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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w F a z i t mi t Au s b l i c k 345<br />

nationalen Institutionalisierung geführt hat. Über die Möglichkeiten neuer IKT und<br />

eine erforderliche „Zeit-Raum-Kompression“ des kapitalistischen Systems zogen<br />

multinationale Unternehmen nach bzw. führten zu einer zunehmenden Verflechtung<br />

der Weltwirtschaft. Erst mit dem Internet und erst recht mit dem Web 2.0 konnte<br />

dieses sozio-technologische Potenzial von dem „networked individualism“ aufgegriffen<br />

und zu einer neuen Qualität geführt werden.<br />

Infolgedessen ist heute in fast allen Weltregionen der Zugang zur Netzwerkgesellschaft<br />

theoretisch möglich und gewünscht - sei es über Breitbandverbindungen, über<br />

Mobilfunk oder über Satelliten. Zwar stoßen in der empirischen Praxis viele Initiativen<br />

an ihre sozio-ökonomischen Grenzen und es existieren eine Vielzahl an „schwarzen<br />

Löchern“ im weltgesellschaftlichen wie nationalen Digital Divide (mit all seinen<br />

verschiedenen Ebenen). Das Potenzial einer wahrhaft globalen Vernetzung aber ist<br />

greifbar nahe.<br />

Gleichwohl entstand eine neue globale Arbeitsteilung, die „strukturell relevante“ und<br />

„strukturell irrelevante“ Personen hervorbrachte. Diese Schichtung verteilt sich dabei<br />

nicht entlang der weltregionalen Grenzlinien, sondern verläuft quer zu den nationalen<br />

Gebilden - nur in unterschiedlicher Ausprägung: Die Anzahl exkludierter Personen<br />

variiert je nach „Innovationsgrad“ des Heimatstaates, sie existieren aber allüberall.<br />

Exklusion entsteht dadurch, wenn der Zugang zur Netzwerkgesellschaft strukturell<br />

versperrt ist. Die weltwirtschaftlich „relevanten“ Prozesse vollziehen sich im space of<br />

flows und der space of places wird zusehends irrelevanter für die sozio-ökonomischen<br />

und damit sozio-politischen Prozesse.<br />

Um sich als potentieller Netzwerkknoten ins Spiel zu bringen und die eigenen<br />

kreativen Momente in die Netzwerkgesellschaft hineinzutragen, bedarf es seitens der<br />

Individuen neben dem technologischen Zugang einer individuellen Netz-Kompetenz,<br />

die komplementär an die gesamtgesellschaftliche, kollektive Netzwerk-Kompetenz<br />

gekoppelt ist. Dies setzt die Auseinandersetzung mit Mensch-Maschine-Schnittstellen<br />

(MMS) voraus, deren Gestaltung sich an der „klassischen“ User-Experience-Forschung<br />

orientieren kann. Sich selbst kennenzulernen, um die persönlichen Flow-fördernden<br />

Faktoren identifizieren und die eigene technologische Umgebung entsprechend<br />

anpassen zu lernen, stellt eine wesentliche persönliche Voraussetzung dar, um<br />

Kompetenz im space of flows aufbauen zu können. Dies setzt entsprechend<br />

kompetente Schnittstellen auf Seiten der bislang eher Flow-hemmenden Institutionen<br />

voraus, die den emergenten Ansatz der Web 2.0-Kultur unterstützen. Das eigentliche<br />

Lernen vollzieht sich auf allen Seiten unmittelbar mit dem technologischen<br />

Netzkontakt und der kontinuierlichen sozialen Vernetzung.<br />

Diese Notwendigkeit, eine kollektive Netzwerk-Kompetenz aufzubauen, um die<br />

individuelle Netzkompetenz zu fördern, stellt eine wesentliche Bedingung dar, die es<br />

seitens moderner Bildungspolitik aus Sicht der Autorin gesamtgesellschaftlich zu

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