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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 68<br />

die Tätigkeiten der aktiven Personen. Erst indem Personen miteinander interagieren,<br />

aufeinander Bezug nehmen (oder auch nicht), entsteht und verändert sich die CoP-<br />

Struktur. Die modernen Internet-Technologien fördern solche CoP-Initiativen, da sie<br />

eine multiple Erweiterung der Reichweiten ermöglichen (Wenger 2006a). So entsteht<br />

derzeit eine Vielzahl offener CoPs auf der Basis technologisch fundierter Social<br />

Networks, die -professionell genutzt- eine informelle Weiterentwicklung jedes<br />

einzelnen Beteiligten und der gesamten Community ermöglichen.<br />

In seinem Forschungsprojekt „Learning for a small planet“ (Wenger 2006b) entwickelt<br />

Wenger eine soziale Lerntheorie, die stärker auf die Ebene der Sinnstiftung fokussiert<br />

und nicht auf die der Lernmechanismen, deren Erforschung allerdings auch nach<br />

Wengers Ansicht weiterhin von wesentlichem Interesse ist. Sinnstiftung rückt die<br />

Lernerfahrung als zentrale humane Kategorie in den Mittelpunkt des Interesses -<br />

Lernen für das Leben und nicht als theoretisches Konstrukt. Dabei gelte es, die soziale<br />

Lerntheorie von einer Theorie des sozialen Lernens zu unterscheiden: Während erstere<br />

neue Bedeutungen durch ihr aktives gemeinschaftliches Handeln im sozio-kulturellen<br />

Rahmen aushandelt, leitet sich letztere von der These ab, das Lernen erfolge besser in<br />

Gruppen oder anderen interagierenden Kontexten. Für Wenger verändert Lernen<br />

sowohl die Welt als auch den individuellen Bezug zur Welt: Identität entwickelt sich<br />

durch die Teilhabe oder Nicht-Teilhabe in CoPs (ebd., 13). Kompetenzen und Wissen<br />

stellen dabei einen Teil der komplexen Identitätsbildung dar. Nur die heraus gebildete<br />

Identität vermag abstrakte Fähigkeiten und Fertigkeiten sinnvoll einzuordnen und als<br />

Teil einer handelnden Subjektivität zu begreifen (ebd., 21).<br />

Aufgrund der neuen IKT-bedingten Partizipationsmöglichkeiten sind die Kontexte, in<br />

denen Bedeutungen und Identitäten verhandelt werden, für den Einzelnen komplexer<br />

und weitreichender geworden. Konkrete Orte als Treffpunkt und vertrauensvolle<br />

Plätze des Austausches mit anderen vervielfältigen und verflüchtigen sich (Pöysä und<br />

Lowyck 2006). Eine Vielzahl an potentiellen CoPs, die individuell genutzt werden,<br />

führt Sinnstiftung zur einzelnen Person zurück - Identität muss hier individuell<br />

ausgehandelt werden (Wenger 2006b, 15). Gleichzeitig kommt der Teilnahme in<br />

spezifischen CoPs eine Vermittlungsrolle zu, um die Bedeutung großer Strukturen mit<br />

der Identitätserfahrung in diesen Strukturen in Einklang zu bringen (ebd., 15). Eine<br />

Theorie der Identitätsbildung geht in dieser Perspektive nicht vom Individuum aus,<br />

sondern sieht das Individuum als Produkt einer wachsenden Komplexität der<br />

gesellschaftlichen Community-Struktur (ebd., 13).<br />

Die Community-Struktur von sozialen Lernsystemen kann insofern -mit Blick auf die<br />

von Castells fokussierten Kategorien einerseits und auf die gesellschaftliche Ebene<br />

bzw. Identitätsbildung in der Netzwerkgesellschaft andererseits- entlang folgender<br />

Dimensionen analysiert werden:

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