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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 44<br />

und die berufliche Aus-, Fort- oder Weiter-Bildung im Sinne einer Vielzahl<br />

aufklärerischer Philanthropen (Lütgert 2002c) ist in diesem Humboldt'schen Sinne<br />

wenig zielführend. Der Zweck ist eben nicht auf eine äußere Ordnung ausgerichtet,<br />

sondern von der inneren Ordnung gebildeter Menschen abhängig (Lütgert 2002b). Im<br />

Kapitel Stand der Kompetenzforschung werden diese Denktraditionen wieder<br />

aufgegriffen.<br />

2.2.2 LERNEN ZU LERNEN<br />

Viele wissenschaftliche Disziplinen beschäftigen sich mit dem Lernen: Von der<br />

Pädagogik angefangen, die sich primär mit erziehungswissenschaftlichen<br />

Fragestellungen beschäftigt, über die Lernpsychologie mit ihrem Interesse, den<br />

Lernprozess als solchen begreifbar zu machen und den Neurowissenschaften, die sich<br />

der physiologischen Prozesse beim Lernen annimmt, bis hin zur Philosophie (Göhlich<br />

und Zirfas 2007, 11ff.).<br />

Nach Platon sind in der menschlichen Seele bereits sämtliche Ideen angelegt, die<br />

„anläßlich konkreter Sinneseindrücke reaktiviert werden“ (Raithel, Dollinger, und<br />

Hörmann 2007, 67) können. Dieser Lernbegriff unterscheidet sich wesentlich von der<br />

Auffassung Aristoteles', die Seele sei eine „Tabula Rasa, auf die Sinneseindrücke<br />

eingetragen werden“ (ebd.) - Lernen bedeutet in diesem Verständnis die „Aufnahme<br />

und Speicherung von Sinnesdaten“ (ebd.). Beide Auffassungen verstehen Lernen als<br />

„relativ dauerhafte[n] Erwerb einer neuen oder die Veränderung einer schon<br />

vorhandenen Fähigkeit, Fertigkeit oder Einstellung“ (ebd.). Die Konkurrenz, wie es<br />

sich mit dem Verhältnis von Sinneseindrücken zur Seele verhält, löste sich im Laufe<br />

der Bildungsgeschichte auf, indem sich mehrheitlich ein Verständnis<br />

herauskristallisierte, das Lernen „nicht als Folge eines natürlichen Reife- oder<br />

Wachstumsprozesses [Anm. acw: wie Platon meinte], sondern als Ergebnis<br />

produktiver Interaktionen des Lernenden mit Gegenständen seiner Umwelt [Anm.<br />

acw: i.S. des Aristoteles'schen Verständnisses]“ sieht (ebd.).<br />

In der Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand erfolgt demnach das Lernen - und<br />

genau hier konfigurierte sich im Laufe der Zeit eine „Kampfarena“ für die Vielzahl an<br />

bildungspolitischen Positionen (Bildung als System, Bildung als Erziehung und<br />

Ausbildung Dritter, Bildung als Wissen oder Bildung als Subjektentwicklung). 19 Doch<br />

haben die Diskussionen weniger mit dem Lernbegriff im altgriechischen Sinne gemein,<br />

denn eher mit der konkreten Ausgestaltung der Auseinandersetzung. In letzter<br />

Konsequenz resultierte diese Diskussion rund um die systemische Einbindung des<br />

Lernprozesses zu einer „Umstellung der Pädagogik vom Lernen spezifischer<br />

Qualifikationen (…) auf die formale Kompetenz vom Lernen des Lernens“ (Göhlich<br />

19 Diese bildungsbegriffliche Unterscheidung trifft Bernd Overwien in einem bislang unveröffentlichten<br />

Arbeitspapier zum Thema Bildung – besten Dank für die Bereitstellung des Entwurfs.

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