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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 42<br />

Handlungsdruck, dem die wissenschaftlichen Fachdiskussionen kaum kohärent<br />

nachzukommen vermögen. Der verhandelte Gegenstand entzieht sich vielfach dem<br />

fachdisziplinären Zugriff. Beinhaltet „Bildung“ und „Erziehung“ jeweils eine soziale<br />

Dimension, so verschiebt LLL die breit akzeptierte Konnotation auf den einzelnen<br />

Menschen. Zwar startete LLL zunächst als visionäres Konzept, um neue gestaltende<br />

Ideen für neue Herausforderungen entwickeln zu helfen. Im Laufe der Zeit wich dieser<br />

Gestaltungsaspekt allerdings einer normativen Vorgabe, eine individuelle<br />

„Bringschuld“ den aktuellen Entwicklungen als Anpassungsfähigkeit entgegenzusetzen<br />

(ebd., 117f.).<br />

Um modernes „Lernen“ in der Netzwerkgesellschaft einordnen zu können, wird im<br />

Folgenden das herrschende Bildungs- und Lernverständnis im historischen Rückblick<br />

begrifflich eingeordnet. Anschließend erfolgt eine Analyse, wie sich dieses Verständnis<br />

in konkreten sozio-ökonomischen wie -politischen Praktiken der Erziehung<br />

manifestiert hat. Vor diesem Hintergrund können dann neue Bildungskonzepte des<br />

Learning 2.0 zu aktuellen bildungspolitischen Konzepten z.B. im Hochschulbereich in<br />

Bezug gesetzt werden.<br />

2.2.1 BILDUNG - DER MENSCH ALS SOZIALES WESEN<br />

Im Bildungsbegriff schwingt vieles mit: Bildung wird zugleich gesehen als normatividealistischer<br />

Begriff und als Ressource der modernen Gesellschaft, Ideal und Kapital,<br />

emanzipatives Moment der Unterdrückten und kapitalistische Ware (Bildungsinhalte<br />

und -zertifikate) (Löw 2006, 19). Und Bildung verweist auf eine lange Tradition.<br />

Die Bildungsgeschichte lässt sich im westlichen Denken bis zur Vormoderne im 5.<br />

Jahrhundert vor Christus zurück verfolgen. Um sich nicht „als Gefangener gängiger<br />

Vorstellungen, Ansichten, Routinen und Ambitionen“ (Lütgert 2002a) zu verhalten,<br />

sondern einsichtig zu handeln, zeigt Platon im berühmten Höhlengleichnis auf, wie der<br />

Mensch zum Denken des Maßgeblichen schmerzhaft aufsteigen kann. Platon gelangt<br />

zu der „Überzeugung, dass die Arbeit an einer Bildung, die zu einer gerechteren<br />

Ordnung führt, der eigentliche, keinem anderen Zweck aufzuopfernde Selbstzweck des<br />

menschlichen Daseins ist.“ (Benner und Brüggen 2008, 210) Aristoteles greift diese<br />

Tradition auf: die Bildung des Bürgers zielt darauf, ihn zum guten Handeln zu<br />

befähigen (ebd.). In diesen älteren Definitionen werden die verschiedenen Facetten<br />

der Menschlichkeit kultiviert, damit die Menschen an den gesellschaftlich üblichen<br />

Lebensformen teilhaben können (Raithel, Dollinger, und Hörmann 2007, 36).<br />

Im deutschen Idealismus und Neuhumanismus formten sich später die inneren Werte<br />

aus, die zur „Vervollkommnung der subjektiven Erlebnistiefe in Einsamkeit und<br />

Freiheit“ beitragen sollen (ebd., 36). Und Wilhelm von Humboldt füllt den exklusiv<br />

deutschsprachigen Bildungsbegriff mit der Formel:

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