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KLAENGE CD - SPECIAL - Jecklin & Co. AG

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keine despektierlichen Worte über andere<br />

Flügelhersteller zu hören und auch keine<br />

Lobpreisungen des eigenen Produktes.<br />

«Nicht ich, sondern mein Instrument<br />

muss die Leute überzeugen.» Er habe sich,<br />

so erklärt er, in den siebziger Jahren nach<br />

einem Flügel umgesehen. Doch er fand<br />

einfach kein Instrument, das ihn wirklich<br />

zu begeistern vermochte. «Also beschloss<br />

ich, selber einen Flügel zu bauen.»<br />

Seine Firma startete in kleinen Schritten,<br />

mit drei Mitarbeitern und ohne Kapital.<br />

Es wurde getüftelt und gepröbelt, es wur-<br />

den Möglichkeiten gesucht, wie bei den<br />

abertausend Einzelteilen, aus denen ein<br />

Flügel besteht, Verbesserungen erzielt<br />

werden können. Einer der wegweisenden<br />

Entscheide war die Auswahl des Holzes<br />

für den Resonanzboden. Kein Teil des<br />

Flügels ist wichtiger für den Klang des<br />

Instruments. Fazioli verwendet für die-<br />

sen Bauteil Fichtenholz aus dem Val di<br />

Fiemme in den italienischen Ostalpen<br />

– ein aus Sicht des Geigenbaus eigentlich<br />

naheliegender Entscheid, liess sich einst<br />

doch auch der berühmte Geigenbauer<br />

Antonio Stradivari mit dem gleichen<br />

Material beliefern. Fazioli bezeichnet<br />

die aus dem hellen Holz gefertigten<br />

Resonanzböden denn auch als das «Herz»<br />

seines Instruments. Das Holz ist leicht<br />

und solid; die Maserung ausserordent-<br />

lich regelmässig: «Es sieht fast schon<br />

unnatürlich aus», lacht Fazioli und zeigt<br />

bei einem Rundgang durch seine Fabrik<br />

auf ein besonders ebenmässig geratenes<br />

Stück. Die einmaligen Eigenschaften<br />

des Holzes machen es für akustische<br />

Zwecke ideal geeignet. Viele andere<br />

Eigenheiten des Fazioli-Flügels sind<br />

weniger augenfällig, beispielsweise die<br />

auswärts produzierte, aber von Fazioli<br />

verbesserte Mechanik oder die speziel-<br />

le Duplex-Skala, welche die hohen Töne<br />

erstaunlich voll klingen lässt.<br />

Bestes italienisches Design<br />

Beachtung schenkt Fazioli aber auch<br />

dem Erscheinungsbild der Instrumente:<br />

Sie sind zurückhaltend-elegant ge-<br />

formt, das Innere des Flügels wird mit<br />

edlem Wurzelholz ausgelegt – in bester<br />

italienischer Design-Tradition. Klaviere<br />

baut Fazioli keine: «Das macht mir ein-<br />

fach zu wenig Spass». Gefertigt werden<br />

die Instrumente in Handarbeit. Nur<br />

rund hundert Flügel verlassen die Fab-<br />

rik pro Jahr, alles in allem gibt es auf<br />

der Welt derzeit rund 1200 Exemplare.<br />

Zweieinhalb bis drei Jahre dauert es, bis<br />

aus Holz, Metall und Filz ein Flügel von<br />

Fazioli wird. Kein Instrument kommt in<br />

den Verkauf, ohne dass es Paolo Fazioli<br />

persönlich auf Herz und Nieren getestet<br />

hat.<br />

Der Chef hört mit<br />

Bei unserem Besuch stehen in einem<br />

kleinen Auswahlsaal vier Instrumente<br />

bereit; zwei davon werden von Daniel<br />

Rimensberger, dem verantwortlichen<br />

Einkäufer, für den <strong>Jecklin</strong>-Verkaufssaal<br />

in Zürich ausgesucht. Paolo Fazioli ist<br />

bei der Auswahl persönlich dabei, um<br />

die Vorzüge der einzelnen Instrumente<br />

zu diskutieren oder einfach um beim<br />

Umblättern der Noten zu helfen. Und<br />

kaum sind die beiden Flügel für Zürich<br />

bestimmt, tritt ein Herr in kurzen Hosen<br />

und Joggingschuhen in den Saal – der<br />

Cheftechniker von Fazioli, der ebenfalls<br />

erfahren möchte, wie die Instrumente<br />

dem Kunden gefallen haben.<br />

Nun, gefallen haben sie. Den Klang von<br />

Flügeln zu kategorisieren, ist wohl ähn-<br />

lich schwierig, wie die Unterschiede zwi-<br />

schen verschiedenen Weinen zu beschrei-<br />

ben. Paolo Fazioli charakterisiert den von<br />

ihm angestrebten Ton als ausgeglichen,<br />

klar und tragend. Vor allem soll das<br />

Instrument über eine grosse dynamische<br />

Breite verfügen. Werden Akkorde ange-<br />

schlagen, so lautet Faziolis Philosophie,<br />

dann müssen die einzelnen Stimmen<br />

durchhörbar bleiben. Sicherlich fallen<br />

jedem Klavierfreund, der sich zum ers-<br />

ten Mal an einen Fazioli setzt, sofort die<br />

enorme Tragkraft und Kernigkeit der<br />

Bässe und die fast schon magisch an-<br />

mutende Klangdauer der einzelnen Töne<br />

36 37<br />

auf.<br />

Lob von den Profis<br />

Lob hat Fazioli für sein Produkt schon<br />

viel erhalten. Sein Instrument ist unter<br />

Klassik- und Jazz-Pianisten gleicher-<br />

massen beliebt; manche Fachleute hal-<br />

ten den Fazioli gar für den besten Flügel<br />

der Welt. Stolz erzählt Paolo Fazioli, dass<br />

kürzlich Herbie Hancock in seiner Fabrik<br />

war, um einen Konzertf lügel des Typs<br />

F 308 auszuwählen – das Flaggschiff<br />

der Fazioli-Kollektion und mit einer<br />

Länge von 3,08 Metern der grösste Kon-<br />

zertf lügel, der heute weltweit gebaut<br />

wird. Viele klassische Pianisten haben<br />

sich ebenfalls positiv über Fazioli-<br />

Flügel geäussert, aber nicht nur das:<br />

Manche von ihnen – darunter bekann-<br />

te Namen wie Nikolai Demidenko,<br />

Angela Hewitt und Stephen Hough<br />

– haben auch einen zu Hause stehen.<br />

Die neue Fazioli-Fabrik verfügt über einen<br />

Konzertsaal und ein Aufnahmestudio,<br />

zwei Einrichtungen, die dafür sorgen<br />

sollen, dass noch mehr Menschen den<br />

einzigartigen Fazioli-Klang zu hören<br />

bekommen. Uns jedenfalls ist bisher<br />

nur eine Person bekannt, die mit dem<br />

Instrument nicht ganz zufrieden ist:<br />

Paolo Fazioli selber. Noch immer tüftelt er<br />

an seinem Flügel. Selbst sein inzwischen<br />

berühmt gewordener Resonanzboden<br />

ist ihm nicht heilig: Er hat bereits<br />

Versuche mit neuen Hölzern durchge-<br />

führt. Paolo Fazioli ist eben vor allem<br />

eines: ein Flügelbauer aus Leidenschaft.<br />

Jürg Meier<br />

Unterschiedliche Grössen<br />

für unterschiedliche Ansprüche<br />

Die Preise der Flügel von Fazioli sind vergleich-<br />

bar mit jenem der Instrumente von Steinway. Für<br />

sein Geld erhält der Käufer eines der anerkannt<br />

besten Produkte, die derzeit auf dem Markt zu<br />

finden sind.<br />

Einen Flügel kauft man sich meist nur einmal im<br />

Leben: Bei guter Pflege halten die Instrumente<br />

jahrzehntelang. Im Flügelsaal bei <strong>Jecklin</strong> an der<br />

Rämistrasse können Instrumente verschiedener<br />

Marken getestet und miteinander verglichen<br />

werden.<br />

<strong>Jecklin</strong> führt folgende Fazioli-Modelle im Ange-<br />

bot (die Zahl hinter dem F bezieht sich auf die<br />

Flügellänge):<br />

F 183 Fr. 82 620<br />

F 212 Fr. 95 470<br />

F 228 Fr. 110 660<br />

jm

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