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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 82<br />

eine analytische Unterscheidung des Bewertungszieles vorzunehmen: Wird lediglich<br />

der bisherige Lernstand formal katalogisiert oder der daraus folgende, perspektivische<br />

Lernprozess aufgezeigt? In letzterem Fall werden die Lernenden selbst mit einbezogen<br />

und es stellt sich die Frage, wie die intrinsische Motivation zur lebenslangen Führung<br />

eines ePortfolios in den institutionellen Instanzen unterstützt werden kann. Die<br />

ePortfolio-Forscherin Helen Barrett entwickelte die These, dass mit zunehmender<br />

Lernenden-Kontrolle über den Lernprozess und die Lernziele die intrinsische<br />

Motivation steigt (Barrett 2005, 15ff.). Aber auch eine Weiterentwicklung des<br />

institutionalisierten ePortfolio-Ansatzes könnte diesen Prozess unterstützen: Die<br />

Diskussion eines (über-)lebenslangen persönlichen Internet-Speicherplatzes i.S. eines<br />

„Memex“ (Bush 1945), der als Netzwerkknoten es von Geburt an erlaubt, persönliche,<br />

soziale, berufliche und bildungsrelevante Systeme miteinander zu verbinden. Helen<br />

Barrett fordert eine Re-Konzeptualisierung des ePortfolio-Eigentums zugunsten eines<br />

persönlichen, lebenslangen Digital Archive-Ansatzes, der alle formalen wie<br />

informellen Artefakte beinhaltet (Barrett und Nathan Garrett 2008). Ob allerdings die<br />

Menschheit für diese Entwicklung bereits geeignete sozio-kulturelle<br />

Rahmenbedingungen geschaffen hat, um das nötige Vertrauen aufbauen zu können,<br />

muss zum gegenwärtigen Zeitpunkt wohl bestritten werden (vgl. dazu später die<br />

Ausführungen zur interkulturellen Software des Geistes).<br />

2.2.6 ZWISCHENFAZIT: LERNEN IN DER<br />

NETZWERKGESELLSCHAFT<br />

Der Bildungsdiskurs bewegt sich bis heute in einem (idealistischen)<br />

Interessenkonflikt: die Erziehung des Menschen zum sozialen Wesen zugunsten eines<br />

normativen, gesellschaftlichen Zustands oder die Bildung jeder einzelnen Person zum<br />

Mensch als soziales Wesen. An dieser Bruchstelle kann analytisch die deutschsprachige<br />

Unterscheidung zwischen Bildung und Erziehung angesiedelt und ein differierender<br />

Lernbegriff identifiziert werden. Weltweit konzentrieren sich die aktuellen<br />

Diskussionen auf eine formal fundierte Verbindung von Erziehung und Bildung. 37<br />

Leben-Lernen und Lernen-Lernen tragen in diesem Kontext lediglich eine<br />

Bildungsforderung an das Individuum heran, sich diesem möglichst formal zu<br />

sanktionierenden Lernerfolg zu unterwerfen. Informelle Lernprozesse werden als<br />

solche zwar anerkannt, aufgrund ihrer schwierigen Messbarkeit aber gerne in formale<br />

Kontexte eingebettet.<br />

Zugleich hat sich ein Bildungsexport bzw. ein Studierenden-Import materialisiert, der<br />

massive sozio-ökonomische Interessen stützt. Zum einen stellen nationale Studierende<br />

eine zentrale Ressource für den gesamtgesellschaftlichen Fortschritt dar; zum anderen<br />

37 In der englischen Sprache trifft gar der „education“-Begriff keine Unterscheidung zwischen Bildung und<br />

Erziehung.

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