Anja Christine Wagner | UEBERflow
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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 62 amerikanische Hochschulmarkt ist international gesehen der attraktivste Ausbildungsplatz für ausländische Studierende. Zwar sank in der Zeit von 2000 zu 2005 deren Anteil im internationalen Vergleich um 4% (OECD 2007), doch bereits 2007/08 konnte -nach einer Untersuchung des US-amerikanischen Institute for International Education- ein Zuwachs von 7% gegenüber dem Vorjahr erzielt werden (Open Doors 2008). Die Spitzenreiter der nationalen Kontingente an Auslandsstudierenden in den USA stellen asiatische Staaten. 29 Die attraktivsten Studienfächer für Auslandsstudierende in den USA sind die Fächer Business & Management (20%) und das Ingenieurwesen (17%). Die größten Zuwachsraten verzeichnen die Landwirtschaften und Intensive English (ebd.). Demgegenüber arbeiten die ausländischen Gastwissenschaftler/innen v.a. in den biologischen und biomedizinschen Wissenschaften (21,8%), den Gesundheitswissenschaften (17,7%), dem Ingenieurwesen (12,8%) und der Physik (12,1%). Mit Bildung und Erziehung befassen sich dagegen nur 1,9% der Gastwissenschaftler/innen. Insgesamt forschten (71%) oder lehrten (12,4%) 126.123 internationale Wissenschaftler/innen im akademischen Jahr 2007/2008 an den US- Hochschulen - weitere 9,7% forschten und lehrten gleichermaßen, während 6,9% zu anderen Zwecken in den USA weilten (ebd.). Auch bei den in den USA arbeitenden Wissenschaftler/innen führen die asiatischen Herkunftsstaaten deutlich vor den OECD-Staaten (ebd.). Die Hochschulen sind damit zu einem der größten Exportschlager des Dienstleistungssektors und zu einer entscheidenden, ökonomischen Kraft für die USamerikanische Ökonomie herangewachsen: Mehr als 15,5 Mrd. US-Dollar trugen internationale Studierende durch Gebühren und Lebensausgaben zum Staats- resp. Landeshaushalt der USA bei. 62% der Studierenden bestreiten ihren Studienaufenthalt mit Geldern aus persönlichen Quellen - von den auf fremde Unterstützung angewiesenen Studierenden erhält nur ein Drittel das Gros der Gelder aus den USA (Open Doors 2008). Hinzu kommen die Ausgaben der ausländischen WissenschaftlerInnen und die vielfältigen Netzwerkkontakte für zukünftige Forschungen und gemeinsame Entwicklungen. Die einzelnen Universitäten kämpfen also auf dem globalisierten Markt um Studierende und Wissenschaftler/innen. Nicht nur mit Blick auf ausländische Interessent/innen, sondern auch mit Blick auf die inländischen. Die New York Times zeigte in einer Infografik den rasanten Anstieg der US-amerikanischen Bildungskosten im Verhältnis zum durchschnittlichen Familieneinkommen auf. 30 Demnach stiegen die Studiengebühren zwischen 1982/84 bis 2007 um das Fünffache (500%) an, während das durchschnittliche Einkommen nur um die Hälfte (150%) zulegte. In der 29 Indien 94.563 Studierende, China 81.127 und Süd-Korea 69.124. 30 http://www.jamtoday.org/post/70265208/when-the-education-bubble-finally-pops (05.03.2011)
© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 63 Konsequenz fokussieren Hochschulen gerne auf so genannte (Geld-)Eliten, die als Netzwerk eine gute Anbindung und Verstetigung herrschender Interessen dienen (zur Kontinuität und Herausbildung einer sozio-ökonomischen wie sozio-politischen Elite siehe Hartmann 2006). Der war of talents beginnt an den Hochschulen und es verwundert nicht, wenn Vertreter/innen dieser Institutionen den Fokus des Bildungsdiskurses auf eine stark hierarchisierte und formale Erziehung setzen. 31 2.2.4.4 GREN ZE N FORMALE R BILDU NGSÖKON OMIE N Nach diesen Ausführungen wird deutlich, wem die Theorie einer globalen Wissensökonomie nützt: Unmittelbar profitieren Producers of high value, die aufgrund der erfolgten Investitionen in Forschung und Entwicklung neue Innovationen hervorbringen, die idealerweise am Markt erfolgreich sind und über die Angleichung der kulturellen Werte einen globalen Absatzmarkt finden. Mittelbar profitieren davon alle strukturell relevanten Producers of high volume, die sich über eine Positionierung innerhalb der globalen Wissensökonomie eine an die eigene Person geknüpfte Unique Selling Proposition aufbauen. Gleichzeitig müssen sie realisieren, wie das inflationäre Sinken ihrer Netto-Löhne zu einer Abwertung ihrer Hochschul-Abschlüsse führt (siehe zu den Lohnentwicklungen in den USA: Castells 2009b, 1:xxi). Für die strukturell Redundant producers spielt die globale Wissensökonomie kaum eine Rolle - sie sind als Arbeitskraft und Konsumierende nur bedingt gefragt und als Person jederzeit durch das Heer der weltweiten Arbeitslosen oder neue Maschinen ersetzbar. Fassen wir mit Castells zusammen, so lassen sich im Informationszeitalter folgende grundlegenden sozialen Bruchlinien verzeichnen (Castells 2003, 3:397): 1. Eine interne Fragmentierung der Arbeitskräfte in „relevante“ Produzierende und „irrelevante“ Personen, die „ersetzbare generische Arbeit“ leisten. 2. Ein wesentliches Segment der Gesellschaft ist sozial exkludiert: Es setzt sich aus „ausrangierten Individuen“ zusammen, die ihren Wert als Arbeitskräfte oder Konsumierende aufgebraucht haben. 3. Zwischen der Marktlogik der globalen Netzwerke der Kapitalströme und der menschlichen Erfahrung des Arbeitslebens wird radikal getrennt. Hiernach scheint es erforderlich, die Sichtweise einer globalen Wissensökonomie als normativem Ziel und damit einhergehend die tendenziell kulturimperialistische Infiltration der Bildungsmärkte in den Entwicklungsländern (vgl. dazu Omar Khaled 31 Entsprechend ist auch folgendes Zitat der Zeppelin Universität aus Friedrichshafen zu deuten (via @cervus): „Als kleine Universität, die an die Qualitäten einer Kultur der Anwesenheit glaubt, begegnen wir den auch im Bildungsbereich immer deutlicher werdenden Tendenzen zur Digitalisierung und Distanzierung mit einer sehr kritischen Haltung“, so wird der Referent des Universitätspräsidenten zum Start deren „iTunes U“-Channels zitiert - vgl. http://www.zeppelinuniversity.de/deutsch/aktuelles_presse/aktuelles/2010_12_23_15417229_meldung.php (05.03.2011)
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Konsequenz fokussieren Hochschulen gerne auf so genannte (Geld-)Eliten, die als<br />
Netzwerk eine gute Anbindung und Verstetigung herrschender Interessen dienen (zur<br />
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siehe Hartmann 2006). Der war of talents beginnt an den Hochschulen und es<br />
verwundert nicht, wenn Vertreter/innen dieser Institutionen den Fokus des<br />
Bildungsdiskurses auf eine stark hierarchisierte und formale Erziehung setzen. 31<br />
2.2.4.4 GREN ZE N FORMALE R BILDU NGSÖKON OMIE N<br />
Nach diesen Ausführungen wird deutlich, wem die Theorie einer globalen<br />
Wissensökonomie nützt: Unmittelbar profitieren Producers of high value, die<br />
aufgrund der erfolgten Investitionen in Forschung und Entwicklung neue<br />
Innovationen hervorbringen, die idealerweise am Markt erfolgreich sind und über die<br />
Angleichung der kulturellen Werte einen globalen Absatzmarkt finden. Mittelbar<br />
profitieren davon alle strukturell relevanten Producers of high volume, die sich über<br />
eine Positionierung innerhalb der globalen Wissensökonomie eine an die eigene<br />
Person geknüpfte Unique Selling Proposition aufbauen. Gleichzeitig müssen sie<br />
realisieren, wie das inflationäre Sinken ihrer Netto-Löhne zu einer Abwertung ihrer<br />
Hochschul-Abschlüsse führt (siehe zu den Lohnentwicklungen in den USA: Castells<br />
2009b, 1:xxi). Für die strukturell Redundant producers spielt die globale<br />
Wissensökonomie kaum eine Rolle - sie sind als Arbeitskraft und Konsumierende nur<br />
bedingt gefragt und als Person jederzeit durch das Heer der weltweiten Arbeitslosen<br />
oder neue Maschinen ersetzbar.<br />
Fassen wir mit Castells zusammen, so lassen sich im Informationszeitalter folgende<br />
grundlegenden sozialen Bruchlinien verzeichnen (Castells 2003, 3:397):<br />
1. Eine interne Fragmentierung der Arbeitskräfte in „relevante“ Produzierende und<br />
„irrelevante“ Personen, die „ersetzbare generische Arbeit“ leisten.<br />
2. Ein wesentliches Segment der Gesellschaft ist sozial exkludiert: Es setzt sich aus<br />
„ausrangierten Individuen“ zusammen, die ihren Wert als Arbeitskräfte oder<br />
Konsumierende aufgebraucht haben.<br />
3. Zwischen der Marktlogik der globalen Netzwerke der Kapitalströme und der<br />
menschlichen Erfahrung des Arbeitslebens wird radikal getrennt.<br />
Hiernach scheint es erforderlich, die Sichtweise einer globalen Wissensökonomie als<br />
normativem Ziel und damit einhergehend die tendenziell kulturimperialistische<br />
Infiltration der Bildungsmärkte in den Entwicklungsländern (vgl. dazu Omar Khaled<br />
31 Entsprechend ist auch folgendes Zitat der Zeppelin Universität aus Friedrichshafen zu deuten (via<br />
@cervus): „Als kleine Universität, die an die Qualitäten einer Kultur der Anwesenheit glaubt, begegnen wir<br />
den auch im Bildungsbereich immer deutlicher werdenden Tendenzen zur Digitalisierung und<br />
Distanzierung mit einer sehr kritischen Haltung“, so wird der Referent des Universitätspräsidenten zum<br />
Start deren „iTunes U“-Channels zitiert - vgl. http://www.zeppelinuniversity.de/deutsch/aktuelles_presse/aktuelles/2010_12_23_15417229_meldung.php<br />
(05.03.2011)