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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 37<br />

Akteure mit. Sie fordern damit das vorherige nationalstaatliche Monopol heraus<br />

und untergraben so die staatliche Legitimität als Wächter der Humanität (ebd.,<br />

112).<br />

• Militär: Aufgrund der Globalisierung und der „perverse connections“ hat sich ein<br />

interner wie externer Krieg als stetiger modus operandi herausgebildet, der die<br />

Legitimation des Staates untergräbt (ebd., 113).<br />

• Medien: Spätestens mit dem Einfluss des Internets ist der staatliche Einfluss auf die<br />

Medieninhalte verloren gegangen (ebd., 114).<br />

Macht ist demnach nicht länger in staatlichen Institutionen, kapitalistischen<br />

Organisationen oder symbolischen Kontrolleuren (z.B. Medienhäuser, Kirchen)<br />

verankert. Sie verläuft sich vielmehr in die globalen Netzwerke des Wohlstandes, der<br />

Macht, der Informationen und der Bilder, die im space of flows zirkulieren. Statt<br />

persönlicher autoritärer Gewalt regiert der informationale Kapitalismus, der große<br />

Teile der Bevölkerung für überflüssig bzw. redundant erklärt (Stalder 2006, 131).<br />

Gleichwohl ist die Handlungsmacht des Staates innerhalb dieser Flüsse nicht zum<br />

Erliegen gekommen. Das neue Modell globaler Produktion und globalen Managements<br />

-nämlich die Arbeitsprozesse global zu integrieren und gleichzeitig die Desintegration<br />

der Arbeiterschaft zu forcieren- ist eine Entscheidung von Regierungen und<br />

Unternehmen und nicht auf zwangsläufige IKT-Prozesse zurückzuführen (Steinbicker<br />

2001, 93). Die konkreten Transformationsprozesse und -formen resultieren aus der<br />

Interaktion zwischen technologischem Wandel, institutioneller Umgebung und der<br />

evolutionären Verbindung zwischen Kapital und Arbeit in ihrem spezifischen sozialen<br />

Kontext (Castells 2009b, 1:xxiv). Staaten können weiterhin innerstaatlich einen<br />

bedingten, kulturellen Unterschied setzen (siehe z.B. das international<br />

unterschiedliche Staatsverständnis hinsichtlich des Verhältnisses von marktliberalem<br />

Laissez-faire zu sozialstaatlicher Verantwortung). Gleichzeitig ist der Nationalstaat zu<br />

einem Netzwerkstaat mutiert, der sich auf internationaler Bühne durch thematisch<br />

wechselnde Koalitionen und ständig ausgehandelte Kompromisse bewegt. Die<br />

internationale Politik ist gekennzeichnet durch<br />

„(...) the daily practice of joint decision-making in a network<br />

state made of nation-states, supranational associations,<br />

international institutions, local and regional governments, and<br />

quasi-public non-governmental organisations.“ (Castells 2004, 223)<br />

Macht kann demnach im Zeitalter der Netzwerkgesellschaft nur noch in kurzfristigen<br />

Projekten verwaltet werden und wechselt ständig. Zwei Mechanismen stehen dafür zur<br />

Verfügung: Zum einen die Fähigkeit, die Ziele des Netzwerkes (mit) zu definieren und<br />

zum anderen die Fähigkeit, verschiedene Netzwerke miteinander zu verbinden, um<br />

gemeinsame Interessen und wachsende Ressourcen zu sichern (Stalder 2006, 135f.).<br />

Die Grammatik dieser Netzwerkprozesse konfiguriert sich entlang der herrschenden

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