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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 39<br />

Der „Raum der Ströme", der diese „schwarzen Löcher“ im physischen Raum entstehen<br />

lässt, exkludiert Individuen, Institutionen oder auch ganze Regionen - je nachdem,<br />

welchen Beitrag sie zum Funktionieren des gesamten Netzwerkes leisten können. In<br />

der Informationsgesellschaft verdichten sich die Aktivitäten bestimmter<br />

Netzwerkknoten aufgrund einer vorhandenen Infrastruktur. Und die Bedeutung dieser<br />

spezifischen Standorte wächst weiter (siehe auch Jan Schmidt 2005, 19:31). Wer sich<br />

innerhalb dieser Netzwerkbahnen bewegen kann, vermag sich in der virtuellen, zeit-<br />

und raumüberwindenden Kultur der Produktion, Macht und Erfahrung einzubringen.<br />

Wer außerhalb verbleibt, hat keinen Einfluss auf entsprechende sozio-kulturelle<br />

Rahmenbedingungen.<br />

So fördern einerseits die sozio-ökonomischen Erfordernisse (Finanzmarkt, Bildung,<br />

Tourismus, Militär, NGOs o.ä.) eine Wissensbasis und -elite, die in ihrem<br />

Kenntnisstand weltweit vergleichbar ist. Andererseits vernetzen sich einige Early<br />

Adopters auch individuell über die bestehenden globalen Datenkanäle. Es entsteht<br />

eine globale Informationselite (Nielinger 2006) - die hyperconnected Onliner (Aducci<br />

und Al 2008). Der Publizist Thomas L. Friedman bezeichnet diesen seit dem Jahre<br />

2000 einsetzenden Prozess als „Globalisierung 3.0“, da er den globalen Austausch von<br />

Individuen kennzeichne, in Fortführung der staatlichen Globalisierung 1.0 und der<br />

multinationalen Globalisierung 2.0 der Unternehmen (Friedman 2007). Dieser<br />

Prozess des globalen individuellen Austauschs müsse in seiner revolutionären Kraft<br />

mit der Erfindung des Buchdrucks verglichen werden und hätte zu einer „flachen“ Welt<br />

geführt (ebd., 49) - zumindest für die Informationselite, möge man anfügen. Denn die<br />

Verwerfungen des Digital Divide existieren trotz guter Fortschritte weiterhin - weniger<br />

als internationale Spaltung denn als inner-gesellschaftliche Brüche: Zwischen den<br />

vernetzten, „relevanten“ ProduzentInnen einerseits und den „strukturell Irrelevanten“<br />

andererseits.<br />

Um den Bezug zur leitenden Fragestellung dieser Arbeit herzustellen, bleibt<br />

festzuhalten: Wer (potentiell) Exkludierten helfen will, sollte zunächst am space of<br />

places einen strukturellen Anschluss ermöglichen. Zunächst auf technologischer<br />

Ebene, dann bei der Herausbildung relevanter Netzwerkknoten und schließlich auf<br />

individueller Ebene bei der Ausbildung entsprechender Netz-Kompetenzen. Erst dann<br />

sind die persönlichen Grundlagen geschaffen, sich in die internationale Arbeitsteilung<br />

so einzubringen, dass ein autonomes Auskommen innerhalb der gesellschaftlichen<br />

Standards zumindest theoretisch möglich ist. Als politisches Ziel kann aus dem<br />

Vorgenannten abgeleitet werden, dass Chancengleichheit am space of places ganz<br />

pragmatisch hergestellt und die persönliche Gestaltungskraft gefördert werden muss,<br />

um die individuellen Grundvoraussetzungen zu schaffen, im „Raum der Ströme" aktiv<br />

mitwirken zu können.<br />

Sowohl die Menschen als auch die Institutionen befinden sich in einem tiefgreifenden<br />

Wandel: von kleinen Gruppen hin zur vielfältigen Teilhabe in diffusen, virtuell und

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