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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e r n e n i n d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 38<br />

kulturellen Codes und Protokolle. Infolgedessen stellt Macht heute einen schier<br />

endlosen Kampf um die kulturellen Codes der Gesellschaft dar, „mittels derer<br />

Menschen und Institutionen das Leben abbilden und Entscheidungen, auch politische<br />

Entscheidungen fällen“ (Castells 2003, 3:398). In den sozialen Bewegungen sieht<br />

Castells die primären Produzenten von kulturellen Codes und Bildern (Stalder 2006,<br />

138). Die klassische Macht war physisch gewalttätig - die kulturelle Macht entspricht<br />

einer „symbolic violence“ (ebd., 139).<br />

„Kultur als Quelle von Macht und Macht als Quelle von Kapital liegen<br />

der neuen gesellschaftlichen Hierarchie im Informationszeitalter<br />

zugrunde.“ (Castells 2003, 3:399)<br />

Da jedes Netzwerk seine eigene, selbst-bezogene Welt konstituiert, die durch einen<br />

bestimmten zeitlichen, räumlichen und kulturellen Horizont charakterisiert ist,<br />

werden zwangsläufig weite Teile der Bevölkerung aus dem kapitalistischen Netzwerk<br />

ausgeschlossen. Diese Teile müssen versuchen, zurückzukehren und die Netzwerke<br />

über die Gestaltung der symbolischen Gewalt zu transformieren (Stalder 2006, 195).<br />

Alternative Netzwerke müssen die alten ersetzen, damit sich etwas verändert, denn<br />

Netzwerke bestimmen unser Leben - sie sind die Matrix (Castells 2004, 224).<br />

2.1.6 ZWISCHENFAZIT: CASTELLS BEITRAG ZUR<br />

BILDUNGSPOLITIK<br />

Castells Bedeutung zur Analyse der vernetzten Weltgesellschaft kann nicht hoch genug<br />

eingeschätzt werden. Seine Meta-Analyse unterscheidet sich von der klassischen<br />

Netzwerkforschung, die sich auf die Untersuchung konkreter Netzwerke konzentriert<br />

und deren spezifischen Stil, Zweck, Struktur und Wertebildung herauszuarbeiten<br />

versucht (so z.B. Anklam 2007; Steven Johnson 2001; Stegbauer 2008). Dagegen zeigt<br />

Castells die grundlegenden Rahmenbedingungen auf, die den Strukturwandel von<br />

einer entitätendominierten Welt hin zu einer flexiblen, netzwerkdominierten<br />

Infrastruktur forcierten. Und er richtet den Blick auf die sozio-kulturellen<br />

Mechanismen und Strukturen, die über die individuelle Teilhabe oder Nicht-Teilhabe<br />

an diesen neuen, global fließenden Informationsprozessen entscheiden. Dabei besticht<br />

v.a. sein räumliches Konzept, dem Felix Stalder eine markante neue Sichtweise<br />

bescheinigt:<br />

„The analytical clarification of this key point, the emergence of a<br />

new spatial logic, expressed in the space of flows and the<br />

fragmentation of physical space in a variable geography of<br />

hyperconnection and structurally induced 'black holes', is one of<br />

the most substantial and original aspects of Castell's entire theory<br />

of the network society.“ (Stalder 2006, 166)

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