Anja Christine Wagner | UEBERflow
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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 76 tatsächlichen Netzwerklernen in komplexen, chaotischen und sich verändernden Räumen einen Riegel vorschieben. Vielmehr stellen nicht-lineare Lernumgebungen mit authentischen und problem-basierten Lernprozessen eine logische Folge dieser komplexen Welt dar, die nicht auf Kausalitäten beruht (Phelps 2003). Inwiefern didaktisches Design überhaupt selbstorganisiertes Lernen in vernetzten Gruppen und Gemeinschaften befördern kann, bleibt fraglich. Eine Möglichkeit wäre es, Lehrende als Enabler zu verstehen (Reinmann 2010, 105). Eine andere Variante wäre die der Lehrenden als Vermittler, die aufzeigen, wie gängige Tools sinnvoll genutzt und in reflexiven Kontexten eingeordnet werden können (Siemens 2008c). Siemens sieht auch die Möglichkeit für Instructional Designer gegeben, weiterhin einzelne Inhaltebausteine, Interaktionen und die gesamte Lernökologie (Siemens 2007) gestalten zu können - allerdings auf Basis einer komplexen Analyse (Siemens 2008b): 1. In der Kontext-Analyse müsste der herrschende Stil der kollektiven Lernentwicklung identifiziert werden, um Menschen und Inhalte in Beziehung setzen zu können. 2. Ergebnis der Content-Analyse (welche OER existieren oder entstehen bereits) wäre das konkrete Design einer geeigneten Lernökologie und möglicher Netzwerkverbindungen. 3. Bei der Zielgruppen-Analyse gilt es zu bedenken, dass persönlich verwendbares Lernen gewisse Fähigkeiten und Prozesse erfordert, um die Lerninhalte individuell anpassen zu können. 4. Ein iterativer Gestaltungsprozess auf der Basis evaluierender Usability-Analysen sei erforderlich, um die tatsächlichen Verbindungen und Zugriffe abzubilden. Eine Zusammenfassung der dem Konnektivismus inhärenten Implikationen könnte lauten: • Aufgrund der aktuellen, komplexen und chaotischen Netzwerkgesellschaft verschieben sich die Machtverhältnisse. Jedem Menschen steht es grundsätzlich offen, sich einzubringen in die Definition der Netzwerkziele und -methoden. Lediglich die Voraussetzungen des Einzelnen zur Teilhabe am Netzwerk müssen gewährleistet sein. • Wissen ist ein dynamischer Prozess. Insofern muss Wissen fliessen - frei, offen, unabhängig, katalysiert durch die Menschen. • Menschen müssen lernen, Verbindungen (zu Menschen, Inhalten, Themen, Netzwerken etc.) zu schaffen, um just-in-time/case darauf zugreifen zu können. Auf die Informations- und Kommunikationstechnologien kann unterstützend zugegriffen werden, da diese sui generis eine Vernetzungskomponente aufweisen. • Das Bildungssystem muss und kann an die modernen Anforderungen angepaßt werden - mit radikalen Veränderungen für die Lernökologie, die sich vom
© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 77 Klassenraum lösen wird. Entsprechend verändert sich die Rolle der Lehrenden. 2.2.5.3 PERS ONA L L EAR NIN G ENVIR ON MEN T & EPOR TFOL IO Personalisierungen von Lernumgebungen sind seit dem Aufkommen digitaler Technologien ein ersehntes Ziel bildungspolitischer wie didaktischer Maßnahmen. Mit den webbasierten Potentialen des individuellen Zuschnitts überschlug sich die Schrittfolge der pädagogischen Befreiung zur persönlichen Autonomie: Von den eher behaviouristischen Ansätzen des Web based Trainings (WBT) über die kognitivistischen Content-Delivery-Ansätze der Learning Management Systeme (LMS) als E-Learning 1.0 und konstruktivistischen Kommunikations- und Kollaborationsplattformen der Online-Lehre in Virtual Classrooms oder Blended- Learning-Ansätze mittels Projektarbeit bis zu den Learning 2.0-Aktivitäten des Zeitalters der Social Software (Gonella und Pantò 2008). Im Kontext des Learning 2.0 rankt sich die Diskussion um die Frage, wie konkrete Lernformen ausschauen können, von zwei verschiedenen Wurzeln aus. Zum einen existiert eine institutionalisierte Sichtweise auf das Sujet, um seitens des Lehrdesigns einen zeitgemäßen, systemischen Zugang zu Lernmaterialien und -interpretationen zu ermöglichen - dies ist der Bereich der Virtual Learning Environments (VLE), die sich gerne als Online-Umgebung für Personal Learning Environments (PLE) verkaufen. Auf der anderen Seite hat sich eine Sichtweise etabliert, die eine eher individualistische Perspektive aufwirft und das Lerndesign an die Lernenden heftet - also wahrhaft persönliche PLEs. 2.2.5.3.1 PERSONA L L E A R N I N G E N V I R O N M E N T Übergreifend kann ein PLE definiert werden als (e-)Learning-System einer einzelnen Nutzerin, das Zugriff auf eine Vielzahl an Lernressourcen ermöglicht und ggf. auch einen Zugang zu anderen Lernenden und Lehrenden, die andere PLEs oder VLEs nutzen (Harmelen 2006). Ein PLE ist demnach eher ein technologisches Konzept, das Funktionalitäten beschreibt, die in ihrer Kombination geeignet sind, als Lernanwendung die jeweilige Person in ihrer Wissens- und Kompetenzerweiterung aktiv zu unterstützen (Schaffert und Kalz 2009, 6f.). Es geht v.a. um die medialen Werkzeuge, die den Lernprozess und das Wissensmanagement des Einzelnen unterstützen helfen. Neben der Konzentration auf die konkrete Technologie steht die Person im Mittelpunkt des Lernprozesses - und das temporäre (Lern-)Ergebnis integriert sich in einen kollaborativen Prozess der Wissenskonstruktion (Attwell 2009). Der Begriff des Persönlichen beschreibt dabei die individuelle Gestaltung, den privaten Zugang zum PLE als Privateigentum und die Kontrolle über die persönlichen Daten (Schaffert und Kalz 2009, 7). In dieser Sichtweise existieren verschiedene
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tatsächlichen Netzwerklernen in komplexen, chaotischen und sich verändernden<br />
Räumen einen Riegel vorschieben. Vielmehr stellen nicht-lineare Lernumgebungen<br />
mit authentischen und problem-basierten Lernprozessen eine logische Folge dieser<br />
komplexen Welt dar, die nicht auf Kausalitäten beruht (Phelps 2003). Inwiefern<br />
didaktisches Design überhaupt selbstorganisiertes Lernen in vernetzten Gruppen und<br />
Gemeinschaften befördern kann, bleibt fraglich. Eine Möglichkeit wäre es, Lehrende<br />
als Enabler zu verstehen (Reinmann 2010, 105). Eine andere Variante wäre die der<br />
Lehrenden als Vermittler, die aufzeigen, wie gängige Tools sinnvoll genutzt und in<br />
reflexiven Kontexten eingeordnet werden können (Siemens 2008c). Siemens sieht<br />
auch die Möglichkeit für Instructional Designer gegeben, weiterhin einzelne<br />
Inhaltebausteine, Interaktionen und die gesamte Lernökologie (Siemens 2007)<br />
gestalten zu können - allerdings auf Basis einer komplexen Analyse (Siemens 2008b):<br />
1. In der Kontext-Analyse müsste der herrschende Stil der kollektiven<br />
Lernentwicklung identifiziert werden, um Menschen und Inhalte in Beziehung<br />
setzen zu können.<br />
2. Ergebnis der Content-Analyse (welche OER existieren oder entstehen bereits) wäre<br />
das konkrete Design einer geeigneten Lernökologie und möglicher<br />
Netzwerkverbindungen.<br />
3. Bei der Zielgruppen-Analyse gilt es zu bedenken, dass persönlich verwendbares<br />
Lernen gewisse Fähigkeiten und Prozesse erfordert, um die Lerninhalte individuell<br />
anpassen zu können.<br />
4. Ein iterativer Gestaltungsprozess auf der Basis evaluierender Usability-Analysen<br />
sei erforderlich, um die tatsächlichen Verbindungen und Zugriffe abzubilden.<br />
Eine Zusammenfassung der dem Konnektivismus inhärenten Implikationen könnte<br />
lauten:<br />
• Aufgrund der aktuellen, komplexen und chaotischen Netzwerkgesellschaft<br />
verschieben sich die Machtverhältnisse. Jedem Menschen steht es grundsätzlich<br />
offen, sich einzubringen in die Definition der Netzwerkziele und -methoden.<br />
Lediglich die Voraussetzungen des Einzelnen zur Teilhabe am Netzwerk müssen<br />
gewährleistet sein.<br />
• Wissen ist ein dynamischer Prozess. Insofern muss Wissen fliessen - frei, offen,<br />
unabhängig, katalysiert durch die Menschen.<br />
• Menschen müssen lernen, Verbindungen (zu Menschen, Inhalten, Themen,<br />
Netzwerken etc.) zu schaffen, um just-in-time/case darauf zugreifen zu können. Auf<br />
die Informations- und Kommunikationstechnologien kann unterstützend<br />
zugegriffen werden, da diese sui generis eine Vernetzungskomponente aufweisen.<br />
• Das Bildungssystem muss und kann an die modernen Anforderungen angepaßt<br />
werden - mit radikalen Veränderungen für die Lernökologie, die sich vom