07/09 - Evangelische Kirchen in Erfurt

07/09 - Evangelische Kirchen in Erfurt 07/09 - Evangelische Kirchen in Erfurt

erfurt.kirche.de
von erfurt.kirche.de Mehr von diesem Publisher
07.03.2013 Aufrufe

40 JAHRE CHRISTOPHORUS 34 Von der Kindertagesstätte zum Werk Angelika Dresselt In diesem Jahr darf unsere Einrichtung auf 40 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Zu der Zahl 40 gibt es viele u.a. christliche Assoziationen. 40 Tage dauerten die Sintflut, Moses Aufenthalt auf dem Sinai und auch die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste. Die Herrschaft der Philister über die Israeliten währte 40 Jah- re. Wir möchten 40 Jahre „Christophorus“ würdigen und einen Rückblick auf die vergangene Zeit wagen. Die Legende vom Heiligen Christophorus begleitet uns von Anfang an. Das Lied „Alles muss klein beginnen“ wird bei unseren Festen nicht selten gesungen. Klein und bescheiden begann es auch mit „Christophorus“. Die Erfurter Kinderärztin Dr. Pudschies nahm sich einst in ihrer Praxis der Probleme von Kindern mit geistiger Behinderung und deren Eltern an. Es zeigten sich Verzögerungen in der Entwicklung der Kinder. Erfahrungen im Umgang mit Behinderungen und Beeinträchtigungen und entsprechende Förderangebote gab es damals wenig bzw. gar nicht. Sie suchte für diese Kinder nach gezielten Fördermöglichkeiten. Ein Raum war nötig, Geld für Heizung. Wichtiger noch war Personal, das mit diesen Kindern arbeiten konnte, ebenso brauchte man Beschäftigungsmaterial. Sehr vieles musste bedacht und erörtert werden. Bei dem katholischen Bischof Hugo Aufderbeck und dem evangelischen Propst Dr. Verwiebe stieß sie mit ihrem Anliegen auf Gehör. So wurde 1968 gemeinsam mit der Christengemeinschaft die Tagesstätte gegründet. Dem Einsatz von Dr. Pudschies ist es also zu verdanken, dass es „Christophorus“ in Erfurt überhaupt gibt und dass wir von Beginn an eine ökumenische Einrichtung sind. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Christine Lux übernahmen zunächst die Förderung der Kinder in den Räumen der Stadtmission, d.h. in der ehemaligen Garderobe. Eurythmie und Musik standen ebenso auf dem Lehrprogramm wie Pflanzenkunde und Rechnen. 1978 konnte das „Haus zum Sternberg“ erworben werden. Die erforderliche Rekonstruktion dauerte mehrere Jahre. Als 1981 die Christengemeinschaft ausschied, übernahmen die evangelische und die katholische Kirche die alleinige Verantwortung. Das Kuratorium unter dem Vorsitz

35 40 JAHRE CHRISTOPHORUS von Pfarrerin Sigrun Pabel ernannte Ernst Günther zum Leiter der Tagesstätte. Das „Haus zum Sternberg“, Allerheiligenstraße 8 wurde 1986 fertiggestellt und schrittweise von nunmehr 40 jungen Erwachsenen und einer Gruppe von etwa zehn Kindern bezogen. Behinderte Kinder erfuhren in der damaligen DDR keine Schulbildung, sie galten nur als „förderungsfähig“. In der Christophorus-Tagesstätte wurden sie durch individuelle pädagogische Förderung zur größtmöglichen Selbständigkeit geführt. Der Tagesablauf für die jungen Erwachsenen beinhaltete Angebote zur produktiven Arbeit, für begleitende Förderung und zur sinnvollen Freizeitgestaltung. Zudem wurden handwerkliche Begabungen unter der Anleitung von Fachpersonal im Keramikbereich und in der Handweberei unterstützt. Übrigens zeigten die Jugendlichen beim Sommerfest 1989 mit viel Spielfreude und nicht nachlassender Begeisterung unter dem Titel „Ein bunter Regenbogen“ die Geschichte von der Arche Noah, die 40 Tage der Sintflut ausgesetzt war. Im Logo von „Christophorus“ war für viele Jahre der Regenbogen – das Symbol für Gottes Zuspruch – sichtbar. Die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen nach der Umbruchsituation in der DDR brachten für die Christophorus-Tagesstätte neue Herausforderungen. Am 7. März 1991 gründete sich in neuer Rechtsform die Christophoruswerk Erfurt gGmbH. Im gleichen Jahr vollzog sich der Wechsel hin zu Werkstatt für Behinderte (WfB) und Förderschule. „Christophorus“ profilierte sich auch dank der Unterstützung durch den Träger Hessisches Diakoniezentrum Hephata e.V. als dritter Gesellschafter neben Caritas und Kirchenkreis. Hephata stieg nach abgeschlossener Aufbauphase Ende 1998 als Gesellschafter wieder aus. In die Leitungsarbeit brachten sich zusätzlich zunächst Peter Carstädt (bis 1997) und Norbert Jahnke ein. Letzterer führte das Werk bis 2007, während Ernst Günther neue Aufgaben im Caritasheim „St. Pia“ in Dingelstedt übernahm. In den folgenden Jahren erweiterte das Werk seine Dienste für Menschen mit Behinderungen oder sozialen Beeinträchtigungen in Erfurt, Gotha und Umgebung. Mit den Bereichen Arbeit, Wohnen sowie Beratung und Bildung kann diesem Personenkreis ein breit gefächertes Angebot vorgehalten werden. Inzwischen ist es ganz selbstverständlich, dass z.B. behinderte Kinder eine Förderschule besuchen, dass Menschen mit Behinderung beim Integrationsfachdienst Beratung und Assistenz erfahren oder ein Wohnangebot nach ihren Vorstellungen in Anspruch nehmen können. Es entwickelte und festigte sich auch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen der Behindertenhilfe in der Stadt wie dem Lebenshilfe e.V. und dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland. Vor dem Hintergrund der erfahrenen ideellen Hilfestellung in den Jahren der Neuorientierung besteht seit 2003 eine Partnerschaft zur Organisation „Trebuie“ in Braila/Rumänien. Um den gewachsenen Qualitätsansprüchen Rechnung zu tragen, weisen die Werkstätten seit 2003 und die Wohnheime seit 2005 die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2000 auf. Bis zum heutigen Tag wird das Werk von den beiden Gesellschaftern Caritasverband für das Bistum Erfurt e.V. und dem Evangelischen Kirchenkreis Erfurt getragen. Der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Dr. Martin Remus verantwortet gemeinsam mit dem Geschäftsführer Dr. Björn Starke die inhaltliche Arbeit. Etwa 650 Menschen mit Behinderung werden von ca. 220 Mitarbeiterinnen und Mitar-

40 JAHRE CHRISTOPHORUS 34<br />

Von der K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />

zum Werk<br />

Angelika Dresselt<br />

In diesem Jahr darf unsere E<strong>in</strong>richtung auf<br />

40 Jahre ihres Bestehens zurückblicken.<br />

Zu der Zahl 40 gibt es viele u.a. christliche<br />

Assoziationen. 40 Tage dauerten die<br />

S<strong>in</strong>tflut, Moses Aufenthalt auf dem S<strong>in</strong>ai<br />

und auch die Wanderung des Volkes Israel<br />

durch die Wüste. Die Herrschaft der<br />

Philister über die Israeliten währte 40 Jah-<br />

re. Wir möchten 40 Jahre „Christophorus“<br />

würdigen und e<strong>in</strong>en Rückblick auf die<br />

vergangene Zeit wagen. Die Legende vom<br />

Heiligen Christophorus begleitet uns von<br />

Anfang an.<br />

Das Lied „Alles muss kle<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>nen“ wird<br />

bei unseren Festen nicht selten gesungen.<br />

Kle<strong>in</strong> und bescheiden begann es auch mit<br />

„Christophorus“. Die <strong>Erfurt</strong>er K<strong>in</strong>derärzt<strong>in</strong><br />

Dr. Pudschies nahm sich e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> ihrer<br />

Praxis der Probleme von K<strong>in</strong>dern mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong>derung und deren Eltern an. Es<br />

zeigten sich Verzögerungen <strong>in</strong> der Entwicklung<br />

der K<strong>in</strong>der. Erfahrungen im<br />

Umgang mit Beh<strong>in</strong>derungen und Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

und entsprechende Förderangebote<br />

gab es damals wenig bzw. gar<br />

nicht. Sie suchte für diese K<strong>in</strong>der nach<br />

gezielten Fördermöglichkeiten. E<strong>in</strong> Raum<br />

war nötig, Geld für Heizung. Wichtiger<br />

noch war Personal, das mit diesen K<strong>in</strong>dern<br />

arbeiten konnte, ebenso brauchte<br />

man Beschäftigungsmaterial. Sehr vieles<br />

musste bedacht und erörtert werden. Bei<br />

dem katholischen Bischof Hugo Aufderbeck<br />

und dem evangelischen Propst Dr.<br />

Verwiebe stieß sie<br />

mit ihrem Anliegen<br />

auf Gehör. So wurde<br />

1968 geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Christengeme<strong>in</strong>schaft<br />

die Tagesstätte<br />

gegründet.<br />

Dem E<strong>in</strong>satz von Dr.<br />

Pudschies ist es also<br />

zu verdanken, dass<br />

es „Christophorus“<br />

<strong>in</strong> <strong>Erfurt</strong> überhaupt<br />

gibt und dass wir<br />

von Beg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong>e<br />

ökumenische E<strong>in</strong>richtung<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter<br />

um Christ<strong>in</strong>e Lux<br />

übernahmen<br />

zunächst die Förderung der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den<br />

Räumen der Stadtmission, d.h. <strong>in</strong> der ehemaligen<br />

Garderobe. Eurythmie und Musik<br />

standen ebenso auf dem Lehrprogramm<br />

wie Pflanzenkunde und Rechnen.<br />

1978 konnte das „Haus zum Sternberg“<br />

erworben werden. Die erforderliche Rekonstruktion<br />

dauerte mehrere Jahre. Als<br />

1981 die Christengeme<strong>in</strong>schaft ausschied,<br />

übernahmen die evangelische und die katholische<br />

Kirche die alle<strong>in</strong>ige Verantwortung.<br />

Das Kuratorium unter dem Vorsitz

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!