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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 83<br />

dienen internationale Studierende als zusätzliche Einnahmequelle und zukünftiger<br />

Anker in ihren Heimatländern. Die akademische Vernetzung ist eine treibende Kraft<br />

nationaler Bildungspolitiken, die sich in weltweit gültigen Bildungsnormen<br />

niederschlagen und auf Handelsreise gehen.<br />

In diesem Kontext sollten auch die E-Learning-Aktivitäten der Bildungsinstitutionen<br />

eingeordnet werden. Angesichts der globalen Wettbewerbsbedingungen wetteifern v.a.<br />

die Hochschulen um die internationalen Studierenden. Die Lernräume werden global<br />

ausgedehnt, ohne aber den eigentlichen, physischen Bildungsort in Frage zu stellen.<br />

Ein Kampf um die Deutungshoheit des klassischen Erziehungsgedankens bei<br />

gleichzeitiger Erweiterung der Distributionswege in den globalen Raum eröffnet neue<br />

Potenziale. Indem einerseits die Forderung nach lebenslangem Lernen erhoben wird<br />

und gleichzeitig internationale Zeitzonen angesprochen werden, resultiert diese Logik<br />

in der Auflösung zeitlich sequentieller Einheiten. Die ursprünglich an den Lernraum<br />

gekoppelte Lernzeit wird flexibilisiert und der Bildungsort über die Lernumgebung in<br />

den virtuellen Lernraum verlängert.<br />

Diese bildungspolitische Praxis korrespondiert mit einer informellen Lernrealität, die<br />

vom bildungstheoretischen Diskurs auch anerkannt wird: Das theoretische<br />

Bildungsverständnis transformiert sich vom Lernen im geschützten Raum und auf<br />

Vorrat für zeitlich folgende Räume zum alltäglichen, raum- wie zeitübergreifenden,<br />

informellen Lernen. Als Schlussfolgerung könnte man theoretisch ableiten, die<br />

bildungspolitische Praxis an diesen neuen Realitäten auszurichten und neue<br />

Lernkontexte zu fördern. Stattdessen werden in der Praxis öffentliche Hochschulen zu<br />

Bildungsindustrien modelliert, damit diese auf dem globalen Markt um die Talente<br />

konkurrieren. Und deren Geschäftsmodelle bauen auf formalen Strukturen auf, so dass<br />

seitens des (supra-)national begründeten Diskurses eine Notwendigkeit<br />

heraufbeschworen wird, auch informelle Ansätze formal einzubinden. Dabei wandeln<br />

sich die diskutierten Lerninhalte vom Wissen mit wenig Halbwertzeit zur Methodik<br />

zwecks Aufbau langfristig wirkender Kompetenzen zum Zwecke des<br />

nationalökonomischen „Aufschwungs“. Inwiefern aber diese „Standort“-begründeten<br />

Argumentationen zeitgemäß sind angesichts einer globalen Netzwerkgesellschaft,<br />

bleibt mehr als fraglich.<br />

„Neue“, informellere Lernkontexte rücken zusehends in den Blickpunkt aktueller,<br />

unabhängiger Forschungen. Welchen Beitrag diese für „modernes“ Lernen in der<br />

Netzwerkgesellschaft leisten können, soll hier kurz diskutiert werden:<br />

Klassische Netzwerkanalysen definieren ihr Studienobjekt als eher geschlossenes<br />

System mit einer klaren Zielsetzung, das zwar regelmäßig neue Mitglieder aufnehmen<br />

kann, aber um stärkere Bindungen zwischen seinen Mitgliedern entstehen zu lassen,<br />

ein gemeinsames Ziel benötigt - sie gehen damit einher mit dem typischen Community<br />

of Practice (CoP)-Ansatz. Netzwerke mit schwachen Verbindungen rücken dagegen

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