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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w F a z i t mi t Au sb li c k 344<br />

entsprechend ihrer vergnüglichen Interessen - und diese realisieren sich häufig im<br />

digitalen Netz. Sinn entsteht für sie, indem sie Ordnung in den Inhalt ihres<br />

Bewusstseins bringen. Sie befinden sich im Flow, wenn sie im „realen“ wie im<br />

„virtuellen“ Raum ihrer persönlichen Zielsetzung folgen können, sich ihnen immerfort<br />

neue Herausforderungen stellen, die sich über neue Fähigkeiten realisieren lassen. Sie<br />

lernen intentional und nicht-intentional, lernen selbstorganisiert im sozialen Verbund<br />

und definieren ihre eigene (Lern-)Umgebung. Schließlich bewegt sich jede digital<br />

vernetzte Person in mehreren zeit-räumlichen Kontexten, die es individuell zu<br />

koordinieren gilt und die im Zeitalter benutzergenerierter digitaler Umgebungen ggf.<br />

auch besser zu steuern sind.<br />

Individuelle Dynamik entsteht darin durch unterschiedliche Rhythmen und<br />

wandernde soziale Räume, mit denen sich Menschen auseinandersetzen müssen, um<br />

ihren Individuationsprozess zu vollziehen. Die primäre Identität orientiert sich dabei<br />

an individuellen, selbsterhaltenden Strukturen, die ihnen über Zeit und Raum Halt<br />

geben. Als autotelische Persönlichkeiten vermögen die Menschen sich so dem Diktat<br />

fremdgesteuerter Vorgaben und Workflows zu entziehen. Stattdessen gelingt es ihnen<br />

zusehends, ihre neuen kulturellen Werte als amorphe, globale Zivilgesellschaft in die<br />

nationalstaatliche Organisation der world polity einzubringen, indem sie sich<br />

entweder über NGOs strukturieren oder als kulturelle Hegemonie die legitimierenden<br />

Grundlagen der herrschenden Identitätsmuster hinterfragen.<br />

Funktionale oder normative Identitätsmarker, die vermeintliche Eliten oder<br />

ExpertInnen definieren, können hier nicht mehr punkten. Die globale Anbindung an<br />

einen vernetzten sozialen Verbund scheint den Menschen neues Zutrauen zu geben,<br />

sich zu organisieren und den herrschenden Interessen ihre eigenen entgegen zu<br />

stellen. User Experience konfiguriert sich im vernetzten Verbund - und dieser ist<br />

wesentlich geprägt von den globalen Netzwerken. Diesen emergenten Trend zu<br />

erkennen und seitens der internationalen Politik ein komplexeres, bildungspolitisches<br />

Leistungspaket zu schnüren, das über die Ausbildung von Humankapital hinausgeht,<br />

wäre ein weiterer Schritt einer modernen Bildungspolitik, die ernst genommen werden<br />

will von einer vernetzten Menschheit.<br />

6.1.3 LERNEN BEDEUTET ENTWICKLUNG & NETZKONTAKT<br />

BEDEUTET LERNEN<br />

Die Ausbreitung der Netzwerkgesellschaft ist eng an die Prozesse geknüpft, die<br />

gemeinhin unter dem Schlagwort „Globalisierung“ geführt werden. Letztere sind kein<br />

modernes Phänomen, sondern lassen sich historisch bis zu den Kreuzzügen, spätestens<br />

jedoch bis zur ersten Kolonialisierungswelle zurückführen. Kolonialismus, Völkerbund<br />

und Vereinte Nationen oder Europäische Union sind logische Konsequenzen einer<br />

staatlichen Internationalisierung, die zwischenzeitlich zu einer trans- oder supra-

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