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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w F a z i t mi t Au sb li c k 346<br />

begreifen gilt. Auf diesen notwendigen Transformationsprozess auf verschiedenen<br />

Ebenen des Global Governance-Regimes als globale Zivilgesellschaft hinzuwirken,<br />

wird von entscheidender Bedeutung sein, um den gewachsenen, herrschenden<br />

Interessen in den Internationalen Organisationen die neuen Anforderungen einer<br />

modernen Netzwerkgesellschaft entgegenzustellen.<br />

6.1.4 NEUE KAMPFLINIEN ENTSTEHEN ENTLANG DER<br />

NETZNUTZUNG<br />

Die zentrale Ordnungsmacht im weltgesellschaftlichen Gefüge bildet weiterhin der<br />

souveräne Nationalstaat. Dessen Territorium stellt die zentrale Kampfarena für die<br />

Bevölkerung dar, ihre primären Interessen einzubringen. Derweil haben sich im Zuge<br />

der globalen Entwicklungen weitere internationale Institutionalisierungen<br />

herausgebildet, die als Kampfarenen für die Staaten und auch die zentralen<br />

Lobbyinteressen der globalen Wirtschaft dienen. Wechselnde thematische Koalitionen<br />

und Kompromisslösungen bestimmen die weltpolitische Agenda, in der der<br />

„Netzwerkstaat“ im Rahmen der Global Governance agiert. Macht definiert sich hier<br />

dadurch, die Zielsetzungen der temporären Netzwerke mitzubestimmen oder<br />

verschiedene Netzwerke miteinander zu verbinden. Globale zivilgesellschaftliche<br />

Initiativen fällt es mitunter schwer, sich in diesem fluiden Raum aktiv einzubringen.<br />

Allerdings können sie über moderne kulturelle Codes, die sie in die hegemoniale<br />

Diskussionen einbringen, neue Weichenstellungen setzen. Denn die symbolische<br />

Gewalt ist mächtiger einzustufen als die auf der souveränen Gewalt beruhende Macht.<br />

Indem vernetzte Menschen ihre Identitätsbezüge immer weniger an die kulturelle<br />

Identität einer Region oder eines Nationalstaates binden, wird die innerstaatliche<br />

Machtbeziehung zukünftig von den Individuen selbstbestimmt gesetzt. Über globale<br />

soziale Netzwerke lassen sich nunmehr vergleichbare kulturelle Werte ausbilden, die<br />

nicht top-down ausgeliefert, sondern bottom-up im differenzierten<br />

Aushandlungsprozess dynamisch wachsen. Damit provozieren sie Kulturkämpfe<br />

zwischen ihrer „realisierten Virtualität“ und den Versuchen alter<br />

Herrschaftsinteressen, eine virtualisierte Realität zu schaffen, die z.B. traditionelle<br />

mediale Kulturmodelle einfach nur fortführt. In den Kulturkämpfen setzt sich somit<br />

der Wettstreit der Machtrealitäten am space of places fort.<br />

Gleichzeitig formen sich temporäre Bündnisse zwischen den Mächtigen und einzelnen<br />

VertreterInnen der Netzkultur. Es entstehen neue Innovationsmodelle in soziokultureller<br />

Tradition, die kulturelle Werte der vernetzten Menschen aufgreifen und<br />

deren oppositionelle Kraft damit befrieden. Aufgrund der sozio-technologischen<br />

Eigendynamik und spezifischen Botschaft des konkreten Mediums -und in diesem Fall<br />

der absoluten Macht des Netzwerks, sich in alle Lebensbereiche durchzudrücken- sind<br />

die entstandenen Zweckbündnisse jedoch nur temporärer Natur. Der Kampf um die

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