />
b) Einen Elektronenstrahl läßt man durch eine dünne Metallfolie auf einen Schirm fallen.<br />
Welches Muster sieht man auf dem Schirm? Machen Sie eine Skizze.<br />
c) Alkalimetalle verraten sich leicht durch ihre Flammenfarbe:<br />
Man gibt ein Salz mit unbekanntem Kation in eine Flamme. Sie leuchtet in der<br />
charakteristischen Farbe des Elements auf.<br />
Beispiel: Natrium: orange / Kalium: blaßlila / Rubidium: rot<br />
Kommentieren Sie diese Tatsache in wenigen Sätzen.<br />
d) Geben Sie 2 bis 3 Stichworte oder Erklärungen zu folgenden Begriffen. Formulieren Sie<br />
mit Ihren eigenen Worten!<br />
a) Wellenmodell für Licht<br />
b) Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons<br />
ANHANG<br />
6/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Test 2.3 :<br />
a) Nehmen Sie an, Sie könnten ein Elektron markieren. Sie geben es zu einem<br />
Elektronenstrahl, der durch eine dünne Metallfolie auf einen Schirm trifft. An welcher<br />
Stelle des Schirms finden Sie das Elektron?<br />
b) Richtig oder falsch?<br />
Die Energien der ausgesandten Photonen entsprechen den Energiezustän-den im<br />
Wasserstoffatom.<br />
c) Geben Sie 2 bis 3 Stichworte oder Erklärungen zu folgenden Begriffen. Formulieren Sie<br />
mit Ihren eigenen Worten!<br />
a) stehende Elektronenwelle<br />
b) Photon<br />
d) Das ist die graphische Darstellung einer erfundenen Wellenfunktion für ein Elektron. An<br />
welchem Punkt ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit am größten?<br />
Wo wird sich das Elektron am wenigsten aufhalten?<br />
Ψ<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
ANHANG<br />
7/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lösungen Tests Kapitel 2<br />
Antworten zu den Tutorenfragen<br />
Antworten Test 2.1 :<br />
a) E = h⋅ν und ν =<br />
λ<br />
c daraus: E h c<br />
= ⋅<br />
λ<br />
E = m⋅c 2<br />
Kombiniere: E h c 2<br />
= ⋅ = mc ⋅<br />
λ<br />
Je kleiner die Wellenlänge, desto größer die Masse. Blaue Photonen sind also schwerer.<br />
b) Es kommen nur ganz bestimmte Schwingungszustände vor. Durch Anregung wird ein<br />
höherer Schwingungszustand erreicht.<br />
c) Teilchenwelle:<br />
Jedes bewegte Teilchen hat auch eine Wellenlänge. Bei Atombausteinen ist dieser<br />
Wellencharakter sehr wichtig. Bei großen Massen ist die Welle nicht wahrnehmbar.<br />
Teilchenmodell für Licht:<br />
Lichtteilchen heissen Photonen. Sie haben eine bestimmte Energie, die sich aus der<br />
Frequenz des Lichts berechnen läßt. Die Anzahl der Lichtteilchen ist ein Maß für die<br />
Helligkeit.<br />
d) Maximum von ψ2 : Punkte A und C<br />
Minimum von ψ2 : Punkt B (Null)<br />
ANHANG<br />
8/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Antworten Test 2.2 :<br />
a) Alle Photonen bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit!<br />
b) Interferenzmuster: helle und dunkle konzentrische Kreise<br />
c) Die Elektronen der Ionen oder Metalle werden in der heissen Flamme angeregt. Beim<br />
Zurückfallen in den Grundzustand geben sie ein Photon ab. Die Energiedifferenz ist für<br />
das Element charakteristisch. So hat jedes Element seine eigene Flammenfarbe.<br />
d) a) Wellenmodell für Licht:<br />
Licht ist eine elektromagnetische Welle. Charakteristische Größen:<br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit (c), Frequenz (ν), Wellenlänge (λ), Amplitu-de.<br />
b) Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons:<br />
Der Aufenthaltsort eines Elektrons läßt sich nicht genau angeben. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, ein Elektron anzutreffen, ist aber nicht überall gleich. Das Quadrat<br />
der Wellenamplitude ist ein Maß für diese Wahrscheinlichkeit.<br />
Antworten Test 2.3 :<br />
a) Diese Vorhersage ist unmöglich! Die Wahrscheinlichkeit das markierte Elektron zu<br />
finden, ist in den hellen Streifen auf dem Schirm größer.<br />
b) Falsch. Die Energien der ausgesandten Photonen entsprechen den Energie-unterschieden<br />
zwischen den Zuständen.<br />
c) a) stehende Elektronenwelle:<br />
Beschreibung des Elektrons im Wasserstoffatom. Es sind nur ganz be-stimmte<br />
Energiezustände des Elektrons möglich.<br />
b) Photonen:<br />
Teilchenmodell für Licht. Photonen sind Lichtteilchen. Sie bewegen sich mit<br />
Lichtgeschwindigkeit. Ihre Energie hängt von der Lichtfrequenz n ab.<br />
d) Maximum von ψ2 : Punkt C<br />
Minimum von ψ2 : Punkte B und D (Null)<br />
ANHANG<br />
9/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Tests Kapitel 3<br />
Tutorenfragen<br />
ANHANG<br />
Test 3.1: Wie lautet die Wellenfunktion, die das Elektron im eindimensionalen Kasten beschreibt?<br />
Skizzieren Sie diese für den Grundzustand.<br />
Test 3.2: Interpretieren Sie den folgenden Graphen:<br />
Test 3.3: Interpretieren Sie den folgenden Graphen:<br />
Testblock B<br />
0<br />
λ<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
L<br />
10/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
ANHANG<br />
Test 3.4: Warum wählt man beim eindimensionalen Kasten eine Sinusfunktion als<br />
”Stammfunktion”?<br />
Test 3.5: Welche Konsequenz ergibt sich für die Energie des Elektrons, wenn man es in einen<br />
eindimensionalen Kasten ”einsperrt”?<br />
Test 3.6: Interpretieren Sie die folgenden Abbildungen:<br />
Testblock C<br />
Test 3.7: Wie lautet die Quantenbedingung für die Wellenfunktion des Elektrons im<br />
eindimensionalen Kasten? Illustrieren Sie diese mit Hilfe einer Skizze!<br />
Test 3.8: Berechnen Sie die Energie E1 für ein Elektron im eindimensionalen Kasten. Welche<br />
Geschwindigkeit v besitzt das Elektron und welche Wellenlänge läßt sich ihm zuordnen?<br />
me = 9,11⋅10 –31 kg; h = 6,626⋅10 –34 Js; L = 5⋅10 –10 m.<br />
Test 3.9: Erklären Sie mit eigenen Worten das Modell vom eindimensionalen Kasten! Benötigen Sie<br />
dazu höchstens 12 Sätze ( oder 3 Minuten )!<br />
Lösungen Tests Kapitel 3<br />
Antworten zu den Tutorenfragen<br />
11/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Testblock A<br />
Test 3.1: Die Wellenfunktion ψn(x) für das Elektron im eindimensionalen Kasten lautet:<br />
π<br />
ψ n x<br />
2 n x<br />
( ) = ⋅sin<br />
L L<br />
n: Hauptquantenzahl ( Schwingungszustand )<br />
ψ: Amplitude der angenommenen Materiewelle<br />
L: Kastenlänge<br />
ANHANG<br />
Test 3.2: Der Graph zeigt die Wellenfunktion ψ 2 n(x) für n = 2. Die<br />
Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons ist symbolisch (schwarze Punkte)<br />
dargestellt.<br />
Test 3.3: Die Abbildung erklärt die Quantenbedingung für das Elektron im eindimensionalen<br />
Kasten.<br />
Testblock B<br />
λ<br />
Quantenbedingung: n⋅ = L<br />
2<br />
Test 3.4: Weil die Randbedingungen Knoten an den Kastenwänden verlangen.<br />
12/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
ANHANG<br />
Test 3.5: Das Elektron nimmt nicht mehr beliebige Energiewerte an, sondern nur ganz<br />
bestimmte. Die Energiewerte nennt man diskret oder gequantelt.<br />
Test 3.6: Die Abbildung zeigt die Schwingungszustände des Elektrons im eindimensionalen<br />
Kasten für n = 5, 4, 3 und 2.<br />
Testblock C<br />
λ<br />
Test 3.7: Quantenbedingung: n⋅ = L<br />
2<br />
0<br />
λ<br />
2<br />
Test 3.8: Die Energie E1 für das Elektron im eindimensionalen Kasten ist:<br />
E = n<br />
1<br />
2<br />
2<br />
h<br />
8mL<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
λ<br />
2<br />
Mit den gegebenen Werten erhält man:<br />
E1 = 2,4097⋅10 –19 J ∼ 1,5 eV.<br />
E mv<br />
2<br />
2E<br />
= ⇒ v = = 727 , ⋅10ms<br />
1<br />
2 m<br />
−10<br />
2 2⋅5⋅10 −9<br />
λ = L⇒ λ = = 10 m<br />
n 1<br />
1 5 −1<br />
Test 3.9: Quodlibet. Die Beurteilung der Antwort sei dem Tutor anheimgestellt.<br />
Tests Kapitel 4<br />
Tutorenfragen<br />
Testblock A<br />
λ<br />
2<br />
L<br />
13/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
ANHANG<br />
Test 4.1: Skizzieren und interpretieren Sie den Graphen der Wellenfunktion ψ1s. Zeichnen Sie für<br />
diesen Zustand den Verlauf der Wahrscheinlichkeit auf, ein Elektron in Kugelschalen in<br />
verschiedenen Abständen vom Atomkern anzutreffen!<br />
Test 4.2: Interpretieren Sie die in Test 4.1 gezeichneten Graphen.<br />
Test 4.3: Interpretieren Sie die folgenden Abbildungen:<br />
Testblock B<br />
Test 4.4: Was versteht man unter der Wolkendarstellung der Wahrscheinlichkeits-dichte?<br />
Test 4.5: Welche Informationen lassen sich aus den räumlichen Darstellungen der Wellenfunktionen<br />
ψ2p gewinnen?<br />
Test 4.6: Was bedeutet der Ausdruck ”angeregter Zustand”? Geben Sie mindestens zwei angeregte<br />
Zustände des Wasserstoffatoms an!<br />
Testblock C<br />
Test 4.7: Wie unterscheiden sich die drei Zustände ψ 2 px , ψ 2 py , und ψ 2 pz energetisch?<br />
Test 4.8: Wieviele Wellenfunktionen sind für den zweiten angeregten Zustand des Wasserstoffatoms<br />
möglich?<br />
Test 4.9: Was ist der wesentliche Unterschied zwischen den Funktionenψ 2 2s und ψ 2 2p bezüglich<br />
ihrer räumlichen Darstellung?<br />
14/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lösungen Tests Kapitel 4<br />
Antworten zu den Tutorenfragen<br />
Testblock A<br />
Test 4.1:<br />
ANHANG<br />
Test 4.2: Die Amplitude der Materiewelle hat in der Nähe des Atomkerns hohe Werte. Je größer der<br />
Abstand Elektron-Proton ist, desto kleiner wird die Amplitude. Im Unendlichen streben die<br />
Werte von ψ1s gegen Null. Der Wert für P ist im Atomkern Null. Die Kurve durchläuft<br />
dann ein Maximum, da einerseits e –2r mit zunehmendem Radius r exponentiell abnimmt<br />
und andererseits das Volumen der Kugelschale 4π r 2 dr quadratisch zunimmt. Je weiter<br />
man sich vom Atom entfernt, umso unwahrscheinlicher wird es, ein Elektron in einer<br />
Kugelschale bei dieser Entfernung anzutreffen. Die Funktion geht gegen Null.<br />
Test 4.3: Die erste Abbildung zeigt den Verlauf der Amplitude entlang der x-Achse. Man erkennt,<br />
daß für verschiedene Werte r gleiche Funktionswerte ψ mög-lich sind. Die zweite<br />
Testblock B<br />
Abbildung symbolisiert den geometrischen Ort aller Punkte mit dem gleichen<br />
Funktionswert ψ 2 px .<br />
15/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
ANHANG<br />
Test 4.4: In der Wolkendarstellung kann man die Elektronendichte anschaulich dar-stellen. Man<br />
kann sich diese als Übereinanderprojektion vieler Momentauf-nahmen des Elektrons<br />
denken. Hierbei liegt die Vorstellung des Elektrons als Punktladung (Teilchen ) im<br />
Vordergrund.<br />
Test 4.5: Die räumliche Darstellung der Wellenfunktionen ψ2p stellt den geometri-schen Ort aller<br />
Punkte dar, welche den gleichen Funktionswert ψ besitzen. Man erkennt, daß gleiche<br />
Funktionswerte bei verschiedenen Abständen vom Atomkern auftreten. Das ist möglich,<br />
weil die Funktion ψ2p auch einen win-kelabhängigen Teil aufweist.<br />
Test 4.6: Ein Atom läßt sich durch Energiezufuhr (z. B. Wärme, Licht ) in Zustände höherer Energie<br />
überführen. Solche Zustände nennt man ”angeregt”. Für die verschiedenen<br />
Testblock C<br />
Energiezustände des Wasserstoffatoms existieren be-stimmte Wellenfunktionen. Angeregte<br />
Zustände sind z.B. ψ 2 px und 3s.<br />
Test 4.7: Die Energiewerte innerhalb eines bestimmten Energieniveaus sind identisch; man spricht in<br />
einem derartigen Fall von entarteten Energiezuständen.<br />
Test 4.8: Die Energiezustände bezeichnet man mit kleinen ganzen Zahlen, den<br />
Hauptquantenzahlen. Sie entsprechen den Elektronenschalen (Hauptener-gieniveaus).<br />
Der zweite angeregte Zustand hat die Hauptquantenzahl n = 3. Für die Energiezustände des<br />
Wasserstoffatoms liefern die Berechnungen für die Quantenzahl n jeweils n 2<br />
Wellenfunktionen, die die Schrödinger-Glei-chung erfüllen. Für n = 3 existieren also 9<br />
Wellenfunktionen.<br />
Test 4.9: Die Wellenfunktionen lassen erkennen, daß gleiche Funktionswerte ψ in un-terschiedlichen<br />
Abständen vom Atomkern auftreten ( im Gegensatz zu den s-Wellenfunktionen ), je<br />
nachdem, welche Raumrichtung ( welcher Winkel ) gewählt wird.<br />
Lernziele für den Tutor Kapitel 5<br />
Die Schüler sollen:<br />
1. wissen, wieso eine chemische Bindung stabiler sein kann als zwei einzelne Atome.<br />
16/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
ANHANG<br />
2. wissen, daß es auch einen antibindenden Zustand gibt. Sie sollten eine Ahnung haben, wie er zustande<br />
kommt.<br />
3. einmal gesehen haben, wie man ein Orbitalschema für ein H2-Molekül aufstellt.<br />
Tests Kapitel 5<br />
Tutorenfragen<br />
Test 5.1:<br />
a) Welche Folgen hat die konstruktive Interferenz auf die Elektronenvertei-lung zwischen<br />
den Atomen?<br />
b) Ein H2-Molekül stellt einen energiearmen Zustand dar. Warum wird bei einer<br />
Veränderung der Bindungslänge ein energiereicherer Zustand er-reicht?<br />
c) Wie ersehen Sie aus dem Orbitalschema, daß das H2-Molekül stabil ist?<br />
Test 5.2:<br />
a) Was ist der Grund, daß eine Bindung energetisch günstiger sein kann als zwei einzelne<br />
Atome?<br />
b) Erkären sie, warum bei destruktiver Interferenz die Elektronendichte zwischen den<br />
Kernen vermindert ist?<br />
c) Was ist der Unterschied zwischen einem bindenden und einem antibindenden Orbital?<br />
17/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Test 5.3:<br />
a) Je näher sich zwei Atome kommen, desto größer wird die konstruktive Interferenz.<br />
Wieso können sich die Kerne trotzdem nicht beliebig stark nähern?<br />
b) Worin unterscheiden sich ein bindendes und ein antibindendes Orbital? Wie entstehen sie<br />
und welche Konsequenzen haben sie für das entstehende Molekül?<br />
c) Was kann man aus einem Orbitalschema herauslesen?<br />
Test 5.4:<br />
a) Konstruktive Interferenz tritt auch bei großen Abständen der beiden Kerne ein. Weshalb<br />
gibt es aber bei zu großem Abstand keine Bindung mehr?<br />
b) Was ist die Ursache eines antibindenden Zustandes?<br />
c) Bei einer Energiezufuhr wechseln die beiden Elektronen des H2-Moleküls vom<br />
bindenden in den antibindenden Zustand. Was geschieht nun mit dem Molekül? Wie<br />
ändert sich sein Zustand?<br />
Lösungen Tests Kapitel 5<br />
Antworten zu den Tutorenfragen<br />
Antworten Test 5.1:<br />
a) Konstruktive Interferenz führt zu einer erhöhten Elektronendichte zwischen den Kernen.<br />
b) Die Elektronenwellen können sich nicht mehr optimal überlagern. Es überwiegt die<br />
Abstoßung der beiden positiv geladenen Kerne. Somit befindet sich das Molekül nicht<br />
mehr im energieärmsten Zustand. Es fällt auseinander.<br />
ANHANG<br />
18/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
c) Es sind zwei Elektronen im bindenden Orbital und keines im antibindenden Orbital.<br />
Antworten Test 5.2:<br />
a) Bei der Bildung einer Bindung tritt konstruktive Interferenz ein. Damit ist die<br />
Elektronendichte zwischen den Kernen erhöht. Diese angehäufte negative Ladung hält<br />
die Kerne zusammen. Der neue Zustand ist energetisch stabiler als zwei einzelne Atome.<br />
b) Die Amplituden der stehenden Wellen subtrahieren sich. Somit ist die Elektronendichte<br />
zwischen den Kernen verkleinert. (Sie wird um den Betrag 2⋅ψ1ψ2 vermindert.)<br />
c) Das bindende Orbital ist energieärmer als das antibindende. Durch konstruktive<br />
Interferenz ist die Elektronendichte zwischen den Kernen erhöht. Es entsteht eine<br />
Bindung (ein bindendes Molekülorbital). Bei der destruktiven Interferenz ist die<br />
Elektronendichte erniedrigt. Ein antibindendes Molekülorbital entsteht.<br />
Antworten Test 5.3:<br />
a) Die Kerne sind immer positiv geladen. Das heißt, daß sich zwei Kerne immer abstoßen.<br />
Je näher sie sich kommen, desto größer wird die Abstoßung. Ab einem gewissen Punkt<br />
muß zuviel Energie zur Ueberwindung dieser Abstoßung aufgewendet werden.<br />
b) Bei konstruktiver Interferenz entsteht ein bindendes, bei destruktiver Interferenz ein<br />
antibindendes Orbital. Das bindende Orbital ist energieärmer als das antibindende. Nur<br />
die Besetzung eines bindenden Orbitals führt zu einem Molekül.<br />
c) Man sieht, wie viele Elektronen in einem bindenden und wie viele in einem<br />
antibindenden Orbital sind. Daraus kann man schließen, ob das Molekül stabil ist oder<br />
nicht.<br />
ANHANG<br />
19/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Antworten Test 5.4:<br />
a) Die Elektronendichte nimmt rasch ab mit zunehmendem Abstand vom Kern. Somit wird<br />
der Gewinn durch konstruktive Interferenz mit zunehmendem Abstand sehr sehr klein. Er<br />
reicht nicht mehr aus für eine Bin-dung.<br />
b) Ursache ist die destruktive Interferenz. Sie führt zu einer Verminderung der<br />
Elektronendichte zwischen den Atomkernen. Somit kann keine Bin-dung mehr zustande<br />
kommen. Die Kerne stoßen sich ab.<br />
c) Es sind nur noch die antibindenden Orbitale besetzt. Das Molekül ist in einem<br />
energiereicheren Zustand. Es fällt auseinander.<br />
ANHANG<br />
20/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Tests Kapitel 6<br />
Tutorenfragen<br />
Test 6.1:<br />
ANHANG<br />
Geben Sie in zwei, drei kurzen Sätzen und in eigenen Worten wieder, was Sie unter dem Begriff "Orbital"<br />
verstehen.<br />
Test 6.2:<br />
Auf der 109 (Kapitel 6) haben Sie vier Beispiele von Elektronenverteilungsdiagrammen von vier Elementen.<br />
Zeichnen Sie nach dem gleichen Schema die Elektronenverteilung von:<br />
a) Argon 18Ar b) Arsen 33As Test 6.3:<br />
Bestimmen Sie die Atome, die im Grundzustand die folgende Elektronenkonfiguration in ihren äußeren Schalen<br />
besitzen:<br />
a) 4s2 4p5 b) 5s2 5p6 5d4 6s2 Test 6.4:<br />
Was fällt Ihnen bei der Elektronenkonfiguration von Edelgasen auf? Versuchen Sie daraus abzuleiten, was es<br />
mit der "Edelgaskonfigurationstheorie" auf sich hat!<br />
21/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Test 6.5:<br />
Mit folgender Aufgabe versuchen wir, das Periodensystem etwas in den Griff zu bekommen:<br />
a) Welches Orbital wird jeweils beim ersten Element der neuen Periode gefüllt?<br />
b) Inwiefern gleichen sich Elemente, die untereinander stehen?<br />
Test 6.6:<br />
Schreiben Sie die Elektronenkonfiguration folgender Elemente auf:<br />
a) Zn<br />
b) Cd<br />
Lösungen Tests Kapitel 6<br />
Antworten zu den Tutorenfragen<br />
Antwort Test 6.1:<br />
Fiktive Hilfsgröße<br />
Wellenfunktion der fiktiven stehenden Wellen<br />
mathematisches Gebilde<br />
ANHANG<br />
22/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Antwort Test 6.2:<br />
Verteilung der 18 Elektronen eines Argon- Verteilung der 33 Elektronen eines<br />
atoms auf die Orbitale. Arsenatoms auf die Orbitale.<br />
Xhemische Schreibweise: 18Ar Chemische Schreibweise: 33As Antwort Test 6.3:<br />
a) Brom Br<br />
b) Wolfram W<br />
Antwort Test 6.4:<br />
Alle Edelgase haben die Elektronenkonfiguration ns2np6 (n entspricht der Schalennummer).<br />
Besonders stabil. -----> Oktettregel.<br />
Antwort Test 6.5:<br />
a) Beginn der neuen Periode mit s-Orbital<br />
b) gleiche Anzahl Valenzelektronen<br />
Antwort Test 6.6:<br />
a) Zn: 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 3d10 4s2 b) Cd: 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 3d10 4s2 4p6 4d10 5s 2<br />
ANHANG<br />
23/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Tests Kapitel 7<br />
Tutorenfragen<br />
Test 7.1:<br />
ANHANG<br />
Sauerstoff bildet Verbindungen, die folgende Sauerstoff-Ionen enthalten: O2 + (z. B. in O2PtF6), O2 – (z. B. in<br />
KO2) und O2 2– (z. B. in Na2O2).<br />
a) Zeichnen Sie die Molekülorbital-Energieniveaudiagramme für O2 – , O2 + und O2 2– .<br />
b) Geben Sie die Bindungsordnung jeder Verbindung an.<br />
Test 7.2:<br />
Das Anion des Calciumcarbids CaC2 sollte eigentlich Acetylid-Ion genannt werden. Zeichnen Sie<br />
Molekülorbital-Energieniveaudiagramme für C2 und C2 2– und bestimmen Sie die Bin-dungsordnung.<br />
Test 7.3:<br />
Es gibt zahlreiche Verbindungen, in denen das Nitrosyl-Ion NO + vorkommt<br />
(z. B. in NO + HSO4 – oder NO + ClO4 –<br />
). Vergleichen Sie mit Hilfe der Molekülorbital-Energieniveaudiagramme<br />
die Bindung in NO und NO + . Welche Verbindung besitzt die stärkere Bindung und<br />
weshalb?<br />
Test 7.4:<br />
Zeichnen Sie das Molekülorbital-Energieniveaudiagramm von CO.<br />
Vergleichen Sie mit dem NO Molekül. Welches ist das stabilere?<br />
Test 7.5:<br />
Bestimmen Sie die Bindungsordnung von allen behandelten Molekülen des Kapitels 7.<br />
24/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Test 7.6:<br />
Füllen Sie bitte folgende Tabelle aus.<br />
Moleküle Elektronenzahl in den Molekülorbitalen<br />
Li2<br />
Be2<br />
B2<br />
C2<br />
N2<br />
O2<br />
F2<br />
[Ne]2<br />
CO<br />
NO<br />
σ2s σ*2s π2py,z σ2px π*2py,z σ*2px<br />
σ2s σ*2s σ2px π2py,z π*2py,z σ*2px<br />
ANHANG<br />
25/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Lösungen Tests Kapitel 7<br />
Antworten zu den Tutorenfragen<br />
Antwort Test 7.1:<br />
a)<br />
*y *z<br />
y z<br />
σ<br />
x<br />
*x<br />
σ<br />
MO<br />
+<br />
O 2<br />
σ<br />
π π<br />
π π<br />
b) BO: O2 + 2.5<br />
O2 - 1.5<br />
O2 2- 1.0<br />
σ<br />
*s<br />
s<br />
*y *z<br />
y z<br />
σ<br />
x<br />
MO<br />
O 2<br />
σ<br />
π π<br />
*x<br />
π π<br />
σ<br />
σ<br />
*s<br />
s<br />
*y *z<br />
y z<br />
σ<br />
MO<br />
ANHANG<br />
26/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong><br />
x<br />
σ<br />
π π<br />
2<br />
O<br />
2<br />
*x<br />
π π<br />
σ<br />
σ<br />
*s<br />
s
Antwort Test 7.2:<br />
BO: C2 2<br />
C2 2- 3<br />
*y *z<br />
σ<br />
x<br />
*x<br />
y z<br />
σ<br />
MO<br />
C<br />
2<br />
σ<br />
π π<br />
π π<br />
σ<br />
*s<br />
s<br />
*y *z<br />
σ<br />
x<br />
y z<br />
MO<br />
2-<br />
C<br />
2<br />
σ<br />
π π<br />
*x<br />
π π<br />
σ<br />
σ<br />
*s<br />
s<br />
ANHANG<br />
27/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Antwort Test 7.3:<br />
BO: NO 2.5<br />
NO + 3<br />
*y *z<br />
y z<br />
σ<br />
x<br />
σ<br />
π π<br />
*x<br />
π π<br />
σ<br />
*s<br />
*y *z<br />
y z<br />
σ<br />
σ s<br />
σ<br />
MO<br />
MO<br />
+<br />
NO NO<br />
x<br />
σ<br />
π π<br />
*x<br />
π π<br />
σ<br />
*s<br />
s<br />
ANHANG<br />
28/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Antwort Test 7.4:<br />
Bindungsordnung 3; sehr stabil. Stabiler als NO.<br />
Antwort Test 7.5:<br />
*y *z<br />
y z<br />
σ<br />
x<br />
σ<br />
π π<br />
MO<br />
*x<br />
π π<br />
CO<br />
Moleküle der zweiten Periode Bindungsordnung<br />
Li2<br />
1<br />
Be2<br />
0<br />
B2<br />
1<br />
C2<br />
2<br />
N2<br />
3<br />
O2<br />
2<br />
F2<br />
1<br />
[Ne]2<br />
0<br />
CO 3<br />
NO 2.5<br />
σ<br />
σ<br />
*s<br />
s<br />
ANHANG<br />
29/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Antwort Test 7.6:<br />
Moleküle Elektronenzahl in den Molekülorbitalen<br />
Li2 2<br />
σ2s σ*2s π2py,z σ2px π*2py,z σ*2px<br />
Be2 2 2<br />
B2 2 2 1+1<br />
C2 2 2 2+2<br />
N2 2 2 2+2 2<br />
σ2s σ*2s σ2px π2py,z π*2py,z σ*2px<br />
O2 2 2 2 2+2 1+1<br />
F2 2 2 2 2+2 2+2<br />
[Ne]2 2 2 2 2+2 2+2 2<br />
CO 2 2 2 2+2<br />
NO 2 2 2 2+2 1<br />
ANHANG<br />
30/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Anhang 2<br />
Mediothek für die Schüler<br />
Kapitel 1<br />
Keine Mediothek.<br />
Kapitel 2<br />
Elemente Chemie II. Unterrichtswerk für die Sekundarstufe II. Stuttgart 1989 (Ernst Klett Verlag).<br />
Dickerson R. E., Geis I.:<br />
Chemie – eine lebendige und anschauliche Einführung.<br />
Weinheim 1986 (VCH Verlagsgesellschaft).<br />
Sexl R., Raab I, Steeruwitz:<br />
Eine Einführung in die Physik, Teil 6.<br />
Wien 1989 - 90 (Überreuter).<br />
Kapitel 3<br />
Dickerson R. E., Geis I.:<br />
Chemie – eine lebendige und anschauliche Einführung.<br />
Weinheim 1986 (VCH Verlagsgesellschaft).<br />
Kapitel 4<br />
ANHANG<br />
31/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Dickerson R. E., Geis I.:<br />
Chemie – eine lebendige und anschauliche Einführung.<br />
Weinheim 1986 (VCH Verlagsgesellschaft).<br />
The CRC Handbook of CHEMISTRY and PHYSICS 63 th Ed. , CRC Press, Inc., Boca Raton Florida.<br />
Kapitel 5<br />
Elemente Chemie II. Unterrichtswerk für die Sekundarstufe II. Stuttgart 1989 (Ernst Klett Verlag).<br />
Kapitel 6<br />
Keine Mediothek.<br />
ANHANG<br />
32/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Anhang 3<br />
ANHANG<br />
Experimentier- und anderes Material für<br />
die Schüler<br />
Kapitel 1<br />
Versuch 1.1: Wasserbecken<br />
Versuche 1.2 bis 1.6 : Weiche Schraubenfeder; zwei Stative<br />
Versuche 1.3 und 1.7: Stimmgabeln mit gleicher Frequenz<br />
Versuch 1.8: Laser; optische Vorrichtung für das Beugungsexperiment (Stative, Schiene,<br />
Spalt, Wandschirm etc...)<br />
Kapitel 2<br />
Versuch 2.1 Photoeffekt<br />
Elektroskop, Zinkplatte, Quecksilberdampflampe, Glasplatte<br />
Versuch 2.2 Kathodenstrahlen<br />
Kathodenstrahlröhre, Magnet<br />
Versuch 2.3 Wasserstoffspektrum<br />
Gasentladungsröhre mit Wasserstoff oder Wasserstofflampe, (Hand-Spektrometer,<br />
andere Lampen (z. B. Natrium-, Quecksilber-, Kaliumdampflampen)<br />
Versuch 2.4 Elektronenbeugung<br />
Kathodenstrahlröhre, dünne Metallfolie<br />
Die Geräte sollten in der Physikabteilung vorhanden sein.<br />
33/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Kapitel 3 bis 7<br />
Es werden keine besonderen Apparaturen benötigt.<br />
Anhang 4<br />
Von den Autoren benutzte Quellen<br />
Anhang 4a: Als Grundlage benützte Quellen<br />
Einführung, Arbeitsanleitung und Anhänge<br />
[0.1] Caprez W. et al.: <strong>Leitprogramm</strong> Kohlenhydrate.<br />
Winterthur Oktober 1991 (ETH Institut für Verhaltenswissenschaft).<br />
Aufbau<br />
[0.1] Baars G.: Chemie, das Denken in Modellen. Bern 1991<br />
Kapitel 2<br />
[2.1] Amann W., Eisner W., Gietz P., Maier J., Schierle W., Stein R.: Elemente Chemie II.<br />
Unterrichtswerk für die Sekundarstufe II .<br />
Stuttgart 1989 (Ernst Klett Verlag).<br />
[2.2] Dickerson R. E. , Geis I. :<br />
Chemie - eine lebendige und anschauliche Einführung.<br />
Weinheim 1986 (VCH Verlagsgesellschaft).<br />
[2.3] Sexl, Raab, Steeruwitz: Physik, Teil 6 . Wien 1978 (Ueberreuter)<br />
ANHANG<br />
34/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>
Kapitel 3 und 4<br />
ANHANG<br />
[3.1] Symmetrie, Molekülstrukturen und Molekülschwingungen, Skript zum Präferenzkurs Chemie,<br />
von Arnold Wey (= 1992), Kantonsschule Chur.<br />
[3.2] Baars G.: Chemie, das Denken in Modellen.<br />
Kapitel 5<br />
Kapitel 6 und 7<br />
Physikalische Chemie , Atkins, VCH.<br />
Chemie, Das Basiswissen der Chemie in Schwerpunkten, Mortimer, Georg ThiemeVerlag.<br />
Baars G.: Chemie, das Denken in Modellen.<br />
Anhang 4b Zitierte Quellen<br />
Kapitel 4<br />
Die Figuren auf Seite 75 unten wurden mit freundlicher Genehmigung des Autors aus [3.2] entnommen.<br />
Sonst:<br />
Keine Zitate<br />
35/35 <strong>Leitprogramm</strong> <strong>Quantenchemie</strong>