Anja Christine Wagner | UEBERflow
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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 58 Hierzu überführen wir die vom WEF vorgenommene, vertikale Strukturierung einzelner Nationalstaaten auf Castells' globale Netzwerkgesellschaft, wodurch sich die drei Schichten arbeitsteiliger Kategorien den drei Subindizes grob zuordnen lassen (vgl. die letzte Spalte in Tab. 1): 1. Die Producers of high value sind im space of flows verantwortlich für die Innovationsfaktoren und repräsentieren nur einen Bruchteil der Menschheit. Sie treffen auf systemischer, vernetzter Ebene normative Entscheidungen mit globaler und nationaler Wirkung. Diese Elite sitzt insbesondere in den Nationalstaaten der innovationsgetriebenen Stufe - also v.a. in den westlichen Staaten. Aber auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern ist eine innovative Schicht aktiv, die sich über den space of flows mit ihresgleichen weltweit zu verbinden vermag. Aufgrund ihrer Vernetzung und sozio-politischen Bedeutung sind sie innerhalb der neoliberalen Logik unersetzlich und systemrelevant - und insofern willkommene Gäste in Davos. 2. Die Producers of high volume arbeiten an der Schnittstelle von space of places zum space of flows zugunsten der Effizienz und bilden das Gros der aktiven Bevölkerung in den weltwirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern. In Schwellenländern ist dieser Anteil der Bevölkerung vergleichbar hoch und selbst Entwicklungsländer können bereits mit ersten Effizienz-Erfolgen im Sinne des WEF aufwarten. Diese Personen führen Instruktionen aus und zählen zu den strukturell Relevanten, sofern sie aufgrund ihrer individuellen Fähigkeiten nicht ausgetauscht werden (können). 3. Die Redundant producers sorgen bestenfalls am space of places für die Grundvoraussetzungen bzw. sind sie weitestgehend abgedrängt in die weltwirtschaftlich benachteiligten Länder. An Personen reichen diese von einfachen Hilfsarbeiterinnen oder dem Haushaltspflege-Personal in den fortgeschrittenen Ländern bis hin zur konsequenten Ausbeutung von Fabrikarbeiterinnen in den Zulieferbetrieben der Entwicklungs- und Schwellenländer zugunsten innovativer Lifestyle-Produkte des Westens. Diese Personen sind systemisch austauschbar, da ihre Tätigkeiten zumeist keine wesentlich an die Person gebundenen Fähigkeiten erfordern. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Konsequenzen daraus folgen, die Bildungssysteme auf die „Filterung“ kompetenter, innovativer oder effizienter Personen auszurichten, wie es in der Theorie der globalen Wissensökonomie strukturell angelegt ist.
© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 59 2.2.4.2 BILD UN G IN DER GLOB ALE N WISSE NSÖK ON OMI E In der derzeit neo-liberal 27 geprägten Netzwerkgesellschaft ermöglichen weltumspannende, arbeitsorganisatorische Kanäle die kosteneffiziente Auswahl von geeignetem „Humankapital“. Ehemals moderne Industriegesellschaften mutieren im Zuge dieses Migrationsprozesses der Arbeit zu so genannten Wissensgesellschaften, die ihre gesamtgesellschaftlichen Fertigkeiten zur wechselseitigen, ökonomischen Verwertbarkeit ausbauen (Farrell und Fenwick 2007b, 22). Für Castells stellt sich nun die Frage, ob Informationen und Wissen nicht schon immer wesentliche Voraussetzungen für funktionierende Ökonomien waren (vgl. hierzu Stalder 2006, 30). Heute käme dagegen den technologischen Entwicklungen ein weit größeres Gewicht zu. In welche Richtung sich die Technologien ausdifferenzierten, würde in der am Wachstums- und Fortschrittsglauben orientierten, sozialen Netzwerkstruktur komparativ ausgehandelt (ebd.) - und entsprechend politisch umgesetzt. So definierte sich z.B. die EU im Jahre 2000 als wissensbasierte Gesellschaft und setzte sich zum neuen strategischen Ziel, bis zum Jahre 2010 „die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen.“ (Europäischer Rat 2000, 5) Um dieses Ziel zu erreichen, bedürfe es einer globalen Strategie und Politik, die u.a. den Übergang hin zu einer wissensbasierten Wirtschaft und Gesellschaft fördere (ebd.). Bildung erlangt in diesem Kontext den Status der zentralen Triebfeder für ökonomische Transformation und erwächst teilweise zu dem wesentlichen Kriterium nationaler und internationaler Wirtschafts- und Sozialpolitik (Farrell und Fenwick 2007b, 14). In dieser Atmosphäre konnte der endgültige Aufstieg der OECD zur bildungspolitischen Leitinstanz mit internationaler Ausstrahlung hinsichtlich empirisch nachzuweisender, „objektiver“ Indikatoren gelingen. „The increasing interest in international comparisons is linked to the theory of human capital and the ‘classical’ neo-liberal OECD thinking on the economic returns of educational investment. In an era of global competitiveness and financial constraints, it is plausible that the expectations of the outcomes of education are getting higher and higher.“ (Ioannidou 2007, 343) Die OECD überführt demnach die neo-liberale Logik des Weltwirtschaftssystems auf das Bildungssystem und definiert mit ihren Vergleichsstudien eine kulturelle Hegemonie mit, der Staaten und internationale Organisationen harmonisiert folgen (vgl. z.B. Popp 2009; Rinne, Kallo, und Hokka 2004; Alexander-Kenneth Nagel, 27 Neo-Liberal im Sinne der herrschenden kulturellen Hegemonie, die als politische Handlungsstrategie in ihren Grundsätzen auf den Überlegungen neo-klassischer Wirtschaftstheorien aufsetzt, diese aber je nach sozialem Standpunkt variiert.
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1. Die Producers of high value sind im space of flows verantwortlich für die<br />
Innovationsfaktoren und repräsentieren nur einen Bruchteil der Menschheit. Sie<br />
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den Schwellen- und Entwicklungsländern ist eine innovative Schicht aktiv, die sich<br />
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ihrer Vernetzung und sozio-politischen Bedeutung sind sie innerhalb der neoliberalen<br />
Logik unersetzlich und systemrelevant - und insofern willkommene Gäste<br />
in Davos.<br />
2. Die Producers of high volume arbeiten an der Schnittstelle von space of places<br />
zum space of flows zugunsten der Effizienz und bilden das Gros der aktiven<br />
Bevölkerung in den weltwirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern. In<br />
Schwellenländern ist dieser Anteil der Bevölkerung vergleichbar hoch und selbst<br />
Entwicklungsländer können bereits mit ersten Effizienz-Erfolgen im Sinne des<br />
WEF aufwarten. Diese Personen führen Instruktionen aus und zählen zu den<br />
strukturell Relevanten, sofern sie aufgrund ihrer individuellen Fähigkeiten nicht<br />
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3. Die Redundant producers sorgen bestenfalls am space of places für die<br />
Grundvoraussetzungen bzw. sind sie weitestgehend abgedrängt in die<br />
weltwirtschaftlich benachteiligten Länder. An Personen reichen diese von<br />
einfachen Hilfsarbeiterinnen oder dem Haushaltspflege-Personal in den<br />
fortgeschrittenen Ländern bis hin zur konsequenten Ausbeutung von<br />
Fabrikarbeiterinnen in den Zulieferbetrieben der Entwicklungs- und<br />
Schwellenländer zugunsten innovativer Lifestyle-Produkte des Westens. Diese<br />
Personen sind systemisch austauschbar, da ihre Tätigkeiten zumeist keine<br />
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Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Konsequenzen daraus folgen, die<br />
Bildungssysteme auf die „Filterung“ kompetenter, innovativer oder effizienter<br />
Personen auszurichten, wie es in der Theorie der globalen Wissensökonomie<br />
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