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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 47<br />

2.2.2.2 LERN RA U M UND - ZE IT<br />

Lernen geschieht auf einem Zeit-/Raum-Kontinuum, das aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven in verschiedene Sequenzen schock gefroren wird:<br />

Aus pädagogischer Sicht wird ein Lernraum argumentativ konfiguriert, um der<br />

Gesellschaft einen Raum zum Lernen abzutrotzen. Neben der Arbeit und dem privaten<br />

Heim ermöglichen Lernräume den Lernenden eine Teilhabe an den gesellschaftlichen<br />

Prozessen entsprechend des herrschenden (sozialen) Bildungs- und<br />

Erziehungsverständnisses.<br />

„Ein Raum wird zum Lernraum im besten Sinne des Wortes, wenn er<br />

nicht nur (...) das Interesse des Lernenden weckt, an dessen<br />

Vorwissen anschließt, das Tätigwerden und die Eigenkontrolle des<br />

Lernenden ermöglicht, sondern darüber hinaus dem Selbst - genauer:<br />

der kontingenten, über den Status Quo hinausweisenden Identität des<br />

Lernenden - Raum zur Findung eigener Erneuerung bietet.“ (Göhlich<br />

und Zirfas 2007, 105)<br />

Bereits frühzeitig in der Menschheitsgeschichte hat sich die Schule als Lehrraum<br />

mitsamt einem zeitlich klar strukturierten Lehrplan herausgebildet. Das menschliche<br />

Leben wurde chronologisch in verschiedene Zyklen unterteilt, die sich über klar<br />

abgegrenzte zeitliche Einheiten vom Kindergarten über die Schule und die Ausbildung<br />

bis hin zum Beruf erstreckten. Über diese geschützte Einflussnahme des Staates auf die<br />

Entwicklung junger Menschen konnte das Wissen-Lernen und ggf. das Können-Lernen<br />

eingeübt werden, vielleicht auch das angepasste Leben-Lernen - aber kaum das<br />

Lernen-Lernen, da über den Lehrplan ein idealtypischer Bildungsweg vorgezeichnet<br />

wurde.<br />

Die Teilnahme an schulischen Angeboten resultiert demnach aus einer alten Tradition,<br />

die aufklärerisch gewendet und unter staatlicher Kontrolle einen ggf. säkularisierenden<br />

Einfluss auf heranwachsende Menschen gewährleistet. Schulen, oftmals gleichgesetzt<br />

mit Lernen, sind bis heute internationale Exportschlager, die Modernität<br />

demonstrieren und einen Fortschrittsglauben in sich tragen.<br />

Damit aber aus einem Lehrraum ein Lernraum entsteht, muss sich dieser und seine<br />

Gegenstände im Vollzug des Lernens aktivieren (ebd., 100). Dies setzt eine Erkenntnis<br />

voraus, Räume nicht zwangsläufig als institutionalisierte zu sehen; vielmehr können<br />

sich Räume recht kurzfristig in einer Handlungssituation strukturieren. Als „Hybrid<br />

aus materiellen Bedingungen und sozialer Nutzung“ (Löw 2006, 119) entfalten sich<br />

auch Räume - so z.B. in Kontexten des informellen Lernens.

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