28.09.2012 Aufrufe

KLAENGE CD - SPECIAL - Jecklin & Co. AG

KLAENGE CD - SPECIAL - Jecklin & Co. AG

KLAENGE CD - SPECIAL - Jecklin & Co. AG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wie der Bratschist<br />

zum Kontrabass kam<br />

Er ist nicht Schauspieler, nicht Kontra-<br />

bassist und Deutsch ist seine zweite<br />

Sprache. Dennoch beschloss der Wallis-<br />

er Pierre Tissonnier, Bratschist beim<br />

ZKO, den «Kontrabass» von Patrick<br />

Süsskind zu inszenieren und aufzufüh-<br />

ren. Motivationen eines Leidenschaft-<br />

lichen. Barbara Pfister hat Pierre Tis-<br />

sonnier im Foyer des <strong>Jecklin</strong>-Forums<br />

interviewt.<br />

Was fasziniert Sie an Patrick Süsskinds<br />

«Kontrabass»?<br />

P. Tissonnier: Das Stück ist sprachlich<br />

und erzähltechnisch sehr gut gemacht.<br />

Es spricht viele Menschen an, egal ob<br />

Musiker oder nicht, jeder kann darin<br />

etwas für sich entdecken.<br />

Wie kamen Sie auf die Idee, das Stück auf die<br />

Bühne zu bringen?<br />

P. Tissonnier: Dazu muss ich etwas aus-<br />

holen. Es gibt im Leben Vieles, das sich<br />

zyklisch entwickelt – Gesundheit, Beruf,<br />

Privatleben. Vor drei Jahren war ich an<br />

einem Tiefpunkt angelangt. Während<br />

dieser Zeit las ich Süsskinds Buch zum<br />

wiederholten Mal und fand Äusserungen,<br />

46<br />

die sehr gut von mir hätten stammen<br />

können. Dadurch bin ich zum Schluss<br />

gekommen, dass ich lernen sollte, über<br />

mich selber zu lachen. Das Stück hat mir<br />

geholfen, das Leben von der positiven<br />

Seite anzusehen – in vielerlei Hinsicht.<br />

Die Faszination hielt an und ich wollte<br />

mich intensiver mit dem Werk ausei-<br />

nandersetzen. So entstand die Idee, es<br />

auf die Bühne zu bringen.<br />

Ein mutiges Projekt – Sie sind Musiker und<br />

nicht Schauspieler.<br />

P. Tissonnier: Ja, das ist wahr, und ich<br />

bin nicht einmal Kontrabassist, son-<br />

dern Bratschist … Es war für mich ein<br />

Ansporn, die Idee umzusetzen, obwohl<br />

ich noch nie Schauspiel gemacht habe.<br />

Vielleicht fand ich die Energie dafür auch<br />

genau deshalb, weil die Voraussetzungen<br />

schwierig waren. Das ist eine Erfahrung,<br />

die ich schon einige Male gemacht<br />

habe, nicht zuletzt bei der Bratsche.<br />

Andererseits verleiht die Tatsache, dass<br />

ich Musiker und nicht Schauspieler bin<br />

dem Stück eine ganz andere Dimension.<br />

Ich stelle insofern nur eines dar, näm-<br />

lich einen Musiker. Und ein Musiker<br />

bin ich. Die Inspiration beziehe ich<br />

aus den Erfahrungen, die ich in mei-<br />

nem Beruf tagtäglich erlebe. Ich will<br />

damit nicht sagen, dass dies die ideals-<br />

te Voraussetzung ist, vielmehr ist es die<br />

veränderte Perspektive, die es spannend<br />

macht, das Stück in dieser Gestalt zu er-<br />

leben.<br />

Hatten Sie professionelle Unterstützung durch<br />

einen Regisseur oder Schauspieler?<br />

P. Tissonnier: Nein, ich hatte den<br />

Ansporn, das Kind ohne Hilfe gross zu<br />

ziehen. Ich verbrachte drei Jahre meines<br />

Lebens mit dem Stück und erarbeitete<br />

während dieser Zeit ein Regiekonzept –<br />

nichts Ausgeklügeltes, Abstraktes, aber<br />

etwas, das funktioniert. Logistisch ist<br />

meine Strategie einfach, ich wollte nie-<br />

manden brauchen müssen, auch nicht<br />

für Licht und Ton. Es ist durch und durch<br />

ein Einmannskunstwerk.<br />

Fanden Sie dabei Parallelen zwischen der<br />

Musik und dem Theater?<br />

P. Tissonnier: Je länger ich das Stück<br />

spiele, desto mehr sehe ich die Gemein-<br />

samkeiten. Der Aufbau muss Spannung<br />

Spitzenmusiker für Ihren Anlass<br />

Hansheinz Schneeberger<br />

Violine<br />

Bettina Boller<br />

Violine<br />

absolut trio<br />

Klaviertrio<br />

St. Petersburg String Quartet<br />

Streichquartett<br />

Manrico Padovani<br />

Violine<br />

Duo Zappa.Mainolfi<br />

Cello & Klavier<br />

Jacques Thibaud Trio Berlin<br />

Streichtrio<br />

casalQUARTETT<br />

Streichquartett<br />

erzeugen, sowohl ein Musik- wie auch<br />

ein Theaterstück steuert auf einen<br />

Höhepunkt zu. Die Lautstärken spie-<br />

len dabei ein bedeutende Rolle. Genau<br />

so wenig wie man in der Musik nur<br />

forte spielen kann, darf man auf der<br />

Theaterbühne nur schreien. Ausserdem<br />

hat man bei beiden Kunstformen be-<br />

grenzt Zeit, eine Aussage zu machen.<br />

Würde Sie ein anderes Stück auch reizen?<br />

P. Tissonnier: Das ist schwierig zu sagen.<br />

Bis jetzt habe ich keines gefunden. Vom<br />

Kontrabass war ich besessen. Ich legte<br />

mir zum Beispiel ein GA zu, reiste mit<br />

dem Zug monatelang überall hin und<br />

lernte dabei den Text. Dann kaufte ich<br />

mir einen Kontrabass, um zu wissen<br />

wie es ist, mit dem Instrument zu leben.<br />

Diese Besessenheit gab mir die nötige<br />

Walter Prossnitz<br />

Klavier<br />

Matthias Weilenmann<br />

Blockflötist, Dirigent<br />

musica inaudita–ensemble für<br />

alte musik Barockorchester<br />

Energie, das Projekt durchzuziehen und<br />

genau diese Besessenheit habe ich noch<br />

nicht für ein anderes Stück entwickeln<br />

können.<br />

Sie spielten den «Kontrabass» bisher immer<br />

auf Deutsch und nicht in Ihrer Muttersprache.<br />

Gibt es eine französische Version?<br />

Paul Galbraith<br />

Gitarre<br />

Barbara Balzan Quartet<br />

Vocal Jazz<br />

Quadro Nuevo<br />

Jazz/world music<br />

P. Tissonnier: Grundsätzlich möch-<br />

te ich dazu sagen, dass das Stück für<br />

mich Deutsch ist. Es handelt von einem<br />

Musiker in einem deutschen Orchester,<br />

seine Nationalität spielt dabei keine<br />

Rolle. Doch gerade vor einer Woche führ-<br />

te ich es zum ersten Mal auf Französisch<br />

auf, an einem privaten Fest. Dies möch-<br />

te ich sehr gerne weiter verfolgen, auch<br />

in grösserem Rahmen. Ich hatte zum<br />

Beispiel die Idee, es der Schule in Sitten<br />

(Wallis) anzubieten, an der ich selber<br />

war. Damit möchte ich den jungen<br />

Leuten zeigen, wie viel Freude man an<br />

einer fremden Sprache entwickeln kann.<br />

Ein schönes Projekt. Wie geht es sonst weiter?<br />

P. Tissonnier: Ich möchte den «Kontra-<br />

bass» immer wieder aufführen, sowohl<br />

im privaten wie auch im öffentlichen<br />

Rahmen. Mir half das Stück, eine ge-<br />

sündere Einstellung zu meinem Beruf<br />

zu bekommen. Wenn ich mit den Auf-<br />

führungen erreiche, dass auch andere<br />

Musiker oder überhaupt berufstätige<br />

Leute die Dinge mehr von der positiven<br />

Seite betrachten können, bin ich sehr<br />

zufrieden. Ausserdem macht es mir un-<br />

glaublich Spass!<br />

Massimiliano Matesic<br />

Dirigent, Komponist<br />

Karel Boeschoten<br />

Violine<br />

Kalandos<br />

ungarische Volksmusik<br />

Horn Buser Classica<br />

managing musicians and projects<br />

Frank Horn<br />

Birkenweg 2 phone 044 911 06 33 hornbuserclassica@ggaweb.ch<br />

CH-8700 Küsnacht fax 086 044 911 06 33 www.chambermusic.ch<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.derkontrabass.ch.<br />

Matthias Müller<br />

Klarinettist, Komponist<br />

Magda Schwerzmann<br />

Flöte<br />

Trio LIRAS<br />

Klavier, Flöte, Klarinette<br />

47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!