07.03.2013 Aufrufe

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

Anja Christine Wagner | UEBERflow

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 52<br />

2. Unterstützung der Selbstbildung über eine Vielzahl an zugänglichen und<br />

gebrauchstauglichen Angeboten, die im differenzierten Zusammenspiel Lernen<br />

nicht als individuellen, sondern als sozialen Akt begreifen.<br />

3. Stärken sozialer, demokratischer Verbindungen durch Unterstützung der Vielzahl<br />

an organisierten Gruppen, die sich von unten entwickeln.<br />

4. Entwicklung informeller Bildung, die neben der formalen Ausbildung ihren Platz<br />

in den bildungspolitischen Entscheidungen gewinnen muss.<br />

Erziehung zum informellen Lernen wäre schließlich eine Forderung, die es<br />

bildungspolitisch zu begleiten gelte. Eine Frage, der im Rahmen dieser Arbeit<br />

nachgegangen werden soll, müsste demnach lauten, ob (informelle) digitale<br />

Lernumgebungen dahingehend erzieherisch wirken können - ggf. auch ohne<br />

Anbindung an formale Bildungsinstitutionen.<br />

2.2.3 ERZIEHUNG ZUM SOZIALEN WESEN<br />

Etymologisch lässt sich der Begriff Erziehung zurückführen auf „ziehen“. Gemeint ist<br />

mit der Erziehungstätigkeit sowohl der Vorgang und auch das Resultat, „nämlich die<br />

Erzogenheit bzw. die Erziehung, Zucht und Aufzucht“ (Raithel, Dollinger, und<br />

Hörmann 2007, 21). Während der Bildungsdiskurs also die Educand-Perspektive<br />

einnimmt, nimmt die Erziehungsdebatte eine Erzieher-Perspektive ein. Erwachsene<br />

wirken erziehend auf die Kinder ein mit dem Ziel, soziale Wesen auszubilden (Löw<br />

2006, 22). Hier kann der gesellschaftliche Hebel ansetzen, der eine Lernumgebung<br />

schafft, in der die einzelnen Personen Anregungen finden, zu lernen und sich zu<br />

bilden.<br />

Als wissenschaftliche Disziplin dieser Perspektive hat sich die Pädagogik<br />

herausgebildet, die sich in viele Teildisziplinen und theoretische Ansätze<br />

ausdifferenzierte. Im deutschsprachigen Diskurs gilt Wilhelm von Humboldt nicht nur<br />

als geistiger Vater des modernen Bildungssystems - er reformierte gleich das gesamte<br />

deutsche Bildungssystem und ersetzte dieses durch ein dreigliedriges<br />

(Elementarschule - Gymnasium - Universität) (ebd., 20). Humboldt meinte, der<br />

einzelne Mensch sei für sich genommen zu schwach, eine umfassende Persönlichkeit<br />

auszubilden - er bedürfe gesellschaftlicher, kultureller und institutioneller<br />

Unterstützung zur Erziehung seiner selbst. Das (neu)humanistische Gymnasium stellte<br />

aus Humboldts Sicht eine Möglichkeit dar, den Menschen einen methodischen wie<br />

inhaltlichen Zugang zur Entwicklung einer vollständigen Humanität zu gewähren<br />

(Michael Schmidt 2005).<br />

Inhaltlich orientiert sich Humboldt am Bildungs- und Fächerkanon der bereits im 17.<br />

Jahrhundert vom Pädagogen Johann Amos Comenius entwickelten Allgemeinbildung -<br />

dieser gesellschaftlich anerkannte Grundstock konfiguriert das Curriculum, das eine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!