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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 45<br />

und Zirfas 2007, 41) - und damit zum handlungsleitenden Motiv des LLL.<br />

Allerdings erfolgte dieser Perspektiv-Wechsel nicht widerspruchslos. Bereits 1978<br />

kritisierte Theodor Ballauff,<br />

„(...), dass der Begriff der Bildung durch den des Lernens ersetzt<br />

werde und man meine, dadurch einen nüchternen pädagogischen Begriff<br />

gegenüber dem traditionsüberladenen Bildungsgedanken zu gewinnen.“<br />

(Michael Schmidt 2005, 9)<br />

Diese Stimme ist zwischenzeitlich zu einem Chor angeschwollen, der „Klagelieder“<br />

singt angesichts einer zunehmenden Instrumentalisierung des Lernbegriffes zugunsten<br />

einer beruflichen Ausrichtung. Lernen in diesem funktionalen Verständnis orientiere<br />

sich entlang der gesellschaftlichen Brauchbarkeit und löse den Bildungsbegriff von der<br />

Persönlichkeitsbildung -inklusive der individuellen Selbstbestimmung- ab. Erziehung<br />

reduziere sich in dieser Logik zur gestaltenden Kraft: der notwendigen Anpassung des<br />

Individuums an die sozio-ökonomischen Bedürfnisse als das dominierende<br />

Momentum.<br />

2.2.2.1 DIF FERE NZIER UN G DE S IN DIVID UELLE N L ERN BEGRIFF S<br />

Um die Fokussierung des Lernbegriffs auf einen außerhalb des Lernenden gelagerten<br />

Lerngegenstand aufzulösen, entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten eine<br />

ganzheitliche Perspektive, die allerdings weiter am „Mensch als Subjekt des Lernens“<br />

(Künkler 2011, 20) festhält. Beispielhaft sei hier eine komplexitätsreduzierende,<br />

pädagogische Sicht angeführt, demnach Lernen inhaltlich auf vier miteinander<br />

verbundenen Ebenen verläuft:<br />

1. Wissen-Lernen: Versuch, über einen gesellschaftlich anerkannten Wissenskanon<br />

objektives, den Menschen äußerliches oder entäußertes Wissen weiterzureichen.<br />

Der schulische Lehrplan dient als „systematisierte und didaktisierte Version des<br />

kulturellen Gedächtnisses einer Gesellschaft“ (Göhlich und Zirfas 2007, 183).<br />

2. Können-Lernen: Hier geht es um „praktisches Wissen“ als „verkörperlichte und so<br />

ggf. auch reflexionslos reaktivierbare Handlungsfähigkeit“ (ebd., 184), die sich<br />

nicht objektiviert, sondern an den Körper des Einzelnen gebunden ist. Dieses<br />

Können kann gelernt werden durch Mimesis, Nachahmung und Übung (ebd., 186).<br />

3. Leben-Lernen: Jeder Mensch muss zunächst lernen, sein persönliches Leben zu<br />

meistern. Um pädagogisch angemessen darauf reagieren zu können, können sechs<br />

verschiedene Facetten unterschieden werden: Neben dem Überleben-Lernen sind<br />

dies das Lebensbewältigung-, Lebensbefähigung-, Biographisches-, Lebenskunst-<br />

und Sterben-Lernen. Je nach konkretem Bedarf müssten Pädagog/innen<br />

unterschiedliches Wissen und Können vermitteln (ebd., 187ff.). In diesem Kontext<br />

ist das Verhältnis von Leben zu Lernen als pädagogisches Dauerthema

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