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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 50<br />

informellen Lernen, die alltäglichen Lebenspraxen als Lernräume zu nutzen, ein Risiko<br />

erkannt werden,<br />

„(...) das Lernen den räumlichen, materiellen und zeitlichen Zwängen<br />

alltäglichen (ggf. betrieblichen) Handelns zu unterwerfen und damit<br />

zu behindern.“ (Göhlich und Zirfas 2007, 105)<br />

Der geschützte Raum geht verloren - zumindest im ersten Schritt des analytischen<br />

Nachgangs eines existierenden Phänomens. Und um die Gestaltung informeller<br />

Lernräume ringt der bildungspolitische wie pädagogische Diskurs. Denn grundsätzlich<br />

kreist die offizielle Bildungsdiskussion in Deutschland (fast) ausschließlich um formale<br />

Institutionen 21 - selbst für informelle Lernerfolge entwickelte die EU seit 1996 formale<br />

Zertifizierungsmodi (Overwien 2004, 32). Dabei geht es den politischen Instanzen<br />

nicht darum, informelle Lerntätigkeiten anzuerkennen - vielmehr ist eine Kontrolle<br />

des (günstigen) informellen Lernens mittels eines Akkreditierungssystems gewünscht.<br />

Ein Tauschwert soll geschaffen werden für Lerntätigkeiten, die lediglich einen<br />

Gebrauchswert aufweisen - sowohl im Interesse potenzieller Arbeitgeber als auch für<br />

die abhängig Beschäftigten (Attwell 2006a).<br />

Die im Hintergrund stehende Frage, um die solche Klassifizierungsbemühungen<br />

kreisen, lautet: Wenn der Anteil an informellem Lernen sowohl absolut (im globalen<br />

Vergleich zu potentiellen Lernaktivitäten) als auch relativ (dem Verhältnis innerhalb<br />

persönlicher Lernbiographien) stetig wächst, wie kann gesellschaftlich dort noch<br />

eingegriffen werden? Diese Fragestellung betrifft sowohl pädagogische,<br />

bildungssoziologische und bildungspolitische Rahmenbedingungen. Denn das<br />

„Problem des informellen Lernens“ ist, dass es ein „unbedingtes Interesse“ der<br />

lernenden Personen voraussetzt und sich „nicht für aktuell brennende gesellschafts-<br />

oder bildungspolitische Problemstellungen einspannen lässt“ (Dzierzbicka 2008, 182).<br />

Insofern sei auch „ein pädagogisches Engagement (...) im Bereich des informellen<br />

Lernens unerwünscht und völlig fehl am Platz!“ (ebd., 181f.).<br />

Andererseits zeigen einschlägige Untersuchungen in betrieblichen Kontexten auf, wie<br />

sich Rahmenbedingungen und individuelle Dispositionen wechselseitig bedingen in<br />

ihrem Einfluss auf das informelle Lernen generell und das Zusammenspiel von<br />

informellem und formellem Lernen im Besonderen (Rohs 2008, 178ff.). Neben<br />

lernunterstützenden Maßnahmen sind hier v.a. die individuellen Kompetenzen<br />

gefragt:<br />

„Die Lernmotivation, Kompetenzen in der Selbststeuerung von<br />

Lernprozessen wie auch die Reflexionsfähigkeit und Wahrnehmung von<br />

Lerngelegenheiten haben starke Auswirkungen darauf, in welchem<br />

Umfang formelle und informelle Lernprozesse zusammenwirken können.“<br />

21 siehe die Bildungsschwerpunkte des BMBF unter http://www.bmbf.de/ (05.03.2011) oder die statistischen<br />

Erhebungen des Statistischen Bundesamtes Deutschland unter http://www.bildungsbericht.de/<br />

(05.03.2011)

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