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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 41<br />

strukturellen Bedingungen der so genannten „Wissensökonomie“ entfalten sich also im<br />

Kontext einer großen Ökonomie von Dienstleitungen, die primär einer geringen<br />

Qualifikation bedürfen - und genau in diesem sozio-technologisch begünstigten<br />

Ungleichgewicht liegen die größten Ungerechtigkeiten in fast allen Gesellschaften<br />

begründet (ebd., Xxiii f.). Inwiefern hier das formale Bildungssystem an seine Grenzen<br />

gestossen ist, über einen „Aufstieg durch Bildung“ zu mehr Chancengerechtigkeit<br />

beitragen zu können, ist nicht Castells' Thema. Eine grundsätzlichere Diskussion der<br />

Bildungslandschaft resultiert für ihn aus seinen empirischen Erkenntnissen nicht.<br />

Angesichts der gegenwärtig empirisch zu beobachtenden Entwicklungen hin zu<br />

dezentralen sozialen Online-Netzwerken (z.B. Facebook, Twitter) mit neuen<br />

Potenzialen für selbstbestimmtes Lernen kommt die Frage auf, welchen Beitrag diese<br />

Vernetzungsformate leisten können, um exkludierten Personen ein Sprungbrett in den<br />

space of flows zu ermöglichen. Nicht (nur) im Sinne des Sprungs über den Graben hin<br />

zu den Gewinnern der „Wissensökonomie“, sondern damit die sozio-kulturellen Werte<br />

der herrschenden Eliten auf einer breiteren gesellschaftlichen Basis grundsätzlich<br />

diskutiert werden, um auf eine gerechtere Weltordnung hinzuwirken.<br />

In diesem Zusammenhang muss -wie oben bereits angeführt- auch die „Bedeutung des<br />

internationalen Urheberrechtskartells mit oligopolistischen Strukturen“ (Stalder 2006,<br />

73) nachhaltig gestellt werden. Fragen des Urheberrechts und des Zugangs zu<br />

wissensbasierter Information sind in allen Bereichen der Informationsökonomie von<br />

zentraler Bedeutung. Inwiefern die bisherige Praxis, „fließendes, kollektiv generiertes<br />

Wissen [...] in fixiertes Eigentumsrecht“ umzuwandeln, damit es als Produkt auf dem<br />

Markt getauscht werden kann, weiterhin Bestand haben kann, muss bezweifelt werden<br />

(ebd., 72f.).<br />

Im Folgenden soll demnach erkundet werden, inwiefern kollektive, netzbasierte<br />

Bildung geeignet erscheint, persönlich an die globale Netzwerkgesellschaft<br />

anzudocken. Zu diesem Zweck werden zunächst die Leitbegriffe rund um Bildung,<br />

Lernen und Erziehung zueinander in Bezug gesetzt. Daraufhin lässt sich dann die<br />

herrschende bildungsökonomische Bedeutung in der Netzwerkgesellschaft kritisch<br />

untersuchen, um schließlich netzbasierte Organisationsformen hinsichtlich ihres<br />

Potenzials zur Förderung selbstbestimmten Lernens analysieren zu können.<br />

2.2 MODERNES LERNEN IN DER NETZWERKGESELLSCHAFT<br />

Bildung -als Fundament der „Lerngesellschaft“ (Gerlach 2000)- ist entscheidend für<br />

die individuelle und kollektive menschliche Entwicklung. Da diese Entwicklung<br />

zwischenzeitlich an eine „alle Lebensbereiche umfassende Norm zur Flexibilität“<br />

(Dewe und Weber 2007, 9) gebunden sei, kann diese nur über „lebenslanges Lernen“<br />

(LLL) sichergestellt werden - so die herrschende Meinung (Kraus 2001). Das<br />

bildungspolitische Konzept des LLL generiert dabei einen funktionalen

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