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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 88<br />

2.3 KOMPETENZ(EN) FÜR DIE NETZWERKGESELLSCHAFT<br />

Die Kompetenzdebatten werden vorzugsweise in der Betriebswirtschaft und der<br />

Pädagogik, aber auch in der Soziologie und Psychologie geführt.<br />

In den beiden erst genannten, dominanten Disziplinen werden Kompetenzen vor allem<br />

an die praktischen Erfahrungen in der Arbeit gebunden: Einmal als betriebliche<br />

Forderung für den Verwertungsprozess - und einmal als subjektorientierte Dialektik,<br />

deren Handlungskompetenz sich kontinuierlich weiterentwickelt (Molzberger 2007,<br />

59f.). Dabei hat sich in der breiten deutschsprachigen Diskussion -trotz aller<br />

Unterschiedlichkeit- die von dem Psychologen Franz Emanuel Weinert vorgelegte<br />

Konzeptualisierung des Kompetenzbegriffs im Rahmen der Expertise-Forschung<br />

durchgesetzt (Lang-Wojtasik und Scheunpflug 2005, 2). Demnach sind Kompetenzen<br />

„(...) die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren<br />

kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu<br />

lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und<br />

sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in<br />

variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu<br />

können.“ (Weinert 2001, 27f.)<br />

Diese im Rahmen der „Klieme Expertise“ des BMBF vorgelegte Definition ist heute<br />

richtungsweisend bei der Einführung von nationalen Bildungsstandards (Klieme u. a.<br />

2007, 22). In einer Fußnote wird der Kompetenzbegriff der Studie von dem der<br />

beruflichen Bildung -der ja parallel weiter existiert- abgegrenzt, ohne dass hier eine<br />

ausdrückliche Begründung gegeben wird - es sei denn, man betrachtet den Hinweis auf<br />

„Domänen“ als ausreichende Begründung (ebd., 23). Berufliche Handlungskompetenz<br />

dagegen wird -im Unterschied dazu- vielfach nach wie vor auch als ein an<br />

emanzipatorische Vorstellungen von Kompetenz anschließender Begriff gesehen (Roth<br />

1971), was aber in der Praxis nicht mehr sehr relevant ist. 38 Der neue<br />

Kompetenzbegriff (hauptsächlich) schulischer Bildung stützt sich weitgehend auf das<br />

Verständnis von Weinert. 39<br />

Zurückgeführt wird der dahinter stehende dominante Diskurs auf die neokonservative,<br />

neoliberale Wende, die durch eine ökonomistische Sichtweise geprägt ist.<br />

Diese wirkte sich in der Deregulierung auch von Arbeitsprozessen aus, definierte<br />

Arbeitskräfte zu Arbeitskraftunternehmern um und führte insgesamt zu einer<br />

Neotaylorisierung der Arbeitsorganisation (Molzberger 2007, 62). Kompetenzen<br />

rückten nunmehr die Verantwortung für die Passgenauigkeit der persönlichen<br />

Entwicklung an die sozio-ökonomischen Erfordernisse an die Person. Wer nicht<br />

38 Vgl. zum emanzipatorischen Kompetenzbegriff, der bis zu Heinrich Roth im Jahre 1971 zurückgeführt<br />

werden kann: (Overwien 2011)<br />

39 Allerdings fliesst Weinerts Kompetenzverständnis etwas verkürzt in die Definition ein (Sander 2011).

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