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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 40<br />

physikalisch vermischten, sozialen Netzwerken. Klassische Kleingruppen verlieren<br />

dabei an längerfristiger Bedeutung, da sich heute Kontakte von Ort-zu-Ort und von<br />

Person-zu-Person wandeln. Es verändert sich der persönliche Bezug zu den<br />

Netzwerken, weil sich die Vertrauensbasis zu den vernetzten Personen bzw. Systemen<br />

wandelt - und damit die vielfältigen Netzwerkeffekte erst umfassend wirken können.<br />

Die Grenzenlosigkeit ist systemisch bereits angelegt: Einzelne Personen entscheiden<br />

für sich, welchen Netzwerken sie temporär angehören möchten - ob dies<br />

EntscheidungsträgerInnen gefällt oder auch nicht. Entsprechend sind hier politische<br />

Konzeptionen gefragt, die über enge nationalstaatliche Grenzen hinausweisen.<br />

Was können Bildungssysteme von Castells Netzwerktheorie lernen?<br />

1. Vernetzung ist ein grundlegendes Strukturelement der Weltgesellschaft.<br />

2. Vernetzungskompetenz ist eine regionale, institutionelle und individuelle<br />

Voraussetzung.<br />

3. Der space of flows hat im Bildungsbereich bereits Raum gegriffen: Zum einen<br />

verdichtet sich der formale Vernetzungsgrad der Inhalte, Personen und<br />

Institutionen auf sozialer wie technologischer Ebene (vgl. z.B. Altbach und Knight<br />

2007; Sackmann 2004). Zum anderen entstehen auf informeller Ebene dezentrale<br />

soziale Online-Netzwerke, die die Vorteile der globalen Austauschmöglichkeiten<br />

der Netzwerkgesellschaft für alle interessierten Menschen öffnen (vgl. auch Dutton<br />

2007).<br />

4. Der space of places verliert nicht an grundsätzlicher Bedeutung, liesse sich aber im<br />

space of flows flexibel organisieren (Jan Schmidt 2005).<br />

Castells selbst sieht die Schulen und Hochschulen am wenigsten betroffen von der<br />

virtuellen Logik, da die persönliche Interaktion entscheidend sei für die Grundbildung.<br />

Gleichzeitig prognostiziert er (im Jahre 2000) dem künftigen höheren Bildungssystem,<br />

dass dieses sich in „Netzwerken zwischen Informationsknoten, Hörsälen und<br />

Seminarräumen und den individuellen Wohnungen der Studierenden“ abspielen wird<br />

(Castells 2001a, 1:452f.). Diese Fokussierung auf den formalen Bildungssektor<br />

begründet sich (vielleicht) in den erst durch das Aufkommen von Web 2.0-Angeboten<br />

möglichen, dynamischen Online-Vernetzungsmöglichkeiten, die noch keinen Eingang<br />

in die Theorie Manuel Castells fanden. Zwar fügt er im Vorwort zur zweiten Auflage an,<br />

dass die Minderung der Reallöhne trotz großer Produktivitätsgewinne der<br />

Unternehmen und des Finanzkapitals einer Abwertung von Bildungsabschlüssen<br />

gleichkommt (Castells 2009b, 1:xxi f.). 18 Gleichwohl resultiere die neue Arbeitsstruktur<br />

der Netzwerkgesellschaft in einem parallelen Ansteigen von Jobs für extrem gut<br />

ausgebildete Personen einerseits und „low-skill jobs“ andererseits (ebd., xxiii). Die<br />

18 In den USA sank der wöchentliche Durchschnittsverdienst von Arbeitnehmer/innen mit College-Abschluss<br />

zwischen 2003 und 2008 um 6%. Und nur die zunehmende Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt<br />

vermochte einen Rückgang des Lebensstandards für die Mehrheit der Haushalte bremsen.

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