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Anja Christine Wagner | UEBERflow

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© a c w Ko mp e t e n t e s L e rn e n in d e r N e t zw e r k g e s e l l sc h a f t 33<br />

eine kohärente Sinnstiftung über alle persönlichen Netzwerk-Beteiligungen<br />

herzustellen. Dabei dominieren in den verschiedenen Räumen unterschiedliche<br />

kulturelle Werte und Codes, um deren Deutungsmacht globale Kämpfe vollzogen<br />

werden. Der individuelle Sinnstiftungsprozess vollzieht sich für Netz-Menschen in<br />

diesem Konkurrenzkampf zwischen globaler Netzlogik einerseits und regionalen<br />

Zusammenhängen, die das physische Leben vordergründig definieren, auf der anderen<br />

Seite. Über die Institutionen am space of places tragen die individuell ausgehandelten<br />

Identitäten die von ihnen eingefangenen, global fliessenden Ideen in die Gesellschaft<br />

vor Ort hinein. Personen ohne Netz-Zugang haben keinen Einfluss auf diesen sozialen<br />

Kulturwandel, der sich über den space of flows materialisiert. Sie sind bereits<br />

strukturell sozial exkludiert.<br />

Wie aber generiert die Netzwerkgesellschaft aus ihrer eigenen sozio-technologischen<br />

Entwicklungslogik heraus eine globale Ungleichheit, die in sozialer Exklusion mündet?<br />

Dieser Frage soll im folgenden Kapitel nachgegangen werden.<br />

2.1.4 TECHNOLOGIE UND ENTWICKLUNG<br />

Im Gegensatz zu Daniel Bells Analyse der nachindustriellen Gesellschaft (Daniel Bell<br />

1996) zeigt Castells auf, dass von einem Verschwinden der Fabrikjobs auf globaler<br />

Ebene keine Rede sein kann 14 und „Dienstleistungen“ auch in den fortgeschrittenen<br />

Ländern eine diffuse Begrifflichkeit markieren, die der Differenzierung bedarf. Was<br />

sich verändert hat in der modernen Weltwirtschaft, ist die sich wandelnde räumliche<br />

Organisation der Produktion aufgrund von Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien (IKT) mit der Folge, dass Raumüberwindung kein<br />

Hindernis mehr darstellt (Stalder 2006, 45).<br />

In der informationellen Entwicklungsweise „wird die Technologie der<br />

Wissensproduktion, der Informationsverarbeitung und der symbolischen<br />

Kommunikation zur wichtigsten Quelle der Produktivität“ (Steinbicker 2001, 83).<br />

Entscheidend ist dabei die Einwirkung von Wissen auf Wissen. Nicht mehr<br />

wirtschaftliches Wachstum treibt die Performance einer Gesellschaft an, sondern die<br />

technologische Entwicklung und deren gesellschaftliche Adaptivität. Es entsteht eine<br />

„zirkuläre Wechselwirkung zwischen der Wissensbasis von Technologie und der<br />

Anwendung von Technologie zur Steigerung von Wissensproduktion und<br />

Informationsverarbeitung“ (ebd.). Aufgrund der Technisierung des gesamten Lebens<br />

ist die Technologie ein Teil der sozialen Dynamik (Stalder 2006, 20). Techno-Eliten<br />

aus Wissenschaft und Militär, Hackerkulturen mit individualistischen und sozialen<br />

Motiven, virtuelle Kommunarden und die globale Business-Kultur treiben die<br />

technologische Entwicklung voran. Die neuen Technologien finden -wenn sie einen<br />

14 Alleine zwischen 1963 und 1983 ist die Anzahl der Fabrikjobs weltweit um 72% gestiegen (aktuellere<br />

Zahlen liegen uns derzeit nicht vor).

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